Leserfragen

Kann man nach Russland auswandern und wenn ja, wie?

In diesen Tagen bekomme ich viele Mails mit der Frage, ob und wie man nach Russland auswandern kann. Obwohl ich die Frage schon öfter beantwortet habe, werde ich es hier wegen der vielen Mails noch einmal tun.

Während die Impfpflicht in den letzten Wochen absehbar wurde und vor allem, nachdem sie gestern beschlossen worden ist, habe ich sehr viele Mails mit Fragen zum Thema Auswandern nach Russland bekommen. Ich will hier nur Grundsätzliches dazu sagen, aber leider werde ich große Erwartungen enttäuschen müssen.

Erstens: Wer eine Aufenthaltsgenehmigung in Russland beantragt, muss auch Grundkenntnisse der russischen Sprache nachweisen, dazu muss man einen Test ablegen. Daraus folgt: Man muss zuerst Grundkenntnisse der russischen Sprache haben, ansonsten braucht man gar nicht über das Auswandern nach Russland nachzudenken.

Zweitens: Generell gilt, dass man seine neue Heimat kennen sollte, man sollte also möglichst mehrmals ausführlich nach Russland gereist sein und sich verschiedene Regionen angeschaut haben, um zu entscheiden, ob das Land zu einem passt und wenn ja, welche Region. Bloß weil es mir hier in Russland gefällt, muss es Ihnen nicht auch gefallen.

Drittens: Ich bekomme derzeit auch Fragen zum Thema Asyl in Russland. Das ist – meines Wissens – kein Weg, denn in Russland sind die Asylregeln sehr an die Flüchtlingskonvention angelehnt. Und da Deutschland kein Kriegsgebiet ist, dürften Asylanträge von Deutschen abgelehnt werden.

Das sind schon die wichtigsten Hinweise, denn wer nach Russland auswandern will, der braucht Grundkenntnissen der russischen Sprache. Wenn man die hat, kann man mit jeder handelsüblichen Suchmaschine nach Agenturen suchen, die einen beraten und bei dem Papierkram helfen. Für die bürokratischen Formalien und rechtlichen Fragen gibt es in Russland spezialisierte Agenturen und Anwälte, die helfen können. Ich mache keine Beratungen und empfehle auch keine Agenturen. Ich schreibe Artikel und Bücher und bin damit zeitlich voll ausgelastet.

Über das Leben in Russland haben Robert Stein und ich vor knapp zwei Jahren eine ausführliche Tacheles-Sondersendung gemacht. Was ich dort erzählt habe, ist noch aktuell. Darüber hinaus gilt jetzt und sicherlich noch eine ganze Weile: Wer tatsächlich Auswanderungsgedanken nach Russland mit sich herumträgt, sollte sich beim nächstgelegenen russischen Konsulat über die wegen Corona aktuell geltenden Einreisebeschränkungen und andere Regelungen informieren.

Leben in Russland - Tacheles #10

In meinem neuen Buch „Das Ukraine Kartell – Das Doppelspiel um einen Krieg und die Millionen-Geschäfte der Familie des US-Präsidenten Biden“ enthülle ich sachlich und neutral, basierend auf Hunderten von Quellen, bisher verschwiegene Fakten und Beweise über die millionenschweren Geschäfte der Familie des US-Präsidenten Joe Biden in der Ukraine. Angesichts der aktuellen Ereignisse stellt sich die Frage: Ist eine kleine Gruppe gieriger Geschäftemacher möglicherweise bereit, uns für ihren persönlichen Profit an den Rand eines Dritten Weltkriegs zu bringen?

