Propaganda durch Weglassen

USA haben Staudamm in Syrien bombardiert und hunderttausende Tote riskiert, aber kein Wort im Spiegel

Die New York Times und viele andere englischsprachige Medien melden, dass die USA 2017 zehntausende Tote riskiert haben, als sie einen Staudamm in Syrien bombardiert haben. Spiegel-Leser erfahren davon jedoch nichts.

Der Spiegel ist nun einmal die Pressestelle von Pentagon und NATO, wie ich schon oft aufgezeigt habe. Der Spiegel-Redaktion ist es ausgesprochen wichtig, dass ihre Leser nichts über Kriegsverbrechen der USA erfahren und wenn es sich nicht vermeiden lässt, darüber zu berichten, bleiben die Spiegel-Artikel darüber sachlich und kurz, während sie – sogar nur angebliche – Kriegsverbrechen der Gegner der USA lang und breit und tagelang in emotional aufgeladenen Artikel anprangern. Die Einseitigkeit, mit der der Spiegel (des-)informiert, sticht in Deutschland heraus.

Die USA riskieren hunderttausende zivile Opfer

Am 20. Januar hat die New York Times berichtet, dass die USA 2017 den Tabqa-Staudamm am Euphrat mit 2.000 Pfund schweren bunkerbrechenden Bomben angegriffen haben. Wäre der Damm zerstört worden, wären die Folgen katastrophal gewesen. Die New York Times schreibt dazu:

„“Die Zerstörung wäre unvorstellbar gewesen“, sagte ein ehemaliger Direktor des Staudamms. „Die Zahl der Opfer hätte die Zahl der Syrer überstiegen, die während des gesamten Krieges gestorben sind.“

Im Syrienkrieg sind hunderttausende Menschen gestorben, nur damit wir einen Eindruck davon bekommen, von welcher Größenordnung wir reden, wenn die Bombardierung des Staudamms „erfolgreich“ gewesen wäre. Diese Bombardierung hätte, wenn diese Aussage stimmt, mehr Menschen getötet, als die von den USA auf Japan abgeworfenen Atombomben.

Und selbst den Damm „nur“ schwer zu beschädigen, hätte schon schlimme Folgen gehabt, wie die New York Times schreibt:

„Die ehemaligen Beamten sagten, der Bericht warne davor, dass ein Angriff eine kritische Fehlfunktion und eine verheerende Überschwemmung verursachen könnte, die Zehntausende von Menschen töten könnte. Die Ergebnisse spiegeln einen Bericht der Vereinten Nationen vom Januar 2017 wider, in dem es heißt, dass im Falle eines Angriffs auf den Damm, der zu dessen Versagen führen würde, Gemeinden mehr als 100 Meilen flussabwärts überflutet werden würden.“

Vertuschung beim Pentagon

Ich will auf den Artikel der New York Times nicht im Detail eingehen, denn er ist sehr lang. Aber Fakt ist, dass Syrien und Russland sofort die USA beschuldigt haben, den Damm bombardiert zu haben. Das haben die USA abgestritten und darauf verwiesen, dass der Damm auf der No-Strike-List der USA steht, also auf der Liste der Ziele, die die USA nicht angreifen dürfen. Die USA haben stattdessen mit Finger auf den IS gezeigt, der den Damm irgendwie angegriffen haben soll. In der entsprechenden Erklärung klang das 2017 so:

„Der Tabqa-Staudamm ist kein Ziel der Koalition, und wenn wir militärische Ziele am oder in der Nähe des Staudamms angreifen, verwenden wir Munition ohne Wassereinwirkung, um unnötige Schäden an der Anlage zu vermeiden. Wenn dem Tabqa-Staudamm etwas passiert, dann ist die ISIS dafür verantwortlich, nicht die Koalition.“

Das Pentagon hat also gegen seine eigenen Regeln verstoßen und ein Ziel, das wegen seiner Wichtigkeit für die Zivilbevölkerung und wegen der gigantischen Opferzahl, die seine Zerstörung bedeutet hätte, mehrfach mit den schwersten konventionellen Bomben angegriffen, die die USA in ihrem Arsenal haben. Die Schuld aber haben sie vorsorglich auf den IS geschoben.

Das nennt man eine False-Flag-Operation, bei der man selbst etwas tut, es aber dem Gegner in die Schuhe schieben möchte. Diese Art von Operationen haben bei den USA Tradition, oder wie war das mit dem Vorfall im Golf von Tonkin (dem Beginn des Vietnamkrieges), oder der Brutkastenlüge (dem Beginn des Golfkrieges von 1991), oder den angeblichen irakischen Massenvernichtungswaffen (Beginn des letzten Golfkrieges), oder der CIA-Operation Timber Sycamore (Beginn des Syrienkrieges) und so weiter?

