Kältewelle leert die europäischen Gasspeicher im Rekordtempo

Während die Transatlantiker weiter Sturm gegen Nord Stream 2 laufen, zeigt die aktuelle Kältewelle einmal mehr, wie unersetzlich russisches Gas für Europa ist.

Um die Gasproblematik zu verstehen, muss man folgendes wissen: Die Pipelines (oder auch Flüssiggastanker) sind nicht in der Lage, den Gasbedarf im Winter zu decken. Daher werden die Gasspeicher in den Sommermonaten voll gepumpt und diese Reserven werden im Winter entnommen. Zwar können die Pipelines in einem gewissen Maß auf eine erhöhte Nachfrage reagieren, indem mehr Gas von Russland nach Europa geleitet wird, aber im Winter hängt trotzdem im Wesentlichen alles davon ab, dass die Speicher im Sommer ausreichend gefüllt wurden.

Übrigens könnten Gaslieferungen aus den USA nicht so flexibel reagieren, denn während man die Durchleitung von Gas durch Pipelines kurzfristig erhöhen kann, um im Ernstfall zumindest das Schlimmste zu verhindern, ist das bei dem mit Tankern gelieferten Flüssiggas nicht möglich, weil nicht spontan ein paar mehr Tanker zur Verfügung stehen.

Wie wichtig dieses Thema ist, erleben Experten in diesen Tagen, denn in Europa leeren sich die Gasspeicher im Rekordtempo. Schuld ist die ungewöhnliche Kältewelle. Sollte sie länger anhalten oder sich in den nächsten Wochen wiederholen, könnten die Gasreserven in Europa nicht bis zum Ende des Winters reichen. Schade eigentlich, dass Nord Stream 2 noch nicht fertig ist, das die mögliche Gas-Liefermenge signifikant erhöhen würde.

Oder anders gesagt: Wahrscheinlich sind die Russen schuld an der Kältewelle, weil sie den Europäern vor Augen führen wollen, wie wichtig Nord Stream 2 für Europa ist. Sollte das Gas tatsächlich knapp werden, könnte ich mir vorstellen, dass die Bild-Zeitung Überschriften bringen könnte, denen zufolge die Russen an der Kältewelle schuld sind.

Das halten Sie für übertrieben? Vor einem Jahr hat die Bild bereits getitelt „Russenpeitsche bringt uns den Bibber-Knick!“ und vor zwei Wochen hat die Bild über den Beginn der aktuellen Kältewelle getitelt „Die Russenpeitsche kommt wieder!“ Für die Bild ist Russland an allem Schuld, sogar am Wetter.

Über die aktuelle Lage in den europäischen Gasspeichern hat das russische Fernsehen in einem Artikel berichtet, den übersetzt habe.

Beginn der Übersetzung:

Die Gasreserven in unterirdischen Speicheranlagen in Europa sind unter 40 Prozent gesunken, obwohl sie nach Angaben von Gas Infrastructure Europe noch vor 11 Tagen etwa 50 Prozent betragen haben. Die Reste könnten bei einer Rückkehr der Kälte nicht bis zum Ende des Winters nicht reichen.

Kritisch ist die Lage in Frankreich, dort sind die Bestände unter 30 Prozent gefallen. Vor dem starken Frost, der im Januar eingesetzt hat, lagen die Gasreserven in der EU bei 70 Prozent. Bis Mitte Februar erhöhte Europa den Gasverbrauch aus den Reserven auf 55,5 Milliarden Kubikmeter. Das ist ein Drittel mehr als im vergangenen Sommer in die Speicher gepumpt wurde und 27,6 Prozent mehr als im gesamten vergangenen Winter aus den Reserven genommen wurde, berichtet Gazprom.

„Die eisige atmosphärische Front, die Europa im Februar erfasst hat, hat zur Erschöpfung der Gasreserven in unterirdischen Speicheranlagen geführt“, erklärte das russische Unternehmen.

