Wie das russische Fernsehen über Navalnys Festnahme berichtet hat

Navalny ist wie erwartet bei seiner Einreise nach Russland festgenommen worden. Da ich weiß, dass viele Leser sich von mir Informationen erhoffen, will ich kurz über das Wenige berichten, was bisher bekannt ist und wie in Russland darüber berichtet wurde.

Ich habe bereits über die zu erwartende Festnahmen berichtet, nachdem Navalny angekündigt hat, endlich nach Russland zurückzukehren. Der Grund für den Haftbefehl gegen ihn sind Verstöße gegen seine Bewährungsauflagen, denn er wurde 2014 wegen Unterschlagung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Um jetzt nicht alles zu wiederholen, verweise ich auf meinen Artikel mit den Details dazu, den Sie hier finden.

Zu berichten gibt es darüber hinaus bisher nicht viel. Wegen des großen Andrangs am Flughafen Vnukovo, wo Navalny landen sollte, wurde der Flug zu einem der anderen drei Moskauer Flughäfen umgeleitet und die Maschine landete in Scheremetjewo. Navalny wurde dann erwartungsgemäß bei der Passkontrolle verhaftet. Ob er bis zur Gerichtsverhandlung über seine Verstöße gegen die Bewährungsauflagen, der für Ende Januar angesetzt ist, im Gefängnis bleibt, oder vielleicht auf Kaution entlassen wird, ist derzeit nicht zu sagen. Sollte es dazu Neuigkeiten geben, werde ich umgehend berichten.

Da deutsche Medien immer behaupten, Navalny werde in Russland von Regierung und Medien totgeschwiegen, habe ich aber den kurzen Bericht des russischen Fernsehens über Navalnys Verhaftung übersetzt, der unmittelbar nach der Meldung über seine Festnahme im zu dem Zeitpunkt laufenden Nachrichtenrückblick „Nachrichten der Woche“ ausgestrahlt wurde. Auch die gezeigten Bilder in dem Beitrag des russischen Fernsehens sind sehenswert und zusammen mit meiner Übersetzung auch ohne Russischkenntnisse verständlich.

Beginn der Übersetzung:

Deutsche Geheimdienste haben den Blogger Navalny mit außergewöhnlichem Pomp und Sicherheitsmaßnahmen nach Russland geschickt. Assoziationen mit dem versiegelten Wagon, in dem ebenfalls Deutschland vor etwas mehr als hundert Jahren revolutionäre Kämpfer nach Russland geschickt hat, kommen einem sofort in den Sinn. Allerdings waren die damaligen Kämpfer von einem anderem Kaliber, aber die Deutschen bleiben sich treu. Und alles war so inszeniert, als wollten sie etwas Besonderes veranstalten. Auch mit traditioneller deutscher Gründlichkeit. Und mit dem Wunsch, die Außergewöhnlichkeit der Veranstaltung zu unterstreichen.

Selbst die deutschen Medien stellen fest, dass dem Blogger für die Verhältnisse der deutschen Demokratie ungewöhnliche Privilegien eingeräumt wurden. Ein schwarzer Regierungs-Audi mit Blaulicht und eine Polizeieskorte, die fast größer war als die von Kanzlerin Merkel. So wurde er zum Flughafen Berlin gebracht. Und zwar direkt auf das Flugfeld zum Flugzeug. Ohne das Gepäck zu kontrollieren und den Check-in für den Passagier hat die Polizei erledigt. Sie hat den Passagier zusammen Kollegen der Geheimdienste zum Flugzeug gebracht. Im Flugzeug waren fast mehr Journalisten als Passagiere.

Vorher hat der Föderale Dienst für Strafvollzug Russlands Maßnahmen ergriffen, um Alexei Navalny zu festzunehmen. Unterlagen wurden an das Gericht geschickt, um die Bewährungsstrafe wegen systematischer grober Verstöße gegen die Bewährungsauflagen in eine echte Gefängnisstrafe umzuwandeln.

„Was den Bürger der Russischen Föderation Navalny betrifft, so beantragen wir beim Gericht, die Bewährungsstrafe in eine Gefängnisstrafe umzuwandeln und werden diesen Antrag vor Gericht unterstützen, weil er sieben grobe Verstöße begangen hat. Sobald wir die Information erhielten, dass er aus der Klinik Charité entlassen worden war, versuchten wir sofort, ihn zur Kriminalpolizeiinspektion vorzuladen, aber leider nahm er keinen Kontakt auf. Deshalb mussten wir die Unterlagen an das Gericht schicken“, sagte Anatoly Yakunin, stellvertretender Direktor der Behörde.

Infolgedessen wurde Nawalny auf die Fahndungsliste gesetzt – mit der Anweisung, bei Feststellung seines Aufenthaltsortes Maßnahmen zur Festnahme zu ergreifen. Das Flugzeug aus Berlin ist bereits in Scheremetjewo gelandet und die erwartete Festnahme erfolgte bei der Passkontrolle.

