Déjà-vu in Russland

Wie in Russland über die Tendenzen in den USA gedacht wird

In der russischen Sendung "Nachrichten der Woche" drehte sich der Kommentar um die Lage in den USA, über die in Deutschland kaum berichtet wird.

Die USA versinken im Chaos. Black Lives Matter und die Folgen davon haben die Kriminalität in den USA explodieren lassen, die Zahl der Schießereien und Schusswaffenopfer geht durch die Decke, viele Städte sind im Chaos versunken, weil ganze Stadtteile von bewaffneten Milizen regiert werden und die Polizei sich kaum mehr traut, einzugreifen. Von all dem hört man in Deutschland kaum etwas.

Der Moderator der Sendung „Nachrichten der Woche“ hat das kommentiert und es ist interessant, sich den Beitrag des russischen Fernsehens auch anzuschauen, denn er unterlegt das, was gesagt wird, mit den entsprechenden Bildern, die man im deutschen Fernsehen nicht zu sehen bekommt. Daher habe ich den Kommentar übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Die neue politische Kultur in den USA: Banden anstatt Polizei

Die Demokraten der neuen US-Regierung, die nicht nur die Kontrolle über das Weiße Haus, sondern auch über beide Häuser des Kongresses erlangt haben und die Medien und die sozialen Medien kontrollieren, beanspruchen nicht mehr und nicht weniger als eine neue Kultur – sowohl eine neue politische Kultur als auch eine Kultur der Führung und der Kontrolle im Staat. Das zeigt sich in den verschiedensten Bereichen, von der neuen gender- und rassengerechten Sprache bis beispielsweise hin zur Kürzung von Mitteln für die Polizei, als wäre sie eine schädliche Institution. Das ist alles genial revolutionär.

Im Ergebnis schrumpft die Zahl der Polizeibeamten, vor allem in den von den Demokraten kontrollierten Bundesstaaten. Die, die übrig bleiben, haben Angst, in Uniform herumzulaufen und in Konfliktsituationen verwickelt zu werden. Unter diesen Bedingungen übernehmen bewaffnete Banden, die unter dem Banner der neuen demokratischen Kultur Menschen von geringer Intelligenz in ihren Reihen versammeln und die oft von Gier und Neid getrieben sind, die Sicherung der Ordnung auf den Straßen. Ein solcher Hegemon tritt in Amerika auf den Plan. Geschossen wird schnell. Im Ergebnis hat sich in dem Jahr des demokratischen Aufbruchs die Zahl der Morde in amerikanischen Großstädten um genau ein Drittel und die Zahl der Schießereien um fast 40 Prozent erhöht. Das Gefühl der Angst in amerikanischen Städten ist durch die Decke gegangen. Das kulturelle Experiment wird derweil immer weiter ausgeweitet.

Es muss gesagt werden, dass Russland damit seine eigenen Erfahrungen hat. Wir kennen das, wir haben es schon erlebt. Als im Februar 1917 unsere Revolutionäre den Zaren Nikolaus II. zum Thronverzicht zwangen, ging die Macht an die Provisorische Regierung über. Premierminister Prinz Lwov war eine Seele von Mensch. Er glaubte an die Selbstorganisation des Volkes. Das erste programmatische Dokument der Provisorischen Regierung war eine Deklaration, in der unter anderem die Abschaffung der verhassten Polizei erklärt wurde. Und natürlich eine Amnestie.

„Es gilt eine vollständige und sofortige Amnestie für alle politischen und religiösen Strafverfahren, einschließlich terroristischer Anschläge, militärischer Aufstände, landwirtschaftlicher Verbrechen und so weiter. Die Polizei wird durch eine Volksmiliz mit einem gewählten Chef, der der lokalen Regierung unterstellt ist, ersetzt.“, heißt es in dem Dokument.

Das heißt, man nahm an, ohne Polizei würde es ruhiger werden. Es wurde auch angenommen, dass die „Volksmiliz“ der lokalen Regierung untergeordnet sein würde und ihre Führung gewählt werden würde. Tatsächlich wurde die Miliz der Provisorischen Regierung nur in einigen wenigen Städten gegründet: In Petrograd, Moskau, Nischni Nowgorod und Jaroslawl. Überall gab beispiellose, zügellose Kriminalität, Raub und Mord. Verbrechen blieben ohne Strafe und die „Volksmiliz“ rekrutierte sich aus Verbrechern und flüchtigen Sträflingen.

