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Die Spiegel-Lügen der letzten Woche, Teil 5: Gazprom und Moldawiens Gasnotstand

Der Spiegel hat berichtet, dass in Moldawien ein schwerer Mangel an Gas herrscht und dass das Land den Notstand ausgerufen hat, weil Gazprom die Gaslieferungen verweigert. Stimmt das?

Da ich derzeit mit der Arbeit an meinem Buch über die Netzwerke hinter der Pandemie sehr ausgelastet bin, komme ich kaum dazu, auch noch Artikel zu schreiben. Sollten Sie noch nicht mitbekommen haben, worum es bei dem Buch geht, lesen Sie zunächst diesen Artikel und dann diesen Artikel, die Reihenfolge ist wichtig, weil sie aufeinander aufbauen.

Normalerweise hätte ich auf die dreisten Lügen, die sich der Spiegel letzte Woche geleistet hat, sofort reagiert. Nun tue ich es eben mit ein wenig Verspätung und was als kleine Sonderreihe für eine Woche gedacht war, setze ich nun fort, weil der Spiegel mir so viel Material liefert, dass die Sonderreihe in ihre zweite Woche geht.

Genießen Sie also zusammen mit mir Teil 5 der „Spiegel-Propagandashow“

Der Gasnotstand in Moldawien

Der Spiegel hat am 22. Oktober unter der Überschrift „Schwere Gasversorgungskrise – Republik Moldau ruft wegen Gasmangels Notstand aus“ berichtet, dass in Moldawien Gas fehlt und natürlich Gazprom daran schuld ist. Der Artikel begann mit folgender Einleitung:

„Der ehemaligen Sowjetrepublik Moldau droht bald das Erdgas auszugehen. Der Grund: Andauernde Vertragsverhandlungen mit dem russischen Energieriesen Gazprom. Jetzt hat die moldauische Regierung den Notstand ausgerufen.“

Über die Gründe für die Situation erfuhr der Spiegel-Leser in dem Artikel:

„Der Gasbedarf der wirtschaftlich schwachen Ex-Sowjetrepublik für Oktober sei nur zu 67 Prozent gedeckt. In dieser Lage sei ihr Land gezwungen, Erdgas aus anderen Quellen zu beziehen, sagte Gavrilita – der Notstand sei die Voraussetzung für ein solches Vorgehen. Moldau bezieht Gas entweder über die Ukraine oder über Rumänien.
Ein Vertrag zwischen Moldau und dem russischen Energiekonzern Gazprom, der eigentlich Ende September hätte auslaufen sollen, war zuletzt um einen Monat verlängert worden. Die Verhandlungen mit Gazprom dauerten an, so Gavrilita.“

Und weil die Nachbarländer alle so lieb sind, helfen sie Moldawien, wo sie nur können, wie der Spiegel-Leser dann auch noch erfährt:

„Die Ukraine, deren Beziehungen mit Russland stark angespannt sind, stellte Moldau kurzfristig Gaslieferungen aus eigenen Reserven in Aussicht. Man brauche das Gas auch nicht zu bezahlen, sondern könne später die entsprechenden Mengen zurückliefern, sagte der Sekretär des ukrainischen Sicherheitsrats, Olexij Danilow.“

Das simple Weltbild des Spiegel

Damit der Spiegel-Leser nicht vergisst, wer an all dem die Schuld trägt, schreibt der Spiegel am Ende seines Artikels noch:

„Die drastisch gestiegenen Energiepreise haben vielerorts in Europa große Sorge ausgelöst. Kritiker vermuten, dass Gazprom nicht auf die erhöhte europäische Nachfrage reagiere, um eine rasche Inbetriebnahme der Gaspipeline Nord Stream 2 zu erzwingen.“

Wir erfahren also, wenn wir das zusammenfassen, dass Gazprom dem armen kleinen Land Moldawien, das ohnehin bettelarm ist, unmittelbar vor dem Winter den Gashahn zudreht. Gazprom tut demnach das, was der Westen den bösen Russen immer vorwürft: Es setzt Gas als Waffe ein. Das passt in das Weltbild des Spiegel.

Weiter erfahren wir beim Spiegel, wie toll die Solidarität der dem Westen treu ergebenen Länder funktioniert, wenn die Ukraine der neuen moldawischen Regierung, den Brüdern im anti-russischen Geiste, umsonst Gas liefert, um den Engpass zu überbrücken. Der Spiegel-Leser bekommt das Weltbild bestätigt, das die Spiegel-Redaktion malen möchte: Russland ist böse, aber die Freunde des Westens stehen in Solidarität vereint zusammen.

