Raumfahrt

Das absehbare Ende der ISS: Russland plant eine eigene Raumstation und bemannte Flüge zum Mond

Die russische Weltraumagentur Roscosmos hat Aufträge für eine eigene Raumstation und bemannte Flüge zum Mond ausgeschrieben.

Das ist eigentlich keine politische Meldung, aber da Raumfahrt mich interessiert, bringe ich sie hier trotzdem. Allerdings hat die Meldung auf der anderen Seite durchaus einen politischen Aspekt, denn der einzige Bereich, in dem die USA und Russland noch problemlos zusammenarbeiten und der noch nicht von westlichen Sanktionen betroffen ist, ist die Raumfahrt. Das dürfte sich nach dem absehbaren Ende der ISS auch ändern.

Über die Ausschreibungen von Roscosmos hat das russische Fernsehen berichtet und der Einfachheit halber übersetze ich die Meldung des russischen Fernsehens.

Beginn der Übersetzung:

Roscosmos kündigt einen Ersatz für die ISS und eine Mondlandung an

Roscosmos hat auf dem öffentlichen Beschaffungsportal eine Ausschreibung für die Entwicklung der Russischen Orbitalen Service-Station (ROSS) mit sieben Modulen für eine Besatzung von 2-4 Personen veröffentlicht. Die neue Station wird die ISS ersetzen.

Die Entwicklung erfolgt parallel zum Programm der Mondlandung und der Arbeit von Kosmonauten in einer Mondumlaufbahn.

Die Entwickler sollen Entwürfe für eine Basiseinheit und sieben Module einreichen, darunter ein Labor und eine Luftschleuse. Die Kosten für diese Phase der Arbeiten in diesen Bereichen belaufen sich auf 1,735 Milliarden Rubel (ca. 200 Millionen Euro). Die Basiseinheit wird von einer Sojus-5-Trägerrakete gestartet, die anderen werden von Sojus-2 und Angara-A5 ins All gebracht.

Roscosmos kündigte auch eine Ausschreibung an, um die Probleme von bemannten Flügen zum Mond zu untersuchen, einschließlich „der Arbeit von Astronauten in der Mondumlaufbahn und auf der Mondoberfläche, unter Berücksichtigung der Notwendigkeit, medizinische und biologische Probleme zu lösen“. Roscosmos wird für diese Zwecke 1,7 Milliarden Rubel bereitstellen.

Roscosmos hat berechnet, dass das Programm zur Entsendung von Menschen zum Mond durch vier Starts von Angara-5B-Trägerraketen 400 Milliarden Rubel kosten wird, was 5,33 Milliarden Dollar entspricht. Das Programm sieht den Einsatz eines leichten Orel-Raumschiffs vor, das den Namen Orlyonok bekommen hat. (Anm. d. Übers.: Orel heißt Adler und Orlyonok heißt wörtlich übersetzt „Adlerchen“, also kleiner Adler)

Ende der Übersetzung

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

16 Antworten

  1. Die Meldung ist jetzt nicht so neu. Davon wurde bei Analitik schon Anfang Juni berichtet:
    http://analitik.de/2021/06/03/im-weltall-werden-die-karten-neu-gemischt/ (da sind auch die Links zu den russischen Berichten mit drin)
    Das Mondprojekt wird wohl eine Zusammenarbeit mit China sein und jedem anderen, der sich dem Projekt anschliessen will. Ist wohl nicht mehr so „einfach“ zum Mond zu fliegen, wie noch in den 60er und 70er. xD

  2. Hm, die Chinesen haben m.W.n. vor nicht allzu langer Zeit, so ganz nebenbei, einen sog. „rover“ auf den Mars geschickt. Von dem hört man, jedenfalls hierzulande, praktisch nichts – ein Umstand, der die Annahme rechtfertigt, daß das Ding recht erfolgreich seine Kreise zieht oder fährt.
    Auch wenn die Chinesen in einigen recht speziellen Branchen wohl noch lange nicht so weit sind, wie man das gemeinhin annimmt – das jedenfalls halten wir für eine doch mächtig gewaltige Leistung.

  3. Ich verstehe nicht, was die Russen auf dem Mond wollen. Oder gar auf dem Mars. Es gibt dort keine Rohstoffe, die zu Kosten abgebaut und zur Erde transportiert werden könnten, die niedriger wären, als würde man das Zeug hier auf der Erde aus dem Wasser der Ozeane gewinnen. Es gibt dort keine Bedingungen, unter denen Menschen über längere Zeit leben könnten (und es lassen sich auch keine solchen schaffen). Es ist einfach nur verpulvertes Geld, und selbst die für westliche Verhältnisse sehr niedrig kalkulierten russischen Kosten sind ein Schaden am russischen Steuerzahler, dem bestenfalls ein paar Teflonpfannen als Nutzen gegenübersteht.

