Wirtschaftskrieg

Während Europas Wirtschaft ums Überleben kämpft, investiert Russland in die Zukunft

In Russland wurde auf dem Ostwirtschaftsforum über die Entwicklung der entlegenen Regionen des Landes gesprochen. Die milliardenschweren Entwicklungsprogramme gehen trotz der Sanktionen uneingeschränkt weiter.

Die westlichen Sanktionen haben eigenartige Effekte. Während die Wirtschaft in der EU dank der westlichen Sanktionen ums nackte Überleben kämpft, kommt Russland weitgehend unbeschadet durch die Sanktionen. Probleme in einigen Branchen, die zu sehr auf westliche Partner gesetzt haben, sind zwar unbestritten, aber da sich die russische Wirtschaft bereits stark in Richtung Asien orientiert hat, boomt ein Teil der russischen Wirtschaft sogar regelrecht. Und während in Europa in aller Eile Hilfsprogramme gegen die Folgen der eigenen Sanktionen geschaffen werden, gehen die russischen Programme zur Entwicklung der eigen Wirtschaft und der östlichen Regionen des Landes uneingeschränkt weiter.

Über das Ostwirtschaftsforum, das letzte Woche im Wladiwostok stattgefunden hat, habe ich bereits berichtet. Viele Leser haben mich gefragt, ob ich auch über die dort besprochenen russischen Pläne zur weiteren Entwicklung der russischen Wirtschaft berichten kann. Das russische Fernsehen hat in seinem wöchentlichen Nachrichtenrückblick am Sonntag in einem Beitrag darüber berichtet, den ich übersetzt habe.

Beginn der Übersetzung:

Wie sieht es mit der Wirtschaft in Russland aus? Das wurde auf dem Ostwirtschaftsforum erörtert. 7.000 Gäste aus 68 Ländern kamen nach Wladiwostok. Am Rande des Forums wurden fast 300 Verträge im Wert von rekordverdächtigen 3,27 Billionen Rubel unterzeichnet.

Ein Bericht aus Wladiwostok.

Die Insel Russkiy ist bereits zum siebten Mal Gastgeber des Ostwirtschaftsforums. Das Interesse an der Veranstaltung lässt sich leicht messen, zum Beispiel an der Zahl der Akkreditierungen. In diesem Jahr erhielten 7.000 Teilnehmer und Journalisten eine solche Akkreditierung. Die größte ausländische Delegation kam aus China.

Die Wachstumsraten der führenden asiatischen Volkswirtschaften liegen stetig über dem globalen Durchschnitt. Russland und China werden gemeinsam ein Fördersystem für russische Kohleimporte bauen – vom Terminal im Oblast Amur bis ins chinesische Heihe. Rosatom arbeitet mit chinesischen Partnern am Bau einer Wasserstoffanlage in Sachalin. Der chinesische Yuan wird in naher Zukunft ein ernsthafter Konkurrent des Dollars im internationalen Zahlungsverkehr.

„Sogar die Verbündeten der Vereinigten Staaten reduzieren allmählich ihre Dollarbestände, wie die Statistiken zeigen. Allmählich nimmt aber auch das Volumen der Bezahlung in Dollar ab und die Reserven gehen zurück. Ich möchte an dieser Stelle anmerken, dass Gazprom und seine chinesischen Partner beschlossen haben, bei der Bezahlung von Gaslieferungen im Verhältnis 50/50 auf Rubel und Yuan umzusteigen“, sagte Wladimir Putin.

Die Chefs von Gazprom und CNPC unterzeichneten das Abkommen über Zahlungen in nationalen Währungen. Es geht um Lieferungen über die Gaspipeline Power of Siberia. Auch in der Bevölkerung wächst das Interesse am Yuan. Nach Angaben der russischen Zentralbank kauften Russen die chinesische Währung im August für den Rekordbetrag von 39 Milliarden Rubel.

Aeroflot unterzeichnete am Rande des Ostforums das größte Abkommen seiner Geschichte. Rostec wird die Fluggesellschaft bis 2030 mit 339 Flugzeugen aus russischer Produktion beliefern. 210 MS-21-Flugzeuge, 89 Sukhoi Superjet New und 40 Tu-214.

„Unsere Fluggesellschaften, darunter auch Aeroflot, haben das größte Auftragspaket der modernen Geschichte für rund 500 im Inland hergestellte Langstreckenflugzeuge geschnürt. Diese Nachfrage sollte ein starker Anreiz für Flugzeugwerke und Konstruktionsbüros sein. Und für viele verwandte Branchen, einschließlich der Elektronik und der Herstellung von Luftkomponenten“, sagte Wladimir Putin.

