Der aktuelle Stand der russischen Entwicklung von Kampf- und Aufklärungsdrohnen

Unbemannte Flugzeuge werden in den Armeen der Welt immer wichtiger. Alle Welt kennt die US-Kampfdrohnen, die Türkei hat die Effizienz ihrer Drohnen gerade in Berg-Karabach gezeigt. Nur über russische Drohnen ist kaum etwas bekannt.

Das russische Fernsehen hat eine Reportage über den Stand der russischen Militärdrohnen gebracht, die ich übersetzt habe. Für alle an dem Thema Interessierten müsste die russische Reportage mit meiner Übersetzung auch ohne Russischkenntnisse verständlich sein. Die gezeigten Bilder sind für die an dem Thema Interessierten jedenfalls sicher interessant.

Beginn der Übersetzung:

Am Vorabend des Tages der Vaterlandsverteidiger hat unser Sonderkorrespondent Alexander Rogatkin für „Nachrichten der Woche“ eine große Reportage über russische Drohnen erstellt. Darin werden noch nie gezeigte fliegende Stealth-Roboter gezeigt. (Anm. d. Übers.: Der 23. Februar ist in Russland ein Feiertag, der Tag der Vaterlandsverteidiger. Zu Sowjetzeiten wurden an dem Tag die Soldaten der Roten Armee geehrt, heute ist es eher so etwas wie der Feiertag der Männer. Übrigens ist der Tag der Frauen, der 8. März, einer der wichtigsten Feiertage in Russland)

Das ist eine echte Sensation und zwar eine exklusive: Die bewaffnete Stealth-Drohne „Ochotnik“ (auf Deustch „Jäger“). Dies ist das erste Mal, dass sie Journalisten gezeigt wird, und diese Journalisten sind wir. Schauen Sie sich die majestätische Größe dieses „Vogels“ an. Mann kann sogar gegen seine mächtigen Flügel klopfen, das ist nicht irgendein Sperrholz, sondern ein einzigartiges Verbundmaterial.

Die Jet-Drohne vom Typ S-70 wurde im Suchkhoi Design Bureau entwickelt und startete erstmals im September 2019. Und kurz darauf flog sie zusammen mit einem Kampfflugzeug der fünften Generation vom Typ Su-57M. Dieser Flug fand unter strengster Geheimhaltung statt.

Das unglaubliche Tandem eines fliegenden Roboters und eines Überschallflugzeugs wurde vom Verteidigungsministerium gefilmt. Und erst nach der erfolgreichen Landung wurde das Filmmaterial an die Presse verteilt. Und jetzt zeigt uns Sergej Bibikov, der Chefentwickler des „Ochotnik“, sein Kind persönlich.

„Die Frist für die Entwicklung war extrem kurz, nur 3 Jahre, um ein neues Flugzeugs zu entwickeln. Das ist eine nie dagewesen kurze Frist“, sagte Bibikov.

Die S-70 ist die erste russische Drohne, die vollständig in Stealth-Technologie gebaut wurde, bei der die Formen und spezielle Materialien das Flugzeug für das Radar unsichtbar machen.

„Die Hauptschwierigkeit war natürlich das Fehlen einer Basis elektronischer Komponenten und der Rückstand bei den Basistechnologien, den wir ursprünglich hatten. Jetzt haben wir es bis zu einem gewissen Grad geschafft, aufzuholen“, sagte Sergej Bibikow.

Der „Ochotnik“ wird von einem Testpiloten, dem Helden Russlands Evgeny Frolov, geflogen. Niemandem sonst wird eine so teure und einzigartige Technik einfach so anvertraut. (Anm. d. Übers.: Held Russlands ist der wohl höchste russische Orden, vielleicht vergleichbar mit dem Bundesverdienstkreuz)

„Hier gibt es immer noch manuelle Steuerungen, die fast vollständig einem bemannten Fahrzeug entsprechen. In Zukunft wird dieses Gerät natürlich vollkommen automatisch fliegen. Solche Steuerungsinstrumente wird es nicht geben. Es wird wahrscheinlich überhaupt keine manuelle Steuerung geben“, sagte Frolov.

Sie flogen nebeneinander und ihre Flügel berührten sich fast. Es sah aus, als würde ein großer Greifvogel einem unerfahrenes Küken den Himmel zeigen. Dort, in den Wolken, wurden sie schnell zu einem Team, das auf dem Schlachtfeld so sehr gebraucht wird.

