Ryanair-Landung in Minsk

Immer neue Interviews der verhafteten Oppositionellen Protasewitsch und Sapega

Während westliche Medien weiterhin behaupten, der in Minsk nach der Ryanair-Landung verhaftete Blogger Protasewitsch und seine Freundin Sapega würden gefoltert, geben die beiden immer mehr Interviews und sind nicht in Haft, sondern stehen in einem Haus auf dem Lande unter Hausarrest.

Nachdem die westlichen Medien nach dem ersten Interview von Protasewitsch noch breit berichtet und dabei behauptet haben, der Blogger hätte das Interview unter Zwang und Folter gegeben, verschweigen sie nun, dass es immer mehr Interviews mit ihm und auch mit seiner Freundin Sofia Sapega gibt, die zusammen mit ihm verhaftet wurde. Von Zwang kann keine Rede, wie die steigende Anzahl ihrer Auftritte zeigt. Im Gegenteil scheinen die beiden verstanden zu haben, dass die Ryanair-Landung vom Westen provoziert wurde und sie von ihren „Freunden“ bei der Opposition geopfert wurden, um als eine Art Märtyrer als Grund für eine weitere Medienkampagne und neue Sanktionen gegen Weißrussland zu dienen.

Ich habe Protasewitschs erstes und sehr langes Interview in mehreren Teilen übersetzt und jeder kann es lesen und sich auch anschauen, ob Protasewitsch den Eindruck macht, unter Druck zu stehen. Nach diesem ersten Interview hat sich Protasewitsch auch auf einer Pressekonferenz den Fragen von Journalisten gestellt und dabei einmal mehr klar gesagt, dass er zwar nicht zu einem Unterstützer von Lukaschenko geworden ist, aber gut behandelt wird und sich ziemlich enttäuscht von der Opposition abgewandt hat. Protasewitsch arbeitet seit seiner Verhaftung mit den weißrussischen Behörden zusammen und ist auch nicht mehr im Gefängnis. Er steht zusammen mit seiner Freundin Sofia Sapega in einem Haus auf dem Lande unter Hausarrest und hat auch wieder Zugang zum Internet, denn er betreibt bereits seit Wochen wieder einen eigenen Twitter-Kanal.

Nun sind gleich mehrere neue Interviews der beiden veröffentlicht worden. Sofia Sapega war in einer Sendung des weißrussischen Fernsehens zu Gast, der auch Protasewitsch ein neues Interview gegeben hat, das in der Sendung in Teilen gezeigt wurde. Außerdem hat Protasewitsch auch RT ein Interview gegeben, über das das russische Fernsehen berichtet hat.

Sapega ist allerdings nicht so gesprächig, wie Protasewitsch, der sich von Anfang an sehr offen ausführlich geäußert hat. Aber sie sagte, dass es ihr insgesamt gut gehe. Nach ihren weiteren Plänen gefragt sagte sie:

„Es ist noch zu früh, um über Pläne zu sprechen, aber im Moment fühle ich mich viel besser als in den ersten Tagen. Meine Stimmung ist normal, ich bin bereit, weiterzumachen.“

Da ich nicht jedes Interview übersetzen kann, das die beiden in letzter Zeit gegeben haben, übersetze ich hier den Artikel des russischen Fernsehens über das aktuelle Interview von Protasewitsch. In dem Interview gab Protasewitsch unter anderem zu, an der Planung des in Weißrussland geplanten Putsches beteiligt gewesen zu sein. Das ist nicht neu, er hat davon schon in seinem ersten Interview ausführlich gesprochen. Ich erwähne das hier nur, weil das in dem russischen Artikel erwähnt wird, in Deutschland über den vereitelten Putsch gegen Lukaschenko aber nicht berichtet wurde, und Sie daher davon vielleicht noch nie gehört haben. Sollte das der Fall sein, finden Sie hier Details über den vereitelten Putsch gegen Lukaschenko.

Beginn der Übersetzung:

Der weißrussische Oppositionsaktivist Roman Protasewitsch hat zugegeben, dass er an dem Putschversuch in seinem Land beteiligt war. Laut Protasewitsch glaubte er „aufrichtig an das, was er tat“, aber das, was die Opposition jetzt anstrebt, liege ihm nicht.

„Ich habe es überhaupt nicht für das getan, wohin sich die Opposition später bewegt hat und auch jetzt bewegt“, sagte er in einem Interview mit RT. „Ich war wirklich in vielen Momenten vielleicht sogar zu idealistisch und habe zu sehr an bestimmte Ideale geglaubt.“

Protasewitsch gründete den Telegramm-Kanal Nexta, der später von den weißrussischen Behörden als extremistisch eingestuft wurde. Am 23. August wurde der Oppositionsaktivist festgenommen: Er wurde aus einem Flugzeug der Fluggesellschaft Ryanair entfernt, das in Minsk notgelandet war. Gegen den Häftling wurde ein Strafverfahren wegen mehrerer Straftaten eingeleitet, darunter die Organisation von Massenunruhen. (Anm. d. Übers.: Das ist ein Datumsfehler in dem Artikel des russischen Fernsehens, auf den mich ein Leser in den Kommentaren hingewiesen hat. Protasewitsch wurde am 23. Mai 2021 verhaftet)

Sofia Sapega, eine russische Staatsbürgerin, wurde zusammen mit Protasewitsch festgenommen. Zuvor, am 11. August, gab sie ein Interview, das im Fernsehsender Belarus 1 ausgestrahlt wurde. Sie vermutete, dass die Kollegen von Roman Protasewitsch an der Landung der Ryanair-Maschine auf dem Flughafen Minsk beteiligt gewesen sein könnten.

„Aus den Gesprächen mit Roman habe ich geschlossen, dass Romans Gruppe, jemand aus seinem Arbeitsumfeld, involviert war“, sagte sie.

Die Unruhen in Weißrussland begannen nach den Präsidentschaftswahlen 2020, die der damals amtierende Staatschef Alexander Lukaschenko gewann. Er gewann die Wahl zum sechsten Mal in Folge, was zu Protesten der Opposition führte.

Ende der Übersetzung

Hier muss ich auch mal das russische Fernsehen kritisieren, denn die Aussage von Sapega wurde unvollständig wiedergegeben. Das Zitat ist korrekt, allerdings sagte sie auf die Frage, ob der weißrussische Geheimdienst bei der Landung der Ryanair-Maschine seine Hände im Spiel hatte, auch:

„Nein. Weil ich nie versucht habe, diese Situation tiefer zu analysieren. Ich befinde mich immer noch in dieser Situation, und es wird wahrscheinlich noch einige Zeit dauern, bis ich die Geschichte verarbeitet habe und eine vernünftige und nüchterne Schlussfolgerung ziehe. Ich nehme im Moment keine Bewertungen vor.“

Erst danach sagte sie das, was das russische Fernsehen zitiert. Sie legt sich also nicht wirklich fest, scheint aber grundsätzlich die Meinung von Protasewitsch zu teilen. Aber sie ist in ihren Aussagen weniger deutlich als er.

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

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