Mehr als 60 importierte Systeme und Einheiten in der MS-21 müssen durch russische Analoga ersetzt werden, im Superjet sind es etwa 40. Jetzt werden Lieferanten gesucht und Verträge mit einheimischen Herstellern geschlossen.

Auf dem Forum stellt der Präsident in einer Videokonferenz die neuen Unternehmen vor, die in den so genannten Territorien der fortgeschrittenen Entwicklung Russlands angesiedelt sind. (Anm. d. Übers.: Dabei handelt es sich um russische Regionen im Fernen Osten, die verstärkt gefördert werden) Die Fischkonservenfabrik Kommandor in der Siedlung Oktyabrsky in Kamtschatka ist in der Lage, Seelachs, Hering und Lachs zu verarbeiten – über 220 Tonnen Fisch pro Tag. Die auf der Amur-Werft gebaute Fähre für Fracht, Personen, Autos und Züge „Alexander Deyev“ wird auf der Strecke Vanino-Cholmsk in der Region Sachalin verkehren. Das Trans-Baikal-Getreideterminal ist das erste reine Bahnterminal für Getreide der Welt und das größte in Russland. Seine Umschlagskapazität beträgt acht Millionen Tonnen pro Jahr.

Trotz der Sanktionen ist der Güterumschlag der russischen Seehäfen in diesem Jahr mit knapp einer halben Milliarde Tonnen praktisch unverändert geblieben. In den Häfen des Fernen Ostens gibt es einen Boom. Viele Unternehmen verlagern ihre Handelsströme von Europa nach Südostasien. Das riesige Gebiet und die ganzjährigen Verkehrskorridore sind ein starker Wettbewerbsvorteil. Russland hat ehrgeizige Pläne für den Ausbau des Nördlichen Seewegs und der Eisenbahnlinie „Östliches Polygon“.

„Die Entwicklungsperspektiven sind natürlich groß. Vor allem angesichts der Sanktionen, unter denen wir nun alle stehen, wird die gesamte Logistik umgebaut und wir gehen aus Europa weg. Und viele Unternehmen sind jetzt sehr daran interessiert, ihre Fracht speziell in den Osten Russlands zu liefern“, sagte Verkehrsminister Vitaly Savelyev.

Der Ferne Osten ist ein Testgebiet für staatliche Unterstützungsmaßnahmen. Fast 50.000 Familien haben das Zweiprozent-Hypothekenprogramm bereits in Anspruch genommen. Es wurde beschlossen, das Programm zu verlängern. Der Staat wird jährlich fünf Milliarden Rubel für die Verbesserung der Kleinstädte im Fernen Osten bereitstellen. In den letzten sieben Jahren ist die industrielle Produktion in Fernost um etwa ein Viertel gewachsen – hier gelten besondere Steuer- und Zollprivilegien.

Putin appelliert an die Geschäftsleute, die von den Sanktionen betroffen sind. An die Adresse derer, deren Konten, Immobilien und Yachten im Ausland eingefroren wurden, sagte der Präsident:

„Sie hätten diese Boote besser hier behalten und das Geld nicht in ausländische Vermögenswerte, sondern in die Entwicklung der russischen Infrastruktur investiert. Sie hätten nichts verloren. Alles wäre hier, zu Hause. Und sie hätten von dem Geld, das Sie investiert haben, profitiert. Aber gut. Das ist eine Lektion für alle. Ich habe darüber gesprochen und Sie davor gewarnt. Nicht weil ich schlauer bin, sondern weil ich mehr Informationen habe.“

(Anm. d. Übers.: In der Tag hat Putin die russischen Milliardäre seit 2014 immer wieder gewarnt, dass sie ihr im Westen angelegtes Vermögen eines Tages durch westliche Sanktionen verlieren könnten. Die russische Regierung hat vor einigen Jahren sogar eine Amnestie ausgerufen, bei der jeder sein – sogar illegal – ins Ausland verbrachtes Vermögen straffrei nach Russland zurückbringen konnte)

Ende März legte die 142 Meter lange Yacht „Nord“ des Milliardärs Mordaschow am Seeterminal von Wladiwostok an. Das Schiff wechselte die Flagge der Kaimaninseln gegen die russische. Das war eine symbolische Antwort des Chefs der VTB Bank, Andrey Kostin, auf die westlichen Sanktionen. Der Kult-Hit der Gruppe „Nautilus“ hat auf dem Wirtschaftsforum hat einen neuen Text bekommen. (Anm. d. Übers.: Die in Russland populäre Rockgruppe hat den Refrain eines bekannten Lieds in „Abschied von Amerika“ umgedichtet und den Bankmanager aufgefordert, es mit ihnen zusammen auf der Bühne zu singen)

„War das eine spontane Aktion?“

„Natürlich“, sagte Andrei Kostin.