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

32 Antworten

  1. Also ich wohne ja seit 9 Jahren hier in Russland. Es gibt, neben der Unternehmensgruendung, was die Sache leichter macht, den Zivilstandsweg, also die Heirat mit einem Russen, einer Russin. Ich bin auf diesem Weg hierher gekommen, war aber auch nicht einfa h und damals gab es geradezu groteske buerokratische Bestimmungen. Heute habe ich einen festen Aufenthaltsstatus. Was die Corona-Geschichte betrifft, habe ich eine flaues Gefuehl. Der Quasi-Impfzwang (ohne QPR-code kommt man fast nirgends mehr rein und faehrt nitgenwo hin) wird aber auch hier kommen. Wie es aber faktisch umgesetzt wird, also wie es in der Praxis aussieht, steht auf einem andernen Blatt Papier. Wir leben jedenfalls in spannenden historischen Zeiten. Nur historische Zeiten sind fuer den Einzelnen nicht unbedingt gute Zeiten. Und der Umgestaltungsprozess auf allen Ebenen (auch ein grosser Krieg ist moeglich und gehoert dazu) hat ja erst begonnen. Ich sollte mir deshalb ensthaft ueberlegen, ob ich nicht zum Beispiel nach Sibirien umziehe. Da gibt es auch schoene Flecken und ist sicherer als hier an der Newa.

  2. Leute es wird keinen Impfzwang geben! Das ganze ist eine Sau die durchs Dorf gejagt wird, damit sich noch möglichst viele Narren impfen lassen. Wenn der Impfzwang so einfach durchzusetzen wäre, dann würden sie das sofort tun und nicht erst im Februar oder März, wenn die Katastrophe längst offenbar ist. Ich weiß das in meiner Gegend die geimpften wie die Fliegen sterben, jede Woche mehrere unerwartete Todesfälle. Alle natürlich nicht Geimpft. Wenn man dann nachfragt, waren die meisten Todesfälle sogar dreifach geimpft. Das gemeinste was sie jetzt tun ist das sie die Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel von einem Tagesaktuellen Test abhängig machen. Diesen Test kannst du in jeder großen Ortschaft kostenlos machen. Das Problem dabei ist das du erst mal öffentliche Verkehrsmittel brauchst, wenn du kein Auto besitzt um in die Ortschaft zu kommen. Also kein Arztbesuch, kein Einkauf und so weiter.

    1. “ Wenn der Impfzwang so einfach durchzusetzen wäre, dann würden sie das sofort tun und nicht erst im Februar oder März, wenn die Katastrophe längst offenbar ist.“…Ich fürchte, hier könnten Sie sich irren, denn genau das würde man mit Sicherheit den Ungeimpften anlasten, wird ja jetzt bereits getan, und damit wird auch jeder Zwang begründet, der bereits jetzt in vielen Teilen der Bevölkerung begrüßt wird.

  3. Was eigentlich viel interessanter ist als die Frage wie man denn nach Russland kommt: Will man denn noch nach Russland?

    Das prorussische Web liefert uns leider ein stark verzerrtes Russlandbild. Seit geraumer Zeit versucht Russland all das was es hier an Plandemiewahnsinn gibt nachzuholen. Impfzwang über den Arbeitgeber gibt es schon länger, brachiale Nazirethorik gegen Ungeimpfte in klassischen und asozialen Medien auch. Mittlerweile wird aber auch der QR-Code ins Leben gedrückt, Impfen für Schwangere, Kinderimpfstoffe, Strafbarkeit von „Anti-Impfpropagandha“ etc. – faszinierend was die Duma da so an Gesetzen raushaut und noch in der Warteschlange hat. Dazu faselt Putin immer häufiger von so einem komischen Klimawandel. Eines ist klar die totale Impfpflicht kommt kurzfristig. Also eigentlich fehlt da nur noch ein bisschen Zwangshomosexualität und schon fühlt man sich wie bei Mutti, der Islam ist auch schon da.

    Lieber Herr Röper: Das ist übrigens mit den Vorwürfen gemeint, daß Putin ein young global leader sei. Es geht nicht darum, daß er an einen bestimmten Ausbildungsprogram teilgenommen hat. Fakt ist, er ist an Bord. Wir haben uns wohl getäuscht in diesem Herren.

