WM 2018 in Russland: Die Welt zu Gast bei Freunden

Dieses Motto der deutschen WM von 2006 kann getrost auch für die WM in Russland gelten. Die Russen sind ein gastfreundliches Volk, das erlebt jeder, der mal bei Russen zu Gast war. Und was im Kleinen gilt, gilt auch im Großen. Zumal die Russen natürlich wissen, wie im Westen über ihr Land berichtet wird. Wer in westlichen Medien etwas über Russland liest, der bekommt den Eindruck, dass man dort wahlweise sofort verhaftet oder ausgeraubt wird. Dass es in Russland gefährlich ist, dass die Menschen unfreundlich, militant und agressiv sind. Man muss also auf Schritt und Tritt quasi um sein Leben fürchten. Natürlich weiß jeder, der Russland in den letzten Jahren besucht hat, dass dies Unsinn ist. Aber wer war schon in Russland? So war es den Russen tatsächlich wichtig, dass die ausländischen Gäste einen anderen Eindruck aus Russland mitnehmen. Und dies konnte man vom ersten Tag an erleben. Ich habe die WM in St. Petersburg erlebt und schon am Tag der Eröffnung habe ich die Stadt kaum wiedererkannt. Im Zentrum war alles voll mit Fussballfans aus Russland, Iran und Marokko. Iran und Marokko hatten einige Tage später ihr Eröffnungsspiel in der Stadt. Jedenfalls waren überall Fahnen schwingende, singende und tanzende Menschen und Russen, die auf die Leute zugingen und fragten „Where are you from?“ oder „How do you like it?“ Schnell saßen so internationale Gruppen zusammen, tranken Bier und brachten sich gegenseitig Fangesänge in ihren Sprachen bei. Petersburg hat im Sommer ein durchaus sehenswertes Nachtleben, aber was in diesem Monat der WM vor sich ging, habe ich in 20 Jahren in St. Petersburg noch nicht erlebt. Im Zentrum gibt es einige Straßen, wo sich eine Bar oder Disko an die andere reiht und dort war es so voll, dass unter der Woche selbst um 3 Uhr Nachts die Taxen kaum druchkamen, weil die Bürgersteige überfüllt waren und die Fans kurzerhand auch die Fahrbahnen verstopften mit ihren Tänzen und Gesängen. Und es war absolut friedlich. Obwohl der Alkohol in Strömen floß, habe ich nicht einen Streit gesehen. Die Menschen umarmten sich und feierten, auch wenn ihre Mannschaften noch Stunden zuvor Gegner waren. Da ich die Berichterstattung in Deutschland natürlich verfolge und immer wieder sehe, wie es die Medien schaffen, auch positive Dinge in Russland negativ darzustellen (letztes großes Beispiel war die Olympiade in Sotschi), war ich umso neugieriger, wie es dieses Mal sein würde. Und ich war überrascht. Schon nach wenigen Tagen waren anscheinend auch die sonst so Russland-feindlichen Medien offensichtlich von der Atmosphare mitgerissen und sie berichteten ausgesprochen positiv über die WM, die Organisation und die russischen Fans und Menschen, die alle jederzeit bereit waren, einem Ausländer jede Frage zu beantworten und ihm zu helfen. Ich habe mit vielen ausländischen Gästen gesprochen und alle waren ausnahmslos begeistert. Und zwar begeistert in erster Linie von den Menschen in Russland. Das muss die Redaktionen in Deutschland verunsichert haben. So eröffnete der Spiegel z.B. am 4. Juli, in der dritten Woche der WM, die Rubrik „Was wird hier eigentlich gespielt?“, in der der freie Mitarbeiter Maxim Kireev in 11 Tagen 9 Artikel schreiben durfte, die alle offensichtlich den deutschen Leser daran erinnern sollten, dass er bloß nicht zu positiv über Russland denken sollte. Ich habe diese Artikel in der Rubrik „Beiträge zum Spiegel“ kommentiert. Und tatsächlich schrieb der Spiegel schon in der Startseite der Rubrik, dass genau das das Ziel war: „Fußball-WM in Russland – kann man da einfach nur den Sport genießen, die Politik ausblenden? Kann man, sollte man aber nicht.