„Da muss man nichts sagen, sie entscheidet selbst, wer welches Ziel aufnimmt. Und sie greift sie dementsprechend an. Und zwar greift sie mit Informationen aus dem Flugzeug an, das das Ziel gefunden hat“, erklärte Jewgeni Frolov.

Der russische „Ochotnik“ ist eine vollwertige Kampfdrohne, die mit Bomben und Raketen ausgestattet ist. Sie kann mit Kampfflugzeugen zusammenarbeiten, Informationen mit ihnen austauschen und gleichzeitig feindliche Ziele treffen. So etwas hat noch niemand auf der Welt.

„Wir haben keine Informationen darüber, dass etwas Ähnliches wie der Ochotnik in den Vereinigten Staaten entwickelt wird. Es gibt eine ganze Reihe anderer Entwicklungen bei unbemannten Luftfahrzeugen, mittlere und schwere. Aber mit einem anderen Zweck und mit anderen Aufgaben,“ merkte Sergej Bibikov an.

Das Verteidigungsministerium plant, den Ochotnik in zwei Jahren in Dienst zu stellen. Aber die russische Armee braucht schon jetzt Kampfdrohnen.

Der Krieg in Berg-Karabach war ein Triumph der Kampfdrohnen. Türkische Flugapparate bescherten Aserbaidschan einen überzeugenden Sieg. „Bayraktars“ oder, wenn man es aus dem Türkischen übersetzt, „Fahnenträger“, unterdrückten in den ersten Kampfwochen die Luftverteidigung von Berg-Karabach und zerstörten die armenischen Panzerfahrzeuge fast vollständig.

„Wo sind die russischen Kampfdrohnen? Sind wir sogar hinter der Türkei zurückgeblieben?“

„Ich möchte Ihnen „Altius“ zeigen, unsere moderne Aufklärungs- und Kampfdrohne“, sagte Sergej Tyugai, stellvertretender Leiter unbemannter Flugzeuge beim Hauptkommando der russischen Luftwaffe.

„Sie ist riesig!“

„Natürlich, weil sie unser Stolz ist. In vielerlei Hinsicht und bei vielen Eigenschaften übertrifft dieses Exemplar die Aufklärungs- und Kampfdrohnenn der führenden Länder der Welt.“

Die schwere Drohne „Altius“ mit einer Spannweite von 30 Metern kann mit dem amerikanischen Drohnen vom Typ Reaper verglichen werden, nur hat der Russe zwei Motoren, nicht einen. Sie kann in eine Höhe von 14 Kilometern aufsteigen und zwei Tage in der Luft bleiben.

„Sie fliegt so weit wie unsere schweren Bomber fliegen, mehr als 3.500 Kilometer“, sagte Sergey Tyugai.

Aber im Gegensatz zu klassischen Bombern ist die Drohne um ein Vielfaches billiger, hat die neuesten Präzisionswaffen und – was am wichtigsten ist – sie hat keine Besatzung.

„Unbemannte Luftfahrzeuge sind auch der Luftverteidigung ausgesetzt und können abgeschossen werden. Nur in einem Fall verlieren wir etwas sehr wertvolles, einen Offizier, einen Piloten, aber in diesem Fall verlieren wir nur Eisen“, sagte Sergey Tyugai.

Jetzt wird „Altius“ in Dienst gestellt, aber die unbemannten „Orions“ sind bereits im Einsatz, kürzlich haben sie sich im Kampf in Syrien bewährt.

„Sie waren nicht nur erfolgreich, sie haben ihre Überlebensfähigkeit bewiesen. Diese unbemannten Luftfahrzeuge werden bereits an die russischen Streitkräfte ausgeliefert“, sagte Tyugai.

Diese Drohne in Wüsten-Tarnlackierung ist gerade zur Wartung aus Syrien eingeflogen. Sie trägt rote Sterne am Rumpf. Diese Orion scheint fast 40 Kampfeinsätze gemacht zu haben. Der Buchstabe „R“ bedeutet, dass es ein Aufklärungsflug war und der Buchstabe „B“, dass es ein Kampfeinsatz war.

Oberst Sergej Tyugai zeigt ein Video direkt aus Syrien. Diese Bilder waren geheim, außer Militärs hat sie noch niemand gesehen. Kampfeinsätze mit einer russischen Angriffsdrohne gegen radikale Islamisten. Hier hebt Orion von der Landebahn ab. Hier ist sie bei trübem Wetter am Ziel.