    1. Wer hier „faselt“, dürfte klar sein – der russische Präsident ist es jedenfalls nicht. Es dürfte kein Zweifel daran bestehen, dass die Immunisierung mit dem russischen Vakzin und den in Europa zugelassenen Impfstoffen 2 verschiedene Stiefel sind, und dass die Anti-Vaccer-Szene in RUS ganz offenbar durch den Westen gespeist wird. Die Klimaveränderungen waren von RUS nie in Zweifel gezogen worden, zur Zeit wird lediglich geprüft, ob diese tatsächlich anthropogen ist, woran erhebliche Zweifel bestehen, es aber keinen tragbaren Gegenbeweis gibt. Sie sollten sich insgesamt etwas zurückhaltender ausdrücken. Ihr Schreibstil lässt auf gewaltige Informationslücken schließen.

      1. Genau – wie T. Röper immer so sachlich formuliert: die Russen sind Pragmatiker, keine Ideologen und in Sputnik (das hier seltsamerweise im Westen nicht anerkannt wird), hätte ich mehr Vertrauen als in alle anderen Impfstoffe zusammengenommen.
        Und natürlich haben Sie Recht, es ist ja eine Binsenweisheit, daß es IMMER Klimaveränderungen gegeben hat, wie wären sonst alleine die letzten vier Eiszeiten zustande gekommen ? Der schlechte Witz besteht nur darin, daß man uns das neuerdings als „menschengemacht“ verkaufen will, um uns bis in alle Ewigkeit zu unterdrücken und zu bevormunden.

    2. Können Sie uns ein paar Internetquellen zu Ihren Aussagen benennen ? Ihre Wortwahl „Nazirhetorik“, „faseln“ lassen mich denn doch ein wenig skeptisch zurückbleiben.

      Ich bin zwar erst vor zwei Monaten zum letzten Mal in Rußland gewesen, aber da ging es im Gegensatz zu D. noch recht friedlich zu.

  4. Nur mal so:

    ich weiß nicht, welche coronabedingten Einreisebeschränkungen es gibt; die russischen Konsulate sind leider in der Regel recht grob und kurz angebunden, die Visa – Dienste sind da schon umgänglicher. Ich habe jedenfalls vor vier Wochen ein nagelneues Business-Visum mit zweijähriger Gültigkeit erhalten (wobei ich kein „Business“ mehr habe, das Ganze nennt sich nur so und hat 500,- Euro gekostet, beim Visa-Dienst wohlgemerkt und nicht irgendwo „um fünf Ecken herum“).
    Wer nach Rußland reisen und sich kundig machen möchte, kann das also immer noch tun, man kann sich auch ein günstigeres Touristenvisum kaufen : man benötigt lediglich eine Auslandsreisekrankenversicherung, einen gültigen Reisepaß, ein aktuelles Foto sowie die Bestätigung der Rückkehrwilligkeit (auch eine Farce, denn die Kopie eines aktuellen Kontoauszuges, auf dem man den Betrag übermalen darf, genügt).

    1. „… die russischen Konsulate sind leider in der Regel recht grob und kurz angebunden, …“

      Die Erfahrung habe ich auch in Hamburg und Belin gemacht, allerdings schon 10 Jahre her. Unfreundlicher Haufen, als wäre man ein Bettler und die nichts mehr hassen, als Bettler.

      1. @Tillsitter

        Ja, aber in den Visazentren sind sie ganz anders; ich habe mir meine Visa immer in Leipzig geholt und dort werden Sie freundlich und zuvorkommend behandelt; suchen Sie im Netz nach Visazentrum Leipzig (nennt sich VHS – visahandlingzentrum), in der Hinrichsenstraße und schreiben Sie eine Nachricht oder rufen Sie dort an.