Aus den Erinnerungen von Vladimir Nabokov, einem der Führer der Kadettenpartei und Verwalter der Provisorischen Regierung: „Am Anfang gab es so einen seltsamen Glauben, dass sich alles irgendwie von selbst regeln und den richtigen, organisierten Weg gehen würde. So, wie sie die Revolution idealisierten („großartig“, „unblutig“), so idealisierten sie auch die Bevölkerung. Sie waren so naiv zu glauben, dass zum Beispiel die riesige Hauptstadt mit ihrem Abschaum, mit ihren bösartigen und kriminellen Elementen, die immer bereit sind zu handeln, ohne Polizei oder mit solch hässlichen und absurden Surrogaten wie der improvisierten, großzügig bezahlten Miliz, in die professionelle Diebe und entkommene Sträflinge eingeschrieben wurden, existieren könnte. Und allmählich begann sich in St. Petersburg und Moskau die Anarchie auszubreiten. Sie begann sofort nach dem bolschewistischen Putsch erschreckend zu wachsen. Aber der Putsch selbst wurde nur deshalb möglich und so leicht durchführbar, weil das Bewusstsein für die Existenz einer Regierung, die bereit ist, die bürgerliche Ordnung entschlossen zu verteidigen und zu schützen, verschwand.“

Was danach geschah, wissen wir nur zu gut. Nach sechs Monaten der Anarchie wurde die Provisorische Regierung von einer politischen Kraft mit eiserner Organisation hinweggefegt. Lenins Dekret „Über die Arbeitermiliz“ wurde drei Tage nach der Oktoberrevolution erlassen, am 28. Oktober nach dem alten Kalender. So begann ein ganz neues Leben. Vielleicht wäre es nützlich für die amerikanischen Romantiker von heute, davon zu wissen.

Ende der Übersetzung

In meinem neuen Buch „Das Ukraine Kartell – Das Doppelspiel um einen Krieg und die Millionen-Geschäfte der Familie des US-Präsidenten Biden“ enthülle ich sachlich und neutral, basierend auf Hunderten von Quellen, bisher verschwiegene Fakten und Beweise über die millionenschweren Geschäfte der Familie des US-Präsidenten Joe Biden in der Ukraine. Angesichts der aktuellen Ereignisse stellt sich die Frage: Ist eine kleine Gruppe gieriger Geschäftemacher möglicherweise bereit, uns für ihren persönlichen Profit an den Rand eines Dritten Weltkriegs zu bringen?

Das Buch ist aktuell erschienen und ausschließlich direkt hier über den Verlag bestellbar.

Hier geht es zum neuen Buch

Werbung

Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

6 Antworten

  1. Nun ja, das Ergebnis dieses Dekrets von W.I. Lenin war dann wohl die GPU, nicht wahr? also diesen Schritt braucht die USA wohl kaum mehr zu gehen, die haben gleich mehrere von der Sorte. Da hört dann die Parallelität auf.
    Ich denke, diese „Unruhen“ sind perfekt dazu gedacht, um antidemokratische Tendenzen in der Gesellschaft voranzutreiben. Ich denke da an einen Hollywoodfilm, da geht es um einen neuartigen Hubschrauber, der eingesetzt werden soll, um die „Sicherheit der Gesellschaft zu verbessern“. Dazu – um dieses zu forcieren – werden Rassenunruhen „organisiert“, damit der Hubschrauber so richtig seine „Qualitäten“ zeigen kann (Das fliegende Auge, 1983). Im Film wurde dann das Teil geschreddert (als ob damit das Problem vom Tisch sei, typisch Hollywood). Doch der Plot dahinter kommt mir verdammt bekannt vor, wenn ich heutige „Unruhen“ in den USA sehe.

