"Visakrieg"

Russland weist US-Vize-Botschafter aus: Was Spiegel-Leser alles nicht erfahren

Russland hat den amerikanischen Vize-Botschafter in Moskau des Landes verwiesen. Natürlich erfahren Spiegel-Leser mal wieder keinerlei Hintergründe.

Es ist wirklich schon ein wenig langweilig, die Nachrichten westlicher „Qualitätsmedien“ wie dem Spiegel zu lesen. Über den neuen „Visakrieg“, den die USA mit Russland entfesselt haben, habe ich im November 2021 und im Januar 2022 berichtet, während die „Qualitätsmedien“ es nicht für nötig gehalten haben, ihre Leser darüber zu informieren. Ich habe es in beiden Artikeln angekündigt: Die westlichen „Qualitätsmedien“ werden das Thema erst aufgreifen, wenn Russland auf die Provokationen der USA reagiert und sie werden ihren Lesern diese amerikanischen Provokationen natürlich verschweigen. Genau so ist es nun gekommen, das Verhalten der westlichen „Qualitätsmedien“ ist so schrecklich vorhersehbar, dass eigentlich schon langweilig ist.

Der „Visakrieg“

Bei dem „Visakrieg“ geht es darum, dass die USA letztes Jahr ohne Angabe von Gründen angekündigt haben, über 50 russischen Diplomaten die Visa für ihre Tätigkeit in den USA nicht zu verlängern. Die Hälfte von ihnen musste Ende Januar 2022 die USA verlassen, die andere Hälfte muss im Sommer ausreisen. Davon wissen Leser der deutschen „Qualitätsmedien“ jedoch nichts.

Da Russland immer „gespiegelt“ reagiert, war es zu erwarten, dass auch Russland amerikanische Diplomaten ausweisen würde. Genau das ist nun geschehen, wobei bisher nur ein amerikanischer Diplomat ausgewiesen wurde. Und siehe da: Plötzlich fand der Spiegel das berichtenswert. Am 17. Februar hat der Spiegel unter der Überschrift „Diplomatische Krise – Russland nennt Ausweisung des US-Vizebotschafters Vergeltungsmaßnahme“ darüber berichtet und in der Einleitung des Artikels erfahren wir:

„Der US-Diplomat Bartle Gorman muss Russland verlassen. Moskau begründete die Entscheidung als Reaktion auf die Ausweisung eines hochrangigen russischen Beamten durch Washington.“

Spiegel-Leser wissen weniger

Da habe ich schon gedacht, der Spiegel würde seine Leser zur Abwechslung mal umfassend, sachlich und wahrheitsgetreu informieren, aber das ist bei dem ehemaligen Nachrichtenmagazin natürlich ein Wunschtraum, denn in dem Artikel erfährt der Spiegel-Leser nichts über die Massenausweisung russischer Diplomaten aus den USA, stattdessen schreibt der Spiegel nur:

„Der Name des betroffenen Diplomaten und auch der Zeitpunkt der Ausweisung wurden nicht genannt.“

Der Spiegel suggeriert damit wahrheitswidrig, dass es sich um eine willkürliche und unbegründete Maßnahmen Russlands handele. Das ist gelogen, wie wir gesehen haben, aber nicht nur das. Der Spiegel verschweigt auch die Erklärung des russischen Außenministeriums vom gleichen Tag, über die das russische Fernsehen berichtet hat:

„Moskau weist den stellvertretenden Leiter der diplomatischen Vertretung der USA, Bartle Gorman, aus. Das hat Washington, , das Vergeltungsmaßnahmen angekündigt hat, bereits verärgert. Wie das russische Außenministerium erklärte, ist die Ausweisung des amerikanischen Diplomaten jedoch schon eine Reaktion auf die Ausweisung des Botschaftsrates der russischen Botschaft in Washington.
Zuvor hatte das US-Außenministerium ein russisches Ersuchen um Verlängerung des Aufenthalts des russischen Botschaftsberaters zumindest bis zur Ankunft seines „Ersatzes“ in den USA demonstrativ ignoriert. Washington hat das verweigert. Nach Angaben der Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, verschärft die ersatzlose Abreise des hochrangigen russischen Diplomaten den ohnehin schon kritischen Personalmangel in der russischen diplomatischen Vertretung, der durch den von den Amerikanern entfesselten „Visakrieg“ entstanden ist.
Maria Sacharowa erinnerte auf der Website des russischen Außenministeriums daran, dass Washington im September 2021 einen weiteren „Austausch“ von Ausweisungen initiiert hat. Damals forderten die USA die Ausreise von 55 russischen Diplomaten und technischem Personal der Botschaft in ihr Heimatland. Die Ausweisungen wurden in zwei Phasen unterteilt: die erste bis zum 30. Januar 2022, die zweite bis zum 30. Juni 2022.“

Davon berichtet der Spiegel seinen Lesern kein Wort, obwohl der Spiegel-Redaktion das bekannt ist, denn erstens muss dort irgendein armer Kerl den Anti-Spiegel lesen, weil ich die Hamburger Redaktion so sehr ärgere, und ich berichte seit November darüber. Außerdem weiß man in Hamburg davon, weil es ja auch noch das Spiegel-Büro in Moskau gibt. Aber der Spiegel hält es nicht für nötig, seine Leser darüber zu informieren, wer diesen „Visakrieg“ – noch dazu ohne Angabe von Gründen – angefangen hat.

Der Spiegel als Sprachrohr der US-Regierung

Dafür zitiert der Spiegel die US-Regierung umso ausführlicher, was niemanden verwundern kann, denn der Spiegel versteht sich schließlich selbst als Pressesprecher der USA und nicht etwa als kritisches und gar objektiv berichtendes Nachrichtenmagazin. Während der Spiegel-Leser nichts über die russische Erklärung erfährt, schreibt der Spiegel ausführlich über die amerikanische Erklärung (ich zitiere das daher komplett):

„Die Ausweisung von Gorman erfolgte inmitten der Spannungen in der Krise in Osteuropa. Doch damit habe die Entscheidung nichts zu tun, behauptete das russische Außenministerium.
Washington hatte erbost auf die Ausweisung des Spitzendiplomaten reagiert. Sie sei »ohne Grund« erfolgt und stelle einen »Schritt der Eskalation« dar, teilte das US-Außenministerium mit. »Wir prüfen unsere Antwort.«
Die »New York Times« zitierte amerikanische Offizielle mit den Worten, dieser Schritt könnte es erschweren, eine diplomatische Lösung für die Krise zu finden. Gorman war die Nummer zwei in der US-Botschaft nach Botschafter John Sullivan. Er hatte nach US-Angaben ein gültiges Visum und war seit weniger als drei Jahren in Russland im Einsatz. Sullivan bleibt weiterhin in Moskau.
»Wir fordern Russland auf, seine grundlosen Ausweisungen von US-Diplomaten und Mitarbeitern zu beenden«, erklärte das US-Außenministerium. »Jetzt ist es wichtiger denn je, dass unsere Länder das notwendige diplomatische Personal vor Ort haben, um die Kommunikation zwischen unseren Regierungen zu erleichtern.« Beide Länder haben seit geraumer Zeit gegenseitig Diplomaten ausgewiesen – ein Zeichen der verschlechterten diplomatischen Beziehungen.“

Diese Geschichte macht einmal mehr deutlich, wie wenig die USA an einer diplomatischen Lösung der aktuellen Krise interessiert sind, denn es waren immer die USA, die – ob mit fadenscheinigen Begründungen, oder wie jetzt, vollkommen ohne Begründung – als erste russische Diplomaten ausgewiesen haben. Russland hat darauf immer nur reagiert.

Der Spiegel schreibt stattdessen, „beide Länder“ hätten „seit geraumer Zeit gegenseitig Diplomaten ausgewiesen“ und verliert kein Wort darüber, wer damit angefangen hat. Und dass der Spiegel die Erklärung des US-Außenministeriums zitiert, es sei jetzt „wichtiger denn je, dass unsere Länder das notwendige diplomatische Personal vor Ort haben, um die Kommunikation zwischen unseren Regierungen zu erleichtern“ – das ist der Gipfel der Frechheit der Spiegel-Redaktion. Immerhin haben die USA das Problem erst geschaffen, über das sie sich nun im Spiegel beklagen dürfen.

