Signal – Der angeblich sichere Messenger entstand mit Geld der US-Regierung

Nachdem die Internetkonzerne massiv auf Zensur setzen und WhatsApp wegen der Änderung seiner Richtlinien in der Kritik steht, ist die Suche nach Alternativen in aller Munde. Dabei wird Signal immer wieder genannt, aber ein Blick auf die Entstehungsgeschichte des Messengers wirft Fragen auf.

Um zu verstehen, worum es geht, müssen wir uns zehn Jahre zurück versetzen. Damals wurden Messenger und soziale Netzwerke genutzt, um den arabischen Frühling zu starten und zu lenken. Die Presse feierte verschlüsselte Messenger und die Internetkonzerne als Freiheitsbringer. Und der Westen unter der Führung der USA war ganz hingerissen von den Möglichkeiten, die diese Instrumente für weitere Regimechanges brachten.

Aber diese Freude galt nur begrenzt, denn hinter den Kulissen hatte man im Westen schnell verstanden, dass ein freies Internet mit verschlüsselten Chats auch eine Gefahr für die Eliten im Westen bedeuten können. Der damalige britische Premierminister Cameron nannte verschlüsselte Messenger „einen sicher Platz für Terroristen“ und Obama sah in ihnen „ein Problem.“

Die Internetkonzerne haben sich den Eliten der USA (ob freiwillig oder unter Druck) untergeordnet, wie wir seit den Snowden-Enthüllungen wissen. Die USA waren von Anfang darauf aus, dass das Internet, die Internetkonzerne und auch andere Messenger nur so lange frei sein sollten, wie sich deren Freiheit nicht gegen die Politik des Westens und vor allem der USA richtete.

Während die eben zitierten Aussagen von Cameron und Obama von 2015 sind, begann die Arbeit an der Kontrolle des Internets viel früher. Ein (aber sicher nicht das erste) Beispiel war 2012 die Gründung des Open Technology Fund (OTF), der sich auf die Fahnen geschrieben hatte, Technologien zu fördern, die Zensur im Internet verhindern und die Privatsphäre im Netz zu schützen.

Das klingt ehrenhaft. Das Problem dabei: Der OTF wurde von der US-Regierung gegründet und komplett finanziert. Organisatorisch gehört der OTF zur U.S. Agency for Global Media (USAGM), also den US-Staatsmedien, die im Ausland die US-Propaganda verbreiten sollen. Konkret wurde OTF von Radio Free Asia gegründet, dem asiatischen Gegenstück von US-Propagandasendern wie Radio Free Europe, Radio Liberty und so weiter.

Signal wurde mit Geld von OTF gegründet. Der Gründer von Signal, der sich Moxie Marlinspike nennt, was aber nicht sein echter Name ist, hat 2013 (also noch vor der Gründung von Signal) und 2014 (dem Gründungsjahr von Signal) 1,3 Millionen Dollar vom OTF, also der US-Regierung, für den Aufbau von Signal bekommen. Gleichzeitig hat er verkündet, er nehme kein Risikokapital von Investoren an, weil er Investoren Versprechen über zukünftige Gewinne machen müsse.

Da liegt der Verdacht nahe, dass die US-Regierung sich schon früh absichern wollte und auch Konkurrenten der bestehenden Internetkonzerne unter Kontrolle bekommen wollte. Ob das sogar geschah, um diese als mögliche Alternativen zu den etablierten Messengern zu positionieren, wenn diese eines Tages wegen ihrer Nähe zu den Eliten in Verruf geraten sollten, darüber kann man nur spekulieren.

Sicher ist anscheinend nur eins: Die Suche nach Alternativen zu den großen Messengern ist schwieriger als gedacht. Dass Telegram problematisch ist, weil dort ein Mann alle Entscheidungen trifft, der den westlichen Eliten sehr nahe steht, habe ich schon berichtet. Nun sehen wir auch bei Signal den durchaus berechtigten Verdacht, keinesfalls eine unabhängige und sichere Plattform zu sein.