        Ich weiß nicht, weshalb die in den Konsulaten so grobkotzig sind, in Rußland sind die Russen fast immer sehr umgänglich, sei es bei der Paßkontrolle, in den Verkehrsmitteln, auf den Banken (ich liebe die Mitarbeiter der Sberbank über alles !) und anderswo; wenn man nur ein wenig zeigt, daß man sich für das Land interessiert, läuft eigentlich alles von selbst und ich kenne kein Land auf der Welt, wo einem als Deutscher so viel Interesse entgegengebracht wird, ich könnte unendlich Geschichten dazu erzählen; es lohnt sich wirklich.

        ich werde in zwei Wochen wieder verschwinden, diesmal steht Vladikavkas und anderes auf dem Programm.

        1. Danke für den Tip, aber ich habe nicht die Absicht, in nächster Zeit nach Russland zu reisen. Die Erfahrung mit dem Konsulat und der Botschaft habe ich gemacht, als ich mich über die Möglichkeit informieren wollte, in Russland ein Unternehmen zu gründen. In Hamburg hieß es nur schroff, dass ich nach Berlin muss, in Berlin hat der am Empfang widerwillig jemanden angerufen, der dann auch sehr unhöflich sein Desinteresse zur Schau gestellt hat. Den habe ich nicht mal ausreden lassen und habe auf dem Absatz kehrt gemacht.

          1. Ihre Reaktion kann ich gut verstehen; wenn ich ein Geschäft oder was auch immer betrete und so behandelt werde, mache ich auch sofort auf dem Absatz kehrt.
            Ich bin immer wieder erstaunt, daß die Russen im Ausland der allgegenwärtigen, gegen sie gerichteten Propaganda stets bereitwillig neue Nahrung bieten. Letztes Jahr im Herbst bin ich in Sofia am russischen Kulturzentrum vorbeigekommen und aus Neugierde hineingegangen. Die Tante, die sich am Eingang fläzte, fragte mich angeödet, was ich denn da drin wolle – nun, meinte ich, Rußland interessiert mich eben, ich wollte schauen was sie zu bieten hätten. Ebenso gelangweilt erwiderte sie, daß es eigentlich gar nicht geöffnet sei, blabla, als ich fragte, wie ich denn hineingekommen sei, erhielt ich keine Antwort.
            Das Schärfste war der Bücherständer vor dem Eingang, wo man sich kostenlos, 30 Jahre nach dem Ende der UDSSR, dicke Wälzer auf Bulgarisch über den Marxismus-Leninismus mitnehmen konnte…
            Im Untergeschoß ein kleiner Laden, exakt so ausgestattet wie fast überall außerhalb Rußlands:
            Matrioschkas, CDs mit Liedern von Okudschawa, Wissotzkij, schnarch… hinter dem Tresen ein fetter Teddybär, der sich auf seinem Smartphone „Eisbrecher“ anhörte. Als ich bemerkte, daß dieser „Lärm“ ähnlich wie Rammstein klingt, hellten sich seine Züge auf: ja, die fände er auch klasse.

            Wenn ich das Land nicht so oft bereist hätte und so ein ganz anderes Bild gewonnen hätte, würde ich es auch für den Inbegriff der Schaurigkeit halten.

            Was für ein Unternehmen wollten Sie denn dort gründen, wenn die Frage gestattet ist ?

            1. Nun, ich habe mich davon nicht beeinflussen lassen, weil ich schon Russen kannte und so ein Verhalten für absolut untypisch hielt. Aber wer keine Russen kennt wird sicher keine große Lust haben, nach Russland zu reisen. 😅

              Konkrete Pläne für die Art des Unternehmens hatte ich nicht, ich wollte mich erkundigen, was gebraucht wird, also von gegenseitigem Nutzen wäre. Im Grunde ging es mir nur um eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis und wenn ich dabei gleichzeitig ein paar Arbeitsplätze schaffen könnte, hätte es mich gefreut. Somit hätte ich auch kleinen Laden betrieben oder in einen landwirtschaftlichen Betrieb investiert. Da ich von meiner Rente leben kann, hätte es nicht mal besonders viel abwerfen müssen. Aber nun ist auch egal, ich hab einen guten Platz in Ungarn gefunden, ohne mir noch was ans Bein binden zu müssen.