Ende der Übersetzung

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

14 Antworten

  1. Auch wenn Herr Nawalny in Russland vor der mutmaßlichen Vergiftungs-Aktion einen relativ bescheidenen Bekanntheitsgrad hatte, änderte sich dies nach der weltweiten Medienkampagne. Es wird nun interessant sein zu beobachten, wie man die Sache dann in der russischen Presse wird begleiten. Das ist das Erste.
    Und natürlich hat sich Nawalny in irgendeiner Form auch mit dieser Gesamtaktion strafbar gemacht.
    Immerhin beschuldigte der Herr den Präsidenten – nicht mehr abstreitbar – persönlich des versuchten Mordes an ihm selbst als Auftraggeber. Nun wird ja das russische Strafgesetzbuch auch entsprechende Paragrafen für falsche Verdächtigungen bereithalten ( § 164 StGB in Deutschland)

    Nun wird sich über kurz oder lang das Blatt wenden, zu Ungunsten der Bundesrepublik Deutschland. Russland will die kompletten Unterlagen aus den verschiedenen Laboren, in denen das Nervengift gefunden sein soll….

    Nur eins ist klar:

    Nawalny selbst, kann sich nur verteidigen, wenn ER beweisen kann, dass seine Anschuldigungen auf konkreten Beweisen beruhen, die ihm bekannt sind. Spätestens dann, wird Deutschland die Beweise offenlegen müssen, die zur Unschuld Nawalnys beitragen können.

    Wird noch interessant. Sehr interessant .

  2. Realpolitik im Westen:
    Nawallny – ein verurteilter Krimineller wird gegen Russland benutzt, insbesondere gegen Putin! Auch die EU ist heute dem Chor beigetreten.
    Swetlana Tichanowskaja darf auf dem CDU Parteitag reden, was für eine lächerliche Show!

    Und Julien Assange wird mit keinem Wort erwähnt, der Brexit hätte genügend Chancen gehabt, auf seine Freilassung einzuwirken.
    Pompeo rühmt sich in der Öffentlichkeit vor Studenten, der „mächtige Dienst“ habe ihn zu einem guten Lügner vorbereitet.

    Wer hat unsere westlichen Regierungen vorbereitet? Es ist kaum zu ertragen!

  3. Zunächst volle Zustimmung zu Herrn Gottschlichs Ausführungen.
    Zum Thema: Meiner Frau ist aufgefallen, dass die Verabschiedung Nawalnys in Berlin beinahe wie eine Abschiebung aussah – Eskorte bis zum Flieger, Passkontrolle extern usw. Die bundesdt. Behörden hatten ja an sich gewusst, dass die Zelle für ihren Gast schon offen steht – man hätte ihn ruhig in D behalten können. Irgendwie scheint der Typ gestört zu haben (nein, nicht „zu sein“, obwohldas nicht unwahrscheinlich ist).

            1. jaja, ist ja auch ok, dafür sind solche Foren ja da, zum Diskutieren.
              Geldwäsche wäre mir aktuell eingefallen, jedoch soll es um Yves Rocher gehen.
              Die Meldungen in der Transatlantik-Presse sind hier wenig vertrauenserweckend, da die „nur“ darauf basieren, dass lt. YR kein Schaden entstanden ist.
              Ich kenne aber die Hintergründe der Bewährungsstrafe nicht, ging es da um Betrug gegenüber YR, Geldwäsche im Rahmen von YR, ….?

          1. Ganz allgemein:

            STGB

            Zweiter Titel
            Versuch
            § 22 Begriffsbestimmung
            Eine Straftat versucht, wer nach seiner Vorstellung von der Tat zur Verwirklichung des Tatbestandes unmittelbar ansetzt.

            § 23 Strafbarkeit des Versuchs
            (1) Der Versuch eines Verbrechens ist stets strafbar, der Versuch eines Vergehens nur dann, wenn das Gesetz es ausdrücklich bestimmt.
            (2) Der Versuch kann milder bestraft werden als die vollendete Tat (§ 49 Abs. 1).
            (3) …

  4. Es findet mal wieder Propaganda durch Wiederholung von Falschmeldungen statt. Die deutschen Medien nutzen die Sprachregelung „Verstoß gegen Bewährungsauflagen WÄHREND der Behandlung in Deutschland“.
    Das impliziert bewusst, Russland sei unmenschlich und würde Krankheit nicht berücksichtigen.
    Lt. Thomas geht es aber um die Zeit NACH der Genesung.

    Mir fiel auch auf, dass Navalny mimisch und bzgl. der Foto-Position sehr gut ein leidendes Opfer darstellt, das macht er sehr gut.

    Die Show stimmt. „Ein mutiger Mann“, wie mich die WDR-Journalisten (die wissen auch immer alles) lehrten.

    Der deutsche Staat und seine Vertreter scheint kein Problem mit der Beleidigung Russlands Rechtssystems und seiner Rechtsgelehrten zu haben.

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