Was der Spiegel-Leser nicht erfährt

Die Geschichte klingt ganz toll, aber sie hat einen Haken: Der Spiegel verschweigt seinen Lesern den Grund für die Gaskrise in Moldawien. Wer den erfahren möchte, muss russische Medien lesen. RT-DE berichtete über das Detail, über das der Spiegel aus irgendeinem Grund nicht berichtet hat, und schrieb in der Einleitung seines Artikels:

„In Moldawien ist das Gas knapp, seit ein alter Liefervertrag mit Gazprom ausgelaufen und ein neuer noch nicht verhandelt ist. Gazprom fordert zunächst die Begleichung alter Schulden. Moldawien hält das für eine unfaire Bedingung. Ohne neuen Vertrag könnte die Belieferung im Dezember enden.“

Das klingt schon anders. RT-DE stellt die Argumente beider Seiten dar: Gazprom möchte zunächst, dass die offenen alten Gasrechnungen bezahlt werden, Moldawien hingegen findet, dass das unfair ist. Im Gegensatz zum „russischen Propaganda-Sender“ verschweigt der Spiegel die Argumente einer Seite komplett.

Der Spiegel könnte die Argumente von Gazprom ja nennen und seinen Lesern erklären, warum es unfair von Gazprom ist, vor einem neuen Vertragsabschluss die Bezahlung des alten Vertrages zu fordern. Aber anscheinend hat der Spiegel Angst, dass seine Leser, wenn sie davon wüssten, aus irgendeinem Grund Verständnis für die Position von Gazprom aufbringen könnten.

In dem Artikel von RT-DE erfahren wir dann noch mehr Details:

„Nachdem die Versuche scheiterten, den langfristigen Gasliefervertrag zwischen Russland und dem unter Gasknappheit leidenden Moldawien zu erneuern, hat Gazprom erklärt, die Lieferungen im nächsten Monat einzustellen, wenn Chisinau seine Schulden nicht zahlt. Die moldawische Regierung habe die Gasversorgungskrise, in der sich das Land jetzt befindet, selbst geschaffen, so Gazprom. Die Schulden Moldawiens belaufen sich inzwischen auf 709 Millionen US-Dollar.“

Was das im Klartext bedeutet

Moldawien hat bei Gazprom offene Rechnungen und der Liefervertrag ist ausgelaufen. Wenn Gazprom so böse wäre, wie der Westen behauptet, warum hat Gazprom dann den bestehenden Vertrag um einen Monat verlängert und liefert weiterhin Gas, obwohl Moldawien seine Gasrechnung seit Monaten nicht bezahlt?

Gazprom ist Moldawien also schon weit entgegengekommen und Moldawien hat sogar noch Zeit, seine Rechnungen zu bezahlen, denn Gazprom wird – trotz offener Rechnungen – noch bis Ende November Gas liefern und den Gashahn erst zudrehen, wenn bis Ende November keine Einigung erzielt ist. Und die Einigung ist denkbar einfach: Bezahlt Eure Rechnung und schon gibt es einen neuen Vertrag.

Da in Moldawien aber gerade erst eine pro-westliche Regierung an die Macht gekommen ist, die sich in ihrer anti-russischen Radikalität nicht von der Regierung der Ukraine unterscheidet, ist es nicht überraschend, dass es zu diesen Problemen gekommen ist. Der moldawischen Regierung ist es wichtiger, eine anti-russische Stimmung zu erzeugen, als ihren Bürgern eine sichere Versorgung mit Strom und Heizung zu garantieren. Und diese gewollte anti-russische Stimmung kann man sehr gut schüren, indem man selbst eine Gaskrise herbeiführt, den Bürgern im Winter für einige Tage die Heizung abdreht und die Schuld an der selbstgebackenen Misere den Russen in die Schuhe schiebt.

Solche Probleme mit dem Gas gab es früher in Moldawien nie. Aber so wie in Moldawien, bastelt sich die Politik auch in Europa ihre Probleme im Energiesektor selbst und gibt dann den Russen die Schuld.

Die wahren Gründe für die Energiekrise in Europa

Über die Gründe für die Energiekrise in Europa habe ich oft berichtet, daher fasse ich sie hier der Vollständigkeit halber nur noch einmal kurz zusammen.

