Nord Stream 2

Wozu niedrige Energiepreise in Deutschland, wenn man auch hohe haben kann?

Ein Spiegel-Artikel über Nord Stream 2 hat einmal mehr gezeigt, was für das ehemalige Nachrichtenmagazin und die deutsche Regierung wichtig ist. Niedrigere Kosten für Energie sind nicht wichtig, wichtig ist eine Politik, die den geopolitischen Zielen der USA treu folgt. Auch auf Kosten höherer Energiepreise in Deutschland.

Der Spiegel-Artikel mit der Überschrift „Umstrittene Ostseepipeline – Nord Stream 2 ist nun eine Tatsache“ ist eigentlich nichts Besonderes. Er beginnt damit, wie der unverschämte russische Konzern Gazprom „unbeeindruckt“ die Pipeline verlegt hat, obwohl „sich osteuropäische Staaten und die USA mit aller Macht gegen das Milliardenprojekt“ stellten. Ja, die bösen Russen eben, die einfach so Projekte durchführen, ohne die USA um Erlaubnis zu fragen.

Nun ist die Pipeline fertig und selbst der US-Sonderbeauftragte für die europäische Energiesicherheit (ja, den gibt es wirklich, er heißt Amos Hochstein und ist eine sehr interessante Figur, Details finden Sie hier) muss nun anerkennen, dass die Pipeline eine Tatsache ist, wie der Spiegel weiter mitteilt.

Das leidige Thema Ukraine

Für westliche Politiker und Medien ist das offizielle Hauptproblem bei Nord Stream 2 der Gastransit durch die Ukraine. Eine der alten russischen Pipelines führt durch die Ukraine und bringt russisches Gas nach Europa. Dafür bekommt die Ukraine jedes Jahr eine Transitgebühr in Milliardenhöhe.

Das hat in der Vergangenheit regelmäßig zu Problemen geführt, wenn die Transitverträge ausgelaufen sind und ein neuer Vertrag ausgehandelt wurde. Die Ukraine hat – entgegen dem, was die „Qualitätsmedien“ regelmäßig melden – das als Druckmittel genutzt und den Gastransit auch schon mal unterbrochen. Es war nie Russland, das den Gastransit unterbrochen oder die Gaslieferungen eingestellt hat. Das war immer die Ukraine, wenn sie für sich bessere Transitbedingungen aushandeln wollte. Eine Chronologie der Gaskonflikte finden Sie hier.

Nachdem Nord Stream 2 fertiggestellt ist, hat die Ukraine ein Druckmittel für die nächsten Vertragsverhandlungen verloren. Das gilt übrigens weit mehr für die ebenfalls gerade fertiggestellte Pipeline Turkstream, denn die Länder, die über die Ukraine beliefert werden, liegen in Südosteuropa und werden nicht über Nord Stream, sondern nun über Turkstream mit Gas beliefert. Details zu der Pipeline finden Sie hier.

Da Turkstream weitgehend geräuschlos und fast ohne Widerstand der USA fertiggestellt wurde, fragt man sich umso mehr, warum um Nord Stream 2 so ein Wirbel gemacht wurde und immer noch wird. Mit der Ukraine hat das offensichtlich nicht viel zu tun, denn wenn es wirklich um die Ukraine ginge, hätte der Widerstand in erster Linie Turkstream treffen müssen, was aber nicht passiert ist.

Es dürfte also um etwas anderes gehen. Da kann jeder nach Lust und Laune spekulieren. Geht es darum, dass die USA ihr Flüssiggas nach Europa verkaufen wollen? Oder darum, dass die USA jede noch so marginale Annäherung (und sei es auch nur bei Gaslieferungen) zwischen Russland und Deutschland verhindern wollen? Es gibt viele mögliche Erklärungen, aber die offizielle Erklärung, man wolle den ukrainischen Gastransit schützen, ist aus oben genannten Gründen ziemlich abwegig.

Bundesregierung handelt gegen deutsche Interessen

Trotzdem wird die Ukraine immer als Grund vorgeschoben, so auch in dem aktuellen Spiegel-Artikel, indem es in aller Ausführlichkeit um eben dieses Thema geht. Der Spiegel berichtet über die Sorgen der ukrainischen Regierung, die um ihre Einnahmen fürchtet, über die Kommentare von Hochstein, der den Gastransit erhalten will, über Merkel, die Verständnis für die Sorgen der ukrainischen Regierung hat und so weiter. Alle fürchten demnach, dass Russland das Gas als politisches Druckmittel einsetzen könnte, was Russland in den knapp 50 Jahren, die es nun Gas nach Europa liefert, aber noch nie getan hat.