“ Und für diese Abteilung Attacke war Maxim Kireev zuständig, der fast täglich eine kleine oder größere Horrorgeschichte über Russland schreiben durfte. Aber davon unbeachtet war die Berichterstattung über Russland zur Abwechslung mal sehr positiv, zumindest wenn es um die WM ging. Und was gab es vor der WM nicht alles zu lesen? Homosexuelle sollten vorsichtig sein, Afrikaner auch, russische Hooligans wären so gefährlich usw. Und was ist passiert? Es gab nicht einen Vorfall mit Hooligans, Homosexuelle konnten die Gayclubs in Russland kennenlernen und Afrikaner tanzten Arm-in-Arm mit den Russen. Diese Stimmung schlug auch nicht um, als die russische Mannschaft nach einem unerwartet guten Start im Viertelfinale ausschied. Die Russen – so fussballverrückt sie auch sein mögen – hatten keine großen Erwartungen an ihre eigene Mannschaft, umso größer war plötzlich die Euphorie, als die Russen zum ersten Mal in ihrer Geschichte so weit gekommen waren. Bei dem Spiel war ich auf der Fanmeile und die Stimmung war phantastisch. Und die Enttäuschung groß, als es im Elfmeterschießen nicht reichte. Man konnte tatsächlich eine Stecknadel fallen hören. Und als die Massen die Fanmeile verließen, war es die ersten ca. 10 Minuten sehr ruhig, obwohl tausende Menschen die Straßen verstopften. Doch dann begannen sie plötzlich alle wieder „Russland Russland“ zu skandieren, denn der Stolz, so weit gekommen zu sein, überwog. Sie waren gute Verlierer und in dieser Nacht war der Nahverkehr völlig überlastet mit den Menschenmassen, ich bekan erst nach vier Stunden ein Taxi. Aber die Stimmung war eine halbe Stunde nach dem Spiel bereits wieder ausgelassen und die Party ging weiter. Nun ist die WM vorbei, gestern war ich mit Freunden auf der Fanmeile zum Finale. Die Stimmung war wieder ausgezeichnet. Was ich dann nach dem Spiel beobachten konnte und auch an mir selbst bemerkt habe, war eine plötzliche grenzenlose Müdigkeit. Tatsächlich waren die Menschen nun sehr ruhig, keine Fangesänge mehr. Die positive Anspannung, die uns alle 4 Wochen beherrscht hatte, fiel von uns ab. Und erst jetzt merkte ich, wie viel ich in diesen Tagen gefeiert und wie wenig geschlafen hatte. Und offensichtlich ging es allen ganz ähnlich. Ursprünglich wollten meine Freunde und ich nach dem Spiel noch ein Bier in einer Kneipe trinken, aber als wir dort ankamen, waren wir alle dafür zu müde. Wir saßen bei einem Saft noch ein paar Minuten zusammen, aber alle waren plötzlich eben müde und so fuhren wir schon um 21.00 alle nach Hause. Noch Tage vorher war dies die Zeit, wo wir völlig aufgedreht das zweite Spiel des Tages geschaut hatten. Nun war nach 4 Wochen Party die Luft raus. Und es scheint wirklich allen so gegangen zu sein, nicht nur uns, denn als sich die tausenden Menschen von der Fanmeile auf den Weg nach Hause machten, da war es plötzlich sehr still anstelle der Fangesänge, die sonst nach den Spielen zu hören waren. Trotzdem waren alle auch ein wenig traurig, dass nun alles vorbei war. Aber es bleiben uns die Erinnerungen an ungezählte unvergessliche Momente.

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

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