Energiekrise

Füllstand der Gasspeicher in Europa und der Ukraine so niedrig wie noch nie

Am 22. Januar wurde gemeldet, dass die Gasreserven in Europa und der Ukraine weiterhin sehr schnell zurückgehen. So gering wie jetzt war der Füllstand der Speicher noch nie in der Gesichte, die Preise sind daher an einem Tag um fast 20 Prozent gestiegen.

Das russische Fernsehen meldet regelmäßig die Nachrichten vom Gasmarkt. Am 22. Januar wurden neu Zahlen über die Speicherstände gemeldet. Ich übersetze daher zwei Meldungen des russischen Fernsehens, die erste befasste sich mit der Preisentwicklung an der Börse, der zweite mit den Gasreserven. Anschließend fasse ich für alle Leser, die neu hier sind, noch einmal die Gründe für die Energie- und Gaskrise zusammen.

Beginnen wir mit dem Artikel über die Gaspreise.

Beginn der Übersetzung:

Erdgaspreis auf dem Spotmarkt in Europa um 19,4% gestiegen

Der Preis für Februar-Gasfutures am TTF-Hub in den Niederlanden stieg am 24. Januar um 19,4 Prozent auf 102 Dollar pro tausend Kubikmeter.

Am 21. Dezember 2021 überstieg der europäische Spotgaspreis zum ersten Mal in der Geschichte die Marke von 2.000 Dollar pro 1.000 Kubikmeter, und das angesichts einer Kältewelle und geringer Gasreserven in den europäischen Speichern.

Der Futures-Preis am TTF-Hub ist spekulativen Faktoren unterworfen.

Nach Angaben von Gazprom lag der durchschnittliche Exportpreis für Gas im Rahmen langfristiger Verträge im Jahr 2021 bei 280 US-Dollar pro 1.000 Kubikmeter.

Ende der Übersetzung

An dem letzten Satz sieht man, wie die hohen Gaspreise in Europa zu Stande kommen: Gazprom verkauft sein Gas über langfristige Verträge an europäische Importeure, die damit dann an der europäischen Börse spekulieren und problemlos 400 Prozent Gewinn machen. Die Rechnung zahlen die Verbraucher.

Diesen Börsenhandel mit Gas hat die vorherige EU-Kommission unter ihrem Chef Juncker im Zuge der Neuregulierung des Gasmarktes gestattet. Das ist der Grund, warum es in Europa früher keine so hohen Gaspreise gab, sie nun aber plötzlich möglich sind. Ein gefährlicher Nebeneffekt davon ist, dass es sich für die Importeure lohnt, wenn eine Gasknappheit herrscht, denn dadurch wird das Gas teurer und ihre Gewinnspanne wächst.

Nun kommen wir zu dem zweiten Artikel über den Füllstand der Gasspeicher.

Beginn der Übersetzung:

Gazprom: Gasreserven in europäischen und ukrainischen Gasspeichern fallen auf Rekordniveau

Mehr als 70 Prozent des im Sommer in die unterirdischen Gasspeicher gepumpten Gases wurde in Europa aus ihnen entnommen.

Die Menge der Gasreserven in den europäischen unterirdischen Gasspeichern ist zum 22. Januar um 1,85 Mrd. Kubikmeter gesunken. Die Gasreserven in Deutschland schrumpften nach Angaben von Gazprom auf 41,8 Prozent und damit auf den niedrigsten Stand aller Zeiten.

Das Volumen des aktiven Gases (das Gas, das aus unterirdischen Speichern entnommen werden kann) in den europäischen Speichern war am 22. Januar um 26 Prozent (um 14,9 Milliarden Kubikmeter) geringer als im Vorjahr, die Entnahme erreichte 71,8 Prozent (34,3 Milliarden Kubikmeter).

Die Gasreserven in den ukrainischen Speichern gingen bis zum 22. Januar auf 12,1 Milliarden Kubikmeter zurück, das sind 44,6 Prozent (9,7 Milliarden Kubikmeter) weniger als am 22. Januar 2021 und 3,2 Milliarden Kubikmeter weniger als zum Zeitpunkt des Beginns der Gaseinleitung im April 2021.

Am 24. Januar waren die Gasspeicherreserven der Ukraine auf unter 12 Mrd. Kubikmeter gefallen, so Gazprom.