„War es ein Schrei aus dem Herzen?“

„Ich liebe es zu singen, ich liebe Butusov. Die Jungs kamen zu mir und sagten: ‚Er hat dieses Lied speziell für dich vorbereitet.‘ Nun, wenn er es speziell für mich vorbereitet hat, werde ich ihn dabei unterstützen.“

„Verabschieden wir uns wirklich von Amerika oder gibt es eine Chance?“

„Es ist unmöglich, sich von Amerika zu verabschieden, denn wir haben eine Welt, wir leben gemeinsam auf diesem Planeten, wir müssen uns irgendwie einigen. Heute führt die Politik der Vereinigten Staaten leider zu weiteren Gegensätzen. Bis jetzt ist es daher eine Good-Bye-Situation.“

Die moderne Wirtschaft ist untrennbar mit der Umwelt verbunden. Nach dem Amurtiger, dessen Bestand sich innerhalb von 12 Jahren verdoppelt hat, soll auch der Bestand des Weißen Tyrannen in Kamtschatka vorsichtig wiederhergestellt werden. Das ist die seltenste im Roten Buch aufgeführte Falkenart.

Der Ferne Osten ist sowohl durch seinen natürlichen Reichtum als auch durch das Ausmaß seiner Möglichkeiten einzigartig. Geografisch und strategisch gesehen ist Russland das Land der aufgehenden Sonne, ist sich der Präsident sicher.

Auf dem Moskauer Finanzforum sprach unser Ministerpräsident Michail Mischustin über die Reaktion Russlands auf die westlichen Sanktionen und unsere Fähigkeit, sich unter diesen Bedingungen zu entwickeln. Hier ist nur ein Teil der Rede über die Möglichkeiten der Wirtschaft:

„Die Wirtschaft hat nicht so reagiert, wie es die Verfasser der Sanktionen beabsichtigt hatten. In den meisten Fällen hörten die Unternehmer nicht auf, sondern versuchten, die Investitionsprogramme nach Möglichkeit fortzusetzen. Uns wurde eine tiefe Rezession vorausgesagt, aber auch das ist nicht eingetreten. Wir stellen uns erfolgreich den neuen Herausforderungen und werden aus der gegenwärtigen Situation eindeutig gestärkt und besser vorbereitet hervorgehen. Nun, da Russland dabei ist, seine finanzielle Souveränität zu überdenken, müssen wir eine Architektur schaffen, um alle notwendigen Aufgaben ohne den Einfluss von Drittländern zu lösen.“

Ende der Übersetzung


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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

15 Antworten

  1. Ich bin wirklich begeistert von diesem Präsidenten! Schade, dass wir kopflos in die Steinzeit rückversetzt werden. Aber auch das kann eine neue Chance sein!? Ich hoffe nur nicht in Richtung gedachtem Great Reset der überreichen „Spinner“!
    Der Kapitalismus war schon immer menschen- und sozialfeindlich. So ist er es auch hinter der Maske von Davos!!! Feststellung nach Kriegsende 1945 von den Führungsparteien Nachkriegsdeutschlands (Ost und West) und trotzdem haben sie, unter Druck der Siegermacht USA wieder auf ihn gesetzt!!! Die DDR gab 1989 auf.

  2. Der Meinung kann ich mich nicht anschließen der Druck auf den Westen wird oder sollte durch die Afrikaner selbst erfolgen entsprechend wird sich die Vorhersage von Frau Dr Kneissl aus 2017 ich habe das Buch gelesen sehr viel schneller durchsetzen lassen als das der Fall wäre würde Russland noch einmal intervenieren indem sie eben ein Embargo verhängt dieser Kommentar ist als Sprachnachricht gesprochen und wird entsprechend viele Fehler enthalten sicherlich ohne, und Punkt und so weiter und so fort egal

  3. Die russischen Bürger werden immer mehr diskriminiert. Der Schengenraum ist ab sofort für sie nicht mehr einfach zu bereisen. Unfassbar diese widerlichen Methoden. Wie kann ich nach Russland emigrieren ?