    Die Frage einer Nachfolge der ISS finde ich sehr spannend. Erdfernerkundung, Nutzung des Orbits aus geostrategischen oder volkswirtschaftlichen Gründen kann ich nachvollziehen, allerdings stellt sich auch hier die Frage, wie lange das noch geht. Wenn die US-amerikanischen Milliardäre Tausende und Zehntausende von Satelliten in den erdnahen Raum bringen, erhöht dies dramatisch die Wahrscheinlichkeit von Kollisionen und von der Entstehung von gefährlichem Weltraumschrott – also, gefährlich für Menschen, die dort oben tätig sind. Da alles, was sich in dieser Höhe bewegt, sehr leicht sein muss, damit es nach oben befördert werden kann, ist ein Schutz gegenüber Geschossen unterschiedlicher Größe mit aufgrund ihrer astronomischen Geschwindigkeit riesigen kinetischen Energie praktisch kaum möglich; nur staubkornkleine Teilchen durchdringen die Hüllen der Satelliten und Stationen nicht. Alles andere kann man sich in dem Streifen „Gravity“ vor Augen führen lassen.

  4. „Ich verstehe nicht, was die Russen auf dem Mond wollen. Oder gar auf dem Mars.“ … Und ich verstehe nicht, was die Menschen überhaupt im Kosmos wollen: Sich von der Erde wegbewegen zu wollen, kann man durchaus auch derart interpretieren, dass den Menschen ihre „Mutter Erde“, die sie in allen Belangen versorgt, egal geworden ist – so abschäzig jedenfalls wird die Erde bereits von Vielen, die behaupten die Natur „beherrschen“ zu können, behandelt 🙁

    1. Nun, was sie ÜBERHAUPT im Kosmus wollen, lässt sich wohl beantworten, z.T. plausibel, z.T. sicherlich weniger. Die Ära von Sputnik 1 bis zur Station Mir war sicherlich erstens von Neugier, von der Frage, was wir können, was wir an Fähigkeiten entwickeln können (die bis dahin bestenfalls in Utopien vorkamen), getrieben, zweitens aber auch von einem angestrebten Spin-off für die Rüstung. Schließlich entstanden in dieser Zeit auch die ersten ballistischen Interkontinentalraketen. Ob die Rüstung von Paranoia oder berechtigten Ängsten vor dem jeweiligen Hauptgegner im Kalten Krieg getrieben war oder von Aggression oder dem Versuch, Überlegenheit zu erlangen bzw. eine Rüstungsindustrie zu alimentieren, will ich mal dahingestellt sein lassen.

      Sobald die erste Neugier hinsichtlich dessen, was geht, befriedigt war, kamen sekundäre Interessen hinzu: Erdfernerkundung, Forschung in der Schwerelosigkeit, medizinische Experimente… Man kann sicherlich sagen, dass insbesondere viele der kleinen unbemannten Flugkörper Erkenntnisse geliefert haben, die auf andere Weise schwer zu gewinnen wären: Wettervorhersage, Klimaforschung, Erkundung von Bodenschätzen, Vermessung der Erde, Kartographie… Ich habe gewiss keinen annähernd vollständigen Überblick. Natürlich: Viele dieser Erkundungen könnten auch mit hochfliegenden atmosphärischen Flugkörpern gewonnen werden. Auch dort fehlt mir hinreichende Expertise. Aber man kann wohl sagen, dass es einen ganzen Sack voller ziviler Anwendungen der Raumfahrt gibt. Jedoch lässt sich nur für ganz wenige Anwendungen sagen, dass man sich dafür sinnvollerweise mehr als 100.000 km von der Erde entfernen muss. Ich denke, die GPS-Satelliten markieren da eine Art Sinn-Grenze. Was jenseits davon unterwegs ist, würde ich im ersten Impuls (also bis zum Beweis des Gegenteils) tatsächlich so einordnen, wie das DiddelDu geschrieben hat: Schwanzvergleich

    1. Ich wäre vorsichtig mit solchem Spott. Es hat da außerhalb der NASA in letzter Zeit einige bemerkenswerte Fortschritte gegeben. Es ist nicht so, dass die mich bedenkenlos in eine der jüngsten Privatentwicklungen setzen würde; ich las da einiges über fehlende Sicherheitskonzepte, und auf diese Weise kann man durch Abspecken natürlich auch Kosten sparen. Aber grundsätzlich finde ich einige Innovationen (wiederverwendbare Trägerraketen, 3D-Druck bei der Fertigung von Raketenkomponenten) ziemlich bemerkenswert. Damit will ich nicht behaupten, dass die Russen oder Chinesen nichts dergleichen anzubieten hätten, aber jedenfalls hängen sie es nicht an die große Glocke.

