Afghanistan

Russischer Korrespondentenbericht auf Kabul über den Vormarsch der Taliban

Im Gegensatz zu westlichen Medien hat das russische Fernsehen einen Kriegskorrespondenten nach Afghanistan geschickt, der aus erster Hand über die Lage in den Land berichtet.

Ich habe schon einige Male berichtet, dass das russische Fernsehen qualitativ bessere Berichte macht, als das deutsche Fernsehen. Dabei meine ich nicht die dort verbreiteten Meinungen oder Narrative (darüber muss jeder selbst entscheiden), ich meine den objektiven Umstand, dass das russische Fernsehen sich etwas leistet, was in Deutschland aus der Mode gekommen ist: Echte Korrespondenten vor Ort, die auch aus Kriegen aus den vordersten Linien berichten, anstatt – wie beim deutschen Fernsehen heute üblich – aus einem Studio in einem anderen Land, das hunderte oder gar tausende Kilometer entfernt ist, ihre Texte abzulesen.

Der wichtigste Kriegskorrespondent des russischen Fernsehens ist derzeit wohl Evgeni Poddubny, der früher direkt von den Kämpfen in Syrien berichtet hat und nun aus Kabul berichtet. In Afghanistan sind die Taliban – das erfährt man mittlerweile auch ziemlich ungeschminkt in deutschen Medien – im Eiltempo auf dem Vormarsch. Der Korrespondentenbericht von Poddubny enthält daher nichts fundamental Neues, aber es ist interessant, auch einmal Bilder aus Kabul zu sehen und Details zu erfahren, die das deutsche Fernsehen, mangels Korrespondenten vor Ort, nicht liefern kann. Daher habe ich den Bericht des russischen Fernsehens aus den Abendnachrichten von Sonntag übersetzt und er sollte mit meiner Übersetzung auch ohne Russischkenntnisse problemlos verständlich sein.

Beginn der Übersetzung:

Die Amerikaner können nicht einmal ihre direkten Verbündeten schützen

Die Taliban haben den Rücktritt des afghanischen Präsidenten und die Auflösung der Regierung gefordert. Es ist nicht klar, mit wem ihre Führer dann verhandeln wollen. Die Gesamtsituation im Land ist wirklich explosiv. Es finden schwere Kämpfe zwischen der Armee und Taliban-Einheiten statt. Terroristen von IS und al-Qaida erheben ihre Köpfe in Regionen, die an Tadschikistan und Usbekistan grenzen. Aus Afghanistan berichtet unser Korrespondent Evgeni Poddubny.

Russland ruft zu einem politischen innerafghanischen Dialog auf und warnt, dass es „nicht zulassen wird, dass die afghanische Bedrohung die Grenzen der Verbündeten überschreitet.“

Dies ist das älteste Viertel von Kabul und seit die meisten ausländischen Militäreinheiten Afghanistan verlassen haben, sind wir wahrscheinlich die ersten Ausländer hier.

Entführung zur Lösegelderpressung ist in dem Land inzwischen der wohl beliebteste Geschäftszweig unter den Radikalen. Das ist das älteste Cafe in Kabuls Altstadt. Es wird das Fleischgericht Chinaki serviert. Hier essen nur Einheimische; der Besitzer kennt die Stimmung seiner Nachbarn gut.

„Als das Taliban-Regime gestürzt wurde, hatten wir Hoffnung auf ein normales Leben. Doch je länger der Krieg andauerte, desto größer wurde die Enttäuschung. Jetzt glaubt niemand mehr an die Zukunft und die Menschen fliehen bei der ersten Gelegenheit aus dem Land“, sagten Einheimische.

Diese Bilder wurden gestern Abend aufgenommen, als der Schein eines explodierten Tankwagens die Hauptstadt für mehrere Stunden erhellte. Solche Angriffe gab es schon früher, aber jetzt finden fast täglich Angriffe auf verschiedene Ziele in der Stadt statt.

