Afghanistan

Die internationale Anerkennung der Taliban-Regierung rückt in weite Ferne

Die Situation in Afghanistan verschwindet so langsam aus den Schlagzeilen, nachdem die US-Truppen das Land verlassen haben. Dabei wird es jetzt spannend im Land: Können die Taliban die Macht halten und das Land zur Ruhe bringen und wieder aufbauen? Die vorgestellte Übergangsregierung erweckt wenig Hoffnung.

Am Sonntag hat der russische Afghanistan-Korrespondent wieder aus Kabul berichtet. In dem Bericht ging es um die vorgestellte Übergangsregierung der Taliban und auch um die letzten Morde der USA, die vor ihrem endgültigen Abzug aus Afghanistan noch eine zehnköpfige Familie bei einem Drohnenangriff abgeschlachtet haben. Ich habe den russischen Bericht aus Kabul als Kontrastprogramm zu den deutschen Medienberichten übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Die Taliban hielten die Spannung über die Zusammensetzung der neuen afghanischen Regierung bis zu ihrem Sieg in Pandschir am Leben. Sie mussten die Vorstellung der Regierung sogar einige Male verschieben. Am Montag verkündete ein Sprecher der Taliban das Ende des Bürgerkriegs im Land.

„Die vollständige Kontrolle über Pandschir ist hergestellt. Es ist an der Zeit, sich um unser Land zu kümmern“, sagte Zabihullah Mujahid, Sprecher der Taliban.

Am Dienstag stellte derselbe Mujahid in seiner Eigenschaft als stellvertretender afghanischer Informationsminister das neue Übergangskabinett vor. Der Bewegung war es nicht gelungen, eine inklusive Regierung zu bilden, also gab es eine exklusive, ausschließlich aus Taliban bestehende Regierung. Nicht nur, dass die gesamte neue afghanische Führung unter Sanktionen steht, einige stehen auf der UN-Terroristenliste, einige auf der US-Fahndungsliste, und fast alle sind Paschtunen, allerdings gibt es einen Tadschiken, aber auch der ist ein Taliban. Die Bewegung hat über die Erwartungen des Westens nur gelacht.

Innenminister des Landes ist jetzt der Anführer der Terrororganisation Haqqani. Der berüchtigtste Taliban hat das Serena-Hotel in Kabul gesprengt, das Attentat auf den ehemaligen Präsidenten Karzai vorbereitet und sein Vater war Mentor von bin Laden.

Es ist unwahrscheinlich, dass ein solches Kabinett von der internationalen Gemeinschaft anerkannt wird. Aber ohne Anerkennung ist es unwahrscheinlich, dass die neuen Minister die Wirtschaft stabilisieren können.

Am Freitag tauchte die Theorie auf, dass die Taliban durch den pakistanischen Abgesandten, den Chef pakistanischen Geheimdienstes General Hamid, bei seinem Besuch in Kabul von der Inklusivität abgebracht wurden. Es heißt, Islamabad habe darauf bestanden, dass Vertreter anderer politischer, ethnischer und religiöser Gruppen aus dem Kabinett ferngehalten werden sollten. Wenn das stimmt, was schwer zu überprüfen ist, war es im Wesentlichen Pakistan, das die Tür zur Legitimierung des Emirats Afghanistan geschlossen hat.

Vor diesem Hintergrund hat der Widerstand gegen die Taliban, der zwar besiegt, aber nicht vernichtet wurde, die ganze Woche über zum Aufstand im Land aufgerufen. Massoud Junior wandte sich über soziale Medien an die Afghanen.

Das Land ist nicht aufgestanden. Es gab Kundgebungen gegen die Taliban-Bewegung, die Proteste wurden von den Militanten schnell aufgelöst und dann ganz verboten. Und nun gehen immer mehr Taliban-Anhänger auf die Straße, um die neue afghanische Regierung zu unterstützen.

Die neue Regierung sollte am 11. September offiziell in ihr Amt eingeführt werden. Doch dann wurde die Veranstaltung abgesagt. Vielleicht haben die Taliban beschlossen, die westliche Welt nicht zu verärgern, vielleicht haben aber auch Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Bewegung ihre Wirkung gezeigt. Der Jahrestag der Terroranschläge auf die Vereinigten Staaten, die Washington als Vorwand für den Krieg genutzt hat, verlief in Kabul schließlich ruhig, auch wenn es eine anti-amerikanische Kundgebung gab.

Das US-Militär hat sich Mühe gegeben, die Stimmung im Land gegen sich zu haben. Das Weiße Haus hat durch seine Entscheidungen in den letzten Tagen der Evakuierung Dutzende von unschuldigen Afghanen getötet. Erst schossen die US-Marines gleich nach der Explosion in Panik auf die Opfer des Terroranschlags vom 26. August, dann griffen sie das Auto eines IS-Terroristen mit einer Drohne an. Es stellte sich aber heraus, dass sich keine Militanten in dem Auto befanden.