Das ist typisch für die US-Politik: Sie werfen anderen genau das vor, was sie selbst tun. Und Propaganda-Trompeten wie der Spiegel zitieren das ausführlich und lassen alles weg, was nicht ins von den USA gewollte Bild passt.

Daher muss sich niemand wundern, dass ich den Spiegel schon lange nur noch als „Pressestelle der US-Regierung“ bezeichne, denn mit Artikeln wie diesen bestätigt der Spiegel selbst, dass es so ist.

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

7 Antworten

  1. Es ist mehr als beschaemend, auf welches Kindergartenniveau „…verliert kein Wort darüber, wer damit angefangen hat…“ die Kommunikation zwischen NATOUSA und Russland, die sich beide waffenstarrend an der Grenze zu Russlang zum grossen show-down gegenueberstehen, zwischenzeitlich herabgesunken ist. Leider besteht aus meiner -bescheidenen- Sicht keine Hoffnung, dass sich Russland mit seiner sachbezogenen Darstellung von Ursache und Wirkung durchsetzt. Ich weiss nicht, ob das Adjektiv „naiv“ zutrifft, anzunehmen, dass die russische Seite wirklich annimmt, dass sich die Wahrheit irgendwann durchsetzt. Dies wird nicht geschehen; zumindest so lange nicht wie die meinungstechnisch gleichgeschaltete Presse des „Wertewestens“ (ich hasse diesen Begriff“ dem von den USA als „Hohepriester“ vorgebeteten Narrativ unreflektiert hinterherlaeuft. Insofern bleibt auch Ihr Einsatz, T. Roeper, der beruehmte Kampf gegen Windmuehlen.

    1. Das würde ich so nicht sehen. Herr Röper kämpft nicht, er informiert die Menschen.
      Ich für meinen Teil war froh, diese Seite gefunden zu haben. Das hat mir bei meiner
      Wahrheitsfindung sehr geholfen. Ich war ebenfalls Zeit meines Lebens dieser unsäglichen
      Gehirnwäsche und Propaganda ausgeliefert. Nur habe ich tief drinnen immer gespürt, dass irgendwas
      in diesem Laden komplett falsch läuft. Ab da habe ich begonnen wie ein Maulwurf zu wühlen und den Dingen
      auf den Grund zu gehen.
      So geht es vermutlich etlichen Menschen und da sind Seiten wie diese Gold wert. 🙂

    2. Es besteht nicht nur absolute Hoffnung, sondern Gewissheit. Die Welt befindet gerade in einer gewaltigen unumkehrbaren Epoche des gesellschaftlichen Umbruchs und nicht nur russische Strategen wissen das. Die Geschichte wird auch irgendwann wieder anders geschrieben werden. Mitnichten ist Herr Roepers Einsatz ein Kampf gegen Windmühlen.

  2. Solange der US-Exzeptionalismus Staatsdoktrin der USA ist – völkerrechtlich unaussprechlich – wird die US-Elite sich international ALLES erlauben, aber ein großes Klagegeschrei erheben, wenn sich ein Land dagegen wehrt. Per Definitionem ist ein solches Land danach ein „Schurkenstaat“ unter der Regierungsgewalt eines „Machthabers“ und muss „demokratisiert“ werden.
    Da Russland sich die Frechheit der Souveränität herausnimmt und nicht freiwillig Vasall der USA werden will, aber zugleich ziemlich wehrhaft ist, muss das „Imperium“ versuchen, Russland mit inakzeptablen Drohkulissen zu umstellen und mit Stellvertreterkriegen so lange hinzuhalten und zu schwächen, dass es dem Druck des „Westens der Demokratischen Werte“ nicht mehr widerstehen kann. So weit die Spekulation.
    Dabei riskiert die „Wertewestliche Führungsmacht“ auch Zerstörungen und Massenmord in globalem Ausmaß.

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