Warum ist die Lage im Irak so, wie sie heute ist? Der Spiegel stellt diese Frage nicht einmal

Wie ich schon mehrmals aufgezeigt habe, scheuen die deutschen Medien vor Kritik an den USA zurück. Warum ist dieser Artikel über Proteste im Irak dafür ein Beleg? Weil die USA nicht einmal erwähnt werden, dabei tragen sie die Schuld an der Situation im Irak, wie diese Chronologie der Ereignisse seit 1980 aufzeigt.
Nachdem 1979 im Iran die Mullahs die Macht übernommen haben, ermunterten die USA Saddam Hussein, der damals noch ein Verbündeter der USA war, den Iran anzugreifen. Als Lohn hätte er sich Erdölfelder im Iran einverleiben dürfen.
Als der Krieg begann, haben die USA jedoch auch ihren Erzfeind Iran mit Waffen versorgt und so dafür gesorgt, dass dieser Krieg fast die ganzen 1980er Jahre lang andauerte und beide Länder durch den Krieg geschwächt wurden. Die Iran-Contra-Affäre deckte diese zynische Politik der USA seinerzeit auf.
Nach dem Krieg suchte Saddam einen Weg, um die Kriegskosten doch noch einzuspielen und sein Blick fiel auf Kuweit. Diese kleine Scheichtum mit seinem Ölreichtum schien eine leichte Beute zu sein. Außerdem zapfte Kuweit irakische Ölfelder an, indem es nicht vertikal nach Öl bohrte, sondern seine Bohrlöcher unter irakischen Boden trieb und so irakische Felder ausbeutete.
Saddam sprach dieses Thema mit der US-Botschafterin im Irak an und ihre Antwort war, dass sich die USA in innere Angelegenheiten der Region nicht einmischen würden. Für Saddam bedeutete das grünes Licht für einen Angriff auf Kuweit.
Die USA hatten zu diesem Zeitpunkt den Kalten Krieg bereits gewonnen und suchten nach Wegen, ihre neue Macht als einzige Weltmacht auszubauen. Hierzu schien es den USA unumgänglich, die Ölreserven im und um den persischen Golf zu kontrollieren und dazu benötigten sie dort Militärstützpunkte. Denn wer das Öl kontrolliert, der kontrolliert damit die Weltwirtschaft und die Weltpolitik. Das Problem war, dass niemand dort den USA die Erlaubnis gab, solche Stützpunkte zu errichten. Es musste also eine Bedrohung her, vor denen die arabischen Staaten den Schutz der USA erbitten würden. Und Saddams Wunsch, sich in Kuweit für die Kriegskosten gegen den Iran schadlos zu halten, war der ideale Vorwand.
Nachdem Saddam glaubte, Kuweit mit Rückendeckung der USA anzugreifen, muss er hoch überascht gewesen sein, als die USA seinen Überfall verurteilten und eine Befreiung Kuweits forderten.
Jedoch hatte die Öffentlichkeit im Westen keine Lust, für einen kleinen autkratischen Scheich in den Krieg zu ziehen. Es musste also eine Geschichte her, die die Menschen empören würde. Vor dem US-Kongress sagte daraufhin eine 16-jährige unter Tränen aus, die angab, in Kuweit als Krankenschwester gearbeitet und mit eigenen Augen gesehen zu haben, wie irakische Soldaten die Frühchen aus den Brutkästen genommen und gegen die Wand geschlagen hatten, bis sie tot waren. Das änderte die öffentliche Meinung und die Menschen im Westen waren bereit, so einen grausamen Herrscher durch Krieg in die Schranken zu weisen.
Leider war diese Geschichte komplett erfunden und zwar von der PR-Agentur Hill&Knowlten und die „Krankenschwester“ war in Wirklichkeit die Tochter des kuweitischen Botschafters in Washington, die extra für ihren Auftritt vor dem Kongress gecastet worden war.
Die US-Propagandamaschine bauschte Saddam nun zu einem neuen Hitler auf, schürte im arabischen Raum die Angst vor einer weiteren Expansion Saddams und die USA bekamen nun die lange gewünschte Erlaubnis, Stützpunkte in Saudi Arabien zu errichten.
In dem folgenden Krieg der USA und ihrer Verbündeten 1991 wurde Saddam besiegt und Kuweit befreit, jedoch wurde Saddam nicht gestürzt, obwohl das eigentlich nur logisch gewesen wäre, denn warum sollte man den neuen Hitler im Amt belassen? Man beließ ihn aber im Amt. Und dafür gab es auch einen triftigen Grund: Hätten die USA Saddam gestürzt, hätte es keinen Grund gegeben, die Militärstützpunkte in Saudi Arabien zu belassen, man wäre nach Hause geschickt worden, schließlich wäre die Gefahr ja gebannt gewesen. Aber mit einem Saddam an der Macht konnten die USA mit dem Verweis auf diesen gefährlichen Diktator die Araber dazu bringen, die Basen in Saudi Arabien als „Schutz“ zu belassen.