Erstens: Der letzte Winter war kalt, weshalb viel Gas verbraucht wurde. Pipelines und Tanker reichen nicht aus, um im Winter genug Gas nach Europa zu bringen, weshalb die Gasspeicher normalerweise im Sommer aufgefüllt werden. Das ist in diesem Jahr ausgeblieben und während die Gasspeicher normalerweise zu Beginn der Heizsaison zu fast 100 Prozent gefüllt sind, sind es in diesem Jahr nur 75 Prozent.

Zweitens: Die Energiewende hat zu einem zu großen Anteil von Windenergie am Strommix geführt. Da der letzte Sommer aber außergewöhnlich windstill war, fehlte die Windkraft und es wurde unter anderem Gas zur Stromerzeugung genutzt, das eigentlich in die Speicher hätte geleitet werden müssen.

Drittens: Der Wunsch vieler europäischer Politiker, russisches Gas durch vor allem amerikanisches Flüssiggas zu ersetzen, hat dazu geführt, dass in Europa nun Gas fehlt. Der Grund: In Asien sind die Gaspreise noch höher als in Europa und die fest eingeplanten amerikanischen Tanker fahren nach Asien, anstatt nach Europa.

Viertens: Die Reform des Gasmarktes der letzten EU-Kommission hat den Handel mit Gas an den Börsen freigegeben. Dadurch wurde Gas zu einem Spekulationsobjekt. Während Gazprom sein Gas gemäß langfristigen Verträgen für 230 bis 300 Dollar nach Europa liefert, ist es für die Importeure ein gutes Geschäft, das Gas an der Börse für 1.000 Euro weiterzuverkaufen und diese Spekulationsgewinne in Höhe von mehreren hundert Prozent in die eigene Tasche zu stecken.

Warum Gazprom trotzdem langfristige Verträge möchte? Die Antwort ist einfach, denn das war auch in Europa so, als in Europa noch Gasfelder erschlossen wurden. Der Produzent von Gas muss Milliardeninvestitionen planen und das geht nur, wenn er weiß, wie viel Gas er langfristig zu welchem Preis verkaufen kann. Daher möchte ein Gasproduzent langfristige Verträge, auch wenn der Preis zeitweise möglicherweise viel niedriger ist als der, den er an der Börse erzielen könnte.

Auch für den Kunden ist es von Vorteil, wenn er die Gaspreise und die Gasmengen im Voraus planen kann, denn was passiert, wenn man sich auf kurzfristige Verträge einlässt, erleben wir gerade in Europa. Dass die EU-Kommission sich trotzdem für kurzfristige Verträge und Börsenhandel von Gas einsetzt, ist entweder Inkompetenz, oder der Wunsch europäischen Konzernen die lukrative Börsenspekulation mit Gas auf Kosten der Verbraucher zu ermöglichen, oder die politische Abhängigkeit von den USA, die auf kurzfristige Verträge setzen, weil ihrer schnelllebigen Frackingindustrie schnelle Gewinne wichtiger sind als langfristige Planungssicherheit.

Aber von all dem erfahren Spiegel-Leser nichts, was einmal mehr bestätigt:

Spiegel-Leser wissen weniger!


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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

12 Antworten

  1. Wir können ja mal ausprobieren, wie lange unsere Gaslieferanten brauchen um den Gashahn zu schließen, wenn wir unsere Rechnungen nicht bezahlen. Da sind die ganz fix. Und wenn wir dann noch so viel jammern, es wird auch im Winter abgedreht. Genauso wie mit Strom. Da kennen die Stadtwerke nix. Wer nicht zahlt, der sitzt im Dunkeln. Na ja, mit der grünen Politik wird auch bald der der zahlt im Dunkeln sitzen.

  2. Da sind selbst die ÖRM noch eher der Wahrheit verhaftet: In den VT-Nachrichten stand, dass Moldawien offene Rechnungen von ca. 700 Millionen Euro bei Gasprom hat. Da ist es selbstverständlich, dass kein Gas fließt. Endkunden bekommen aber normalerweise kein Gas, wenn sie nicht ständig zahlen. Wo sind deren Zahlungen hingekommen? Wieder mal in die Taschen von Oligarchen und Politverbrechern? Das beste wäre doch, Gaskunden allüberall könnten DIREKT mit Gasprom ihre Verträge schließen, ohne die Verbrecher dazwischen, die das meiste absaugen und in Propaganda stecken. Es wäre für Russland (als Lieferant) und ebenso für mich als Endverbraucher lukrativ.