„Jetzt macht sie Aufklärung. Die Wetterbedingungen sind sehr schwierig, die Wolkengrenze ist niedrig. Nachdem sie auf das Ziel gestoßen ist, feuert sie und trifft das Ziel“, sagt Sergey Tyugai.

Bei starker Bewölkung und in der Nacht verwendet Orion eine Wärmebildkamera und eine Nachtsichtkamera zum Zielen. Hier zerstört eine russische Drohne ein Munitionslager von Terroristen.

„Ich möchte Ihre Aufmerksamkeit auf die Genauigkeit lenken. In der Nähe gibt es einige Gebäude, Strukturen, Objekte. Aber unsere Munition aus unbemannten Luftfahrzeugen trifft exakt das Ziel, es gibt keine Abweichungen“, sagte Sergej Tyugai.

Orion ist mit modernen Präzisionswaffen ausgestattet: Das sind lenkbare Bomben und lasergelenkte Raketen. Aber wir können sie noch nicht zeigen – das ist immer noch sehr geheim.

Jetzt sind Aufklärungs- und Kampfdrohnen für die russische Armee eine ihrer Prioritäten. In den letzten 8 Jahren ist es dem Land gelungen, einen echten technologischen Durchbruch zu erzielen. Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu übernahm persönlich die Kontrolle darüber.

Die russische Armee erhält alle Arten von unbemannten Flugzeugen. Die kleinsten Aufklärer, die „Tahion“ und die „Eleron“, sind für den Einsatz gegen kleine Gruppe von Kämpfern an der Front.

Die Aufklärungsdrohne „Orlan“ trägt schwerere Ausrüstung. Sie ist mit 12 hochauflösenden Kameras ausgestattet, um dreidimensionale Karten des Gebiets zu erstellen. Die Drohnen können Artilleriefeuer ins Ziel lenken.

„Der Apparat fliegt in einer Höhe von bis zu 5 Kilometern, seine Reichweite beträgt 120 Kilometer. Er ist für etwa 10 Stunden am Himmel, er wird mit einem Katapult gestartet“, sagte Ilja Tscheredow, ein technischer Ausbilder am Luftfahrtzentrum des russischen Verteidigungsministeriums.

Aufklärungsdrohnen werden von mobilen Stationen betrieben und die Orions landen mit einem Fallschirm direkt am Ort des nächsten Starts.

In Kolomna wurde auf der ehemaligen Artillerieschule das Zentrum für die Ausbildung von Spezialisten für unbemannte Luftfahrt eingerichtet. Hier werden Techniker und Piloten ausgebildet.

Die Orion wird von Kronstadt entwickelt, einer Firma, die vor 15 Jahren gegründet wurde. Ihr gelang es, eine moderne High-Tech-Produktion von Grund auf neu zu erschaffen. (Anm. d. Übers.: Der deutsch klingende Name Kronstadt rührt von einer Festung her, die Peter der Große vor Petersburg gebaut hat und die bis heute Kronstadt heißt)

„Während der Entwicklung dieser Komplexe haben wir praktisch eine ganze Technologieindustrie für die Produktion von Großdrohnen geschaffen, die es in unserem Land vorher einfach nicht gab“, sagt Nikolai Doschdkow, Generaldesigner von Kronstadt.

Nikolai Doschdkow ist einer der Gründer von Kronstadt. In den 1980er Jahren war er der Entwickler der sowjetischen Aufklärungsdrohne „Pschela“.

„Diese Drohne war damals die modernste der Welt. Niemand auf der Welt hatte so etwas in die Massenproduktion gebracht“, sagte er. „Und dann gab es eine lange Pause wegen des zurückgegangenen Interesses an neuen Entwicklungen, insbesondere an Drohnen. Wir haben sehr viel Zeit verloren. Genauer gesagt war es eine Zeitlosigkeit, in der niemand etwas getan hat.“

Die „Pschela“ wurden während des Tschetschenienkrieges erfolgreich eingesetzt, aber dieses System wurde nicht weiterentwickelt und nie modernisiert.

Moderne russische Drohnen sind, wie es oft bei uns in Russland ist, eine vergessene Vergangenheit. In der Sowjetunion wurden sie seit den 1960er Jahren entwickelt. Und das waren nicht irgendwelche Segelflugzeuge mit Propeller, es waren ziemlich seriöse Apparate.

Die Jet-Drohne Tu-141 konnte hunderte von Kilometern mit Schallgeschwindigkeit fliegen, ein Gebiet fotografieren und zur Basis zurückkehren. Sie wurde im Designbüro von Tupolev entwickelt. Und Anfang der 80er Jahre wurde sie von der sowjetischen Armee in Dienst gestellt.