All das klingt für die vom Mainstream „informierten“ Leser gut, aber der Spiegel (und alle anderen „Qualitätsmedien“) verschweigt dabei etwas Entscheidendes. Der Weg des Gases durch die Ukraine ist nicht nur viel länger als durch die Ostsee, er kostet eben auch Transitgebühren. Und wer bezahlt die? Richtig: Die Verbraucher, also Sie, in Form höherer Preise für Strom und Heizung.

Die Bundesregierung hat mit den USA gerade eine Vereinbarung geschlossen, in der sie sich verpflichtet hat, den ukrainischen Gastransit aufrecht zu erhalten und sollte er nach Auslaufen des aktuellen Transitvertrages nicht verlängert werden, notfalls den Betrieb von Nord Stream 2 einzustellen. Das steht zwar so nicht explizit in der Vereinbarung, sie ist recht allgemein formuliert, aber die USA und viele EU-Staaten haben die Vereinbarung genau so verstanden. Die Details und einen Link zum Text der Vereinbarung finden Sie hier.

Eigentlich sollte man davon ausgehen, dass eine Regierung dem Wohl ihres Landes, den Menschen und Firmen in dem Land, verpflichtet ist. Ich habe sogar gehört, dass im Amtseid deutscher Politiker davon die Rede sein soll. Deutschland hat ohnehin schon (auch durch selbstverschuldete Maßnahmen der Bundesregierung) die höchsten Energiepreise in Europa. Das kostet das Geld der einfachen Leute und es schadet der deutschen Wirtschaft.

Anstatt sich nun zu freuen, dass Deutschland mehr günstiges Gas durch Nord Stream 2 bekommen kann und anstatt an dem Transit des Gases durch Deutschland in andere EU-Staaten zu verdienen, verpflichtet sich die Bundesregierung jedoch, das teurere ukrainische Gas zu schützen – notfalls auch auf Kosten deutscher Interessen und nicht zuletzt auf Kosten Ihrer Strom- und Heizrechnung.

Was Russland will

Das Thema Gas wird im Westen politisiert, nicht in Russland. Nicht Russland setzt seine Gaslieferungen als politisches Druckmittel ein, es ist umgekehrt: Wenn der Westen Nord Stream 2 an politische Bedingungen knüpft, was er tut, dann setzt der Westen die Abnahme des russischen Gases als Druckmittel ein. Freilich ist das kein allzu Angst machendes Druckmittel, denn Russland kann notfalls auf die Einnahmen aus dem Gasexport nach Europa verzichten, aber Europa kann auf Jahrzehnte nicht auf russisches Gas verzichten.

Für Russland ist das ganze Thema Gas nur ein wirtschaftliches Thema. Russland verkauft sein Gas an jeden, der bezahlt. Wenn die EU also weiterhin das Gas haben und den Aufpreis für das Gas zahlen möchte, das durch die Ukraine kommt, wird Russland auch durch die Ukraine liefern.

So hat Russland es in den letzten 50 Jahren getan und nichts anderes erklären die russischen Verantwortlichen auch heute ständig.

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

9 Antworten

  1. Man hat die Politik und Medien doch längst in der Tasche. Die Aktienkurse müssen steigen, das passiert aber nur wenn mehr Gewinne erwirtschaftet werden, deshalb auch die ständigen Preiserhöhungen. Gibt es keine Gewinne werden die Investoren verunsichert. Nutzen tut es nur reichen und diejenigen die Spekulation betreiben tragen ein gewisses Risiko wie in einem Glücksspiel. So zumindest verstehe ich es.
    Deutschland betrifft übrigens die weltweite Preiserhöhung auf Gas nicht da Deutschland schon davor einen langjährigen Vertrag mit Gasprom geschlossen hat, zumindest hat es der russische Präsident genauso gesagt.
    Weißrussland zahlt 128$ pro 1000m³ Gas, da gab es davor ein Treffen mit Lukaschenko und wurden mehreren Punkte ausgehandelt (aber das ist ein anderes Thema, da geht es um mehr Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern).
    Deutschland zahlt 220$ für 1000m³ Gas.
    Alle anderen die keinen Langjährigen Vertrag mit Gasprom hatten dürfen nun 650$ bezahlen, also sowelche wie die Baltischen Länder, Polen usw.

    Ab 05:30 sagt Putin das.
    https://youtu.be/27SGI1mhVpo

    1. Sehr hilfreich, danke sehr.

      Mit anderen Worten: Alle Preissteigerungen in Schland sind zumindest hinsichtlich Gas weniger das Ergebnis der Geschehnisse am Spotmarkt für Rohstoffe, sondern zum größten Teil auf deutsche Preis- und Steuerpolitik zurückzuführen.

