„Deutschland ist das Hauptziel für russische Fake News“ – Was steht in dem EU-Bericht?

Heute liest man überall, dass die EU analysiert hat, dass russische Medien seit 2015 über 700 Mal Fake News über Deutschland verbreitet haben. Deutschland liege damit an der Spitze aller europäischen Länder. Aber was steht tatsächlich in dem EU-Bericht?

Der Spiegel beginnt seinen Artikel unter der Überschrift „EU-Auswertung – Darum ist Deutschland das Topziel für russische Fake News“ dramatisch und geheimnisvoll:

„Kein EU-Land wurde in den vergangenen Jahren häufiger Ziel von Falschinformationen russischer Medien als Deutschland. Das legt ein Bericht des Europäischen Auswärtigen Dienstes (EAD) nahe. Die Auswertung liegt dem SPIEGEL vor.“

Der Spiegel sagt seinen Lesern, was er für ein Super-Nachrichtenmagazin ist, immerhin liegt ihm ja die Auswertung vor. Nun, ich bin auch ein Super-Journalist, denn auch mir liegt die Auswertung vor. Und Sie werden auch zu Super-Journalisten, wenn Sie auf diesen Link klicken. Da ist nämlich die Auswertung zu lesen. Dass der Spiegel sie nicht verlinkt hat, dürfte einen Grund haben: Sie ist auf dem Niveau der Bild-Zeitung geschrieben, es ist keine Auswertung, sondern ein anti-russischer Artikel der EU-Behörde. Wir sehen uns das gleich noch genauer an.

Die Fake-News-Jäger der EU

Die „East StratCom Task Force“ des Europäischen Auswärtigen Dienstes (EAD) ist Lesern des Anti-Spiegel bereits bekannt. Diese EU-Task Force, die (russische) Fake News aufdecken soll, wurde am 1. September 2015 gegründet. Wir erinnern uns: Die Ereignisse in der Ukraine nach dem Maidan 2014 haben bei sehr vielen Menschen Misstrauen gegenüber westlichen Medien geweckt. Um diesem Misstrauen zu begegnen, hat die EU ihre Fake-News-Jäger gegründet. Das Problem der Fake-News-Jäger der EUist, dass sie offenbar keine wirklichen Fake News bei offiziellen russischen Medien finden.

Aber da ihr Auftrag lautet, russische Fake News zu finden, werden sie sehr kreativ. Als Quellen für russische Fake News führen sie Internetportale an, die teilweise nicht einmal russisch sind. Aber auch bei den russischen Internetportalen wie Newsfront, die sie gerne mal nennen, handelt es sich nicht um staatliche Medien. Es sind Blogger. Das wäre so, als wenn die russische Regierung Artikel vom Rubikon oder den Nachdenkseiten als Fake-News-Kampagne der deutschen Regierung verkauft. Es ist einfach nur absurd, aber so arbeitet die „East StratCom Task Force“ des EAD wirklich.

Ich habe vor einem Jahr mal über sie berichtet, den Artikel finden Sie hier. Damals ging es um angebliche russische Fake News über Corona, die auf dem russischen Portal southfront veröffentlicht worden sind. Wenn man sich die acht southfront-Artikel, die die EU-Fake-News-Jäger damals als russische Fake News aufgelistet haben, angeschaut hat, dann stellte man fest, dass die acht Links alle auf ein und denselben Artikel von southfront verwiesen haben. Und der Artikel war noch nicht einmal von southfront! Southfront selbst schrieb, dass der Artikel von einem Peter Koenig ist und auf der kanadischen Seite globalresearch.ca erschienen ist. Man musste das nicht einmal suchen, es war bei southfront direkt verlinkt.

Die EU-Fake-News-Jäger haben damals in ihrer Liste also acht „verschiedene“ Artikel aufgelistet, die angebliche russische Fake-News belegen sollten, aber es war acht Mal derselbe Artikel. Und der Artikel war noch nicht einmal von southfront, sondern von einer kanadischen Seite. Aber Kanada ist ja nicht russisch, daher haben die „Fake-News-Jäger“ auf southfront verwiesen, das den kanadischen Artikel lediglich übersetzt hat. Und das war der Beweis für Fake-News der russischen Regierung und die „Qualitätsmedien“ haben darüber berichtet.