„Es war diese Drohne, die uns die Luftverteidigung der NATO-Länder geöffnet hat. Sie flog in neutralen Gebieten und sie zeigte uns mit ihren Instrumenten den gesamten Funkverkehr der Nato-Luftabwehr. Die NATO-Länder haben nicht sofort verstanden, was da fliegt und wohin es fliegt“, sagte Alexej Leonkow, Experte in der Militärzeitschrift „Arsenal Otetschestva“.

Die Tu-141 starteten wie eine ballistische Rakete aus einem speziellen mobilen Startcontainer.

„Zur Landung reduzierte sie die Geschwindigkeit und in einer bestimmten Höhe wurden Fallschirme abgefeuert und sie landete langsam an Fallschirmen. Und dort wurden die Aufzeichnungen der Drohne geborgen“, erklärte Alexey Leonkov.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurden die Tu-141 und ihre leichten Modifikationen „Reisy“ nach und nach ausgemustert. Mehrere Dutzend Düsendrohnen blieben in der Ukraine. Zuletzt hat man 2014 während der Kiewer Operation gegen den rebellischen Donbass von ihnen gehört. Diese Drohne mit einem ukrainischen Dreizack auf dem Heckflügel fiel in der Nähe von Donezk vom Himmel, was einen traurigen Endpunkt in der Geschichte der sowjetischen unbemannten Flugzeuge bedeutet.

Die neue Ära der russischen Drohnen ist bereits eröffnet. Sie breiten nach und nach ihre Flügel aus und nehmen ihren Platz am Horizont der nationalen Interessen des Staates ein.

Hier ist sie, unsere Zukunft: „Grom“ (auf Deutsch „Donner“) am nicht allzu klaren Himmel der Weltpolitik, ein Kampfroboter mit künstlicher Intelligenz. Er wird derzeit von Kronstadt entwickelt.

Ende der Übersetzung

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

8 Antworten

  1. Wow das Ding macht was her. Btw die „türkischen“ Bayraktars sind weit weniger türkisch, als man denkt: im Laufe des letzten Kaukasuskrieges ist allerhand über die Herkunft der Einzelteile bekannt geworden, die aus verschiedenen EU-Ländern (meines Wissens auch Deutschland) stammen.

  2. Lieber Herr Röper,

    zunächst möchte ich Ihnen für Ihre unermüdliche und so wichtige Aufklärung danken! Ihre Seite ist absolut unverzichtbar.

    Was Sie heute in diesem Artikel aus dem russischen TV übersetzt haben, ist für friedensbewegte Weicheier und realitätsferne Antimilitaristen wie mich schon sehr starker Tobak gewesen. Ich bin ein wirklich großer Freund Russlands und ein noch weit größerer Kritiker dieser in Blut badenden „Westlichen Wertegemeinschaf“ und ihrer NATO. Wladimir Putin halte ich für den klügsten, deeskalierendsten und damit wichtigsten Politiker der letzten beiden Dekaden, dessen Politik diesem Globus viele weitere Blutbäder hat ersparen helfen. An die ungeschminkte russische Verzückung für Kriegswerkzeug indes kann ich mich nur schwer gewöhnen. Auch wenn sie sich aus der Geschichte natürlich erklären und verstehen lässt.

    „Dort, in den Wolken, wurden sie schnell zu einem Team, das auf dem Schlachtfeld so sehr gebraucht wird.“
    „Schauen Sie sich die majestätische Größe dieses “Vogels” an.“
    „Die neue Ära der russischen Drohnen ist bereits eröffnet. Sie breiten nach und nach ihre Flügel aus und nehmen ihren Platz am Horizont der nationalen Interessen des Staates ein.“
    „Hier ist sie, unsere Zukunft: “Grom” (auf Deutsch “Donner”) am nicht allzu klaren Himmel der Weltpolitik, ein Kampfroboter mit künstlicher Intelligenz.“

    Das ist Waffenlyrik, bei der beim Lesen die Kotztüte griffbereit sein muss.

    Und schließlich dies:

    „Der Krieg in Berg-Karabach war ein Triumph der Kampfdrohnen. Türkische Flugapparate bescherten Aserbaidschan einen überzeugenden Sieg.“

    Hierzu hänge ich den Link zu einem dem Thema entsprechenden Artikel in den NachDenkSeiten von Leo Ensel, einem treuen Freund Russlands an. Wenn man diesen gelesen hat und dann obiges Zitat aus Ihrer Übersetzung liest, dann fällt – zumindest mir – nichts mehr ein.

    https://www.nachdenkseiten.de/?p=67391

    Was die Waffenlyrik betrifft, ist ja sogar der Kriegs- und Apartheidstaat Israel zurückhaltender.

