Landwirtschaft

Die Verwendung von Antibiotika in der Viehzucht wird in Russland stark eingeschränkt

Russland meldet immer wieder, der größte Produzent von Bio-Lebensmitteln werden zu wollen. Nun macht Russland einen weiteren Schritt in die Richtung und schränkt die Verwendung von Antibiotika in der Viehzucht ein.

Die Hygienevorschriften für Lebensmittel sind in Russland weitaus strenger als im Westen. So sind in Russland zum Beispiel genveränderte Lebensmittel generell verboten. Die westlichen Sanktionen haben zu russischen Gegensanktionen geführt, die vor allem den Import von Lebensmitteln aus den westlichen Ländern eingeschränkt haben, was der russischen Landwirtschaft einen großen Wachstumsschub gegeben hat. Russland ist heute der größte Exporteur von Weizen, was früher undenkbar war, als Russland und die Sowjetunion Weizen noch im großen Maßstab importieren mussten. Russland nimmt inzwischen aus dem Export von Lebensmitteln mehr Geld ein als aus dem Export von Öl und Gas.

Nun geht Russland einen weiteren Schritt in diese Richtung. Im Westen macht der ungehemmte Einsatz von Antibiotika in der Viehzucht, vor allem bei der Produktion von Geflügel immer wieder Schlagzeilen. Russland will den Einsatz von Antibiotika in der Vieh- und Geflügelzucht nun stark einschränken, nicht zuletzt, um die Gefahr von Resistenzen zu verringern. Darüber hat das russische Fernsehen berichtet und ich habe den Artikel des russischen Fernsehens über die neuen russischen Gesetze übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Russland wird die Vorschriften für den Einsatz von Antibiotika in der Landwirtschaft verschärfen

Der Föderale Veterinär- und Pflanzenschutzdienst der Russischen Föderation (Rosselkhoznadzor) hat Änderungen an den Gesetzen „Über die Veterinärmedizin“ und „Über den Umgang mit Arzneimitteln“ vorbereitet.

Der Gesetzentwurf sieht ein Verbot der Zugabe von antimikrobiellen Medikamenten (Antibiotika) zu Tierfutter ohne tierärztliches Rezept vor, sagte die stellvertretende Ministerpräsidentin Viktoria Abramtschenko. Der Gesetzentwurf wird in Kürze der Staatsduma vorgelegt.

„Die Änderungen werden dazu beitragen, die Kontrolle über den Einsatz von Antibiotika in der Tier- und Geflügelhaltung zu verstärken.“ Experten zufolge ist der unkontrollierte Einsatz von Antibiotika eine der Ursachen für Antibiotikaresistenzen – die Resistenz von Infektionserregern gegen Medikamente.

„Mit dem Gesetzentwurf werden Normen für die Rezepte von Arzneimitteln eingeführt, die die Zahl der Fälle von ungerechtfertigtem Gebrauch verringern und die Qualität und Sicherheit der Lebensmittel verbessern werden“, betonte Abramtschenko.

Der Gesetzentwurf sieht ein Verbot der Beigabe von antimikrobiellen Arzneimitteln zu Futtermitteln und des Vertriebs solcher Futtermittel ohne nachweisliche Rechtfertigung oder Rezept vor.

Die Regierung wird eine Liste von Personen erstellen, die eine pharmazeutische Lizenz für den Zusatz von Antibiotika zu Futtermitteln erhalten.

Rezepte für Tierarzneimittel werden nur noch über das staatliche Veterinärinformationssystem ausgestellt.

Die Aufsichtsbehörde Rosselkhoznadzor ist befugt, die Liste der Tierarzneimittel zu genehmigen, einschließlich antimikrobieller Arzneimittel, die auf Rezept oder auf Antrag abgegeben werden. Rosselkhoznadzor legt die Formen der Anträge, das Verfahren für ihre Registrierung und die Abrechnung und Aufbewahrung fest.

Das Gesetz wird am 1. September 2022 in Kraft treten.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden mehr als 70 % der weltweit produzierten Antibiotika in der Viehzucht eingesetzt.