So seriös arbeitet die „East StratCom Task Force“ des Europäischen Auswärtigen Dienstes. Das aber stört all die „Qualitätsmedien“ nicht, die heute wieder über den Bericht der „East StratCom Task Force“ schreiben.

Wie der Spiegel berichtet

Wenn der Spiegel über solche Berichte schreibt, bräuchte er eigentlich nicht zu lügen. Das hat der Bericht der EU schon erledigt. Der Spiegel schreibt zwar inhaltlich fast korrekt über den Bericht der EU-Fake-News-Jäger, aber selbst dabei kann er es nicht lassen, bei seinen Lesern falsche Eindrücke zu erzeugen. So steht im Spiegel-Artikel:

„Ein Beispiel des EAD: Russische Medien berichteten, die Berliner Polizei habe drei Kinder im Alter von zwei, vier und sechs Jahren gewaltsam aus der Wohnung einer russischen Familie geholt und dem Jugendamt übergeben. Die Polizei gab laut EAD als Grund für die Maßnahme die »aufgefundene Situation in der Wohnung« an – und dass die Beamten von den Eltern getreten, geschlagen und bespuckt worden seien. Laut der nationalistischen russischen Website »Tsargad« rief ein Polizist dagegen angeblich der Mutter zu: »Das ist für Nawalny.«“

Das nehmen wir gleich auseinander, nur eines vorweg: Der Absatz beginnt mit den Worten „Ein Beispiel des EAD“ und das suggeriert dem Leser, dass es in dem Bericht ganz viele Beispiele gäbe. Das ist falsch, es gibt im Grunde nur dieses eine Beispiel darin, das dafür aber in epischer Breite ausgerollt wird.

Und der Kern der russischen Berichte ist wahr, den Fall gibt es tatsächlich. Es geht um eine Familie von Russland-Deutschen, denen das Jugendamt die Kinder entzogen hat und die Eltern haben dabei Widerstand gegen die Polizisten geleistet, die das Jugendamt begleitet haben. Journalisten haben danach bei der Polizei nachgefragt und diese Antwort bekommen.

Als Quelle für russische Fake News wird das russische Portal Tsargad genannt. Aber wieder gilt: Da wäre so, als wenn die russische Regierung einen Artikel der Nachdenkseiten als Beleg für eine Fake-News-Kampagne der deutschen Regierung heranziehen würde. Die Fake-News-Jäger der EU haben ganz offensichtlich ein massives Problem, denn sie finden keine Fake News offizieller russischer Medien und müssen daher auf (russische) Blogger zurückgreifen, die angeblich Fake News verbreiten.

Ohne Navalny geht heutzutage gar nichts

Natürlich spielt auch Navalny wieder eine Rolle. Im Spiegel kann man lesen:

„Im Zusammenhang mit dem Giftanschlag auf den russischen Oppositionspolitiker Alexej Nawalny seien zuletzt weitere Fake News verbreitet worden, heißt es im EAD-Bericht. So hätten russische Staatsmedien behauptet, Nawalnys Frau Julija sei kürzlich »für Instruktionen« nach Deutschland gereist. Wenig später hätten russische Medien ein gefälschtes Dokument verbreitet, laut dem Nawalnaja deutsche Staatsbürgerin sei.“

Wieder erweckt der Spiegel einen falschen Eindruck. Russische Staatsmedien haben nicht behauptet, Navalnys Frau „sei kürzlich »für Instruktionen« nach Deutschland gereist.“ Das behauptet nur der Spiegel, nicht einmal die Fake-News-Jäger behaupten das. Sehen wir uns das mal genauer an.

Die Fake-News-Jäger haben für ihre Behauptung eine Quelle verlinkt. Es geht dabei um den russischen Talkshow-Moderator Solowjew, der nach dem Schuldspruch gegen Navalny in einer seiner Sendungen über die Deutschland-Reise von Julia Navalnaja folgendes gesagt hat:

„Du fliegst nach Frankfurt. Was ist mit den Protesten? Was ist mit Deinem Mann? Du reist in die falsche Richtung. Wenn Du die „Frau eines Dekabristen“ bist, musst Du zur „Matrosenruhe“ und nicht nach Frankfurt. Warum bist Du dorthin geflogen, Bürgerin Nawalnaja? Sie sagen, das sei eine private Reise, also wurden Sie dieses Mal nicht von Frau Merkel eingeladen. Warum sind Sie dorthin geflogen? Um Anweisungen zu erhalten, über die man nicht am Telefon sprechen kann, wie Dr. Sosnowski seine Gedanken gestern während eines privaten Gesprächs zum Ausdruck gebracht hat? Bist Du zu Deinem Sohn geflogen? Wenn Du zu Deinem Sohn geflogen bist, warum bist Du dann nicht nach England geflogen?“

Es war also – anders als im Spiegel dargestellt – nicht die Behauptung der „russischen Staatsmedien„, Navalnaja wäre nach Deutschland geflogen, um Instruktionen zu erhalten. Der Moderator hat stattdessen eine Frage gestellt, die sogar (das weiß ich aus eigenem Erleben) eingefleischte Navalny-Anhänger aufgebracht hat. Die Navalnys inszenieren sich medial als das ideale Liebespaar. Aber die „liebende Ehefrau“ ist unmittelbar nach der Verurteilung ihres Mannes abgereist, anstatt zu bleiben und ihn so oft wie möglich in Moskau im Gefängnis zu besuchen, solange er noch nicht in die Strafkolonie abtransportiert worden ist. Das ist für Russen (und übrigens vor allem für russische Frauen) völlig unverständlich.

Die Fake-News-Jäger der EU haben das Zitat in Ihrem Bericht nur verkürzt gebracht. Dort kann man lesen:

„Warum bist Du dorthin geflogen, Bürgerin Nawalnaja? Sie sagen, das sei eine private Reise, also wurden Sie dieses Mal nicht von Frau Merkel eingeladen. Warum sind Sie dorthin geflogen? Um Anweisungen zu erhalten, über die man nicht am Telefon sprechen kann?“

Es wurde also aus dem Zusammenhang gerissen, indem die Frage, warum sie ihren Mann in dieser schweren Stunde alleine gelassen, nicht zitiert wurde. Und dass der Moderator dabei die Worte eines russischen Politologen zitiert hat und es nicht seine eigenen Worte waren, wird auch verschwiegen, indem der Satz in der Mitte abgebrochen wird.

Das mag nach Erbsenzählerei klingen, aber nicht vergessen: Die Herrschaften kämpfen angeblich gegen Fake News, da kann man doch erwarten, dass sie korrekt arbeiten, anstatt Sätze aus dem Zusammenhang zu reißen, oder nicht?

Und im Spiegel klingt es dann so, als hätten russische Staatsmedien folgendes gesagt:

„Navalnys Frau „sei kürzlich »für Instruktionen« nach Deutschland gereist.“

Schon die Fake-News-Jäger haben unvollständig berichtet und der Spiegel hat es dann noch einmal so verändert, dass es auch wirklich böse klingt. Aber entscheiden Sie selbst: Gibt der Spiegel das Zitat des russischen Moderators zumindest sinngemäß korrekt wieder?

Hat Julia Navalnaja einen deutschen Pass?

Außerdem berichtet der Spiegel – wie gesehen – auch, russische Medien hätten ein gefälschtes Dokument verbreitet, laut dem Nawalnaja deutsche Staatsbürgerin sei. Das klingt so, als würden russische Staatsmedien Unterlagen fälschen, um Desinformationen zu verbreiten. Auch das ist gelogen.

In der Tat gab es die Bilder von einem deutschen Personalausweis, der auf Julia Navalnaja ausgestellt gewesen sein soll. Und richtig ist auch, dass das eine Fälschung war, wie sie in sozialen Medien ständig kursieren. Da die Fake-News-Jäger der EU aber den Eindruck erwecken, russische Medien hätten die Falschmeldung verbreitet (und der Spiegel das noch deutlicher behauptet, als die Fake-News-Jäger selbst), wollen wir uns anschauen, wie die russische staatliche Medienholding RIA-Novosti darüber berichtet hat (ich übersetze den ganzen Artikel):