  5. Für Deutsch-Russen und Menschen mit Verbindungen zu dem Land (sei es familiär oder wirtschaftlich) sicherlich eine Option. Für alle anderen eher nicht, in Anbetracht der jetzigen Einwanderungsgesetze. Vielleicht braucht es ein Auswandern nach Russland aber auch gar nicht. Hege aber immer noch die Hoffnung, dass zumindest ein Teil des europäischen Kontinents nicht gänzlich verloren ist und Russland der schützende Baum sein wird, der den europäischen Garten wieder zum Blühen bringt.

    1. @Rico

      Bisher habe ich immer gesagt, daß Rußland für mich das letzte Bollwerk gegen die westliche Dekadenz ist, aber Ihr hübscher Vergleich aus der Botanik gefällt mir fast noch besser.
      Bevor die europäischen Rabatten wieder blütenbestanden wären, müßten allerdings erst einmal die russischen Panzer drüber hinwegfahren; das wird die Nato verhindern und dafür werden sich auch die Russen zu schade sein.
      Wenn wir es nicht selber richten (und da sehe ich schwarz), wird westlich von Bug und Dnjepr bald Land unter herrschen.

  6. Herzlich Willkommen in Russland! Nein, im Ernst, wenn man niemanden in Russland kennt, kann man das mit der Auswanderung vergessen. Ohne Hilfe eines einigermaßen kundigen Russen/Russin, der die Wege und die Gesetze kennt oder weiß, wo er die Informationen herbekommt und der vertrauenswürdig ist und einen durch den bürokratischen Dschungel begleitet, also am besten der russische Ehemann oder die russische Ehefrau, geht man hier unter. Und die besagten „Agenturen“ nehmen dich aus wie eine Weihnachtsgans. Und eine Garantie, dass es mit ihnen funktioniert, gibt es nicht. Im schlechtesten Fall zahlt man einen Haufen Geld für nichts. Die gute Nachricht, es geht alles stur nach dem Gesetz. Wer weiß, was er an Unterlagen braucht und wie er es auszufüllen hat, ist klar im Vorteil. Es gibt keine Ablehnung, weil die Nase nicht passt. Die schlechte Nachricht, Das ausfüllen der Anträge ist derart kompliziert, daß Fehler vorprogrammiert sind. Und ein kleiner Fehler führt zur Rückgabe des ganzen Gerümpels und dann viel Spaß beim neuen Versuch! Zum Thema russische Sprache noch, Ausländer ab 65 müssen keinen Sprachtest machen.

    1. @Rainer

      Naja, wenn man das Land wirklich lieb hat, leidlich die Sprache spricht und nicht unter chronischer Kontaktarmut leidet, wird man immer jemanden finden, der einem ein wenig helfen kann, ohne daß man gleich einen Kredit aufnehmen muß.
      Haben Sie denn schon einmal den Kampf mit den russischen Formularen aufgenommen ?
      „Es gibt keine Ablehnung, weil die Nase nicht passt“ – ja, diesen Eindruck habe ich auch stets, die Russen sind korrekt und pragmatisch, können allerdings, „wenn ihnen die Nase paßt“, durchaus flexibel sein, im positiven Sinne.

  7. > Wer eine Aufenthaltsgenehmigung in Russland beantragt, muss auch Grundkenntnisse der russischen Sprache nachweisen, dazu muss man einen Test ablegen

    Das stimmt so nicht ganz. Einwanderer mit HQS-Status (Arbeitsvisum bei Einkommen über 2 Millionen RUB/Jahr, ~24 000 EUR/Jahr) sind von solchen Regeln ausgenommen. Es hilft natürlich, Russisch zu können – aber es ist keine feste Vorraussetzung.

    Das gilt sowohl für HQS-Status über einen existierenden russischen Arbeitgeber, als auch Eigenunternehmer die eine Russische GmbH („ООО“) öffnen.