    @beko
    Die DDR hat nicht aufgegeben. Sie ist expandiert. Oder was glauben Sie hat Merkel 16 Jahre getan? Die Übernahme ist 89 erfolgt. Der westliche Teil, bzw. die Bürger des westlichen Teils der Bunten Republik, erkennen das wohl immer noch nicht.

  4. Bis Russland genügend eigene Flieger hat, wird es noch ein paar Jahre brauchen. Bis dahin wird man so manchen Airbus und Boeing Flieger ausschlachten müssen um Ersatzteile zu haben.
    Immerhin hat die Politik das verstanden und klotzt jetzt schon einmal mit Aufträgen.

    1. Wieso hat Russland keine eigenen Flieger? Tupolew und Iljuschin sind alte „Traditionsmarken“, die bauen schon seit Ewigkeiten sowohl Passagier, wie auch Transportflugzeuge.

      Airbus oder Boeing haben sie jetzt nicht mehr. Na und? Wirklich gebraucht haben sie die nie. Sie haben sie aus Bequemlichkeit mit genutzt um Ressourcen zu sparen und um den Handel anzukurbeln, geht aber auch ohne sie. Das Russland hochmoderne Flugzeuge bauen kann, beweisen ihre Kampf-Jets (technisch viel anspruchsvoller als ein Passagier-Flugzeug), die westlichen Pendants in vieler Hinsicht überlegen sind.

  5. Russlands Politiker haben verstanden, wem sie dienen.

    Aktuelle deutsche Regierungspolitiker auch, bloß das deutsche Volk braucht noch eine Weile, bis es begreift, dass die gewählten höhere als deutsche Volksinteressen umsetzen.

  6. die militärfestspiele in russand sind nach hinten los gegabgen , hoffentlich ist das mit der wirtschaft nicht auch nur eine theatervorstellung , bei aller hoffnung , dass russland sein militär in den griff bekommt habe ich so meine zweifel an der berichterstattung der russischen wirtschaft und der militärischen aktion
    sollte russland seine ziele die es so laut kund tut nicht erreichen , wird es den menschen in der welt so schlecht ergehen wie denen in den zurückeroberten gebieten in der ukraine durch die ukras

    1. ich kann ihnen nur zustimmen. Russland haut auf die Pauke, weil sie Milliarden über Öl und Gas erhalten, aber sinnvoll investiert haben sie die ganze Kohle schon die vergangenen Jahrzehnte nicht. Mal sehen, was draus wird.

      1. Vor Putin war ein gewisser Boris Jelzin an der Macht, der hat – unter erheblichem Alkoholeinfluss (weil er von den Amis vorher abgefüllt wurde) – die Schätze Russlands an die USA verkauft.

        Putin hat das alles wieder rückgängig gemacht, deshalb wird er von den USA auch so angefeindet. Er hat ihnen ihren „Regime-Change“ gründlich versaut. Deswegen wollen die USA auch seinen Tod.

      2. Sie haben eben in moderne Technologie und in die Produktion investiert, was hier nicht als sinnvoll, sondern primitiv, unrentabel, schmutzig und „klimafeindlich“ gilt. Hier wurde in Schneeballsysteme investiert, weil die ganz schnell ganz reich machen. Und in Gretatechnik, weshalb wir ein so billiges und unabhängiges Energiesystem haben.

  7. Man kann sich viel von Russland abgucken, wenn man mal den Neid überwindet und das Beleidigtsein vergisst.

    Russland hat in den 90ern einen Systemzusammenbruch erlebt, und danach hatten sie Jelzin. Der war sowas wie die Ampel heute hier. Da sind wir jetzt auch, und Träume einer großartigen Vergangenheit, eingebildet oder nicht, helfen nicht.

    Putin hat damals schon praktisch gedacht und geduldig an der Stabilisierung gearbeitet. So etwas dauert, bis es Erfolge zeigt, und so wird es auch hier sein.

    Und das, das Entwickeln tragfähiger Ideen, das brauchen wir heute auch.

    Unsere grünen Jelzins werden fallen, und vielleicht bereitet auch schon jemand einen Putsch vor oder eine besonnene Entnazifizierung durch Russland befreit uns.

    Die Frage ist: was dann? Und die sollte man heute schin stellen.

    Dazu gehört eine schonungslose Analyse, an deren Beginn die Einsicht steht, dass gerade das Weltfinanzsystem zusammenbricht, Stunde Null sozusagen.

    Wir brauchen also keine Angeberlösungen, auch keine hochwolkigen ideologischen Konzepte oder Verfassungen, sondern Notfallpläne: wie betreibt man Wirtschaft, wenn es keine Währung mehr gibt?