  2. Ich denke, es war schon immer so. Mal mehr mal weniger je nach Tageslage. Ein Mord hier, eine Schießerei dort.
    Was man stärker als früher beobachten kann ist die Wanderung von Gewalt. Während die Uni Schwätzer früher unter sich blieben richteten sie nicht so große Schäden wie heute. Was wir heute sehen ist der Kampf der Träumer gegen die Lebensrealität. Hinzu kommt ein starker Vertrauensverlust in den Staat selbst. Was bekommen die Amis ohne Lug, Betrug und Erpressung noch geregelt? Nichts.
    Von den großen Versprechungen ist für den kleinen Mann nichts geblieben. Diese Unzufriedenheit, genauer diese pure Existensangst treibt immer mehr Menschen um. Probleme werden nicht gelöst sondern mit immer mehr technischen Spielereien überdeckt. Man gaukelt Betriebsamkeit vor wo man an echten Lösungen nicht interessiert ist. Zu all den inneren Problemen kommt es heute auch zu außenpolitischen Verlust des Ansehens. Immer weniger Menschen wollen sich der Hegemonie der USA unterwerfen. Da bleibt viel Zeit sich mit sich selbst zu beschäftigen. Und da entdeckt man dann eben das das Selbstbild trügerisch sein kann.
    Es ist wie im Zauberlehrling. Die Geister die man rief wird man nicht mehr los.

    Im Unterschied zu früher kämpft man nicht mehr a la „Weberaufstand“ sondern heute kämpfen die Weber mit den Baumwoll Pflückern, den Schneidern usw. Man kämpft selbst und lässt sich nicht mehr von irgend einer Gewerkschaft oder Regierung einlullen.
    Oder krasser ausgedrückt, der Sozialismus verliert seinen Schrecken.

  3. Wenn man bedenkt, dass die US Verfassung von Freimaurern verfasst wurde, dürfte so manches verständlicher sein. Auf der einen Seite ziemlich fortschrittlich und andererseits destruktiv. Die Freiheit des Individuums wird betont hervor gehoben. Das öffnet Tür und Tor für windige Gemüter, schränkt zugleich aber die Handlungsmöglichkeiten des Staates ein. Mit der US Verfassung ist es möglich etwas positives durch die Anwendung bestimmter einzelner Artikel und Zusatzartikel ins Gegenteil zu verkehren und umgedreht. Die Handlungsfreiräume innerhalb der Verfassung eröffnen sich durch die Interpretationsmöglichkeiten der selben. Aus diesem Grunde blüht das Advokaten Gewerbe so hervorragend.

  4. Die yankee’s hatten ja lange keinen Bürgerkrieg… – aber warum die sich wie z.B. Deutschland ihrer Machtorgane entledigen ist und bleibt wohl erst mal ein Rätsel… – oder profitiert diese „anti-Demokraten-Mafia“ am End von der Situation durch massenhafte Waffenverkäufe? – hat man ja schon gerichtlich diverse Urteile zum Besitz von „Angriffswaffen“ wieder rückgängig gemacht…^^

  5. 2 Punkte, die erwähnenswert sind.
    1. – Die US-Politik bzw. US-Elite macht es gezielt mit der Zerstörung der staatlichen Infrastruktur zu der ja logischerweise auch die Polizei gehört. Es geht um nichts anderes als um die Delegitimierung der Polizei als staatliches Sicherheitsgarant. Das Ziel ist die Bevölkerung dazu zubringen, dass sie von sich aus sagt, dass man die Polizei nicht mehr braucht, weil sie ja (systematisch durch die US-Politik und Elite kaputtgespart oder falsch bzw. miserabel trainiert wurde) mehr Schaden anrichtet. Somit kommen dann private Sicherheitsunternehmen ins Spiel, die dann als Retter vorgestellt werden um Law & Order (mit privatisierten Gerichten) zurückzubringen. Klar ist dann, dass nur die Bewohner davon profitieren werden, die genug Geld haben um für die privaten Sicherheitskräfte zu bezahlen.
    Genau in diese Richtung entwickeln sich die USA. Das zeigen ja bereits die Berichte bzw. Pläne von der Elite privatisierte Städte zu errichten.

    2. – Das Chaos und Bürgerkrieg zwischen dem Sturz des Zaren und der Machtübernahme der Bolschewiki um Lenin wurde durch ausländische Truppen (unter anderem auch US-Truppen – davon gibt’s Bilder wo US-Truppen mit der US-Flagge innerhalb des russischen Gebiets Paraden durchführen. So als ob das Land ihnen gehören würde) massiv verlängert und angeheizt.

Schreibe einen Kommentar