Frankreich

Wie in Russland über die kommenden Präsidentschaftswahlen in Frankreich berichtet wird

In Frankreich stehen in knapp zwei Monaten Präsidentschaftswahlen an, die vor dem Hintergrund all der anderen aktuellen Meldungen in den Hintergrund gerückt sind. Ein kleiner Überblick.

Das russische Fernsehen hat am Sonntag in seinem wöchentlichen Nachrichtenrückblick nach Frankreich geschaut, wo in zwei Monaten Präsidentschaftswahlen anstehen. Die Amtszeit von Präsident Macron war überschattet von Protesten der Gelbwesten, sozialen Problemen, islamistischem Terror und der großen Unzufriedenheit mit der Corona-Politik. Eine Wiederwahl Macrons schien unvorstellbar, trotzdem führt Macron, der noch nicht einmal mitgeteilt hat, ob er für eine zweite Amtszeit kandidieren will, in den Umfragen.

Das russische Fernsehen hat sich auf die Suche nach den Gründen gemacht und ich habe den russischen Korrespondentenbericht aus Frankreich übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Macron siegt im mythischen Krieg, verliert aber den echten

In weniger als zwei Monaten stehen die französischen Präsidentschaftswahlen an. Der amtierende Staatschef, Emmanuel Macron, hat seine Kandidatur noch nicht offiziell angekündigt. Doch seine Mission in Moskau sowie die Ankündigung einer groß angelegten Modernisierung der Atomindustrie werden wie gewichtige Argumente im Präsidentschaftswahlkampf präsentiert. Seine Konkurrenten sind jedoch nicht schwach. Aus Frankreich berichtet unsere Korrespondentin Anastasia Popowa.

Emmanuel Macron beschloss auf dem Rückflug nach Paris müde, aber zufrieden mit seiner internationalen Tournee, mit den Journalisten zu sprechen, die zu Recht neugierig auf eine wichtige Frage waren: Wird er eine zweite Amtszeit anstreben und wann würde er in dem Fall seine Kandidatur verkünden? Der Präsident, der breit lächelte, vermied es erneut, zu antworten: „Darüber werde ich mal nachdenken müssen. Es gibt keinen Grund, etwas zu überstürzen, man muss alles zur rechten Zeit tun.“

Macron hat keine Zeit, er ist dabei, sich in die Rolle des europäischen Führers und Friedensstifters im planetarischem Maßstab einzuleben, auch wenn seine Besuche noch keine wirklichen Ergebnisse gebracht haben. „Emmanuel Macron ist ein Präsident, der gerne Risiken eingeht. Also reiste er nach Moskau, um den Kreml-Bären zu treffen, der seit letztem Herbst die Spannungen in Europa schürt, indem er mehr als 100.000 Mann an den Grenzen der Ukraine konzentriert“, schrieben westliche Medien.

Darauf zu setzen, hat sich ausgezahlt, denn seine Umfragewerte für den ersten Wahlgang sind auf 26 Prozent gestiegen, wobei die rechten Rivalen Pécrès und Le Pen mit jeweils 15 Prozent am nächsten an ihm dran waren. Auch für den zweiten Wahlgang sagen die Zahlen einen Sieg für ihn voraus. Aufgeschreckt durch die Nachricht von einem drohenden Krieg in Europa würden die Franzosen, die von der Hysterie in Angst versetzt wurden, Macron im Gegenzug für den Frieden vieles verzeihen: die sinkende Kaufkraft, die steigenden Preise und die Corona-Politik, gegen die die Gelbwesten in letzter Zeit ihre Unzufriedenheit zum Ausdruck gebracht haben. An diesem Wochenende blockierten sie auf kanadische Art und Weise die Autobahnen mit Lastwagen und veranstalteten einen Autokorso von Nizza nach Brüssel, um gegen Beschränkungen und QR-Codes zu protestieren.

Macron hat den mythischen Krieg gewonnen, verliert aber den echten Krieg in Mali, einem Gebiet von strategischem Interesse für Frankreich. Nach zwei Putschen gaben die Militärs, die an die Macht gekommen sind, dem offizielle Paris in Wort und Tat eine Ohrfeige nach der anderen, bei der letzten haben sie den französischen Botschafter ausgewiesen und ihm drei Tage Zeit gegeben, seine Sachen zu packen. Die malische Regierung schickte nach und nach das europäische Kontingent, ein Idee von Macron, aus dem Land, obwohl es im nächsten Jahr die französischen Soldaten in der Sahelzone teilweise ersetzen sollte. Aber es sieht so aus, als ob sie früher abziehen müssten. Und zwar mit Verlusten – mehr als 50 getötete Soldaten und Offiziere – und einer Niederlage.

In den neun Jahren der französischen Präsenz haben die Terroristen ihren Einfluss auf ein noch größeres Gebiet ausgedehnt. Die Presse scheut sich nicht, Parallelen zu ziehen und Mali das französische Afghanistan zu nennen. Die Opposition wirft Macron Feigheit und eine Demütigung der französischen Armee vor.

„Ich werde nicht akzeptieren, dass Frankreich von der malischen Regierung so gedemütigt wird“, sagte Marine Le Pen, Vorsitzende der Partei Rassemblement Nationale.