Ende der Übersetzung

In meinem neuen Buch „Das Ukraine Kartell – Das Doppelspiel um einen Krieg und die Millionen-Geschäfte der Familie des US-Präsidenten Biden“ enthülle ich sachlich und neutral, basierend auf Hunderten von Quellen, bisher verschwiegene Fakten und Beweise über die millionenschweren Geschäfte der Familie des US-Präsidenten Joe Biden in der Ukraine. Angesichts der aktuellen Ereignisse stellt sich die Frage: Ist eine kleine Gruppe gieriger Geschäftemacher möglicherweise bereit, uns für ihren persönlichen Profit an den Rand eines Dritten Weltkriegs zu bringen?

Das Buch ist aktuell erschienen und ausschließlich direkt hier über den Verlag bestellbar.

Hier geht es zum neuen Buch

Werbung

Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

7 Antworten

  1. Wenn Russland doch nur auf allen Politik Feldern so konsequent die Menschen schützen würde. Im inneren hat Russland, da ein bischen freie Hand, aber sobald die primären Intressen, der Herrscher Dynastien, der City und Wall Street tangiert werden, dann ist schluss und Russland nimmt dann sogar die Ermordung seiner Menschen hin, ohne zu mucken

  2. Wir müssen hier mal einiges vom Kopf auf die Füße stellen. Damit Geflügelfleisch und Eier in ausreichender Menge und vor allem zu bezahlbaren Preisen produziert werden können, geht es nicht ohne Antibiotika! Ob man das nun gut findet oder nicht, ob man es wahrhaben will oder nicht, es ist einfach so. Gerade bei jungen Tieren können bakterielle Erkrankungen zu enormen Verlusten führen. Sicherlich kann man über gute Haltungsbedingungen, Fütterung und eine intensive Tierbeobachtung und die Züchtung robuster Rassen den Einsatz reduzieren, aber darauf verzichten ist einfach unrealistisch! Und wir können nicht von Tierschutz reden, wenn wir kranke Tiere nicht behandeln und sie verrecken lassen oder einschläfern. Das wissen die wenigsten. Die Natur hat die Welt nun auch einmal so eingerichtet, dass es Bakterien, Viren und dgl. gibt. Hat man bestimmte Bakteriengruppen erst mal im Bestand und das lässt sich bei einem längeren Betrieb kaum vermeiden, weil sich so ein Bestand aufbaut, dann kommt man nicht umhin, dagegen mit Antibiotika vorzugehen.

    1. dann würden die Viehzuchtfirmen z.B. kleiner werden, so dass die Bakterielle Belastung sich nciht so groß verteilen kann. Warum müssen Zuchtbetriebe denn riesig sein? Wenn man im Rechtsleben beschließt, dass man eine bestimmte Qualität will, dann muss sich die Wirtschaft daran halten und dann wird die Produktion eben teurer — aber für alle Menschen- und das reguliert sich dann wieder im gesamten Wirtschaftsleben. Wenn nur die Bio-Lebensmittel besser und damit teurer werden, wird sich das nicht regulieren. dann hat man einfach eine zwei-klassen-gesellschaft bei der Ernährung

  3. Das Gesetz der Russen ist jetzt auch nicht soo innovativ. Ohne es jetzt im Detail zu kennen, hört sich das extrem nach der Situation an, wie wir sie in Deutschland haben.

    Denn auch hier darf nur Antibiotika eingesetzt werden, wenn es nötig ist. Und diese Notwendigkeit muss von einem Arzt festgestellt werden. Das „Problem“ bei dem deutschen Gesetz besteht darin, dass der Tierarzt auch gleichzeitig derjenige ist, bei dem Antibiotika gekauft werden. Da ist ein „kleiner“ Interessenskonflikt vorprogrammiert, schließlich will der Arzt ja auch seinen Umsatz erzielen.

    Wenn das russische Gesetz diese Schwachstelle nicht hat, ist es funktionaler als das deutsche. Wenn nicht, wird es auch genau so wenig wirken.