„Das Innenministerium der Russischen Föderation weigerte sich, Informationen zu kommentieren, die am Freitag in mehreren Telegrammkanälen über die mögliche zweite Staatsbürgerschaft von Julia Navalnaja veröffentlicht wurden.
In ihrer Presseanfrage fragte die Nachrichtenagentur, ob das Innenministerium von der zweiten Staatsbürgerschaft von Alexej Navalnys Frau wusste, und ob sie diese gemeldet hat, die wie es das Gesetz verlangt.
Zuvor schrieb der Blogger und Designer Artem Lebedew in seinem Telegramm-Kanal, dass Julia Navalnaja eine zweite Staatsbürgerschaft hat – die deutsche, was er mit einem angeblichen Foto des Personalausweises bestätigt. Später reagierte er auf Meldungen und sagte, das Dokument habe sich als Fälschung entpuppt.
Offizielle Stellungnahmen der deutschen Behörden zu diesem Thema sowie von Navalny selbst gibt es bisher nicht.“

Und? Stimmt es, dass „russische Medien ein gefälschtes Dokument verbreitet hätten, laut dem Nawalnaja deutsche Staatsbürgerin sei„?

Nein, sie haben berichtet, dass es sich „als Fälschung entpuppt“ hat.

Der Witz ist, dass die Fake-News-Jäger wissen, dass sie lügen. Sie verbreiten also selbst bewusst Fake-News. Den Link zu dem Artikel der russischen staatlichen Medienholding RIA-Novosti haben die Fake-News-Jäger freundlicherweise selbst in ihrem Bericht gesetzt. Links machen einen seriösen Eindruck, aber die Fake-News-Jäger der EU verlassen sich darauf, dass niemand den auf Russisch verfassten Originalartikel versteht. Sie behaupten, russische Medien hätten die Lüge mit der Staatsbürgerschaft verbreitet und verlinken als Bestätigung einen Artikel der russischen Medienholding, in dem das Gegenteil steht: Das Foto des Personalausweises ist eine Fälschung.

So arbeitet die „East StratCom Task Force“ des Europäischen Auswärtigen Dienstes (EAD) immer. Die Fake-News-Jäger der EU produzieren selbst Fake News am laufenden Band und Medien wie der Spiegel spielen das Spiel fröhlich mit und verbreiten die Fake-News der EU weiter.

Wer verbreitet nun Fake-News? Die russischen Medien oder die Fake-News-Jäger der EU?


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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

7 Antworten

  1. Darüber bin ich heute bei der DW auch gestolpert, und die haben verlinkt.
    Was mich wieder köstlich amüsierte: Das Werk betrifft zwar erklärtermaßen die Bundesrepublik, jedoch wird selbige offenbar dem deutschen Sprachraum nicht (mehr) zugerechnet.
    Es kann natürlich sein, das Elaborat ist von dermaßen „unterirdischer“ Qualität, daß es einfach nicht dafür taugt, all diejenigen zu überzeugen, die intellektuell das Deutsche noch bewältigen.

  2. Ich recherchiere zu dem Thema „EU East Stratcom“ schon geraume Zeit… es ist definitiv ein undurchsichtiger Laden. Ich fasse es mal zusammen:

    Sie veröffentlichen in etwa werktäglich neue Artikel unter https://euvsdisinfo.eu ,meist auf English, aber auch in 5 weiteren Sprachen. Dies setzt einen nicht unerheblichen redaktionellen Aufwand voraus, zudem sind die Artikel stets (vom Inhalt einmal abgesehen) gut geschrieben, redigiert und fehlerfrei. Was auffällt ist, dass niemals ein Autor angegeben wird. Ebenso wenig findet sich ein Impressum oder sonstige konkrete Namen von Verantwortlichen der Redaktion. Es gibt lediglich ein
    Kontaktformular auf der Webseite und eine nichtpersonalisierte Mailadresse: https://euvsdisinfo.eu/contact-us/ Unter https://eeas.europa.eu/headquarters/headquarters-homepage/789/eeas-press-team_en finden sich Mailadressen von Verantwortlichen, die entsprechende Anfragen zu EUvsDisinfo jedoch nur ausweichend beantworten.

