Ukraine

Die bittere Bilanz der Ukraine zur 30-jährigen Unabhängigkeit

Die Ukraine hat den 30. Jahrestag ihrer Unabhängigkeit gefeiert und das russische Fernsehen hat darüber berichtet. Die Ukraine ist die einzige ehemalige Sowjetrepublik, deren Wirtschaftsleistung noch immer schlechter ist, als zu Sowjetzeiten.

Dass das russische Fernsehen nicht positiv über den 30. Jahrestag der ukrainischen Unabhängigkeit berichtet, ist klar. Der Grund ist nicht, dass man in Russland der Ukraine ihre Unabhängigkeit nicht gönnt, der Grund ist, dass man in Russland – auch aufgrund der vielen familiären Bindungen zwischen den Ländern – mit großem Bedauern auf die Ukraine blickt, die es in den 30 Jahren nicht geschafft hat, auf die Füße zu kommen. Sie wird seit 1991 von Oligarchen und einer korrupten Politikerkaste ausgesaugt und hat ihre Unabhängigkeit längst wieder verloren, denn die Entscheidungen werden nicht in Kiew, sondern in Washington getroffen.

Das russische Fernsehen hat im wöchentlichen Nachrichtenrückblick „Nachrichten der Woche“ über die Feierlichkeiten in Kiew berichtet und ich empfehle, den russischen Bericht auch anzuschauen, denn zusammen mit meiner Übersetzung ist er auch ohne Russischkenntisse verständlich.

Beginn der Übersetzung:

Wenn sich die Fallschirmspringer in der Luft zur Musik gegenseitig einfangen und ein buntes Trio bilden, ist nicht ganz klar, dass es sich um den vielbeschworenen Jubiläums-Sky-Gopak handelt. Daher musste er auf der Startbahn wiederholt werden.

Nur haben die Trachten der Tänzer – weiß-rot-blau – beim Publikum Assoziationen zur russischen Trikolore geweckt. Diese Farbkombination ist in der Ukraine jetzt verboten. In Odessa hat die Polizei einen amerikanischen Staatsbürger festgenommen, der ein T-Shirt mit der Aufschrift „Russia“ getragen hat. „Ihr seid Nazis, ich kenne die Geschichte – ihr seid ukrainische Nazis!“, rief der inhaftierte Amerikaner.

„Aus uns wird ein Rammbock gegen Russland gemacht. Die Ukraine mit ihrer 1.000-jährigen gemeinsamen Geschichte mit Russland, die Ukraine, die mit Russland gemeinsame Helden und Heilige hat, die mit Russland in gemeinsamer kanonischer Einheit steht – diese Ukraine braucht Europa nicht.“, sagt Petro Tolotschko, Historiker und Akademiker an der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine.

Die ukrainische Regierung hat die Kirche absichtlich gespalten. Auf Selenskys Einladung hin besuchte Patriarch Bartholomäus von Istanbul zum ersten Mal Kiew und segnete die Kirchen-Dissidenten. Aus Protest nahmen Vertreter der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats nicht an den Feierlichkeiten teil.

„Wir wissen, was heute in der Ökumenischen Orthodoxie geschieht, wie diese Kräfte unter Ausnutzung der schlimmen Situation in der Ukraine versuchen, die Einheit der Orthodoxen Kirche zu brechen“, sagte Patriarch Kirill. „Und in mancher Hinsicht haben sie Erfolg. Ein Beispiel dafür ist der sündige und wenig erklärbare Besuch des Patriarchen von Konstantinopel in Kiew und sein Segnen der Dissidenten.“

Für den Unabhängigkeitstag schreibt Selensky die ukrainische Geschichte noch einmal um und präsentiert alles in einem feierlichen Video so, dass Russland oder die Sowjetunion mit keinem Wort erwähnt werden.

„Wir werden nie wieder einen Stein unserer Geschichte hergeben. Wir werden nicht zulassen, dass auch nur eine einzige Seite unserer Geschichte okkupiert wird, dass unsere Schriftsteller, unsere Wissenschaftler, unsere Sportler, unsere Helden, die den Nazismus besiegt haben, annektiert werden.“, sagte der ukrainische Präsident.