Was einer wirklich unabhängigen Plattform droht, haben wir bei Parler erlebt. Als Parler unbequem geworden ist, wurde es sofort aus den Shops von Android und Apple entfernt und dann sogar ganz vom Netz genommen. Es bezeichnend, dass Telegram oder Signal das bisher nicht angedroht wurde.

Parler ist inzwischen wieder erreichbar und der Spiegel hat sofort berichtet, dass die Russen daran schuld sein sollen. Das soll User abschrecken, denn Russland ist bekanntlich böse. Es ist bezeichnend, dass es wieder einmal die Russen sind, die gegen die Einschränkung der Meinungsfreiheit vorgehen. Anstatt die Russen dafür zu loben, werden sie im Westen dafür kritisiert – Meinungsfreiheit scheint kein westlicher Wert mehr zu sein, stattdessen werden Menschen mit abweichenden Meinungen diffamiert und ausgegrenzt und die Medien fordern, ihre Aussagen zu zensieren.

Könnte mal jemand die westlichen Medien daran erinnern, dass zur Meinungsfreiheit, für die sie angeblich stehen, auch die Freiheit gehört, eine völlig abweichende und konträre Meinung zu vertreten und dass man über diese unterschiedlichen Meinungen auch diskutieren können muss, anstatt sie zu diffamieren und zu zensieren?

Der Vorsitzende des russischen Parlaments, der Duma, hat sich in einer Rede in der Duma dazu gerade folgendermaßen geäußert:

„Heute wurde für alle offensichtlich, dass das Land, das die ganze Welt die Standards der Demokratie lehren will, sie selbst gestrichen hat. Kollegen, denken Sie noch einmal daran, was passiert ist. Dem amtierenden US-Präsidenten, für den fast 75 Millionen Amerikaner gestimmt haben, und seinen Unterstützern, wurde ein Grundrecht entzogen: Die Meinungsfreiheit. Ihnen wurde von den größten sozialen Netzwerken die Möglichkeit genommen, mit den Wählern zu kommunizieren. Warum ist es zu dieser Entscheidung gekommen? Vielleicht als Folge eines Gerichtsurteils? Nein. Aber über so etwas muss ein Gericht entscheiden. Hinter der Entscheidung stehen die politischen Gegner des scheidenden US-Präsidenten. Und das ist nichts anderes, als die direkte Einschränkung eines Grundrechtes der Bürger der USA. Das ist ein Verstoß der USA gegen – ich unterstreiche das – eine Verpflichtung, die sie übernommen haben, nämlich den freien Austausch von Meinungen und den freien Zugang zu Informationen zu garantieren.“

Wenn man sich das Beispiel Signal anschaut, wurde diese Einschränkung der Meinungsfreiheit wohl von langer Hand vorbereitet und wer nun sein Heil bei Signal sucht, kann demnächst vielleicht feststellen, dass er vom Regen in die Traufe gekommen ist.

Bleibt die Frage, welche alternativen Messenger wirklich sicher sind. Nur darauf habe ich auch keine Antwort.

Ironisch könnte man WeChat empfehlen. Der ist zwar unter Kontrolle der Chinesen, aber die haben – im Gegensatz zu den USA – zumindest (noch) nicht den Ehrgeiz, die Meinungen in Europa zu kontrollieren.

Oder Threema, aber nachdem ein näherer Blick auf Telegram und Signal desillusionierend war, bin ich vorsichtig mit einer Empfehlung…

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

13 Antworten

  1. Ich suche schon sehr lange nach einer sicheren Verbindung.Von den USA wurden in den letzten 30 Jahren sehr viele StartUps finanziert auch wenn sie aussichtslos waren.
    Google, Facebook und Twitter um nur einige zu nennen.
    Die russische Seite macht auch alles um seine Benutzer zu identifizieren.
    Im Moment geht es nur mit einem extra Laptop in ein unbekanntes Wlan.

  2. Ist Signal nicht open source? Es sollte nicht möglich sein, in open source eine Hintertür einzubauen, ohne dass es jemand bemerkt. Und die Qualität der Verschlüsselung kann so ebenfalls jederzeit geprüft werden.

