Kriminalstatistik: Ist die Kriminalität in Russland oder Deutschland höher? Eine Analyse

Am Wochenende hatte ich eine Diskussion mit Freunden in Russland zur Ausländerkriminalität. Und als ich das Thema analysiert und die Ausländerkriminalität in Russland und Deutschland verglichen habe, stieß ich auf so interessante Fakten, dass es mir einen Artikel wert ist.
 
Die deutsche Kriminalstatistik für 2017 weist aus, dass es in Deutschland 5,8 Millionen Straftaten gab. In Russland veröffentlicht das Innenministerium die Zahlen monatlich und von Januar bis September gab es in Russland 1,5 Millionen Straftaten. Dies sind die ersten drei Quartale, wenn man jetzt großzügig für das vierte Quartal 500.000 Straftaten hinzurechnet, dann werden es in Russland in 2018 ca. 2 Millionen Straftaten sein. Das kann man so rechnen, weil die Straftaten in Russland monatsweise nur minimal schwanken.
 
Das erste, für mich zugegeben überraschende Ergebnis, ist also, dass in Russland weit weniger als halb so viele Straftaten gibt, wie in Deutschland. Und wenn man die Zahlen noch mit der Bevölkerungszahl in Bezug setzt, dann beträgt die Kriminalität in Russland weniger als ein Drittel von der in Deutschland. Ich fühle mich in Russland zwar subjektiv ohnehin sehr sicher, hatte aber eine solche Differenz nicht erwartet. Obwohl die russische Bevölkerung fast doppelt so groß ist, wie die deutsche Bevölkerung, gibt es in Russland weit weniger Straftaten als in Deutschland.
 
Übrigens ist auch die Art der Kriminalität in Russland und Deutschland vergleichbar, in beiden Ländern machen Eigentumsdelikte ungefähr 50% aus. Was nicht vergleichbar ist, sind die Zahlen bei Totschlag, wozu ja auch Autounfälle mit Todesopfern zählen, denn die Zahl der Verkehrstoten ist in Russland viel höher, als in Deutschland. In Russland sterben im Straßenverkehr ca. 27.000 Menschen pro Jahr, während es in Deutschland nur 3.500 sind. Allerdings ist die russische Zahl im Vergleich gar nicht so hoch, wie es auf den ersten Blick scheint, denn in den USA sterben sogar 34.000 Menschen pro Jahr im Straßenverkehr. Diese Zahl ist also in Deutschland im internationalen Vergleich sehr niedrig.
 
Da sich die Diskussion am Wochenende aber um die Ausländerkriminalität drehte, muss man nun den Anteil der im jeweiligen Land lebenden Ausländer ins Verhältnis zur Gesamtbevölkerung setzen. Und das ist recht einfach, denn der Ausländeranteil in Russland und Deutschland ist fast identisch. In Russland liegt er bei ca. 10% und in Deutschland bei ca. 11%. Es gibt also keine nennenswerten Unterschiede.
 
Sehr große Unterschiede zwischen Russland und Deutschland gibt es aber bei der Kriminalität der Ausländer. Leider unterscheiden sich die Angaben in den Kriminalstatistiken ein wenig. In Deutschland wird die Zahl der deutschen und „nicht-deutschen“ Tatverdächtigen erfasst, in Russland die Anzahl der von Ausländern begangenen Verbrechen. Aber obwohl das nicht ganz vergleichbar ist, sind die Zahlen so eindeutig, dass man die doch nebeneinander halten kann.
 
In Deutschland sind von ca. 1,4 Millionen Tatverdächtigen 600.000 „nicht-deutsche“, davon wiederum ca. 170.000 Asylbewerber. Das bedeutet, dass die Ausländer in Deutschland insgesamt ca. 43% der Tatverdächtigen ausmachen, obwohl sie nur 11% der Bevölkerung stellen. Die Asylbewerber machen 11% der Tatverdächtigen aus, obwohl sie nur ca. 1,5% der Bevölkerung stellen. Wir haben also in Deutschland eine überproportionale Anzahl ausländischer Tatverdächtiger. Und das bedeutet – unabhängig von ideologisch geprägten Einschätzungen – die Flüchtlinge begehen im Verhältnis zu ihrer Anzahl die meisten Verbrechen, gefolgt von den „nicht-deutschen“, wie sie in der Statistik genannt werden.
 
In Russland ist es genau anders herum: Von den 1,5 Millionen Verbrechen zwischen Januar und September sind nur 30.000 von Ausländern begangen worden, das sind gerade mal 2%, obwohl die Ausländer ca. 10% der Bevölkerung stellen.
 
Der größte Teil der Ausländer sind auch in Russland übrigens Moslems, aber der Unterschied zu Deutschland ist, dass sie zum Arbeiten nach Russland kommen und dass das russische Ausländerrecht sehr streng ist. Es reicht für einen Ausländer schon aus, nur zwei Ordnungswidrigkeiten zu begehen und sein Aufenthaltstitel gerät in Gefahr. Im Klartext: Zwei Mal falsch geparkt und Dir kann die Einreise verwehrt werden. Ich kenne so einen Fall von einem deutschen Manager in Moskau, der an der Grenze wegen so etwas abgewiesen wurde. Er musste sich dann an die Behörden wenden und die Löschung der Ordnungswidrigkeiten beantragen und durfte dann erst nach einigen Wochen wieder einreisen.
 