Das führte zu einem Anstieg der Nachfrage nach russischem Gas und einem zweistelligen Preiswachstum – auf dem Höhepunkt der Kältewelle sind die Gaspreise seit Jahresbeginn um 40 Prozent gestiegen und nun hat sich das Wachstum auf 20 Prozent verlangsamt. Gazprom steigerte die Gasproduktion vom 1. Januar bis 15. Februar um 7 Prozent auf 70 Milliarden Kubikmeter im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Lieferungen des Unternehmens auf den Inlandsmarkt sind um 16 Prozent gestiegen. Lagerstätten wurden eingesetzt. 27,5 Milliarden Kubikmeter Gas werden aus Russland ins Ausland geliefert. Das sind 36,5 Prozent (oder 7,4 Milliarden Kubikmeter) mehr als im Vorjahreszeitraum.

Länder haben ihre Käufe bei Gazprom erhöht: Zum Beispiel Deutschland (um 35,5 Prozent), Türkei (um 30,5 Prozent), Italien (um 112,7 Prozent), Frankreich (um 43,7 Prozent), Polen (um 63,7 Prozent) und die Niederlande (um 8,4 Prozent).

Die Gasexporte nach China durch die Pipeline Power of Siberia mit einer Kapazität von 38 Milliarden Kubikmeter wachsen weiter. Die Lieferungen übersteigen regelmäßig die vertraglichen täglichen Lieferverpflichtungen von Gazprom um 3 Prozent und sie haben ein neues Rekordniveau erreicht.

Seit Anfang des Jahres gibt es auf der ganzen Welt ungewöhnliches Wetter. In den USA sind fast vier Millionen Einwohner von Texas aufgrund von 20 Grad Frost immer noch ohne Strom und Heizung.

Ende der Übersetzung

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

6 Antworten

  1. Wo Sie das Thema gerade ansprechen. xD
    Ich hab mich schon gefragt, ob dass reiner Zufall ist, dass wir dieses Jahr mal wieder einen etwas strengeren Winter haben oder ob das vielleicht an den verringerten CO2-Ausstoß vom letzten Jahr liegen könnte.
    Wäre bestimmt ein interessantes Forschungsthema.

      1. Sagt der Chefmeteorologe und Klimaforscher Ole_Bienkopp. 🙂
        Aber mal im Ernst, ich glaub da auch nicht wirklich an einem Zusammenhang. Wir wissen im großen und ganzen einfach viel zu wenig über so ein komplexes Thema wie Klima, um da mal eben pauschal sagen zu können: „Das kann nicht sein.“
        Ich halte es da lieber getreu dem Motto: „Ich glaube an die Chance einer Möglichkeit.“ oder so.

        1. Ich weiß zumindest eines sehr genau: Daß Wetter und Klima zwei verschiedene Vorgänge sind, Und beim Klima gilt eine Grundregel: Es reagiert extreeeeeeeeem träge! Ehe sich da eine Änderung vollzieht, braucht es Zeit.
          Deshalb ist es ja auch so schwierig, Klimaveränderungen so eindeutig auf einzelne Ursachen festzunageln. Ich weiß auch nicht, ob der CO2-Eintrag des Menschen das Klima wirklich so stark verändert hat, wie behauptet wird. Es gibt aber eben zwei auffällige Korrelationen: Das Klima erwärmt sich seit langer Zeit meßbar und im globalen Maßstab. Und der Eintrag von Treibhausgasen durch den Menschen hat sich im selben Zeitraum massiv erhöht. Es spricht also durchaus einiges dafür, daß hier eine nennenwerte Ursache zu suchen ist, denn an der Wirkung des Co2 als Treibhausgas gibt es nichts zu deuteln. Aber es ist auch nicht das einzige Treibhausgas und auch nicht das einzige Phänomen, das eine Erderwärmung auslösen kann.

          Und grundsätzlich sind Treibhausgase auch nicht schädlich, denn ohne sie, wäre es auf der Erde erheblich zu kalt für menschliches Leben. Und die gute Nachricht ist: Gegen Co2 kann man etwas tun! Grün! Mehr davon – und die Konzentration in der Atmosphäre sinkt wieder. Das physikalische Problem ist also lösbar. Aber eben nicht mit Elektroautos und CO2-Steuern, Dieser hype dient erkennbar nur der Geschäftemacherei mit dem schlechten Gewissen der Menschen.

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