  8. Hallo an alle Sympathisanten. Wir sind wieder in der „Heimat“.
    Neben den hier aufgeführten Möglichkeiten der Ausreise, fehlt eine Möglichkeit für eine besondere Gruppe von Menschen in der BRinD.
    „Государственная программа добровольного переселения в РФ соотечественников, проживающих за рубежом“. Zu Deutsch: „Staatliches Programm für die freiwillige Wiederansiedlung von im Ausland lebenden Landsleuten in der Russischen Föderation“. Dieses staatliche Programm gibt es seit 2006.
    Damit sind hauptsächlich die Russlanddeutschen gemeint. Aber auch ehemalige Bewohner der UdSSR. Wer sich dafür interessiert: https://frankfurt.mid.ru/resettlement
    Nun haben die Russlanddeutschen sicher kein Problem die russ. Sprache aufzufrischen, ihre deutschen Ehepartner können es auch lernen.
    Das Thema Covid wird hier nicht so heiss gegessen wie es gekocht wird. Meiner Meinung nach wird viel „Show“ für den Westen gemacht.

    1. @Zampano

      „Nun haben die Russlanddeutschen sicher kein Problem die russ. Sprache aufzufrischen, ihre deutschen Ehepartner können es auch lernen.“

      Da mußte ich doch lachen, von wegen auffrischen – die sind alle hundertprozentig zweisprachig, sowie zwei von ihnen beisammenstehen, sprechen sie russisch, was sonst. Eher sind einige Ältere dabei, die zu faul waren deutsch zu lernen, aber die russische Sprache beherrschen sie alle.

      1. @ Tangotigertatze
        Ganz Unrecht haben Sie nicht. Es gibt aber auch solche wie mich. Ich bin vor über 50 Jahren in die BRinD gekommen und ich musste fast von Anfang anfangen. Es ist einfacher eeil vieles noch im Hinterkopf steckt. Geholfen hat mir meine Arbeit in RU und meine russische Frau.

  9. Ich vermute mal so drauflos, daß zum Auswandern (egal wohin) ausreichend Knete und Assimilation gehört, neben der Sprache auch die kulturellen Kleinigkeiten, die man als junger und offener Mensch bald draufhat. Als ältere Person bleibt man wohl ein Fremder.

    1. Oh, das habe ich auch mit nicht mehr ganz so frischen Jahren geschafft – ich spreche Russisch, kenne viele Lieder und Zitate, die allen Russen geläufig sind und, der Witz des Ganzen : ich sehe einem unglaublich populären russischen Schauspieler so ähnlich, daß ich schon dutzende von Malen von wildfremden Menschen darauf angesprochen worden bin, das hilft auch ungemein.

      1. Das mit dem Alter halte ich auch für nicht richtig. Wie es in den Wald hineinruft, so schallt es zurück. Wenn sich jemand zum Rufen zu alt fühlt, liegt das an ihm und nicht am Alter. 😉

        1. Das kann ich nur aus eigener Erfahrung bestätigen, aber wenn ich jetzt Beispiele aufführen würde, klänge das noch anrüchigem Eigenlob…

          Vor fünf Jahren hatte ich Besuch aus Mexiko und habe der Frau Deutschland gezeigt, Ausflüge nach Prag und Wien inklusive. Als ich sie zum Flughafen gebracht habe, fragte ich sie, was sie am stärksten beeindruckt habe ( sie hatte noch nie zuvor M. verlassen) und ich dachte, daß sie nun sagen würde : „Deutschland ist so schön grün“ oder „Ihr habt hier wundervolle Fachwerkhäuser“, irgend so etwas.

          Aber was sie wirklich entgegnete hat mich umgehauen:

          „Ihr seid hier alle so unverbunden miteinander.“

          Mahlzeit, sie hatte sowas von recht.