Kabul verfügt über Polizei- und Militäreinheiten und elektronische Kriegsführungssysteme, die in der Stadt aktiv sind, aber das alles ist nur eine Illusion von Sicherheit. Selbst in der Hauptstadt ist das Risiko einer Entführung oder eines Angriffs jetzt sehr groß. Der überstürzte Abzug der amerikanischen Truppen aus Afghanistan ist zu einem wahren Segen für radikale Islamisten geworden und je länger die bewaffnete Konfrontation zwischen den Regierungstruppen und den Taliban-Kämpfern im Lande andauert, desto mehr internationale Terroristen gibt es. Überhaupt könnte Afghanistan wieder zum wichtigsten Hafen der weltweiten terroristischen Internationale werden.

Der politische Flügel der Taliban, der allerdings immer noch in Katar und nicht in Afghanistan sitzt, unternimmt bisher ziemlich erfolglose Anstrengungen, die internationale Gemeinschaft davon zu überzeugen, dass sich die Taliban angeblich geändert haben. Der Unterschied zwischen der Rhetorik in Doha und dem, was vor Ort passiert, ist zu groß. In der Provinz Kandahar ist es zu einem Massaker an Zivilisten gekommen; hundert Leichen sind gefunden worden. Das gesamte Umland dort wird von den Taliban kontrolliert. Es gibt Straßensperren auf Autobahnen, bei denen nach Leuten gesucht wird, die für die Regierung arbeiten. Dies ist eine Illustration dessen, was in Afghanistan geschieht – ein Raketenangriff direkt auf das Zentrum von Kabul, während das Festgebet zum islamischen Opferfest stattfand.

Raketen wurden auf das Gebiet außerhalb des Präsidentenpalastes abgefeuert. Ein Auto mit einem selbstgebauten Raketenwerfer wurde nach Kabul gebracht. IS-Kämpfer übernehmen die Verantwortung für den Angriff, aber die Propaganda der Taliban-Feldkommandeure befürwortete den Beschuss, indem sie sagten, gute Muslime schössen auf schlechte Muslime. Währenddessen betete ganz Kabul.

Dies ist ein Außenbezirk der Hauptstadt. Das Gebiet grenzt an ein Gebiet, in dem die Taliban bereits präsent sind. Die Menschen kamen, um in der unfertigen Moschee zu beten. Die Polizisten beten, ohne ihre Waffen loszulassen. Sie sagen, dass sie sich daran gewöhnt haben, sich nur auf sich selbst zu verlassen, weshalb die Anwohner sich mit einer eigenen Miliz schützen.

In der Zwischenzeit versuchen die Regierungstruppen, die Initiative zu ergreifen. Es gibt sogar einige Beispiele für erfolgreiche Operationen. Aber die Taliban kontrollieren trotz schwerer Verluste – nach verschiedenen Berichten hat die Bewegung bei den Kämpfen seit Mai etwa 10.000 Kämpfer verloren – immer noch den größten Teil der afghanischen Grenzen und des Landes. Auch ihre Luftwaffe hilft den Regierungstruppen nicht. Dabei könnte die Luftwaffe ein entscheidendes Argument in diesem Kampf sein. Aber eines der Ergebnisse von zwanzig Jahren amerikanischem Militäraufbau in Afghanistan ist eine schwache Luftwaffe.

Das Rückgrat der afghanischen Luftwaffe ist die leichte A-29, ein Ausbildungsflugzeug zur Bodenbekämpfung. Es gibt etwa 20 Flugzeuge, die Bodentruppen mit Feuer unterstützen können. Die Turboprop-Maschinen sind besser als nichts, werden aber wahrscheinlich keine entscheidende Rolle im Kampf gegen die Taliban spielen. Außerdem gibt es eine Heeresfliegerei. Es gibt Kampfhubschrauber aus der Mi-24-Familie, Mi-17-Transporthubschrauber und amerikanische Black Hawks. Aber selbst die NATO-Luftwaffe mit allen modernen Mitteln zur Aufklärung und Bekämpfung konnte die Taliban nicht besiegen, die Turboprop-Luftwaffe kann es ganz sicher nicht.