Die Amerikaner töteten 10 Menschen, darunter sieben Kinder, und hielten Zamari Ahmadi, einen Mitarbeiter einer amerikanischen gemeinnützigen Organisation, für einen Terroristen. Die Recherche wurde von Journalisten der New York Times durchgeführt. Ahmadi füllte Wasser in Behälter, aber das US-Militär nahm an, dass es sich um Sprengstoff handelte und tötete die Menschen einfach, ohne das zu überprüfen.

In Washington wird sich niemand entschuldigen. Das ist ein anschauliches Beispiel für den gesamten amerikanischen Feldzug in Afghanistan und für sein Ende.

Ende der Übersetzung

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

9 Antworten

  1. Das Gerücht hat eine feste Basis: der pakistanische Geheimdienst ist eng mit dem CIA verbandelt (man denke an Bin Laden und die pakistanische Rolle bei dessen Eliminierung) . Pakistanische Interessen und Amerikanische sind mal wieder weitgehend deckungsgleich; denn beide wollen keine wachsenden stabilen Staat in Afghanistan.
    Wobei man daran denken muss, das Pakistan in weiten Bereichen terrositischer agiert, als die Taliban. aber durch Atomwaffensitz und US-Nähe faktisch geschützt sind.

    1. Dass die USA noch besonders eng mit Pakistan verbandelt ist, ist eher ein Gerücht. Eins mit Legitimierung in der Vergangenheit, da war das mal so. Inzwischen sind die Verbindungen mit China enger als mit Amerika. Ganz abgesehen davon, dass auch der CIA was gegen die recht zweifelsfrei bestehende Unterstützung der Taliban durch Pakistan gehabt haben dürfte.

    2. Der Bericht zitiert auch die Rede von Außenminister Shah Mehmood Qureshi vor dem Parlament im vergangenen Monat, in der es heißt, dass „Keine US-Basis von Premierminister Imran Khan erlaubt wird, solange er an der Macht ist“.
      Nun das lässt sich ändern , sagt man in Washington, Er ist ja nicht der erste der an einem UNHEILBAREN Krebs kreppiert und auch nicht der letzte.

  2. Und wenn die Rosenbüsche als Regierung aufgestellt hätten, eine offizelle Anerkennung wird ihnen nur zuteil werden, wenn sie sich, wie ALLE anderen Staaten, unter die Knechtschaft, der Herrscher Dynastien FÜGEN und deren Anordnungen, wie ALLE anderen, Impfen, Impfen Impfen gehorsam durchsetzen.
    ABER dann hätten sie keinen Befreiungskrieg führen müssen.
    Da hätten sie sich nur, wie der Russische Journalist, brav Abspritzen lassen müssen. Dem übrigens nicht klar sein dürfte, das es noch ein anderes Leben, wie unter der Knute, der Herrscher Dynastien , VORSTELLBAR ist

  3. Also bitte kein Gesäusel. Schon zu Zeiten als die Sowjetunion noch versuchte wieder Ruhe nach Afghanistan zu bringen bastelte man sich islamische Verbände in Pakistan. Bin Laden konnte sich fast 6 Jahre in Pakistan verstecken. Ein Umstand der zu keinem Großangriff gegen Pakistan führte. Aber als pakistanische Islamisten für Afghanistan erklärten das man Bin Laden nicht ausliefern würde da legte man das Land in Schutt und Asche. Da wusste man angeblich von welcher Höhle der Oberterrorist in die Nächste wandert. Und dann ist er 6 Jahre vor der Nase aller Geheimdienste streng geschützt durch seine Leute und keiner merkt was?
    Die Taliban, die man vorgab zu bekämpfen durften unbehelligt gesundheitlich in Pakistan versorgt werden, wieder vor den Augen aller möglichen Geheimdienste.
    Dazu kommt dann noch der angebliche Kampf gegen die Terror Finanzen wobei man die größten Finanziers außen vor lässt. Wohl wissend das die Terroristen des 11. 9. auch aus den Ländern kommen. Als wäre das nicht schon genug bastelt man mit Terroristen, deren Ausbreitung nicht verhindert wurde an einem Friedens und Abzugsplan zum Nachteil der Bürger die man mit dem Einmarsch beschützen und demokratisieren wollte.

    Nur zur Erinnerung, Iran, Irak, Afghanistan oder Syrien waren einmal recht moderne und eher säkulare Staaten und wie sieht es heute aus?
    Etwas aus den Augen geraten ist zeitgleich die Zerlegung des Libanon. Es handeln die immer gleichen Akteure.

    Wenn nun Terror Unterstützer sich mit Terroristen zusammentun dann hat das Gespann eine Aufgabe. Welche werden wir sicher bald sehen.

  4. Wenn die Taliban den Staat nicht händeln können dann zerfällt etwas was gar nicht existiert. Wer nichts von den Taliban will der braucht sie auch nicht anerkennen.
    Wenn gewaltige Flüchtlingsströme in Bewegung kommen, dann nutzt es auch den Taliban.

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