    Da helfen Gedanken einer Regionalwährung für den Übergang denn Geld ist zuallererst Tauschmittel und basiert auf dem Vertauen, dass es von anderen akzeptiert wird. Hierfür ein Konzept zu erarbeiten, konkret mit Hand und Fuss, dazu wäre jetzt die Zeit.

    Eine weitere Massnahme könnten Unternehmen sein, die sich mit Ihren Geschäftspartnern zusammensetzen und überlegen, was sie mit eigenen Mitteln selbst tun kõnnten, zunächst über nationale Lieferketten und mit möglichst geringem Einsatz des Netzes und indem sie sich von Plattformen und datenfressenden Zahlungsdienstleistern unabhängig machen und die komplette Buchhaltung selbst. Es hilft sich dran zu erinnern, wie Unternehmen in den 80ern gearbeitet haben.

    Das Netz ist erst dann eine Möglichkeit, wenn es frei von Raubrittern ist, und das kann dauern – wie man die los wird, wäre eine Aufgabe von Bänkern, die das noch ernsthaft gelernt haben. Das Kasino muss dicht gemacht werden.

    Eine sehr wichtige Rolle spielen Landwirte und Einzelhändler als Verteilstellen. Landwirte benötigen echtes Wissen über Nahrungsmittelerzeugung mit wenig maschineller Hilfe und darüber, was mit wenig Mitteln in ausreichender Menge hergestellt und verteilt werden kann.

    Idealerweise verhandelt derweil die neue Regierung mit Russland wegen des Gases, wohl wissend, dass sie vorerst nur maßvoll und auf Pump kaufen können. Wenn das Leute sind, die sich an die alte deutsche Tugend der Ehrlichkeit erinnern, wird Russland helfen, da bin ich sicher.

    Das sind nur ein paar Ideen, und mich wundert, dass sowas nicht schon längst aufkam. Der sig. Widerstand und seine Spurrillen auf den Strassen sind inzwischen verzichtbar. Man benötigt jetzt Praktiker – Unternehmen, die etwas unternehmen und die Ärmel hochkrempeln, statt in Vivianes Puppenstube ihr Leid zu klagen.

    Wo sind die Leute, die nicht nur jammern, sondern konkret zusammenarbeiten? Die echte Lösungen für Probleme suchen anstatt sich in Unterhaltungssendungen selbst zu bespiegeln?

  8. „Das Netz ist erst dann eine Möglichkeit, wenn es frei von Raubrittern ist, und das kann dauern – wie man die los wird, wäre eine Aufgabe von Bänkern, die das noch ernsthaft gelernt haben. Das Kasino muss dicht gemacht werden….“

    Auch schon vorher, das Internet kann im Grunde nicht beherrscht werden, weil es eine dezentrale Struktur ist. Seitensperrungen kann man sehr leicht überwinden (VPN, Proxies), ebenso wie alle anderen Manipulationsversuche durch Werbeplattformen wie Google (die eigentliche Aufgabe dieser „Suchmaschine“).

    Es ist wie bei „TOR“ das noch nie geknackt wurde, weil dezentrale Strukturen ständig erneuert werden können. Das Problem sind die Geheimdienste, die sehr mächtig sind und sich „unterhaken“ ohne das mans merkt (viele TOR-Server sind Fallen vom FBI). Sie bedrohen Einzelne, können die Struktur aber nicht brechen.

    Fazit: das Internet wirklich beherrschen zu wollen ist eine Illusion. Du kannst dich überall „verstecken“. Früher war es halt nur einfacher.

  9. Was mich interessieren würde ist die Frage, ob Russland ein wirtschaftliches Wachstum durch interne Nachfrage erzielen kann, das die Verluste durch die Sanktionen ausgleichen kann.

    Ich könnte mir vorstellen, dass der Wiederaufbau in der Ukraine sowie die Rüstung für den Krieg in der Ukraine die wirtschaftliche Entwicklung begünstigt. Solange dafür keine aus dem Westen importierten Güter notwendig sind, könnte doch die Zentralbank einfach Rubel drucken, um diese Aktivitäten zu finanzieren, weil der Rubel gegenwärtig sowieso zu stark ist und die Inflation fällt. Oder sehe ich das falsch?

    1. Sie sehen das richtig. Wobei es schon einen Unterschied macht, ob man Ruestungsgueter oder Produktionsmittel (Investitionsgueter) wie Maschinen & Transportmittel oder hochwertige Konsumgueter wie PKWs, Haushaltsgeraete, Computer … herstellt.

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