Vor zwei Jahren, als er gerade an die Macht gekommen war, sagte er die Militärparade ganz ab. „Am 24. August haben wir eine Militärparade – so pompös und bestimmt nicht billig. Ich denke, dass wir dieses Geld lieber unseren Helden, unserem Militär, zukommen lassen sollten“, sagte Selensky im Jahr 2019.

Und jetzt läuft dem ukrainischen Präsidenten in besonders bewegenden Momenten der aktuellen Parade eine Träne über die Wange – die Fernsehkamera zeigt sein Gesicht immer in Großaufnahme.

„Wir müssen alles zeigen, was wir in der Ukraine haben – welche Qualität, welches Niveau. Wir erhöhen ständig den Haushalt für unser Militär. Ich bin stolz darauf“, betont Selensky.

Und zum Jubiläum gibt es etwas zu zeigen – Vladyslav Kozachenko aus Mykolayiv fuhr 600 Kilometer mit dem Fahrrad durch die Ukraine und spielte die ganze Zeit auf einer selbstgebauten Pfeife aus Wasserrohren die Nationalhymne. Und in Winniza haben sie eine Hantel mit künstlicher Intelligenz entwickelt, die „Heil der Ukraine“ sagen kann. (Anm. d. Übers.: Warum ich die in den Medien mit „Ruhm der Ukraine“ übersetzte Parole, mit der sich in der Ukraine die Menschen heute begrüßen, mit „Heil der Ukraine“ übersetze, habe ich hier erklärt)

Nur sind die meisten Waffen bei der Parade aus sowjetischer Produktion und die ehemaligen Präsidenten haben sich schnell gelangweilt. Man kann sehen, wie Juschtschenko und Poroschenko aufstehen und nicht mehr auf den Fernsehbildern auftauchen. Kutschma blieb, veröffentlichte aber später diesen Artikel über die aktuelle ukrainische Politik:

„Übrigens, noch ein paar Worte zu Putin. Kürzlich sagte er, die Ukraine entwickle sich zu einem Anti-Russland. Und dass das eine Bedrohung für die Russen darstellt. Einige unserer Patrioten sahen das als Kompliment an – nach dem Motto „Richtig so!“. Aber hier muss ich Putin zustimmen. Es ist in der Tat eine Gefahr, nur Anti-Russland zu sein. Das ist eine Gefahr für uns, nicht für sie. Man kann nicht nur auf dem Negativen aufbauen und vorangehen, sich erfolgreich entwickeln, nur um „nicht wie sie zu sein“.“

Die Volkszählung von 1989 ergab mehr als 51 Millionen Menschen in der ukrainischen Sowjetrepublik. Laut der medizinischen Statistik, die alle Personen erfassen soll, die jemals medizinische Leistungen in Anspruch genommen haben, sind es jetzt etwas mehr als 31 Millionen.

Die BIP-Kurve der Ukraine ist seit der Sowjetzeit bis heute fast jedes Jahr stetig nach unten gegangen.

Die Ukraine lebt von Kredit zu Kredit und bettelt bei ihren westlichen Partnern um Geld für alles. Und zum 30. Jahrestag der Unabhängigkeit gab die US-Botschaft ein Lied zum Besten. (Anm. d. Übers.: Dafür haben Mitarbeiter der US-Botschaft in einem Video gesungen und es in sozialen Netzwerken gepostet)

Keiner der Staats- und Regierungschefs der G-20-Länder kam zu der von Selensky konzipierten „Krim-Plattform“, die zeitlich mit dem Unabhängigkeitstag zusammenfiel. „Sie verstehen, dass wir all diese Führer eingeladen haben. Sie haben Angst, sie haben Angst vor Russland. Und es ist wahr, Europa hat Angst vor Russland. Das muss man zugeben“, antwortete Selensky auf die Frage, warum keine wichtigen westlichen Politiker zu der Krim-Plattform gekommen sind. (Anm. d. Übers.: Über die Krim-Plattform habe ich berichtet, den Artikel finden Sie hier)

So kam zum Beispiel der ungarische Präsident, obwohl er in seinem Land nur eine nominelle Rolle hat, und seine Rede handelte unerwartet von der Unterdrückung der Ungarn in der Ukraine.