    Die dort angegenbene Anschrift in Brüssel scheint mehr oder minder eine Briefkastenadresse zu sein.
    Wie sich aus anderen Quellen zusammengestückelten Informationen ergibt, gibt es keine feste Belegschaft, sondern es werden eine Handvoll Mitarbeiter aus anderen EU-Gremien zeitweise abgestellt. Dem niederländischen TV-Sender NOS wurde ein Interview und eine Besichtigung der Räume verweigert, die Informationen über die (ausschließlich russische !) „Desinformation“ kommen angeblich von einer Handvoll Freiwilligen:

    EUvsDisinfo claims that it is informed by a volunteer network of more than 400 experts, journalists, government officials, NGOs and think tanks.
    In reality, Dutch public broadcaster NOS discovered that of the claimed 400 volunteers, only 10 are really active.
    Quelle: https://euobserver.com/opinion/141458

    Wir haben es also mit einer gesichtslosen EU-Instituition zu tun, die quasi ohne eine feste Redaktion mit 10 Freiwilligen fast täglich Artikel in insgesamt 5 Sprachen abliefert? Eher unwahrscheinlich.

    Es finden sich Hinweise darauf, dass die EU East Stratcom mit der namensähnlichen NATO StratCom COE kooperiert (Quelle müsste ich heraussuchen). Diese befindet sich in Riga: https://www.stratcomcoe.org/about-us-0

    Dieses „NATO Strategic Communications Centre of Excellence“ ist für „strategische Kommunikation“ zuständig, also für Propaganda. Der Laden ging im Oktober 2014 in Betrieb, also nach den Ereignissen in der Ukraine (Maidan, Krim, Donbass, MH-17) und soll wohl die Meinungshoheit der westlichen Medien wieder herzustellen helfen. Die EU Stratcom ging im darauffolgenden Jahr in Betrieb und ist meiner Vermutung nach lediglich ein Sprachrohr für die Arbeit der NATO-Stratcom, die sich aus einem Budget in undefinierter Höhe bedienen kann.

    Es wäre ja auch ein wenig offensichtlich, wenn antirusssiche Artikel statt von der EU direkt von einer NATO-Dienststelle kämen. Daher diese „Briefkastenfirma“ in Brüssel ohne Redaktion und mit namenslosen „Freiwillgen“ als vorgebliche Informationsquelle…

    1. Die offizielle Kooperation von EU & NATO Stratcom findet sich auf Seite 6 des Postionspapiers „ANNEX A.: EUROPEAN EFFORTS TO COUNTER DISINFORMATION“

      Zitat:

      „NATO-EU Cooperation
      Reflecting the allies’ decisions at the Wales and
      Warsaw summits, NATO and the EU have increased
      cooperation on hybrid challenges, including
      disinformation. Formal cooperation on hybrid
      threats started in 2016 with the signing of a joint
      declaration and was expanded in 2018 to further
      areas.32 According to a progress report on the first
      two years of cooperation, the two organizations
      had “exchanges at the technical level” on strategic
      communications as well as “frequent engagement
      between EU and NATO spokespersons, strategic
      communications counterparts and the EU Strategic
      Communications Task Forces, and the NATO
      Strategic Communications Centre of Excellence in
      Riga.“

      Quelle:
      https://www.jstor.org/stable/resrep21251.8?seq=1#metadata_info_tab_contents

      Desweiteren bezieht sich „EU vs Disinfo“ beispielsweise in diesem Artikel auf „Stop Fake“ vom Dezember 2020 offen & direkt auf Untersuchungsergebnisse der NATO Stratcom in Riga, das Thema
      gleicht dem nun publik gemachten Topic „Deutschland als Hauptangriffziel russischer Propaganda“:
      https://www.stopfake.org/de/informationswasche-in-deutschland-eine-sich-entwickelnde-geschichte/

      Es liegt nahe, dass diese „Kooperation“ der Normalfall ist.

  3. „…Als Quelle für russische Fake News wird das russische Portal Tsargad genannt..“

    Im Bericht steht aber – „Russia’s largest daily, KP.ru, writes:
    The children are currently at an orphanage, and the court that will handle the case is visibly biased. When the family sensed the illegal pressure from the authorities, they started to collect the documents to move back to Russia. But too late.