Unterdessen stieg der Preis für Februar-Gasfutures am TTF-Hub in den Niederlanden am 24. Januar um 19,4 Prozent auf 1.102 Dollar pro 1.000 Kubikmeter.

Ende der Übersetzung

Die Gründe für die Energiekrise in Europa

Über die Gründe für die Energiekrise in Europa habe ich oft berichtet, daher fasse ich sie hier der Vollständigkeit halber nur noch einmal kurz zusammen.

Erstens: Der letzte Winter war kalt, weshalb viel Gas verbraucht wurde. Pipelines und Tanker reichen nicht aus, um im Winter genug Gas nach Europa zu bringen, weshalb die Gasspeicher normalerweise im Sommer aufgefüllt werden. Das ist in diesem Jahr ausgeblieben und während die Gasspeicher normalerweise zu Beginn der Heizsaison zu fast 100 Prozent gefüllt sind, waren es in diesem Jahr nur knapp 75 Prozent.

Zweitens: Die Energiewende hat zu einem zu großen Anteil von Windenergie am Strommix geführt. Da der letzte Sommer aber außergewöhnlich windstill war, fehlte die Windkraft und es wurde unter anderem Gas zur Stromerzeugung genutzt, das eigentlich in die Speicher hätte geleitet werden müssen.

Drittens: Der Wunsch vieler europäischer Politiker, russisches Gas durch vor allem amerikanisches Flüssiggas zu ersetzen, hat dazu geführt, dass in Europa nun Gas fehlt. Der Grund: In Asien sind die Gaspreise noch höher als in Europa und die fest eingeplanten amerikanischen Tanker fahren nach Asien, anstatt nach Europa.

Viertens: Die Reform des Gasmarktes der letzten EU-Kommission hat den Handel mit Gas an den Börsen freigegeben. Dadurch wurde Gas zu einem Spekulationsobjekt. Während Gazprom sein Gas gemäß langfristiger Verträge für 230 bis 300 Dollar nach Europa liefert, ist es für die Importeure ein gutes Geschäft, das Gas an der Börse für 1.000 Euro weiterzuverkaufen und diese Spekulationsgewinne in Höhe von mehreren hundert Prozent in die eigene Tasche zu stecken.

Warum Gazprom trotzdem langfristige Verträge möchte? Die Antwort ist einfach, denn das war auch in Europa so, als in Europa noch Gasfelder erschlossen wurden. Der Produzent von Gas muss Milliardeninvestitionen planen und das geht nur, wenn er weiß, wie viel Gas er langfristig zu welchem Preis verkaufen kann. Daher möchte ein Gasproduzent langfristige Verträge, auch wenn der Preis zeitweise möglicherweise viel niedriger ist als der, den er an der Börse erzielen könnte.

Auch für den Kunden ist es von Vorteil, wenn er die Gaspreise und die Gasmengen im Voraus planen kann, denn was passiert, wenn man sich auf kurzfristige Verträge einlässt, erleben wir gerade in Europa. Dass die EU-Kommission sich trotzdem für kurzfristige Verträge und Börsenhandel von Gas einsetzt, ist entweder Inkompetenz, oder der Wunsch europäischen Konzernen die lukrative Börsenspekulation mit Gas auf Kosten der Verbraucher zu ermöglichen, oder die politische Abhängigkeit von den USA, die auf kurzfristige Verträge setzen, weil ihrer schnelllebigen Frackingindustrie schnelle Gewinne wichtiger sind als langfristige Planungssicherheit.

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

24 Antworten

  1. https://www.anti-spiegel.ru/2021/eine-energiekrise-in-europa-ist-in-diesem-winter-fast-nicht-mehr-zu-verhindern/

    „Wenn man nun noch bedenkt, dass sie nach der letzten Heizsaison nur noch zu 30 Prozent gefüllt waren, …“

    So viel zum Wahrheitsgehalt von Meldungen wie in dieser Meldung:

    „Die Gasreserven in Deutschland schrumpften nach Angaben von Gazprom auf 41,8 Prozent und damit auf den niedrigsten Stand aller Zeiten.“

    Da wird mir jetzt vermutlich entgegengehalten werden, dass mit dem „noch nie“ implizit „noch nie zu dieser Jahreszeit seit x Jahren“ gemeint sei. Aber wer sich das als Leser nicht dazudenkt, versteht es halt falsch, und solcherart „halbe Berichterstattung“ wird auf dieser Website oft – und zu Recht – kritisiert.