    1. Exakt das ist der Punkt.

      Der Strahlungsgürtel der Erde wurde ab 1958 bis 2012 intensiv erforscht. Und zwar durch den Start zahlreicher Satelliten in diesen Jahren, die mit entsprechenden Mess-Sensoren ausgestattet waren. Herausgekommen ist am Ende ein detailliertes Modell, wie das Erdmagnetfeld die Menschen auf der Erde, in der Luft und im Weltraum vor der kosmischen Strahlung schützt.

      (siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Van-Allen-G%C3%BCrtel)

      Kern der Erkenntnis ist, dass sich ein Lebewesen nicht weiter als 500 km von der Erde entfernt aufhalten kann, ohne zu sterben. Der einzige Schutz vor der außerhalb dieser Zone extrem starken Strahlung wäre laut Berechnungen von Wissenschaftlern eine Kapsel bestehend aus 80 cm dicken Bleiplatten. Nochmals: 0,0 Prozent Überlebenschance außerhalb dieser Zone.

      Nun haben die bemannten Mondlandungen der USA angeblich zwischen 1969 und 1972 stattgefunden. Der Mond ist ca. 360.000 Kilometer von der Erde entfernt. Dabei hatten die Astronauten bekanntlich kein Raumschiff bestehend aus 80 cm dicken Bleiplatten. Das würde aus physikalischen Gründen auch gar nicht fliegen, schon gar nicht würde der Kraftstoff für hin und zurück reichen.

      Dehalb ist genau die Frage: Haben die Mondlandungen tatsächlich stattgefunden? Oder wurden hierbei nur „Schauspiele“ aufgeführt? Zum Beispiel, weil der amerikanische Präsident Kennedy 1961 in kühner Manier als Antwort auf den Russen Juri Gagarin als ersten Menschen im Weltraum die Mondlandungen dem amerikanischen Volk „versprochen“ hat, obwohl diese sich hernach während der mehrjährigen Projektlaufzeit als technisch unmöglich herausstellten?

      Für die Raumstation ISS ist die Strahlung übrigens „kein Problem“, denn die kreiselt bekanntlich in 400 km Höhe über der Erde. Auch die Umlaufbahn der vorherigen Raumstation „MIR“ befand sich ebenfalls innerhalb des 500-Kilometer-Umkreises um die Erde.

      Keine Frage, Raumfahrt ist ein faszinierendes Gebiet und hat die Menschen weltweit schon immer in den Bann gezogen und vom Alltag abgelenkt. Aber ich befürchte, dass die hier von Roscosmos verkündeten Forschungen wiederum nur diesen einen Zweck haben sollen und werden, ohne dass aus den vielen Science-Fiction – Filmen tatsächlich einmal Wirklichkeit wird.

    1. Wo sind sie hin, die Kindheitstage? Heute sind wir erwachsen und sollten wissen, dass man erstmal das eigene Haus in Ordnung bringt, bevor man in die Ferne schweift. So viel Mist hier unten und mittlerweile auch sehr viel Mist da oben.

  5. Der Mond ist, noch mehr als die ISS-Ersatz-Raumstation, dafür aber die wohl auch geplante Mond-Orbit-Station, ein Sicherheitsfaktor, damit die USA im Weltraum keine militärische Alleinherschaft errichten können. Zwar gibt es einen Vertrag über den entmilitarisierten Weltraum, aber was Verträge mit den USA wert sind, wissen wir ja: nichts. Durch diese Stationen bleibt die Verwundbarkeit der USA-Einrichtungen gewahrt, d.h. sie können nicht „mal eben“ einen Alleinherrschaftsanspruch durchsetzen.
    Ist wie mit der Atombombe. Find ich zwar Sch*****, aber einseitig Abrüsten wäre keine Lösung, und da die USA nicht nur nicht abrüsten sondern modernisieren und immer noch auf dem Trip des regional begrenzten Nuklearkriegen abfahren, müssen sie mit einer konkreten Bedrohung für den Fall ihres Wahnsinns konfrontiert sein, anders wären schon längst Bomben gefallen.
    Und speziell China hat konkret Angst vor amerikanischem Kamikaze. Russland ist da etwas geschützter, durch die Hyperschallwaffen, die mit Höchsttempo produziert werden und eine russische Verteidigung ohne Atomwaffen ermöglíchen. China hat die (noch) nicht, sondern stützt sich (noch) auf die eigenen Atomwaffen, die aktuell ausgebaut werden.

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