    Zum Propagandablatt kann man nur „Pfui!“ ausrufen.

  3. Kam mir jetzt mal so in den Sinn. Mich macht das nicht Reagieren der EU auf die Explosion der Gaspreise in Europa etwas sehr skeptisch, da die Möglichkeiten ja bestehen. Wie bekannt ist, wird das Gas an der Börse gehandelt, was den Gaslieferanten ermöglicht diese hohen Aufschläge auf das Gas zu geben. Sind die Lieferanten nicht hauptsächlich genau die Firmen die mit Gasprom NS-2 gebaut haben und kann es nicht sein das genau diese Firmen jetzt in dieser Situation mit den hohen Gaspreisen für ihre Verluste durch die nicht oder verspätete Inbetriebnahme der Leitung entschädigt werden. Kann damit nicht sein, dass wieder einmal der kleine Mann für die geostrategischen Träume seiner „Eliten“ die Rechnung bezahlt und auf seinem Rücken die Konzerne schadlos gehalten werden?

  4. So etwa im Juli, nach den Parlamentswahlen in Moldawien, bei denen die Präsidentenpartei dieser Maja Sandu einen Erdrutschsieg errungen hat – selbstverständlich unter wohlwollender Begleitung des Wahlprozesses durch den US-Botschafter und mit Hilfe u.a. der Adenauer-Stiftung – habe ich hier mal fallen lassen, das dort alles „seinen ukrainischen Gang gehe“.
    Das war mehr so eine Ahnung – aber man glaubt nicht, was dort seit dem abgeht – wie nach „Blaupause“.

    Ich habe seit dem zu Moldawien rund 60 Beiträge des Portals dieses Фонд стратегической культуры gesammelt – die sind da richtig gut, setzten Schwerpunkte und rechts findet man täglich so eine Art Kurzkommentare, oft unter Bezugnahme auf die lokale Presse, auch zum Baltikum, der Ukraine oder Georgien u.a. – da kann man das Elend quasi „live“ verfolgen.

    Die Truppe dieser Sandu hat dort jetzt praktisch die absolute Macht und spielt verrückt – der Generalstaatsanwalt wurde unter fadenscheiniger Begründung verhaftet (der ist dort wohl wirklich recht unabhängig), Transnistrien leidet unter einer Verkehrsblockade durch die Ukraine, da wird gekungelt, und „im Internet ist ein Dokument aufgetaucht, in dem die Vorsitzende der parlamentarischen Fachkommission, Liliana Nicolaescu-Onofrei, eine dringende Überprüfung der Fernsehsender Moldova 1, NTV und Primul în Moldova fordert“ (das sind russischsprachige Medien), u.s.w., u.s.w. …

    Beispiel:

    Власть Молдовы растеряна – страна на грани системного кризиса
    17.10.2021

    Moldawische Behörden sind verwirrt – das Land steht am Rande einer systemischen Krise

    „Maia Sandu hat das Land ins Trudeln gebracht und weiß nun nicht, wie sie mit den Problemen umgehen soll“.

    Es scheint, dass der Traum der moldauischen Euro-Integrierten wahr geworden ist: Die Regierung der „guten Menschen“ aus dem Team von Maia Sandu, die durchweg prowestlich eingestellt ist, kam endlich an die Macht. Nach nur zwei Monaten warnen Experten jedoch zunehmend davor, dass das Land vor einer echten Systemkrise steht, die sich zu einer Katastrophe nationalen Ausmaßes ausweiten könnte. Die führenden Positionen der Macht wurden von Leuten aus NRO‘s besetzt, die vom Westen überwacht werden, aber sie alle haben bereits ihre völlige Inkompetenz in Sachen öffentlicher Verwaltung unter Beweis gestellt.

    „Seit den Wahlen sind erst zwei Monate vergangen, aber in dieser Zeit hat sich die sozio-politische und wirtschaftliche Lage der Republik Moldau erheblich verschlechtert. Die dramatischsten Misserfolge waren die Zunahme der Coronavirus-Inzidenz, der tägliche Anstieg der Benzin- und Dieselpreise und das Scheitern des Gasabkommens mit Russland.“

    – berichtet die Online-Ausgabe von „Echo Moldawiens“.