„Der Gebrauch ihrer Muttersprache ist im staatlichen Leben eingeschränkt und wer Ungarisch lernt, dem droht eine Geldstrafe. Wir hoffen, dass die Ukraine allen ihren Bürgern eine sichere Zukunft bieten kann und dass sich die Ungarn in der Ukraine zu Hause fühlen können.“, sagte der ungarische Präsident Janos Ader. (Anm. d. Übers.: Über die Diskriminierung der Minderheiten in der Ukraine habe ich oft berichtet, einen aktuellen Artikel dazu finden Sie hier)

Der Chef der Europäischen Kommission, Charles Michel, und der ukrainische Premierminister, Denis Schmygal, sahen sich so ähnlich wie Zwillingsbrüder – und das bestimmte den allgemein humorvollen Ton der Veranstaltung. Man mag sich daran erinnern, wie sich Selensky selbst über das Thema lustig gemacht hat, als er noch nicht ukrainischer Präsident war, sondern ihn nur als Komiker auf der Bühne verkörperte: „Nächstes Jahr werden wir die Krim zurückholen. Daran glaube ich natürlich selbst nicht, aber als Präsident muss ich Ihnen Vertrauen einflößen, den Glauben an die Zukunft geben – bla bla bla – und Ihnen diesen ganzen Unsinn erzählen.“

Unmittelbar nach der Parade marschieren auf den Straßen von Kiew wieder mal ukrainische Nationalisten und dieses Mal waren sie sehr dreist: Der ehemalige Präsident Poroschenko wurde mit einer grünen Flüssigkeit übergossen und er identifizierte sofort den Auftraggeber und ging in die Offensive: „Wladimir Selensky, ich verstehe: Sie haben Angst. Ich verstehe, dass Sie mehr Angst vor Freiwilligen, Militärs und echten Patrioten haben als vor Putin. Versuchen Sie nicht, uns mit Ihrem grünen Rotz aufzuhalten. Das wird Ihnen nicht gelingen, obwohl Sie diese Schurken jetzt decken.“

Und all das vor den Augen der europäischen Öffentlichkeit. Und dann gab die – so schien es – treueste Unterstützerin der Ukraine, die Präsidentin Estlands Kersti Kaljulaid, die die Ukraine sogar in Kleinigkeiten unterstützte, auch noch so ein Interview: „Um der EU beizutreten, müssen viele Bedingungen erfüllt werden und keiner dieser drei Staaten – Ukraine, Moldawien, Georgien – ist bereit, die Kriterien für eine Mitgliedschaft zu erfüllen. Es wird vielleicht 20 Jahre dauern, bis Sie diese Bereitschaft erreichen“. (Anm. d. Übers.: Das Interview war sogar noch schlimmer, denn sie hat ihren Landsleuten ausdrücklich von Investitionen in der Ukraine abgeraten, weil die Ukraine so korrupt ist und es keinerlei Rechtssicherheit in dem Land gibt, dass man sein Geld durch die korrupte Justiz verlieren kann)

Daher besuchte Selensky den kulturellen Teil des Programms mit Erleichterung, zumal er die Gelegenheit bot, mit der Hollywood-Schauspielerin Robin Wright zu sprechen, die in der letzten Staffel der Serie House of Cards die US-Präsidentin gespielt hat.

Ende der Übersetzung

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

13 Antworten

  1. Es ist eine Schande für die BRD, dass die Ukraine – nachdem dieses Land im 2.Weltkrieg für den Kampf gegen den Bolschewismus missbraucht wurde ( die Russen nennen es -aus ihrer Sicht zu Recht- den Großen Vaterländischen Krieg) nun wieder missbraucht wird, um globale ( West- und US) Interessen durchzusetzen!
    So etwas hätte eigentlich nie wieder passieren dürfen!
    Für uns Deutsche steht der Feind nicht im Osten – sondern viel schlimmer- im eigenen Land!

    1. Der Feind steht immer im eigenen Land, und Das auch nur sekundär, denn der Feind ist primär immer in uns selber zu finden. Ein unsauberer Geist, der das Herz verdunkelt, ist die Hauptursache für Neid und Gier, für Spaltung und Separatismus, für Hass und Krieg. Was im Inneren nicht sauber ist, wird schmutzig nach Außen getragen – so viel zur Psychoanalyse der Protagonisten in der Ukraine 🙁

    2. Und wer ist dieser Feind? Die in Deutschland stationierten bzw. operierenden Geheimdienste und Streitkräfte der USA und Großbritanniens oder die von den angelsächsischen Besatzern installierten Klientel-Eliten in Politik, Wirtschaft, Medien, Wissenschaft, Justiz, Verwaltung, Militär und Geheimdiensten? Oder beide?