    1. So sehe ich das auch. Open source ist im Normalfall die Gewähr dafür, dass keine versteckten Hintertüren vorhanden sind. Ich nutze Signal seit vielen Jahren und betrachte es nach wie vor als eine der wenigen sinnvollen Optionen im Messenger-Bereich – zumindest bis zum Beweis des Gegenteils 😉

      1. Selbst bin ich ein Fan von Open Source, aber das nutzt Ihnen nichts wenn die Server in den USA stehen.

        Der vineyardsaker.de empfiehlt als IT Experte Threema oder notfalls auch noch wire. Das deckt sich auch mit einigen Kommentaren, die ich auf Heise gelesen habe.

        Letztenendes: Wenn Sie etwas wichtiges zu besprechen haben, dann besuchen Sie doch die Person mal wieder, hat ja einen Grund das unsere Adolfine Murksel manchmal zu Putin fährt und nicht über WhatsApp telefoniert (und auch sonst nicht telefoniert).

        1. Gegen Threema ist nichts einzuwenden, momentan nutze ich allerdings vorwiegend Signal und erachte die Gefährdung als relativ niedrig, zumal Signal nicht mehr als nötig speichert und ich die wirklich wichtigen Dinge in der Tat lieber – je nach Tageszeit – bei einer Tasse Kaffee oder einem Glas Wein im persönlichen Gespräch erörtere. Die schwachsinnige Quarantäne-Politik macht das aktuell aber nicht ganz einfach!

    2. Sehe ich aehnlich. Unmoeglich ist es nicht, aufgrund des Umfangs der Codebasis, aber deutlich schwerer.
      Das Signal-Protokoll gilt als Goldstandard hinsichtlich Kryptokommunikation, weshalb die Quellen mit Sicherheit auch von Securityexperten regelmaessig kritisch gelesen werden. Die Organisation verfolgt auch ein Zero-Knowledge-Prinzip und implementiert immer wieder neue Features um dieses Prinzip noch weiter voranzutreiben.
      Zudem steht der komplette Code (https://github.com/signalapp/) unter der GPLv3 Lizenz und kann daher nicht ohne weiteres geschlossen werden. Und selbst dann, kann der Code mit Stand vor der Lizenzaenderung geforkt und auf Basis der alten Lizenz weiterentwickelt werden.

      Im Gegensatz zu Threema oder Telegram, die beide proprietaer sind, bietet das zusammengenommen, einiges mehr an Sicherheit als bei den beiden anderen genannten, auch hinsichtlich Verfuegbarkeit und Entwickelbarkeit des Codes. Eine 100%-ige Sicherheit ist in der Praxis nicht erreichbar, ein Restrisiko bzw. ein kleines bisschen an Vertrauen werden wir daher immer bei solchen Technologien eingehen bzw. haben muessen.

      Aus meiner Sicht, trotz der seltsamen Finanzierung durch die US Regierung in den Anfangsjahren, eine der besten Alternativen.

    3. Nein, Signal ist nicht Open Source. Zwar wurde Quellcode veröffentlicht, jedoch ist es nicht möglich, aus diesem Quellcode einen Client zu bauen und mit dem Netz zu verbinden. Das geht nur mit den Binary-Only-Clients.

  3. Interessant ist auch die Email-Frage. Nach vielen Jahren gmail habe ich vor kurzem, aufgeschreckt durch die neuerliche Säuberungswelle durch die US-BigTechs, endgültig angefangen nach einer Alternative zu suchen und bin letztendlich bei Protonmail.org gelandet. Teste das jetzt und es sieht gut aus. Es ist auch grundsätzlich ein gutes Gefühl, weg von den US-Servern zu sein, auch wenn man es nie wirklich endgültig weiß.

  4. Russland sollte mal was Gas geben .. der demokratische Teil unserer Bevölkerung möchte diverse Sachen haben. Und Russland war doch bei Sputnik V schon so schnell.
    Ich wünsche mir:
    – ein Betriebssytem für PC wie Windows
    – Youtube
    – Messenger

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