    Noch eine Anmerkung: Der Beginn des Artikels ist recht irreführend:
    „Die Hygienevorschriften für Lebensmittel sind in Russland weitaus strenger als im Westen. So sind in Russland zum Beispiel genveränderte Lebensmittel generell verboten.“

    Den Westen kann man beim Thema Gentechnik nur schwer über einen Kamm scheren. Die USA und andere Staaten setzen beispielsweise viel Gentechnik ein. In Deutschland ist sie verboten (deshalb wird z.B. gentechnisch hergestelltes Insulin aus Dänemark importiert, obwohl die Entwicklung in Deutschland u.a. mit Mitteln des deutschen Staates erfolgte). In Deutschland muss sich also keiner fürchten gentechnisch veränderte Lebensmittel (abgesehen von Spuren) auf dem Teller zu haben.
    Noch ein Aspekt zu Gentechnik: Der hierzulande in der öffentlichen Meinung sehr verpönte „B.t.-Genmais“ besitzt ein Insektizid, das aus Bacillus thuringiensis stammt. Dieses Bakterium ist DAS Mittel der Wahl, um im biologischen Ackerbau Insekten zu bekämpfen. Da es dort auf die Pflanze aufgesprüht wird, schädigt es alle Insekten. Wird es hingegen, wie in den USA, per Gentechnik in die Pflanze eingebaut, schädigt es selektiv nur die Schädlinge, die an der Pflanze fressen.

    @ Kutusow: Ihre Argumentation kann ich nur unterschreiben. Gerade bei der Geflügelhaltung leben extrem viele Tiere zusammen, wodurch Krankheiten begünstigt werden. Eine Verringerung der Bestandeszahlen als vermeintliche Lösung, würde allerdings dazu führen, dass die Verbraucherpreise extrem steigen würden. Neben der Problematik, dass Fleisch dann u.U. für Menschen mit wenig Geld kaum noch bezahlbar wäre, würde ein Preisanstieg für Eier eine sehr breite Produktpalette betreffen. Sozial schwächere Menschen wären von einer teureren Geflügelhaltung also besonders betroffen.

    1. Das Thema ist viel schwieriger als es zunächst aussieht: die Massentierhaltung ist per se extreme Tierquälerei und gehört global verboten. Das bedeutet dann, dass es die ungeheuren Mengen an Fleisch, die heutzutage verzehrt werden können und verzehrt werden, weil Fleisch durch die Massentierhaltung viel zu billig geworden ist, nicht mehr erzeugt werden könnten. Außerdem werden in Mastbetrieben die Tiere durch Hormongaben zu viel schnellerer Gewichtszunahme gezwungen als es halbwegs natürlich wäre – und genau dadurch werden sie so extrem anfällig für alle möglichen Krankheiten – was dann die Antibiotika schon vorbeugend zwingend notwendig macht. Und das ganze Zeug, was diese Tiere als Turbofutter erhalten sowie ihr unsägliches Leid in viel zu enger Haltung – eine einzige Qual von Anfang bis Ende – landet ebenfalls auf unseren Tellern. Allein daran zu denken würgt mich! Kein Wunder, dass die BilligfleischesserInnen selbst krank werden und sind …

  4. Weniger Antibiotika, da bin ich jubelnd. Etwas weniger, wenn Russland der größte Exporteur von Weizen ist und heute am Lebensmittelexport sogar mehr verdient als an Öl und Gas. Ist nicht der Aralsee zur Pfütze geschrumpft, weil früher mal Baumwolle im ganz grossen Stil angebaut wurde? In Spanien (?) verkümmern mit dem Export von Avocados ganze Landstriche und in den USA graben die Landwirte immer tiefer nach Grundwasser. Hoffentlich hat Russland das Auge nicht zu sehr nur auf den Einnahmen. Wir (und da meine ich vorallem auch mich selber) lassen uns nur zu gerne blenden und lernen so wenig dazu.

Schreibe einen Kommentar