In den folgenden 10 Jahren starben im Irak nach Schätzungen über eine Million Menschen an den Folgen der westlichen Sanktionen gegen den Irak, denn auch die Lieferung von Medikamenten war verboten. Menschen starben an den einfachsten Krankheiten, weil sie nicht behandelt werden konnten, selbst Verbandsmaterial war Mangelware und die medizinische Versorgung brach im Lande zusammen. Außerdem errichteten die USA eine Flugverbotszone über dem Irak und bombardierten immer wieder medienwirksam Objekte in dem Land, um die Weltöffentlichkeit und die Araber daran zu erinnern, dass dort ein gefährlicher Diktator sein Unwesen trieb, der sofort wieder losschlagen würde, wenn die USA die Region nicht vor ihm schützen würden.
Mit den Jahren gewöhnte man sich im arabischen Raum an die Präsenz der Amerikaner und Saddam wurde als Vorwand immer unwichtiger, zumal man parallel bereits den Iran als nächste Bedrohung der Region medial und propagandistisch aufbaute.
Allerdings warfen nun die Erdölkonzerne einen gierigen Blick auf den Irak und so wurden nach 9/11 neue Legenden erfunden, warum man den Irak noch einmal angreifen sollte. Wahlweise war Saddam mit Osama Bin Laden verbündet und in die Terroranschläge von New York verwickelt oder er hatte Massenvernichtungswaffen, mit denen er nicht nur die Region sondern sogar Europa bedrohen würde. Freilich wissen wir heute, dass beides komplett gelogen und ausgedacht war. Zur Erhärtung der Vorwürfe tauchten in dieser Zeit – welch ein Zufall – noch Briefe mit Antrax in den USA auf, deren Spur man ebenfalls versuchte, irgendwie mit dem Irak zu verbinden, was aber ebenfalls reine Lügen waren. Übrigens sind diese Antrax-Briefe nie aufgeklärt worden und verschwanden schnell wieder aus dem medialen Fokus.
Die USA griffen den Irak dennoch an, zerbombten die Infrastruktur im Land, stürzten Saddam und besetzten den Irak. Die Konszessionen zur Ölförderung gingen an amerikanische Firmen und der Irak versank im Chaos. Mission accomplished.
Der Irak ist seit dem ein zerstörtes Land mit fast täglichen Terroranschlägen, die Infrastruktur inklusive Strom- und Wasserversorgung nicht wieder aufgebaut worden und die Menschen leben in Armut und teilweise auch im Bürgerkrieg.
Wenn man diese Vorgeschichte vor Augen hat, fragt man sich, warum der Spiegel, wenn er über Unruhen im Irak berichtet, das Wort USA nicht einmal in seinem Artikel erwähnt. Denn ohne die USA gäbe es das Elend im Irak gar nicht, der Irak war vor den Kriegen ein durchaus wohlhabendes Land.
Stattdessen kann man beim Spiegel in diesem Artikel z.B. lesen: „Im Südirak gibt es zwar jede Menge Öl – aber kaum sauberes Wasser, nicht ausreichend Strom und zu wenige Jobs. Seit mehr als einer Woche demonstrieren deshalb in mehreren Städten Tausende Iraker gegen die Regierung von Ministerpräsident Haider al-Adabi. Die Proteste begannen in der Ölmetropole Basra und haben sich inzwischen in andere Städte südlich von Bagdad ausgebreitet – etwa nach Nadschaf und Kerbala.
Kein Wort darüber, dass die Einnahmen aus dem Öl an US-Firmen gehen und nicht an den Irak, dem sie eigentlich gehören.
An anderer Stelle in diesem Artikel kann man lesen: „Auf Videos in den sozialen Netzwerken machen Iraker ihrem Ärger Luft – bis die Regierung über das Wochenende das Internet in manchen Landesteilen lahmlegte und den Zugang zu Facebook zeitweise blockierte: „Ich will Wasser“, sagt ein Demonstrant aus Basra in einem Clip, der vielfach geteilt worden ist. „Wir haben das Jahr 2018, und ich muss um Wasser betteln. Das ist eine Schande. Dabei haben wir Öl, das wir in alle Welt liefern. Ich bitte nicht um eine U-Bahn oder um Flugzeuge. Ich will einfach nur Wasser.“
Kein Wort darüber, dass es die USA waren, die die Infrastruktur inklusive Wasser- und Stromversorgung im Krieg zerstört haben. Und man fragt sich, wohin das alles noch führen soll.
Die Antwort könnte in dem letzten Absatz versteckt sein: „Diese Gemengelange dürfte dazu führen, dass die Proteste anhalten und sich ausbreiten werden. Regierungschef Abadi hat bereits Sicherheitskräfte aus dem Nordirak in den Süden verlegt. Er rechnet offenbar mit weiteren Unruhen. Seine Gegner sprechen schon von der „Basra-Revolution“, die bald das ganze Land erfassen werde.
Vielleicht soll die Öffentlichkeit im Westeb darauf vorbereitet werden, dass man den Irak erneut vor irgendwem retten muss, wenn die Proteste dazu führen sollten, dass die pro-amerikanische Regierung von den Demonstranten gestürzt wird und deshalb erneut ein Einsatz westlicher Soldaten notwendig wird, um die westlichen Werte im Irak zu verteidigen.
 