  2. Diese arroganten Balten glauben ernstlich, daß sie viel „besser“ sein als die Ukraine, Georgien etc.. Die liegen geographisch nur etwas „günstiger“, und vor allem sind sie viel „kleiner“, sprich unbedeutender. So was schleppt die EU locker mit durch …

    1. Unter den Fabel des Jean de La Fontaine (https://de.wikipedia.org/wiki/Jean_de_La_Fontaine) finden sich garantiert auch einige, die den Übermut von Mäusen beschreiben, so lange sich die Katzen nicht blicken lassen. Mit anderen Worten sind diese kleinen baltischen Vasallen ein Nichts, wenn sie auf ihre Protegés nicht mehr hoffen können … und sie sollten sich jetzt ganz genau anschauen, wie die USA und deren westliche Vasallen ihre „Protektorat“ Afghanistan verlassen 😉

      1. Was gibt es noch interessantes aus der Ukraine zu berichten, einschliesslich der Balten, was nicht schon – auch hier durch dr.listermann gesagt wurde. … ?

        Fuer mich persoenlich ist die Ukraine nur noch im Hinblick auf das Datum interessant, dass die beiden Volksrepubliken aufhoeren, ihre Buerger dem durch die Ukraine taeglich praktiziertem Teil-Voelkermord auszusetzen. Dem Tag, an dem die Militaers die Freigabe erhalten saemtliche Einheiten der Ukraine – ueber die gesamte soganannte Kontaktlinie gesehen- mit einem in der Bevoelkerung des Rest-Donbass angekuendigtem Sperrfeuer zu belegen, die sich dort aufhalten, wo sie nach Minsk2 nichts zu suchen haben. Der Tag ist (hoffentlich) nicht mehr fern. Doch wer die Stimmungen der Militaers in Doneyk & Lugansk zu deuten weiss, ist wie ich selbst davon ueberzeugt, dass die Zeituhr “ 5 vor 12″ anzeigt. Nach dem Fiasko der Amerikaner und Deutschen + Rest-Nato wahrscheinlich schon „3 vor 12 „

        1. Ich selber habe seit ein paar Wochen nicht mitbekommen, was in der Ost-Ukraine bzw. in Neurussland vor sich geht, und kann nur vermuten, dass sich die USA und die NATO trotz ihrer Präsenz an ihren annektierten östlichen Grenzen zumindest moralisch schon ganz mächtig geschwächt haben. Der „große weise Führe USA“ ist weltweit der Lächerlichkeit preisgegeben, nachdem er (bis auf seine Vasallen) bereits weltweit verflucht worden war. Und das gibt der Ost-Ukraine bzw. Neurussland noch mehr moralische Kraft, sich auf allen Ebenen von Kiew endgültig zu lösen – darauf nun können wir sehr gespannt sein – es könnte ein Todesstoß gen Westen für lange Zeit werden …

          1. Das – genau das- muessen die Leader der beiden Republiken erst mal fuer sich selbst verinnerlichen und dann EIGENE Entscheidungen treffen. Wenn sie das nicht tun, sehe ich ganz persoenlich eher fuer die Republiken „dunkle Wolken“ aufziehen“, da auch in den Republiken selbst, nicht alles“ Gold ist was glaenzt“. Poroschenko wusste schon, warum er Sachartschenko hat toeten lassen. Mit ihm waere die Situation schon lange insoweit geklaert, dass zumindest der Artilleriebeschuss aufgehoert haette.

  3. Natürlich sind die Balten und Polen gegen einen Beitritt der UA zur EU.
    Müssten sie doch die geringer werdenden EU-Mittel, die sie komplett für Rüstung ausgeben, mit der UA teilen.

  4. Die Ukraine ist nicht der einzige Nachfolgestaat der UdSSR, dessen Wirtschaftsleistung sich immer noch unter dem Niveau der Zeit als Sowjetrepublik befindet, weil dies beispielsweise auch auf Moldawien, Georgien und Tadschikistan zutrifft.

    Tadschikistan ist der ärmste und rückständigste Nachfolgestaat der Sowjetunion.

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