    1. Ich bin da grundsätzlich bei Ihnen. Und wenn die usa nato nicht jährlich fast 1 Billion für Militär ausgeben würde, Panzer und Raketen an der russischen Grenze stationieren würde – selbst deutsche Panzer stehen wieder 150 km vor Leningrad/St. Petersburg -würde ich gegen diese Maßnahmen Russlands auf die Strasse gehen. Das Russland mit „nur“ 75 Mlliarden (glaube ich und was ich auch noch viel zu viel Geld für Kriegsspielzeug finde) dagegenhält und aufgrund der Aufrüstung unseres Westens (leider) antworten muß, relativiert das Ganze aber. Vielleicht muß die „Waffenlyrik“ so sein, wenn man nur einen Bruchteil an finanziellen Mitteln für diesen ganzen Blödsinn ausgibt, bzw. ausgeben muß, weil wir Russland dazu zwingen. Wie war das? Die usa wollen Russland in einen Rüstungskampf drängen.

      1. Hallo Rainer Hmbrg,

        Ihre Einwände kann ich vollkommen nachvollziehen und sie sind im Kern selbstverständlich wahr. Befriedigen können sie mich dennoch nicht, da sie nicht diesen verheerenden verzückten Duktus erklären helfen. In einer solchen Art über Kriegsgerät zu tirilieren darf auch dem russischen TV nicht nachgesehen werden. Wenn man das unkritisch hinnimmt, muss man sich den Vorwurf einer gewissen Konditionierung gefallen lassen.

        Vollends unappetitlich wird es bei dem Zitat zu Berg-Karabach: „Der Krieg in Berg-Karabach war ein Triumph der Kampfdrohnen. Türkische Flugapparate bescherten Aserbaidschan einen überzeugenden Sieg.“
        Angesichts der Brutalität dieses Krieges mit seiner erschreckenden Ungleichheit der Mittel ist dieser Satz ein Dokument völlig entmenschlichten militaristischen Kalküls, das schaudern macht. Und zeigt ein weiteres Mal die angesprochene Konditionierung. Schade, dass der Herausgeber nicht zumindest hier eine Klammer gesetzt hat (was er ja öfter in seinen Übersetzungen tut), um sich vielleicht von einer solchen Formulierung ein wenig zu distanzieren.

    2. Was genau widerspricht in dem von Ihnen verlinkten Artikel der Information über die Rolle der türkischen Drohnen für den militärischen Sieg von Aserbaidshan in diesem Konflikt?

      Ansonsten, wenn Waffenlyrik Ihnen fremd ist, überlesen Sie sie. Dass die russische Kultur für Waffenlyrik offen ist, ist nun einmal so. Ist die amerikanische auch, und war die deutsche auch mal. Und auch wenn Engländer wie Franzosen augenblicklich kaum Grund haben, angesichts ihrer aktuellen Bewaffnung lyrisch zu werden, ändert nichts daran, dass ihre Kultur dafür genauso offen ist.

      Sicher ist jedenfalls, dass die russischen Rüstungsanstrengungen wichtig und notwendig waren und es auch weiterhin sind. Ihren Beitrag zum Weltfrieden haben sie aktuell schon geleistet – in Form russische Luftverteidigungsausrüstung in Iran und Syrien, die schon einen realen Beitrag geleistet hat, um amerikanische Angriffe abzuschrecken.

      1. Es macht ja auch wenig Sinn, seine Verteidigungsbereitschaft zu demonstrieren und dabei lustlos zu wirken. Die Freude darauf, einem eventuellen Angreifer aufs Maul zu hauen, muss unbedingt herausgestellt werden. Freude reißt mit. 😉

  3. „Хочешь мира – готовься к войне“, – подчеркнул Лавров.

    Und manchmal muß man das auch zeigen – den eigenen Leuten, damit sie Vertauen haben, und den Gegnern, damit sie nicht Opfer ihrer eigenen Propaganda werden und etwa dem Irrglauben erliegen, Rußland sei so etwas wie „Obervolta mit Kernwaffen“ (angbl. Helmut Schmidt) – kurz – nicht auf ganz dumme Ideen kommen.

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