Die Amerikaner können nicht einmal ihre direkten afghanischen Verbündeten schützen. 18.000 afghanische Übersetzer, Journalisten und Logistiker warten darauf, aus dem Land evakuiert zu werden. Militante haben bereits 350 Menschen getötet, weil sie mit den Vereinigten Staaten kooperiert haben. Diese Woche wurde berichtet, dass ein afghanischer Übersetzer, der mit dem US-Militär zusammenarbeitete, enthauptet wurde. Sohail Pardis wurde auf dem Highway Kabul-Host getötet. Insgesamt wurden bereits 350 Menschen, die für die Amerikaner gearbeitet haben, getötet. Und das Weiße Haus hat noch nicht einmal angefangen, seine afghanischen Verbündeten aus dem Land zu evakuieren. Afghanistan ist eine tragische Illustration dafür, welche Folgen der Export von Sicherheit auf amerikanische Art hat.

Ende der Übersetzung

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

10 Antworten

  1. Das Afganische Volk, hat nachdem ihre Résistance, die Völker Recht Verbrecher, aus dem Land verjagt hat, nun die Aufgabe, die Quieslinge und Kollaborateure, des US Imperium, für die Verbrechen, am Afganischen Volk, zur Rechenschaft zu ziehen. Sie werden ihrer gerechten Strafe nicht entgehen, wie auch die Französischen Kollaborateure, ihrer gerechten Strafe, nicht entgehen konnten. Vieleich erwischen sie ja noch, den ein oder anderen Völker Recht Verbrecher, aus dem Imperium und können die auch noch zur Rechenschaft ziehen.
    Dann gehört Afganistan, wieder den Afganen und sie werden, die US Opium Felder, wieder ABBRENNEN

    1. Mit Verlaub, die Taliban als Vertreter des afghanischen Volkes zu stilisieren ist mehr als frech. Die Taliban vertreten wenn überhaupt die Paschtunen. Und nicht mal diese vertreten sie wirklich. Ein afghanisches „Volk“ existeirt überhaupt nicht. Der Konflikt zwischen den verschiedenen Volksstämmen dort dauert inzwischen seit den 1970ern an. Und dieses Schlachten wird weitergehen, auch wenn die Taliban die Macht übernehmen.
      Zur Rechenschaft gezogen wird jeder, der in den Augen der Taliban „unislamisch“ handelt, oder sich ihnen widersetzt. Diese Leute vertreten alles, aber nicht das afghanische Volk.

      1. Oh da ist jemand, nicht damit einverstanden, das die Opium Felder WIEDER Abgefackelt werden.
        Glauben sie allen ernstes der US PR, das nur der Vietcong Sie rausgeschmissen hat, auch da musste genau wie in Afganistan, das Volk mitkämpfen, ansonsten ist es zum scheitern verurteilt, wie man ja hier in der BRD sehen kann, wo die Sieger und Besatzungs Truppen heute noch sind.

  2. Eine Bewegung, die aus dem Volk heraus kommt, bringt nicht das eigene Volk um. Sie versucht selbst die Kollaborateure des alten Regimes mit einzubeziehen in das, was sie einen Neuanfang nennt. Alle Bewegungen, die anders gehandelt haben, waren letztlich zum Scheitern verurteilt und endeten in Gewaltorgien.
    Für mich sieht das so aus, als ob Afghanistan das zweite Libyen wird, mit dem Unterschied, dass es in Afghanistan nie einen Herrscher wie Gaddhafi gegeben hat. Und was Libyen heute bedeutet, kann man offen sehen: Chaos, Gewalt, Clanwirtschaft, Korruption, und wieder Gewalt.
    Ob das so erstrebenswert ist, mag ich ernsthaft bezweifeln.