  2. Russland könnte doch das Gas ab russischer Grenze verkaufen. Transport und Gebühren sind dann Sache deutscher oder anderer Firmen, die im Wettbewerb stehen.

    Jeder kann kaufen ab Grenze RU! Muss allerdings mit anderen Routen konkurrieren.

  3. „Eine der alten russischen Pipelines führt durch die Ukraine“

    Bitte etwas genauer formulieren! Es handelt sich um eine der alten SOWJETISCHEN Pipelines. Da wird der historische Zusammenhang besser erkennbar.

  4. Lieber Herr Röper,

    was Ihren letzten Punkt betrifft bin ich anderer Ansicht: Warum sollte Russland über die Ukraine Gas leiten und damit seine Feinde füttern?

    Wenn die Ukraine keine Gebühren durch Gastransit einnimmt ist das Regime am Ende (kann vielleicht noch einmalig die Schwarzerde an Bayer verkaufen, das gibt zusätzlichen innenpolitischen Ärger). Kein Kauf von US Waffen, keine Schwarzkassen für US Politster.

    Ist doch witzig, für Russland.

    Wie Frau Sacharowa schon Thomas Faßbender fragte: „Nennen Sie mir die Alternativen, die Deutschland hat!“

    Die Alternative wäre allenfalls den Bütikofer zu verheizen.

    1. Die bestehenden Gaspipelines können den Bedarf Europas im Winter nicht decken. Daran wird wohl auch Nord Stream 2 nichts ändern. Wenn nun der Bedarf besteht, dann dürfte Russland auch weiterhin die Pipeline durch die Ukraine nutzen.
      Wer profitiert wohl am meisten durch den Gastransit durch die Ukraine?

  5. Sollte es nicht strafbar sein wenn eine Regierung gegen die Interessen der eigenen Bevölkerung handelt?
    Wenn ich bei Google angestellt bin und dort gegen Google und für Apple arbeite, dann wäre das mindestens ein Grund für die fristlose Kündigung.
    Eher würde man sich auch noch vor Gericht wegen Geschäftsschädigung (oder im Falle der Bundesregierung wegen Landesverrats) verantworten müssen.
    Aber Bürger dürfen ja gar nicht erst bei sowas klagen und wer sonst sollte das tun?

    1. Tjaaaa… Es ist auch Hochverrat, die Wirtschaft an die Wand zu fahren aufgrund eines Virus, der niemanden tötet.
      Oder Zwangsimpfungen einzuführen mit einem Zeug, das nichts mit einer Impfung zu tun hat, nicht wirkt und noch dazu giftig ist…

      Ach, was reg ich mich auf…

  6. Natürlich geht es nicht um die Ukraine. Da hat T.Röper völlig recht. Geht den Amerikanern und den weiteren Vasallen einzig um die Abkopplung Deutschlands von Russland. Doch dabei stellen sich die Amis und die EU so dusselig an, dass man – wie Röper in seinem Artikel – schon fast keine Worte mehr findet. Man kann ja auch schlecht unter der Überschrift tausend lachende Fratzen hüpfen lassen. Die Russen haben den gesamten kollektiven Westen innerhalb eines Jahres mit ihren eigenen Waffen geschlagen. Jetzt bezahlen eben diejenigen mit den größten Russophobien, anstatt $220 das dreifache… Putin selbst muss sich ja schon zurücknehmen um nicht lauthals zu lachen. Entsprechende Bemerkungen vor kurzem, über die „EU-Schlaumeier“ ( Abkopplung des Gas- vom Ölpreis hin zur „NachfrageOptmierung“ ( lach) ) Und wenn jetzt das Wetter noch bisschen mitspielt (aus Sicht der Russen) dann knallt der Preis aber wirklich durch. Russland hat seinerseits alle Voraussetzungen für eine zuverlässige und ununterbrochene Erdgasversorgung Westeuropas geschaffen. Nun liegts ganz einfach an den Döösköppen was ihnen wichtiger ist, den Amis weiter in den Allerwertesten zu kriechen und eventuell bei günstiger Wetterlage ihren Staatsbürger zu erklären, warum die Wasserleitung eingefroren ist…

    Also, was werden sie tun ? Mit einem Trommelwirbel an Bösartigkeiten gegenüber den Russen über die Medien letztendlich das tun, was unvermeidlich ist. Sie machen es so, wie die Russen es wollen.

    Das Thema wird zwar noch oft erscheinen in den ach so feinen Demokratie-Spender … aber es ist durch.

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