          1. „Aber was sie wirklich entgegnete hat mich umgehauen:

            „Ihr seid hier alle so unverbunden miteinander.““

            So exakt! …ich weis nicht, ob es hier auf der Seite eine Benachrichtigung über die „Antworten“ gibt… wenn nicht, ist es eher unwahrscheinlich, dass Sie das lesen, aber dennoch: es wäre sehr interessant zu wissen, was Sie zu den Gründen von dieser Unverbundenheit denken – ist es etwas geschichtlich geprägtes, nationale Charakter, gesellschaftliche Regeln oder warum?

  10. …ich sehe, dass die Diskussion schon etwas älter ist, aber ich finde das Thema so spannend (und momentan vielleicht sogar schon aktueller als zu dem Zeitpunkt vor anderthalb Jahren), dass ich doch ein paar Worte dazu schreiben möchte.
    Ich lebe als eben Deutschrusse (-russin? …ich bin kein Freund der Gendersprachregeln) seit 22 Jahren in Deutschland, ausgewandert bin ich mit 17 aus dem Kasachstan und somit habe ich keine russische Staatsangehörigkeit. Nach 10 Jahren hier, also 2010 war ich so satt davon, dass ich nur noch vom einem einzigen Wunsch lebte – zurück nach Russland. Das habe ich auch getan – gegen alle Ratschläge, gegen Ablehnung der Verwandten, gegen Wind der Umstände, mit Tausend Euro in der Tasche. Egal.
    Bürokratische Hindernisse, Langwierigkeiten, Ärgernisse (und von denen wird es reichlich geben) – alles kann man überstehen, wenn man etwas wirklich will. Was ich zu diesem Thema berichten kann: mit größter Verwunderung habe ich damals festgestellt, dass die online-Dienste der russischen Behörden tatsächlich arbeiten! (Heute ist es wahrscheinlich noch selbstverständlicher geworden.) Sehr langsam und zäh, aber die arbeiten. Ich habe damals nämlich das Aufenthaltserlaubnis für ständiges Wohnen in Russland beantragt und wurde von der Behörde mit so viel Forderungen bombardiert (was ich alles vorlegen muss), dass es tatsächlich schon an das Kartenspiel erinnerte, in dem sie Ihre Aufforderungsbriefe als Spielkarten in der Hand hatten und ich – meine Papiere. Es wurden Papiere gefordert, die Anschaffung von denen einen sehr großen Aufwand für mich bedeuten würde, bis hin zur Reise zum Geburtstagsort in der Hoffnung, dass sie dort noch erhalten geblieben sind. Als ich die Nase voll hatte, habe ich nach dem Ratschlag eines guten Freundes, die Oberbehörde in Moskau wegen dem Problem angeschrieben und all meine Fragen genau und korrekt mit nötigen Links zu den entsprechenden Paragraphen (schafft man auch ohne Hilfe der speziell dazu ausgebildeten Menschen – man muss nur noch genug sauer sein) formuliert. Es dauerte lange, so lange, dass ich eigentlich schon dachte, dass das ganze nichts gebracht hat und mich seelisch an die Reise zu den Orten meines Ursprunges vorbereitete. Als es sich dann eines Tages ein dicker Umschlag in dem Briefkasten gefunden hat… Ein Wunderumschlag! Denn nachdem ich den Brief bekommen habe, ging alles so schnell und reibungslos wie man es sich nur träumen kann. Die Oberbehörde hat mir nämlich mitgeteilt, zusätzlich zu der Beantwortung von meinen eigentlichen Fragen, dass die entsprechende Behörde vor Ort die entsprechende Anweisungen schon bekommen hat. Generell kann ich sagen, – was ich in Russland in Bezug auf den Umgang mit den Behörden und so verschiedensten verantwortlichen Leuten gelernt habe – dass es in Russland folgender Regel gilt: im Falle von irgendwelchen Unklarheiten/Konflikten/Störungen sich sofort an den Höchststehenden/Höherstehenden wenden – niemals versuchen die Frage mit den Leuten der gleichen Ebene als die, die es verursacht haben, zu klären – es wird nur ein Zeitverlust bringen. Die Höherstenden treten in solchen Fällen meistens als höchst müde und beschäftigte Menschen auf, aber auch sehr vernünftige und das Letzte ist ja im Prinzip das wesentliche.