    1. *** Sie versucht selbst die Kollaborateure des alten Regimes mit einzubeziehen ***
      Das machen aber keine Bewegungen aus dem Volk, sondern ein von der Sieger und Besatzungs Macht aufoktroyiertes System. Siehe die BRD, wo die Organisatoren,Stützen und Verbrecher, ihres Nazi Regimes, maßgeblich in die neue Struktur einbezogen wurden.

      *** in Afghanistan nie einen Herrscher wie Gaddhafi gegeben hat ***
      Die Demokratische Republik Afghanistan

      Seit 1973 war Afghanistan eine Republik. 1978 kam die Demokratische Volkspartei Afghanistans an die Macht. Sie rief die Demokratische Volksrepublik aus. Die neue Regierung begann mit einer Bildungs, Bodenreform und dem Aufbau von Infrastuktur und Industrie. Nur Muhammad Taraki wurde Ministerpräsident.
      Das US Imperium, schuf nach der Vorgabe von Brzeziński, mindestens seit 1979 die afghanischen Mudschaheddin gegen Afghanistans Regierung. Organisierte den Widerstand gegen die neue Volksrepublik. Islamistische Mudschaheddin-Gruppen wurden vom Imperium, in Pakistan gebildet, bewaffnet und Finanziert und kämpften gegen die Afganische Regierung. Ein Bürgerkrieg wurde so vom Imperium Orchestriert .

  3. Ich frage mich immer noch, warum die Amis abgezogen sind.
    Waren nicht der CIA und andere Terror- Organisationen ganz dick im Opiumgeschäft drin? Wollten die nicht geostrategisch einen Brückenkopf gegen Russland und China in der Gegend? Zudem war der Dauerkrieg die Rechtfertigung, die Kriegs- Mafia mit mehr und noch mehr Steuergeldern zu füttern.

    Es ist meine stille Hoffnung, dass die Ami- Militär- Mafia den NWO Kurs nicht mitgehen will und deshalb den NWOlern gezeigt hat, wo der Barthel den Most holt. Wir erinnern uns, dass Trump den Rückzug ja schon angekündigt hatte. Vllt ist das Militär jetzt einfach raus, bevor Biden das widerrufen konnte.

    Es wäre schön, wenn wenigstens eine bewaffnete Organisation auf unserer Seite wäre. Weil ohne Waffengewalt werden wir nicht gewinnen können. Die Demos in allen Ehren, aber ohne echten Widerstand gleiten wir nur immer weiter in den NWO Faschismus ab.

    1. „Ich frage mich immer noch, warum die Amis abgezogen sind.“

      Vermutlich haben die Strategen sich überlegt, dass es nützlicher wäre, wenn die Taliban versuchen, ihren Einfluss auf die Nachbarstaaten auszudehnen, um diese so zu destabilisieren bzw. um neue Probleme zu schaffen. So beginnt es schon in Tadschikistan (https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/vormarsch-der-taliban-tadschikistan-mobilisiert-20-000-reservisten-17423885.html) und könnte so das Militärbündnis OVKS, in dem Russland die tragenden Rolle spielt, in einen neuen Konflikt ziehen. Ebenso bietet die gemeinsame Grenze Afghanistans mit der chinesischen Provinz Xinjiang Raum für größeren Einfluss der Taliban auf die für China problematischen islamischen geprägten Uiguren. So schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe und hat selbst vermeintlich wenig Risiko – aber das Ganze aber auch in eine ganz andere Richtung gehen…

      1. Sehe unsere Eliten nicht als einen Block.
        Ja, sie haben gemein, dass sie uns beherrschen und auch weiterhin als Parasiten komfortabel von unserem Blut leben wollen. Da werden sie immer zusammenarbeiten.

        Denke aber, dass es da auch massive Konflikte gibt.
        Ich denke, gerade die Geldgeier/Eugenik- Fraktion (Gates/Rockefeller) hat so ihre Probleme mit der Militär- Mafia. Letztendlich gehts wohl immer um das grösste Stück vom Kuchen. Und das geht ja mal sowas an die NWO- Verbrecher.

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