Wie auch immer, es bleibt die Frage, warum die westlichen Medien zwar über eine humanitäre Katastrophe berichten, aber den Schuldigen nicht einmal erwähnen, wenn er USA heißt. Was wäre wohl, wenn es China oder Russland gewesen wären, die das Land in die Steinzeit gebombt haben? Ob der Spiegel dann auch vergessen hätte, die Schuldigen der Katastrophe beim Namen zu nennen?

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

2 Antworten

  1. Lieber Thomas

    Die USA haben den Kalten Krieg nicht gewonnen! Die Hauptursache für den Kollaps der Sowjetunion war eine durch strukturimmanente Defizite und Defekte induzierte Stagnation und schließliche Implosion des Systems.

  2. Thomas, man könnte deinen Kommentar noch um sehr viele Dinge ergänzen, aber das würde den Rahmen völlig sprengen! Zwei Dinge seien noch kurz erwähnt, die Verwendung uranabgereicherter Munition durch die USA im Krieg, deren Folgen heute noch durch zahlreiche Erkrankungen als Folge des Uraneinsatzes sichtbar sind! Ein deutscher Kinderarzt nahm radioaktives Material nach Deutschland zur Untersuchung mit und um die Öffentlichkeit auf dieses Verbrechen der USA aufmerksam zu machen! Aber schon am Flughafen nahm man ihm das Material ab, weil die Geiger-Müller-Zähler anschlugen! Natürlich wurden die Folgen des Uraneinsatzes von den Medien und der damaligen Bundesregierung totgeschwiegen, denn Kritik an den USA gilt als sakrosankt! Allgemein bekannt ist auch die Äußerung der damaligen Außenministerin Albright zu den Sanktionen, „500.000 (irakische) Kinder sind die Sache wert“, die den ganzen menschenverachtenden Zynismus der westlichen „Wertegemeinschaft“ offenbart!
    Ein überzeugter Tagesschauzuschauer empfahl mir diese Ausgabe des ARD-Presseclubs vom 23.06.19 https://www.youtube.com/watch?v=l6J3uHYGZ0E&t=589s. Hier geht es zwar nicht um den Irak, sondern den Iran, aber auch hier erleben wir eine kaum für möglich zu haltende US-Hörigkeit, mit der der Iran beschuldigt wird, für die Krise in der Region verantwortlich zu sein und den Terrorismus zu unterstützen! Der Moderator vom Staatssender ARD, Jörg Schönenborn, eröffnet den Reigen mit der Frage, ob es in der Auseinandersetzung zwischen den USA und dem Iran einen Schurken gibt, was von den Vertretern der „Qualitätsmedien“ sofort als Steilvorlage aufgenommen wird, um den Iran – wen sonst – zum Schurken zu erklären! Mit einer Dreistigkeit wird anschließend gelogen, dass sich die Balken biegen, es kostet Überwindung, sich einen derartigen Unsinn anzusehen und anzuhören, denn es geht ja nicht um die Auswertung eines Fußballspiels, sondern um Krieg oder Frieden! Völkerrecht und Faktenlage interessieren die Disputanten vom Staatsfunk und den privaten „Qualitätsmedien“ nicht die Bohne, es werden abenteuerlichste und absurdeste Dinge behauptet und als reinste Wahrheit dargestellt! Wenn youtube Maßstäbe wie z.B. bei nuoviso ansetzen würde, müsste diese Aufzeichnung der Sendung längst gelöscht sein, weil fake news verbreitet werden!
    Ich frage mich zum x-ten Mal, wo das enden soll!
    Ach ja, die „unabhängige“ Plattform abgeordnetenwatch.de bekam vor einigen Jahren von M. Albright einen Preis „für Demokratie“ und Geschäftsführer Hackmack nahm ihn in den USA entgegen! Soviel zur „Unabhängigkeit“ von abgeordnetenwatch.de!

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