    Und KP.ru wird schon von Regierung finanziert, wie das oben auf der Seite von KP.ru steht

    1. Erstens: Wo steht oben auf der Seite von KP, dass sie von der russischen Regierung finanziert werden? Habe ich da was übersehen? Bitte aufzeigen.
      Zweitens: Das ist aber auch unwichtig, denn KP hat das berichtet, was auch die Berliner Polizei in ihrer Presseantwort geschrieben hat. Das kann man also kaum als „russische Fake News“ bezeichnen.
      Drittens: Die „russischen Fake News“ sollen die Behauptung sein, ein Polizist habe gesagt, „das ist für Navalny!“ Und dazu schreiben die EU-Fake-News-Jäger: „Nationalist website Tsargrad describes the incident as an ”answer for Navalny”“
      Was genau also kritisieren Sie an meiner Formulierung?

      1. KP.ru-Seite, über der blauen Menüleiste steht:
        ФУНКЦИОНИРУЕТ ПРИ ФИНАНСОВОЙ ПОДДЕРЖКЕ ФЕДЕРАЛЬНОГО АГЕНТСТВА ПО ПЕЧАТИ И МАССОВЫМ КОММУНИКАЦИЯМ
        Der einzige Kritikpunkt wäre, dass Sie nur Tsargad erwähnen, und nicht die vom Staat unterstützte Zeitung, d.h. dass Ihre Behauptung „Die Fake-News-Jäger der EU haben ganz offensichtlich ein massives Problem, denn sie finden keine Fake News offizieller russischer Medien und müssen daher auf (russische) Blogger zurückgreifen, die angeblich Fake News verbreiten“ stimmt nicht zu 100%.
        Artikel selbst in KP.ru ist korrekt geschrieben, ich habe da nichts auszusetzen, für mich sind das keine Fake-News

  4. Es interessiert im Grunde überhaupt nicht, wer da finanziert. Weder eine private noch eine staatliche Finanzierung geben doch eine Garantie dafür, daß die dort das machen, was sie nach unserer Vorstellung machen sollen.

    Diese Masche, da auf einer vermeintlichen oder tatsächlichen staatlichen Finanzierung herumzureiten, funktioniert doch nur, weil man hier, im Westen, den „Staat“ selbst, als Institution, dämonisiert hat, und der russischen Staat richtigerweise diesem Wahn nicht folgt.
    Daß der Staat hierzulande genau das geworden ist, was man ihm in der Vergngenheit immer vorgeworfen oder angedichtet hat, ist nicht Ausgangpunkt sondern Folge dieser Entwicklung.
    Wenn hierzulande auch ein Herr Gysi verkündet, der „Nationalstaat habe sich überlebt, weil einzelne Staaten die globlen Probleme nicht mehr allein lösen könnten“, so ist das dermaßen dämlich (klingt aber doch so schön einleuchtend), denn das war noch nie anders, daran ändert auch der Umstand nichts, daß wir heute da möglw. mehr davon haben. Das ist gewönliches neoliberalistisches Geschwätz, ganz im Sinne dieser avisierten „Vereinigten Staaten von Europa“, mit dem Ziel, unter Ausschaltung traditioneller demokratischer Mechanismen, diese EU zu imperialer Größe zu führen – ob vereint mit oder neben dem „großen Riesen“ hinter dem Atlantik.
    Und darunter verbirgt sich eine „Ökonomie“, in der Alphabet, Amazon, BlackRock – die ganze „Davose Bande“ des Westens das sagen hat.

    Mit Staatsmedien „freiheitlich-demokratischer“ Natur hat man hier daher überhaupt keine Problem.

    Auf der anderen Seite werden wir hier doch immer wieder angehalten, nur „seriösen“ Medien zu vertrauen, sog. „Alternative“ werden da nur zu gern, als in dem Ruch „Aluhut tragender Verschwörungstheoretiker“ stehend beschrieben,(was ja leider nur zu oft mehr oder weniger auch stimmt).
    Nur wenn dann ein alternatives Medium, wie diese „Röhrende Katze“ daherkommt, und die ist ganz sicher eine „alternatives Medium“, dann werden Heldenlieder gesungen.

    Man kommt letztendlich um das „selbst Denken“ nicht herum.
    Und man muß sich halt dann erstmal die Frage beantworten, warum der „Westen“ die Russen zu erledigen sucht, wenn nach den eigenen Erkenntnissen dieses „Westens“ (siehe jüngst das verdienstvolle Wirken des Autors zu einem Elaborat dieser RAND-Corporation aus dem Jahre 2019), der „Russe“ weder „kommen will“, noch die Vorherrschaft anstrebt.

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