Facebook-Skandale

Wie in Russland über die Skandale von Facebook und die Umbenennung des Konzerns berichtet wird

Die Skandale von Facebook und die Umbenennung des Internetkonzerns in "Meta" waren auch Thema in den russischen Nachrichten, wobei man manches erfahren konnte, was in Deutschland nicht in die Schlagzeilen gekommen ist.

Die Skandale um Facebook, die vor allem von einer ehemaligen Mitarbeiterin losgetreten wurden, die im US-Kongress über die Geschäftspraktiken von Facebook ausgesagt und Unterlagen präsentiert hat, waren auch in russischen Nachrichten ein Thema. Um aufzuzeigen, wie in Russland darüber berichtet wird, habe ich einen Korrespondentenbericht des russischen Fernsehens übersetzt, der am Sonntag im Nachrichtenrückblick „Nachrichten der Woche“ ausgestrahlt wurde. Interessant war dabei für mich, dass man in den russischen Nachrichten Dinge erfährt, die ich in deutschen Berichten darüber nicht gefunden habe.

Beginn der Übersetzung:

In den USA richten sich alle Augen auf den Milliardär Mark Zuckerberg. Siebzehn führende amerikanische Medien haben Enthüllungsartikel über den Eigentümer des sozialen Netzwerks Facebook veröffentlicht. Es geht um Verstöße gegen Gesetze, Zensur und die Weitergabe von Daten von Facebook-Nutzern an die US-Regierung und andere Länder. Und natürlich geht im heutigen Amerika nichts ohne Belästigungsvorwürfe.

Die Zuckerbergs wurden von einer Handvoll ehemaliger Mitarbeiter des Unternehmens aus der LGBT-Gemeinschaft verklagt. Sie behaupten, sie seien bei ihrer Arbeit für Zuckerberg sexuell belästigt und aufgrund ihrer Orientierung und Hautfarbe benachteiligt worden. Warum also wenden sich plötzlich alle in den USA gegen Mark Zuckerberg? Ein Bericht unseres Korrespondenten.

Die Lage bei Facebook ist so schlecht, dass der Finger auf dem Logo auch anders aussehen könnte, aber Zuckerberg entschied sich für einen radikaleren Ansatz. Facebook hat jetzt ein neues Logo und einen neuen Namen. Das Unendlichkeitszeichen steht für das Projekt „Meta“.

„Heute sprechen wir über das Meta-Universum. Wir sind vom Homecomputer zum Telefon mit Internet, von Text zu Fotos und Videos übergegangen. Aber das ist noch nicht das Ende des Traums. Die nächste Plattform wird aufregender sein, ein Internet, wo man ein Teilnehmer und nicht nur ein Beobachter ist. Wir nennen es das Meta-Universum, in dem man alles tun kann, was man sich vorstellt“, sagte Zuckerberg.

Es wird keine weiteren 10 oder gar 15 Jahre dauern, bis Zuckerberg die Verbraucher in eine grenzenlose virtuelle Realität führt, stellt das Unternehmen klar. Was sie brauchen, ist ein Rebranding hier und jetzt.

„Es wird weitergehen – Namen, Logos, Embleme ändern sich… Das ist ein kosmetischer Eingriff. Es ist wichtig für sie, das Geschäftsmodell aufrechtzuerhalten, mit dem sie viel Geld verdienen“, sagt Senator Richard Blumenthal.

Seiner Meinung nach ist das Niveau von Zuckerbergs Anstand jetzt auf Gossen-Niveau. Der Internet-Gigant hat an allen Fronten mit Leaks zu kämpfen. Facebook war in seiner 17-jährigen Geschichte noch nie einem solchen Druck ausgesetzt. In erster Linie deshalb, weil für das Unternehmen nichts außer dem Streben nach Profit zählt. Geld ist wichtiger als die Sicherheit der Nutzer.

„Ich war schockiert, als ich hörte, dass Facebook 10.000 Ingenieure in Europa einstellen wollte, um sein neues Produkt, das Meta-Universum, zu entwickeln. Ich dachte: Wow, was wir beim Thema Sicherheit machen könnten, wenn wir 10.000 Ingenieure mehr hätten, das wäre unglaublich. Im Unternehmen herrscht die Auffassung, dass Sicherheit ein Kostenzentrum und kein Wachstumszentrum ist“, so Frances Haugen, eine ehemalige Facebook-Mitarbeiterin.

Frances Haugen war früher eine Facebook-Mitarbeiterin, jetzt ist sie ein Alptraum. Bevor sie entlassen wurde, nahm sie mehr als tausend Dokumente aus dem Unternehmen mit. Sie hat dem US-Kongress belastende Beweise vorgelegt und stellt das soziale Netzwerk nun auch vor dem britischen Parlament bloß. Dank Haugens erfuhr die Welt, wie die Algorithmen von Zuckerbergs Plattform Teenager in die Depression und manchmal auch in den Suizid treiben.

Das sind nur einige interne Facebook-Dokumente, die Journalisten zugespielt wurden. Man kann sehen, dass das soziale Netzwerk bereit ist, auch Sechsjährige zu verführen. Offiziell darf man sich auf der Plattform ab 13 Jahren anzumelden, aber es gibt Tausende von Seiten, deren Betreiber viel jünger sind.