    1. Ihre intellektuellen (Un)Fähigkeiten bei diesem Thema überraschen mich immer wieder. Sie sind nicht in der Lage, ein Datum anzuschauen, oder?
      In dem von Ihnen verlinkten Artikel ging es um den Füllstand NACH der letzten Heizsaison, steht dort geschrieben. NACH der Heizsaison bedeutet, wenn es Frühling wird, verstehen Sie das?
      Im heutigen Artikel geht es um den Stand 22. Januar und noch nie war der Füllstand an einem 22. Januar so gering.
      Ich kann mir nicht vorstellen, dass es bei Ihnen wirklich intellektuell nicht dazu ausreicht, eine Zahl (Füllstand) mit einem Datum in Verbindung zu bringen…
      Passiert Ihnen immer wieder.
      Und ja: Ich erwarte von meinen Leser aufmerksames Lesen und Mitdenken, denn es geht hier um komplexe Themen. Wenn Sie nicht mitdenken wollen (oder können), lesen Sie halt die Bild…
      Mehr, als es deutlich in die Artikel zu schreiben, kann ich nun wirklich nicht machen.

      1. „aller Zeiten“ ist kein Datum. Mehr ist dazu nicht zu sagen.

        Und der Hinweis auf das Mitdenken ist schon ein wenig bizarr. Es gibt wohl inzwischen ein Dutzend Beiträge, in die Sie Ihre Sicht der Gründe für die europäische Energiekrise in vier oder fünf Punkten eingebettet haben – offensichtlich ja doch für Leute, die eben nicht nachdenken und mal in älteren Beiträgen nachschauen oder sich selbst einen Vers über die Verhältnisse machen können.

          1. Nun gut – für DIE mögen ja andere „Prioritäten“ gelten – unsere legen wir selber fest – hier gibt es – zum Glück – keine Finanzmafia – zu wenig zu holen… – wir heizen auch noch mit Holz – ein nachwachsender, 100%-er Biostoff auf eigenem Grund und Boden… 😉

            Wir wissen ganz genau, warum wir deren „zivilisation“ den Rücken kehrten, um soweit wie möglich im Einklang mit der Natur zu leben…

              1. Einfach war’s nicht – gehört auch viel Mut dazu, noch dazu das Leben hier auch nicht leicht ist – viel Arbeit… – aber diese (fast) grenzenlose Freiheit hier in den Bergen ist neben der gesunden Lebensweise schier unbezahlbar… 😉

            1. Och, ich weis nicht, wie das ausgeht, ich kenne da auch die Sach- und Rechtslage nicht in der erforderlichen Tiefe.
              Ich schmeiße hier nur mit Steinchen, damit sich niemand von dem spiegelglatten Wässerchen blenden läßt.

              Der EuGH wird sowieso erst aktiv, wenn irgend einer klagt, der dann auch über die sog. „Aktivlegitimation“ bzw. Klagebefugnis verfügen muß (das ist ein eigenes lustiges Thema).
              Versichern kann ich, das schon unter diesem Gesichtspunkt von meiner Seite keinerlei Gefahr droht.

  2. Da ich selber mit Gas heize, lese ich diese Artikel nur ungern. So ein selbstgemachtes Problem, da fehlen mir die Worte. Ich wüsste aber gerne, ob wir nur noch aus dem Gasspeicher leben, oder ob da laufende Gaslieferungen aus den Pipelines dazukommen.

  3. Ich heize auch mit Gas. Aber ich denke mal, wenn es nicht noch richtig kalt wird reichen die Reserven über den Winter. Die Preise sind da noch einmal ein ganz anderes Problem.

    Es kommt aber tatsächlich noch Gas nach Europa, Northstream läuft durch wie ein Atomkraftwerk, Lastdaten findet man hier:

    +++https://www.nord-stream.info/

    Jamal, also Polen/Weißrussland läuft schon seit Tagen rückwärts, weil die Polen und Ukrainer unsere Speicher anzapfen, seit dem 21.12. erst langsam, jetzt aber so richtig. Zuletzt über 200 Mill. kWh am Tag, Zum Vergleich, über NS kommen am Tag 1,6 Mrd. rein.

    Mit den anderen Pipelines hat Deutschland nicht so arg viel zu tun bzw. da kann ich die Lastdaten (z.B. wo ist der richtige Knoten) entweder nicht lesen und mir fehlen auch noch Links dazu, wer welche hat, vielen Dank vorab.

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