Geopolitik

„Es gibt noch eine Chance“ – Wie das russische Fernsehen an Putins Rede bei der Münchner Sicherheitskonferenz erinnert

Vor 15 Jahren hat Putins Rede vor der Münchner Sicherheitskonferenz im politischen Westen eingeschlagen, wie eine Bombe. Bei vielen ist sie in Vergessenheit geraten, dabei ist sie heute so aktuell wie nie zuvor.

Ich habe den Text von Putins Rede vor der Münchner Sicherheitskonferenz vor einigen Tagen veröffentlicht, um nochmal an diese wichtige Rede zu erinnern. Wer sie sich heute anhört, der stellt fest, dass Putin mit fast allen seinen Vorhersagen richtig gelegen hat.

Das ist aber gar nicht so wichtig, wichtiger ist, dass das meiste, was Putin damals gesagt hat, heute noch aktueller ist, als damals. Das hat das russische Fernsehen am Sonntag in seinem wöchentlichen Nachrichtenrückblick aufgezeigt und ich habe den russischen Beitrag übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Die Prophezeiungen des Präsidenten: Es gibt noch eine Chance

Die Spiele des „Cordon sanitaire“, die NATO-Erweiterung, die Eindämmung, konkret die militärische Vereinnahmung der Ukraine – das sind keine einmaligen Aktionen. Sie sind schon seit langem eine Chronik. Eine gewisse Zeit lang, nämlich in den 90er Jahren, hatte Russland die rosarote Illusion, dass wir jetzt wie alle anderen sind, dass uns niemand bedroht, dass wir die Armee nicht wirklich brauchen, dass sie ein Relikt der alten Feindschaft ist.

Als Putin um die Jahrtausendwende in Russland an die Macht kam, hoffte auch er aufrichtig, faire und gleichberechtigte Beziehungen auf der Grundlage des Völkerrechts zu Amerika aufzubauen. Als alle unsere Versuche, das zu tun, Jahr für Jahr an räuberischer Unhöflichkeit scheiterten, hatte Putin im Jahr 2007 eine „Erleuchtung“. Auf der Münchner Sicherheitskonferenz hielt der russische Präsident seine legendäre Rede, als er aufgefordert wurde, sich offen zu äußern. Das war vor 15 Jahren, am 10. Februar 2007. Der Saal voller Staatsoberhäupter, Premierminister, Senatoren und Minister war wie betäubt. Putin sagte Dinge, und zwar in Worten, die noch nie zuvor in internationalen Foren geäußert worden waren. Er sprach von Amerika und seinem Streben nach Weltherrschaft, nach einer „unipolaren Welt“.

„Egal, wie sehr der Begriff beschönigt wird, in der Praxis bedeutet er letztlich nur eines: ein Machtzentrum, ein militärisches Zentrum, ein Entscheidungszentrum. Das ist eine Welt mit einem Herrn, einem Souverän. Und das ist letztlich nicht nur für alle innerhalb des Systems katastrophal, sondern auch für den Souverän selbst, weil es ihn von innen heraus zerstört. Vor allem aber funktioniert das Modell selbst nicht, da es nicht die moralische Grundlage der modernen Zivilisation hat und nicht haben kann“, sagte der russische Präsident.

Putins Rede, sein Mut und seine Klarheit waren so unerwartet, dass kein einziger westlicher Führer im Saal war, der darauf auch nur antworten konnte. In den Augen vieler Anwesender stand die Angst. Und es kam ihnen sogar gelegen, Russlands Ansprache als Bedrohung zu betrachten. Eigentlich war es auch eine Bedrohung, denn Putin forderte Weltordnung heraus, die nur einem Land untergeordnet ist: Amerika. Der Rest des Westens hatte sich, mehr oder weniger komfortabel, irgendwie darin eingerichtet. Und nun saßen sie da und fürchteten eine Erschütterung…. Putin fuhr jedoch fort:

„Einseitige, oft unrechtmäßige Maßnahmen haben kein einziges Problem gelöst. Mehr noch: Sie sind zu einem Generator neuer menschlicher Tragödien und Spannungsherde geworden. Urteilen Sie selbst: Kriege sowie lokale und regionale Konflikte haben nicht abgenommen. Herr Teltschik hat daran leicht erinnert. Und in diesen Konflikten sterben nicht weniger, sondern sogar mehr Menschen als früher, deutlich mehr“

Herr Teltschik, auf den sich Putin bezog, war der langjährige außenpolitische Berater des deutschen Bundeskanzlers Helmut Kohl. Im Jahr 2007 war er Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz. Es war Horst Teltschik, der Putin damals eingeladen hatte, in München zu sprechen. Und mit seiner Offenheit hat Putin die Chance genutzt, aber das Publikum auf der Konferenz war dafür nicht bereit. Und die westliche Presse hat nur eines gesagt: Das ist er, der neue kalte Krieg. Teltschik konnte das nicht mehr ertragen und wandte sich an einen der Journalisten:

„Ich bin nach Putins Rede zu diesem Journalisten gegangen und habe ihm gesagt: Der Präsident hat Themen aufgezählt, die seiner Meinung nach die Beziehungen zwischen Russland und dem Westen erschweren. Die Aufgabe bestand darin, sich mit Russland an einen Tisch zu setzen und die Liste Punkt für Punkt durchzugehen, und nicht darin, einen Streit anzufangen. Am Ende hatte man jedoch den Eindruck, dass niemand an einem konstruktiven Ansatz interessiert war. In den Medien war nur vom neuen kalten Krieg die Rede“, so Horst Teltschik.

Putin hat einige sehr unangenehme Dinge gesagt, und wenn sie damals ernst genommen und Punkt für Punkt diskutiert worden wären, gäbe es jetzt nicht eine solche Krise in unseren Beziehungen: „Ich denke, es ist klar: Der Erweiterungsprozess der NATO hat nichts mit der Modernisierung des Bündnisses selbst oder der Gewährleistung der Sicherheit in Europa zu tun. Und wir haben das Recht, offen zu fragen: Gegen wen richtet sich diese Erweiterung? Und was ist aus den Zusicherungen der westlichen Partner nach der Auflösung des Warschauer Paktes geworden? Wo sind diese Erklärungen jetzt? Ich möchte den Generalsekretär der NATO, Herrn Werner, am 17. Mai 1990 in Brüssel zitieren. Er sagte damals: „Allein die Tatsache, dass wir bereit sind, keine NATO-Truppen außerhalb des Gebiets der BRD zu stationieren, gibt der Sowjetunion feste Sicherheitsgarantien.“ Wo sind diese Garantien?“, fragte Putin.

Seine Rede klang dramatisch. Er war von dem Wunsch beseelt, seine Kollegen aufzurütteln, damit sie darauf achten, wohin sich die Welt entwickelt. Es gelang damals nicht, sie aufzuwecken. All diese Vorhersagen von Putin sind eingetreten. Das Gleiche gilt für seine Versprechungen über neue Waffen aus russischer Produktion, die das globale Raketenabwehrsystem der USA entwerten würden, von dem man in letzter Zeit auch nicht mehr allzu viel hört. Er hat sie doch gewarnt…

„Ich möchte niemanden der Aggressivität verdächtigen. Aber das System der internationalen Beziehungen ist genauso wie die Mathematik. Sie hat keine persönliche Dimension. Und darauf müssen wir natürlich reagieren. Wie? Entweder so, wie Sie es getan haben, und ein milliardenschweres Raketenabwehrsystem aufbauen, oder wir können angesichts unserer derzeitigen wirtschaftlichen und finanziellen Möglichkeiten asymmetrisch reagieren, damit jeder versteht: Ja, es gibt ein Raketenabwehrsystem, aber gegen Russland ist es sinnlos, weil wir Waffen haben, die es leicht überwinden können. Das richtet sich jedoch in keiner Weise gegen die Vereinigten Staaten selbst. Ich stimme Ihnen vollkommen zu: Wenn Sie sagen, dass das Raketenabwehrsystem nicht gegen uns gerichtet ist, sind unsere neuen Waffen nicht gegen Sie gerichtet.“, sagte Putin damals.

Wir erinnern heute nicht nur an Putins Münchner Rede, weil sie sich zum 15. Mal jährt. All diese Botschaften sind auch heute noch aktuell: die Bösartigkeit einer unipolaren Welt, die gleichberechtigte Sicherheit, die Gefahr der NATO-Erweiterung… Im Gegenteil, die damals prophetisch angesprochenen Themen sind heute noch aktueller denn je. Und es besteht immer noch die Möglichkeit, sie Punkt für Punkt zu diskutieren.

Ende der Übersetzung

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

3 Antworten

  1. Russisch sprechend und mit gleichen Schneeanzügen erklingt dann das Lied vom Tod in der Ost Ukraine.
    Werte wimmernd liegen sie nebeneinander, das Verbandsmaterial trägt die Aufschrift irgend einer verlängerten Werkbank des Westens.
    Die aufgereihten Särge gleichen dem Sockel eines Fahnenmastes bei Olympia. Die Hinterbliebenen rufen im Chor „Dabei sein war für Ihn/Sie Alles“

    Den Akteuren möchte man glatt einen Sonderurlaub im „Hotel zur lockeren Schraube“ spendieren.
    Ach wo sind die Zeiten geblieben als Berufsausbildung noch der Heilige Gral des Wissens war? Nur noch Schwachköpfe um einen herum.

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