„Sobald ein Jugendlicher 13 Jahre alt wird, gilt er im Internet als erwachsener Nutzer. Dieser Ansatz ist unglaublich schädlich für Kinder. Wir brauchen staatlich festgelegte Regeln, um Unternehmen daran zu hindern, Daten von Kindern zu sammeln, schließlich dienen sie der Werbung und dem Geldverdienen“, sagte Josh Golin, Leiter einer NGO.

Die Sorge um die Kinder ist ein Argument, dem niemand widersprechen kann. Doch die Gegner des Zuckerberg-Imperiums haben gewichtigere Argumente in ihrem Arsenal. Der Facebook-Gründer wurde einige Male auf frischer Tat erwischt, als er die Hand nicht nur nach Kindern, sondern auch nach der Macht ausstreckte.

„Zuckerberg hat 420 Millionen Dollar an Wahlkommissionen überwiesen, die eigentlich unabhängig sein sollten. Er hat mehr in die Präsidentschaftswahlen 2020 gesteckt als die US-Regierung. Das Geld wurde verwendet, um Vertreter der Linken in die Wahlausschüsse der Swing States zu bringen. Die Demokraten kontrollierten die Wähler-Registrierung, die Gestaltung der Stimmzettel, die Briefwahl und die Auszählung. Sie haben alles kontrolliert. Niemand hätte sich vorstellen können, dass einer der reichsten Männer der Welt eine staatlichen Wahl kapern würde“, sagte die Journalistin Molly Hemingway.

Die Swing States schwenkten schließlich dahin, wohin sie sollten. Der Demokrat Biden schlug den Republikaner Trump mit knappem Vorsprung. Trumpisten, die an der Fairness des Sieges zweifeln, empörten sich auf Facebook. Das soziale Netzwerk hinderte sie nicht an der Verbreitung ihres Hasses. Das endete am 6. Januar mit dem Marsch zum Capitol. Zuckerberg hätte die Menge aufhalten können, aber aus irgendeinem Grund hat er nicht gehandelt, sind die Demokraten überzeugt.

„Das soziale Netzwerk stellt ein echtes politisches Risiko für den Erhalt der Demokratie dar. Es ist an der Zeit, Facebook zu zerschlagen“, sagt Senatorin Elizabeth Warren.

Das Weiße Haus ist ein Verbündeter des Kongresses. Die Regierung distanziert sich von politischen Missständen. Für Biden ist es praktisch, Zuckerberg zum Schuldigen der Covid-Krise zu machen. Facebook hat schließlich keine Anti-Covid-Beiträge blockiert, sondern erlaubt ihnen zu schreiben und Falschinformationen zu verbreiten.

„Facebook wusste von diesen Problemen, wahrscheinlich schon zu Beginn der Pandemie. Zur Erinnerung: Bei unserer Pressekonferenz im Juli sagten uns Experten, dass die sozialen Medien angesichts ihrer großen Bedeutung in unserer Gesellschaft ein wichtiger Kanal für die Verbreitung von Falschinformationen sind. Seitdem sehen wir immer wieder, dass Plattformen regelmäßig Anti-Impf-Inhalte verstärken, das ist ein großes Problem“, sagte Jen Psaki, die Pressesprecherin des Weißen Hauses.

Zuckerberg flüchtet vor den Problemen in sein virtuelles Universum. „Meta“ kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet „auf der anderen Seite“. Der Name, wie auch die Lösung selbst, hat die User zu zahlreichen Witzen inspiriert. Die einen denken bei dem neuen Namen an Methamphetamin, andere an Metastasen.

Die Facebook-Aktie ist übrigens nach der Nachricht von der Schaffung des Meta-Universums gestiegen. Die Skandale haben Zuckerberg mehrere Milliarden Dollar gekostet. Zuckerberg verliert das Vertrauen der Investoren, aber die User verlassen ihn nicht. Weder die Meldungen über illegale Datensammlungen, noch Meldungen, die die Algorithmen von Facebook offenlegen, hatten irgendwelche Auswirkungen auf die täglichen Nutzer der Plattform. Es gibt keinen Massenexodus. Das soziale Netzwerk weiß, wie man User an sich bindet.

Ende der Übersetzung

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

3 Antworten

  1. „Zuckerberg verliert das Vertrauen der Investoren, aber die User verlassen ihn nicht. … Es gibt keinen Massenexodus. Das soziale Netzwerk weiß, wie man User an sich bindet.“

    Wohl wahr. Kann man ja auch hier in der Leiste unter „Teile diesen Beitrag“ sehen: f

    Ich möchte wetten, sogar … Upps, diese Wette hätte ich verloren: Auf https://vesti7.ru/ findet sich kein Facebook-Link.

  2. Facebook ist was die User angeht aufgeblasen. Ich habe mich vor Jahren da unter falschen Namen angemeldet. Nutze den Account aber nicht. Abmelden kann man sich zwar, aber wenn man auf Facebook geht ist man sofort wieder angemeldet. Ich denke, dass der Laden sehr viele Karteileichen hat. Von meiner Tochter weiß ich, dass diese Generation Facebook praktisch nicht nutzt. Sie und ihre Freunde haben nicht einmal einen Account.

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