    Die Situation wird durch den starken Anstieg der Erdgaspreise auf den europäischen Märkten noch verschärft, der von Tag zu Tag zunimmt, und niemand kann heute sagen, wie die Preise im Winter mitten in einer Kälteperiode sein werden, so die Wochenzeitung. All dies zusammen mit der Pandemie (deren Bekämpfung zu einem zweitrangigen Thema geworden ist) lässt ernsthafte Befürchtungen für die Zukunft der Republik Moldau aufkommen.

    In der entstandenen schwierigen Situation sollten die Regierung und der Präsident ihr Bestes tun, um diese Zukunft für ihre Bürger so sicher wie möglich zu gestalten. Aber das war nur scheinbar so. Präsidentin Maia Sandu und Premierministerin Natalia Gavrilitsa stehen den Geschehnissen im Land sehr gelassen (oder gleichgültig?) gegenüber und warten darauf, dass die „westlichen Partner“ kommen und alle Probleme lösen. Die ganze Aufmerksamkeit von Sandu und Gavrilita konzentriert sich auf Auslandsreisen, einige Treffen und Verhandlungen über nichts.

    Das „Echo Moldawiens“ erinnert daran, dass Maya Sandu seit zwei Wochen buchstäblich aus den Nachrichten verschwunden ist, so als ob alle Informationen über die erste Person im Staat verschwunden wären. Vielleicht waren es die Verhaftung des Generalstaatsanwalts Alexandru Stoianoglo, die zu Massenprotesten im ganzen Land führte, und die Misserfolge in der Innen- und Außenpolitik, die sowohl das Ansehen der Präsidentin als auch das Image der Partei der „guten Menschen“ schwer beeinträchtigten.

    Maia Sandu hat den Bürgern des Landes, die auf die Straße gehen, um zu protestieren, nichts zu sagen, also versucht sie, sie nicht zu sehr an sich selbst zu erinnern.

    „Aus Sicht der politischen Technologien mag das alles richtig sein, aber wenn es um das Vertrauen der Menschen geht, kann man hier nichts tun. Es ist an der Zeit, die Tatsachen festzustellen: Maya Sandu hat die Turbulenzen während des Machtwechsels nicht bewältigt, hat das Land ins Trudeln gebracht und weiß nun einfach nicht, wie sie mit den Problemen umgehen soll, die sich auf ihren zerbrechlichen weiblichen Schultern auftürmen“,

    – heißt es in „Echo Moldawiens“. “

    _____://www.fondsk.ru/news/2021/10/17/vlast-moldovy-rasterjana-strana-na-grani-sistemnogo-krizisa-54695.html

  5. So sehr ich die Analysen hier schätze, so ist zumindest für Deutschland aber ein Aspekt völlig außen vorgelassen. Das soll kein Vorwurf sein, aber folgender Aspekt sollte auf jeden Fall in diese Analyse mit einfließen und könnte die Schwarzmalerei wegen der 75 % Reserven etwas farbenfroher gestalten.

    In Deutschland gibt es mittlerweile in allen Regionen Biogasanlagen. Ich persönlich bin kein Freund davon weil eine Landschaft voller Mais natürlich nicht schön anzusehen ist. Das Landwirte nun nach Maisalternativen suchen bzw bspw. Mais Bohnengemische anbauen oder auf nachwachsende Kulturen wie die Durchwachsene Silphie setzen, um mehr Biodiversität zu ermöglichen soll kurz erwähnt sein und ist ein guter Schritt, auch mich als Freund von Biogasanlagen zu gewinnen.

    Nichts desto trotz hatten wir durch die nicht ganz so extreme Hitze und den üppigen Niederschlägen in diesem Jahr eine hervorragende Maisernte, in den letzten 3 Jahren sah das übler aus. Ja es gab vereinzelt Regionen, wo es dennoch zu trocken war, aber 80 % derjenigen, die in diesem Jahr in die Maiskampagnen eingebunden waren sprechen von Rekorderträgen. Da in den letzten Jahren aufgrund der schlechten Maisernten aber wahrscheinlich die Flächen, auf denen Mais angebaut wurde, immer größer worden, besteht nun eine Überkapazität an Biomasse und somit kann Deutschland wesentlich mehr Biogas produzieren. Es dauert nur wenige Tage, bis man ein Silo wieder öffnen kann und die Silage soweit fermentiert ist, dass sie in die Biogasanlage gefüttert werden kann. Und das gilt nicht nur für Maissilage, sondern auch für die Silage von Grünroggen, Ackergras oder Klee oder Luzerne, die man sogar im Jahr mehrfach ernten kann, weil sie ja nach dem Schnitt immer wieder nachwachsen. Deshalb bin ich was die Kapazität der Gasspeicher von 75 % angeht, für Deutschland noch recht optimistisch.