Dass das Pentagon keinerlei Probleme damit hat, zivile Opfer zu akzeptieren, ist allgemein bekannt. Ebenfalls die New York Times hat erst vor wenigen Wochen veröffentlicht, dass das Pentagon bei seinem Drohnenkrieg bewusst zivile Oper in Kauf nimmt auch deren Zahl vertuscht, Details finden Sie hier. Und ebenfalls nicht neu ist, dass die Spiegel-Redaktion, die die New York Times sehr aufmerksam liest, ihren Lesern das möglichst verheimlicht.

Und natürlich wurde niemand bestraft. Das Pentagon lässt Soldaten und Offiziere, die gegen die eigenen Regeln verstoßen und Objekte angreifen, wobei sie hunderttausende zivile Opfer in Kauf nehmen, ungestraft weiter arbeiten.

Das Schweigen des Spiegel

Wer herausfinden möchte, ob und was der Spiegel über diese Episode des Syrienkrieges berichtet hat, der muss in die Suchfunktion des Spiegel nur das Wort „Tabqa“, also den Namen des Staudamms, eingeben. Natürlich hat der Spiegel seinen Lesern den Bericht der New York Times verheimlicht. Aber der Spiegel hat im Laufe der Jahre immerhin acht Mal über Tabqa berichtet, wenn auch nur über die Region und nicht explizit über den Staudamm.

Die Bombardierung des Staudamms durch die USA fand am 26. März 2017 statt. Im Spiegel-Archiv gibt es keinen Bericht darüber, auch nicht über die – laut Pentagon – unwahren Anschuldigungen der Russen und Syrer. Spiegel-Leser haben von der Bombardierung einfach kein Wort erfahren. Und natürlich erfahren Spiegel-Leser jetzt auch nichts über den Bericht der New York Times.

Das hat System beim Spiegel, denn zum Syrienkrieg desinformiert er seine Leser vom ersten Tag an. Der Beginn des Krieges war keineswegs ein von der Bevölkerung getragener Aufstand gegen Assad, sondern das Werk von aus dem Ausland eingesickerten Islamisten, die von den USA bewaffnet worden sind. Die dafür durchgeführte CIA-Operation Timber Sycamore (Details der Operation finden Sie hier) wird von deutschen Medien bis heute verschwiegen, obwohl sie in den USA längst offiziell bestätigt wurde. Im Spiegel-Archiv ergibt eine Suchanfrage zum Suchbegriff „Timber Sycamore“ exakt 0 (in Worten Null) Treffer.

All das zeigt nicht nur, dass der Spiegel bewusst einseitige Propaganda betreibt, es zeigt auch, dass er sie unter anderem durch Weglassen betreibt. Daraus folgt die nicht neue Erkenntnis:

Spiegel-Leser wissen weniger!

Nachtrag: Mir ist ein kleiner Fehler unterlaufen, denn der Spiegel hat doch am Tag der Bombardierung des Staudamms berichtet, worauf mich ein Leser hingewiesen hat. Der Grund dafür, dass ich den Artikel nicht im Spiegel-Archiv gefunden habe, war die Schreibweise. Der Spiegel hat Tabqa als „Tabka“ geschrieben.

Allerdings bestätigt der Spiegel-Artikel mit der Überschrift „Syrien – Wichtiger Staudamm nach schweren Angriffen außer Betrieb“ die Vorwürfe, die ich hier gegen den Spiegel erhebe, denn der Spiegel berichtet treu im Interesse der USA und suggeriert dem Leser, dass die USA nichts damit zu tun haben, sondern dass alles die Schuld des IS ist, wenn der (von den USA beschädigten) Staudamm bricht.

Dass der Spiegel damals darüber berichtet hat, macht sein Schweigen heute umso schlimmer, denn er hätte die Gelegenheit, eine eigene Meldung richtigzustellen und bei der Gelegenheit könnte der Spiegel auch berichten, dass es russische Spezialisten waren, die den von den USA beschädigten Staudamm stabilisiert und wieder betriebsbereit gemacht haben.

Aber der Spiegel schweigt…

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

8 Antworten

  1. Der IS war kein Gegner der USA sondern ein Verbündeter der CIA. Die ganzen „Ausbildungsmaßnahmen“ bei denen sogenannte moderate Rebellen ausgebildet und ausgerüstet wurden waren eine Unterstützungsmaßnahme für den IS (inkl. anderer namen) denn die gerade ausgebildeten sind mit Sack und Pack zu diesen übergelaufen.