Ich fand diese Zahlen interessant, denn Russland hat alleine aus der Ukraine über eine Million Flüchtlinge aufgenommen, ohne dass das zu Problemen geführt hat. Und aus asiatischen, islamischen ehemaligen Sowjetrepubliken sind ca. 10 Millionen zum Arbeiten nach Russland gekommen.
 
Es ist also die Frage, ob man die Zuwanderer kompromisslos dazu auffordert, die geltenden Gesetze einzuhalten und sie ansonsten kompromisslos deportiert, oder nicht. Während Russland dies tut und auch gegen die Bildung von Parallelgesellschaften vorgeht, in denen Menschen nach ihren eigenen Regeln leben, tut Deutschland das Gegenteil. Selbst eine lange Vorstrafenliste ist in Deutschland kein Grund, jemanden des Landes zu verweisen. Das schreckt Nachahmer nicht ab, im Gegenteil.
 
Und das Ergebnis sehen wir an den Kriminalstatistiken.
 
Nachtrag:
 
Nachdem ich meinen russischen Freunden von meinen Erkenntnissen erzählt habe, haben diese auch noch einmal recherchiert, weil sie gar nicht glauben konnten, dass die Kriminalität in Russland geringer ist, als in Deutschland. Noch dazu so signifikant. Auch viele Russen glauben, dass in Europa alles besser ist, als in Russland.
 
Jedoch haben auch diese Recherchen meiner Freunde nur meine Erkenntnisse bestätigt: Die Kriminalität ist in Russland wesentlich geringer, als in Deutschland.
 
Eine Freundin interessierte sich noch für Details, wie es bei verschiedenen Arten von Strafttaten aussieht und fand dabei noch eine andere sehr interessante Seite, die die jeweiligen Deliktarten in verschiedenen Ländern auf Basis von Daten des UNODC (United Nations Office on Drugs and Crime) vergleicht. Die Zahlen geben die Anzahl der jeweiligen Verbrechen auf 100.000 Einwohner an:
Körperverletzung: Deutschland 627, Russland 27
Diebstahl: Deutschland 2.228, Russland 776
Einbruchdiebstahl: Deutschland 468, Russland 249
Raub: Deutschland 59, Russland 115
Autodiebstahl: Deutschland 101, Russland 33
 
Aus dem Rahmen fällt lediglich die Zahl für Tötungsdelikte (ohne Verkehrsunfälle), die in Deutschland bei 1 und bei Russland bei 10 auf 100.000 Einwohner liegt. Hier dürfte, vor allem in der russischen Provinz, der Alkoholmissbrauch eine Rolle spielen, denn es wird immer wieder in den russischen Medien berichtet, dass Streitigkeiten unter starkem Alkoholeinfluss innerhalb von Familien oder unter jungen Leuten mit tödlichen Auseinandersetzungen enden. Leider ist der Alkoholmissbrauch in Russland vor allem in der Provinz immer noch ein Problem, in den großen Städten gehört dies allerdings schon länger der Vergangenheit an.

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

3 Antworten

  1. Die extrem hohe Mordrate in Russland war mir auch mal aufgefallen. Ich bin dem nachgegangen und kann dazu Entwarnung geben. Man muss sich Statistiken suchen, in denen die Mordrate nach Regionen aufgelistet wird. Dann wird man sehen, dass die Mordrate im europäischen Teil von Russland (etwa 2 auf 100.000 EW) nur geringfügig höher ist, als in Deutschland (1,6 auf 100.000 EW; stark ansteigend). Hinter dem Ural sieht das aber ganz anders aus. Es gibt dort Republiken mit einer Mordrate von mehr als 25 auf 100.000 Einwohner.

  2. Nee, Mordrate ist schon richtig. Eine Totschlagrate (also eine Statistik, in der Morde außen vor gelassen werden) gibt es nicht, und die wäre aus stastistischer Sicht auch ein völlig unsinniges Instrument.

    Möglicherweise verwechseln Sie Totschlag mit Tötung. Aber eigentlich sollte der Unterschied klar sein. Wikipedia spricht auf der Seite „Tötungsrate nach Ländern“ explizit von den Alternativbegriffen „Mordrate oder Homizidrate“. Dort sind dann genau Ihre Zahlen gelistet: Deutschland mit 1 und Russland mit 10 Morden bzw. Tötungen pro 100.000 Einwohner.

    Wenn Sie dann einem der englischsprachigen Dokumente aus den Einzelnachweisen folgen und richtig in die Tiefe gehen, finden Sie Russland irgendwann aufgesplittet in Regionen und sehen, dass Russland im europäischen Teil eine Rate von 2 hat, im asiatischen Teil es aber extreme Ausreißer nach oben gibt, von über 25 auf 100.000 EW.

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