    Aber es sind nicht diese Erfahrungen, die mich dazu veranlasst haben, diesen Kommentar zu schreiben. Ich habe in Russland eine Arbeitsstelle gefunden (war sehr schwierig für mich mit meinem Beruf (Bauzeichnerin), da es in Russland diese Qualifikation eigentlich gar nicht gibt (es gibt auch eine Liste der Berufen, deren Ausübung für die Personen aus den Ländern, für die eine Visumseinreise vorgesehen ist, verboten ist) – deswegen ist es sicher nicht verkehrt, vor der Ausreise zu prüfen, wie es mit dem einen oder anderen Beruf in Russland aussieht), ich habe ein Kind zur Welt gebracht )) und dann – dann musste ich zurück. Ich will hier keine vollständige Geschichte meines wunderschönen Lebens abgeben, deswegen spare ich mir die genauen Erklärungen dazu, sage nur, dass es nichts kriminelles oder verbotenes war, sondern ein Umstand, der mit dem Thema zusammenhängt, das, wie ich glaube, in Russland noch für viel Aufregung sorgen wird (tut ja auch jetzt schon) – Familienleben. Also, nicht so wichtig, was es war, wichtig ist, dass ich halt zurück musste. Zurück mit dem letzten Urteil: du hast es nicht geschafft, in Russland zu leben. Niederlage, also – eine große Niederlage eines kleinen Menschen.
    Und nun komme ich endlich dazu, was ich eigentlich mit meiner langen Rede ausdrucken wollte. Ärgernis stillt sich mit der Zeit und man fängt an, etwas zu erkennen. Nicht, dass ich etwas Neues hier in Deutschland vorgefunden habe… wahrscheinlicher ist es so, dass ich mich mit der Zeit etwas geändert habe… Alles, was Herr Röper zu der Frage geschrieben hat, dem kann ich mich nur anschließen und ich glaube, ich kann dem auch noch etwas Konkreteres hinzufügen: bei so einer Auswanderung (und nicht nur bei ihr, sondern eigentlich generell) ist es wichtig, erstmal für sich selbst genau und ehrlich zu klären, wozu ich das brauche: will ich damit vor etwas fliehen?/will ich etwas neues sehen? Bin ich schon so groß geworden, dass mir die alten Höschen zu knapp werden oder will ich mit der Auswanderung bestimmte Probleme umgehen, weil ich vor der Konfrontation mit denen Angst habe? Ehrlich! Wenn die Antwort eher das zweite ist, dann wird die Auswanderung nichts bringen oder zumindest nicht das, was erwartet wird. Ich weiß, in Deutschland muss man alles positiv sehen und das letztgesagte ist nicht gerade positiv. Aber das ist die Wahrheit. Ich bereue mein Unternehmen, nach Russland umzuziehen in keiner Weise: technisch gesehen war das ein Misserfolg, inhaltlich aber – ich habe daraus gelernt (dass das Lernen dabei nicht zu den eigentlichen Zielen gehört hat, ist natürlich anderes Problem). Was habe ich denn gelernt? Dass ich in Wirklichkeit nicht so sehr hin zur Russland wollte, sondern eher weg von Deutschland mit ihren Problematiken, die ich nicht verstand, nicht ergründen wollte und die ich nicht zu verstehen versucht habe. Ein Fliehender ist eben ein Fliehender – das habe ich gelernt. Banal, könnte jemand sagen. Banal, würde ich antworten. Doch wenn ich sehe, wie viele Menschen heutzutage fliehen (und es werden noch viel mehr sein), dann denke ich mir, dass diese Banalität gar nicht so offensichtlich ist, wie man denkt.

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