    Wie das zum Beispiel in Großbritannien aussieht, kann ich schwer beurteilen. Aber ich denke, die Biogasanlagen in Deutschland sind ein riesiger Vorteil, den andere Länder, auch in der EU so nicht haben. Wenn hier von erneuerbaren Energien gesprochen wird, dann nennt man immer Windkraft, Solarenergie und Wasserkraft. Die Windkraft, der festen Überzeugung bin ich, gehört für mich nicht zum Umweltschutz, aber Solarenergie, Wasserkraft und Biogas können einen Energiemix bereitstellen, der eigentlich unschlagbar wäre. Klar gibts da immer Punkte in denen man sich verbessern kann, aber so schwarz wie viele malen, mag ich nicht. Die Kunst ist, Ideen zu nutzen, um etwas positives zu erreichen.

    Das soll kein Vorwurf an dich sein, lieber Thomas, auch nicht an Robert oder die beiden Franks. Ihr seid Städter und keine Landwirte, ihr kennt euch in vielen anderen Dingen wesentlich besser aus als ich, aber auch ihr könnt nicht alles wissen. Ich hoffe, dass dieser Sachverhalt bei künftigen Diskussionen zu diesem Thema auch mit einbezogen wird.

    Beste Grüße aus Brandenburg.

      1. Wenn du meinen Beitrag richtig gelesen hättest, würdest du verstehen das eine Maismonokultur keine Zukunft ist. Ich habe dort genügend Alternativen aufgeführt. Ich habe neben der durchwachsenen Silphie, die übrigens ein Bienenparadies ist und von Mai bis September blüht und jedes Jahr ohne Dieselverbrauch und Düngerverbrauch von allein wieder neu wächst, 20 Jahre lang und gelber blüht als der Raps zum bsp auch Klee genannt, oder Luzerne, auch Kulturen die nach wachsen und blühen. Ich hab gestern B-Lash, Berliner Rapper beim Fairtalk After Dark gesehen. Der sagte da mehrmals, warum siehst du immer alles pessimistisch? Warum sagst du du kannst sowieso nichts ändern, obwohl du es noch nicht mal versucht hast? Warum empfindest du Kritik immer als Schlag in die Fresse, statt als Chance, besser zu werden, daraus zu lernen und dann doch die Welt zu verändern? Zuerst im Kleinen indem du was tust, und dann trägst du es in die Welt, die Narren die Zweifeln, lass sie Zweifeln, du selbst musst wissen was richtig ist. Was man unterstützen kann, aber wenn du von vornherein unaufrichtig bist und denkst, du kannst dich retten, wenn du Zweifel hast an der Gesellschaft und deshalb an dir selbst verzweifelst, kann dich niemand retten, auch nicht du selbst. Gesellschaft bedeutet, dass du dich einbringst, dass du kämpfst, auch gegen Maismonokulturen. Dann bist du König, weil du Eier hast. Wenn du aber keine Ideen einbringst und von vornherein aufgrund deiner Verzweiflung aufgibst, dann wirst du nichts verändern.

  6. „Und diese gewollte anti-russische Stimmung kann man sehr gut schüren, indem man selbst eine Gaskrise herbeiführt, den Bürgern im Winter für einige Tage die Heizung abdreht und die Schuld an der selbstgebackenen Misere den Russen in die Schuhe schiebt.“

    Für einen Moment dachte ich, es geht um Annlenarobert. Denen sind ja auch Gaspreis und Versorgungssicherheit egal.

  7. Ich bin bis jetzt immer davon ausgegangen, dass die künstliche Verknappung des Angebots „nur“ eine neue Form der Gewinnmaximierung im Endstadium des Kapitalismus ist. Scheint allerdings auch so, dass die Politik den künstlich erzeugten Mangel auch für ihre Zwecke zu nutzen weiß. Eine Win-Win-Situation für Politik und Wirtschaft auf Kosten der Wähler und Verbraucher. Da kommen noch herrliche Zeiten auf uns zu.

  8. Mit Kapitalismus = Freier Marktwirtschaft hat Gazprom leider Gottes nur sehr wenig zu tun. An den Inlandpreisen für Erdgas sieht man, daß diese Gesellschaft für politische Zwecke ausgeblutet wird und wir ohne das momentan enorme Exportgeschäft eine nur Schrottaktie hätten.

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