Marine Le Pen hat auch so schon genug Sorgen. Sie muss die erforderlichen 500 Unterschriften von Mandatsträgern sammeln, um offiziell kandidieren zu können. Der Prozess ist ins Stocken geraten, was sie aber nicht davon abhält, über ihre künftige Außenpolitik nachzudenken, falls sie die Präsidentschaft übernehmen sollte: „In dieser Welt, die neue kalte Kriege erschafft, muss Frankreich eine starke und unabhängige Stimme haben, insbesondere durch seinen diplomatischen Sitz im Sicherheitsrat. Das ist ein diplomatisches Privileg, das General de Gaulle uns vermacht hat und das wir mit niemandem teilen werden. Deshalb werden wir das integrierte NATO-Kommando verlassen“

Valérie Pécrès, die republikanische Kandidatin, ist der Meinung, dass Frankreich den Krieg in Mali fortsetzen, aber mit Russland Frieden schließen und alle Arten von Beziehungen mit Russland, von der Kultur bis zur Wirtschaft, stärken sollte. Sie sieht ihre Russischkenntnisse als Vorteil, den sie französischen Journalisten gerne zeigt: „Ich möchte dem stolzen russischen Volk sagen, dass wir den Frieden in Europa gemeinsam aufbauen müssen und es ein schrecklicher Fehler wäre, einen Krieg mit der Ukraine zu beginnen.“, sagte sie im französischen Fernsehen auf Russisch.

Der rechtsextreme Kandidat Eric Zemmour, der in der ersten Runde direkt hinter den beiden Blondinen und Macron liegt, hält die Provokationen der Amerikaner für einen Fehler: „Die Amerikaner schieben ihre Schachfiguren seit mehr als dreißig Jahren in Richtung Russland. Es ist die Entscheidung der Russen, sich zu verteidigen. Wladimir Putin ist ein russischer Patriot. Er hat das Recht, die Interessen Russlands zu schützen. Ich denke, die Amerikaner haben viel getan, um Putin zu provozieren.“

Auf dem linken Flügel hat bisher nur die Bürgermeisterin von Paris, Anne Hidalgo, die erforderliche Anzahl von Unterschriften erreicht, um offiziell ins Rennen zu gehen, aber bisher kann sie landesweit nur mit einigen Prozent rechnen. Spitzenreiter bei den Linken ist mit 9 Prozent Jean-Luc Melanchon, das ist seine Vision der Außenpolitik:

„Wenn Putin Truppen um die Ukraine versammelt, sehen Sie dann die NATO oder die Russen als den Aggressor in dieser Situation?“, fragten ihn Journalisten.

„Zweifellos die NATO. Russland ist im Recht mit dem, was es tut. Die USA haben beschlossen, die Ukraine der NATO anzuschließen, und Russland, das sich bedroht fühlt, weil wir verschiedene Raketen in Polen stationiert haben, Raketenabwehrsysteme, die 75 Prozent des russischen Verteidigungssystems bedrohen, hat das als Aggression empfunden.“, war seine sehr spontane Antwort.

Bevor er sich für eine zweite Amtszeit bewirbt, hat Macron angekündigt, dass er zwei Dinge erreichen muss: Eine Deeskalation in der Ukraine – seine Reisen wurden in der Presse bereits als erfolgreich bezeichnet – und die Bekämpfung des Virus. Die Infektionszahlen sind immer noch hoch, aber das hält das Team des Präsidenten nicht davon ab, öffentlich die Möglichkeit der Abschaffung der in der französischen Gesellschaft verhassten Gesundheitspässe anzukündigen. Das wollen sie Ende März tun, gerade rechtzeitig vor dem ersten Wahlgang der Präsidentschaftswahlen.

Ende der Übersetzung

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

4 Antworten

  1. LePen hat es anscheinend auch nicht verstanden. Anstatt im Bezug auf Auslandseinsätze den Franzosen eine Alternative anzubieten und mit dem Krieg in Mali aufzuhören will sich der malischen Regierung anscheinend eine Lektion erteilen.

    Aber stimmt das denn wirklich, dass die Franzosen solche Angst haben vor einem Russland-Ukraine-NATO-Krieg?
    Falls das stimmen sollte, dann finde ich das bemerkenswert, wenn man das mal mit der vollkommenen Teilnahmslosigkeit der Deutschen vergleicht.

  2. Sehr interessant, die Zitate der verschiedenen französischen Politiker hier. Sie bestätigen einmal mehr, dass in Frankreich die besseren Europäer sitzen, während sich die Deutschen (und leider nicht nur deutsche Politiker!) im „Ende“ der US-Regierung und Kriegsplaner sauwohl fühlen. Traurig, traurig.

  3. Der französische Militäreinsatz ist in Wirklichkeit weniger ein Ausdruck von neokolonialer Machtpolitik, sondern eher ein im Auftrag des Suzeräns USA vom Klientelstaat Frankreich ausgeführter, vorgeblich dem Zweck der Beseitigung der Gefahr durch – in Wirklichkeit zur Schaffung eines Casus Belli selbst geförderte – islamistische Terroristen und realiter zum Zweck der Sicherung des Zugangs zum militärindustriell und geostrategisch wichtigen Uranerzvorkommen dienender Feldzug gewesen.

    1. Die Franzosen werden ja nun, auf Drängen der Machthaber in Mali, das Land verlassen. Die deutschen Satrapen tun sich da viel schwerer, obschon die Mali’sche Bevölkerung sie gerne los sein möchte. Besatzungsmacht ist eben was Feines, wenn man es mal SELBST ausüben kann. Und Besatzungsmacht nach dem Diktat der USA umso mehr …

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