  2. Auch hier gibt es wieder 2 Seiten.
    Ich zitiere mal Telepolis: „Der IS warnt, dass der Damm wegen der Bombardierung jederzeit brechen kann und soll die Evakuierung von Raqqa angeordnet haben, was natürlich strategisch motiviert ist. Allerdings hatte der UN-Nothilfekoordinator OCHA bereits davor gewarnt, dass ein weiterer Anstieg des Wassers oder Beschädigungen des Damms „katastrophale humanitäre Implikationen in allen Gebieten flussabwärts“ haben könne. Bislang bestand die Angst, dass der IS den Damm sprengen könnte. Für die von den USA unterstützte Raqqa-Offensive wäre es ein Fiasko, wenn es zu einer humanitären Katastrophe durch eine Beschädigung des Damms käme.“
    …//www.heise.de/tp/features/US-unterstuetzte-Offensive-auf-Raqqa-riskiert-humanitaere-Katastrophe-3664826.html

    Und der SPIEGEL berichtet: „Wegen US-Luftangriffen und eines hohen Wasserstandes sei der Damm vom Zusammenbruch bedroht.“
    …//www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-wichtiger-staudamm-nach-schweren-angriffen-ausser-betrieb-a-1140512.html

        1. Das hoffe ich auch und ich hoffe auch, dass die das Datum der Artikel beachten, denn das bestätigt meinen Artikel: Wir wissen heute, die USA haben den Staudamm bombardiert und anschließend geheuchelt, sie würden befürchten, der Damm könnte brechen und der IS sei Schuld. Ihre eigene Bombardierung, die diese Gefahr erst geschaffen hat, haben sie natürlich verschwiegen.
          Mehr noch: Die Gefahr, der Damm könnte überlaufen, war eine Folge der Bombardierung, denn durch die Bomben waren die Schleusen außer Betrieb und der Stausee lief voll.
          Die Not-Reperaturaktion russischer Experten konnte das reparieren und das Wasser konnte wieder ablaufen.
          Daher bin ich bei Ihnen: Ich hoffe sehr, dass andere die Artikel lesen, denn sie zeigen mit dem heutigen Wissen, wie sehr die USA lügen, indem sie eine Gefahr für zehntausende Menschen schaffen und diese dann anderen anhängen wollen.

  3. Schlimmer als den Vorgang ist der Umstand, dass das alles schon seit Jahren bekannt ist, ohne das sich die Times um die Täter oder deren Bestrafung durch Artikel auszeichnete.
    Aber die USA ist nicht allein wenn es um den Wasserentzug als Kriegsmittel gegen die Zivilbevölkerungen geht.
    Seit Jahren kann man immer wieder folgendes lesen

    „Die Türkei hat gegen ein 1987 mit Syrien unterzeichnetes Abkommen verstoßen und die Wassermenge, die zum Euphrat fließt, stark reduziert, Ernten zerstört und den Menschen im Norden des Landes Wasser entzogen“

    https://syria.liveuamap.com/en/2021/28-april-violating-an-agreement-in-signed-with-syria-in-1987

    oder

    „Seit letztem Februar, Die Türkei begann, das Wasser des Euphrat einzusperren, indem sie die Tore der Dämme schloss, Dies führte zu einem Rückgang der Wassermenge aus dem Fluss in Syrien, und dieser Rückgang erreichte heute weiterhin weniger als 200 Kubikmeter pro Sekunde, und dies ist der Grund für die deutliche Verschlechterung des Wasserspiegels des Al-Assad-Sees. Dies ist eine fast tägliche Fotoserie des Sees“

    https://syria.liveuamap.com/en/2021/7-may-since-last-february-turkey-began-to-lock-up-the-water

    Einen vertiefenden zu dem Thema gibt es hier

    https://paxforpeace.nl/news/blogs/killing-the-khabur-how-turkish-backed-armed-groups-blocked-northeast-syrias-water-lifeline

    Darin kann man solche „Lappalien“ lesen wie

    “ Nach dem humanitären Völkerrecht, das in das Zusatzprotokoll I der Genfer Konventionen (Schutz von Opfern internationaler bewaffneter Konflikte) aufgenommen wurde, sind Angriffe auf „Objekte, die für das Überleben der Zivilbevölkerung unverzichtbar sind“ (einschließlich der Wasserinfrastruktur) verboten.“

    Was der Verstoß eines NATO Landes (angebliche Wertegemeinschaft) bezweckt kann man hier lesen

    https://www.al-monitor.com/originals/2021/11/turkeys-war-attrition-against-syrias-kurds

    Als Teil eines „Wertebündisses“ im Norden Syriens machen sich sowohl die Türkei als auch USA mit ihren Lakaien durch Duldung dieser Taten schuldig. Da beide Staaten Mitglieder der NATO sind, eines davon die Führungsrolle für sich beansprucht ist dies das beste Zeugnis darüber wer/was die NATO ist.

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