Das russische Fernsehen über das aktuelle Chaos in der Ukraine

In der Ukraine gibt es derzeit einen absurden Streit um die Freilassung von ukrainischen Gefangenen.

Über die Situation der ukrainischen Seeleute habe ich heute schon berichtet. Sie und auch ukrainische Kriegsgefangene im Donbass machen derzeit Schlagzeilen im Land, weil Kiew zwar einerseits laufend die Freilassung der gefangenen Ukrainer fordert, aber ihre Freilassung andererseits ablehnt, wenn Russland sie anbietet. Und wenn ein ukrainischer Politiker Kriegsgefangene aus dem Donbass herausholt, wird er von der Regierung dafür angegriffen. Verkehrte Welt.

Das russische Fernsehen hat in der Sendung „Nachrichten der Woche“ genauer auf dieses Thema geschaut. Da über all diese Dinge in Deutschland nicht berichtet wird, habe ich den Beitrag des russischen Fernsehens übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Am 27. Juni traf der Vorsitzende des politischen Rates der ukrainischen Partei „Oppositionsplattform für das Leben“ Viktor Medwedtschuk mit den Führern der Volksrepubliken Donezk und Lugansk, Denis Pusilin und Leonid Pasetschnik, zusammen. Sie haben sich auf die Freilassung von vier ukrainischen Gefangenen geeinigt. Bereits am 28. Vierer waren sie in Kiew.

Unerwartet war die Reaktion von Präsident Selensky, als er Medwedtschuk beschuldigte, dass das nur ein Wahlkampfmanöver gewesen sei und man seine Hilfe nicht brauche.

„Ich habe in meinem Leben weder als Präsident der Ukraine noch sonst wann mit Herrn Medwedtschuk gesprochen. Wirklich. Wir haben ein großes Land, die unabhängige, selbständige Ukraine. Ich verstehe nicht, wozu wir Vermittler brauchen sollen. Er kennt meine Einstellung dazu. Es geht nicht um Personen. Das ist eine sehr wichtige Frage: Warum taucht die Frage der Rückkehr der Gefangenen und des Endes des Krieges bei ihm nur vor Wahlen auf? Fragen Sie ihn“ sagte Wladimir Selensky.

Vadim Rabinovitsch, Co-Vorsitzender der „Oppositionsplattform für das Leben“, verteidigte seinen Parteigenossen. „Ich bin einfach nur schockiert, nachdem ich die Worte von Selensky gehört habe, denke ich, dass dies unmoralische Worte sind, die Worte eines Mannes, der, anstatt sich für die Rettung von vier Bürgern der Ukraine zu bedanken, nur Blödsinn redet. Ich möchte ihm sagen, dass Medwedtschuk sich nicht nur vor Wahlen dafür eingesetzt hat. 488 Menschen wurden freigelassen, ohne dass dabei Wahlkampf war. Und um die Frage des Waffenstillstands kümmert er sich auch nicht erst seit heute. Ich bin empört, erstaunt über diese Reaktion, ich würde sagen, dass dem Präsident der Ukraine, dem 73 % ihr Vertrauen geschenkt haben, die Freilassung unserer Gefangenen wurscht ist. Wir haben keinen Frieden, unser Land wird verkauft und wir haben die Homo-Ehe, aber die Freilassung von Gefangenen ist schlecht. Wir haben damals keine gute Wahl getroffen. Daher glaube ich, dass dies der unmenschlichste Akt in der Geschichte von Selensky ist. Ich denke, er ist verwirrt oder er hatte einen Sonnenstich, das ist alles. Wir müssen dem Mann dafür danken, dass er vier Leben gerettet hat, dass er nach einem Weg zum Frieden sucht, anstatt vor dem Kamin zu liegen, wie Selensky es vorschlägt. Er selbst liegt vor dem Kamin, tut nichts, hat niemanden rausgeholt und ärgert sich darüber, dass andere das erreicht haben“ sagte Rabinovitsch.

Am 29. Juni antwortete Viktor Medwedtschuk selbst in Kiew auf die Reaktion. „Seine schmerzhafte, nervöse Reaktion auf die Geschehnisse in Minsk, auf die Entscheidung der Führer von Donezk und Lugansk, vier ukrainische Bürger freizulassen, ist unerklärlich. Ich kann es nicht in vernünftigen und anständigen Worten kommentieren. Wenn unsere Bürger freigelassen werden, sollte man sich freuen und nicht fragen, wer der Vermittler ist und wer welche Rolle wann erfüllt. Da ich kein Vermittler war und auch nie sein werde, vertrete ich die Interessen der Partei, der Menschen, die Frieden wollen und 80 % der Ukrainer wollen Frieden und ich vertrete Verwandte, die ihre Söhne und Ehemänner wieder zu Hause, in der Familie, in der Heimat sehen wollen“ sagte Viktor Medwedtschuk.

Er erinnerte auch daran, dass die Ukrainer vom Präsidenten einen direkten Dialog mit dem Donbass erwarten: „Bitte sagen Sie mir, wenn er nicht bereit ist zu einem Dialog mit den Separatisten ist, zu einem direkten Dialog, wie kann man die Menschen, die sich in Donezk und Lugansk befinden, frei bekommen? Durch Washington, durch die USA oder durch wen? Oder vielleicht helfen Frankreich und Deutschland, diejenigen zu befreien, die in Donezk und Lugansk in Gefangenschaft sind? 55% der Bürger der Ukraine unterstützen einen direkten Dialog zwischen Selensky und den Führern der von uns nicht kontrollierten Gebiete, d. h. Donezk und Lugansk. Wie können wir also diese Menschen ohne Dialog befreien? Wie kann man die Kämpfe ohne Dialog beenden? Das sind Fragen, auf die Selensky keine Antworten hat.“

Ein weiterer bemerkenswerter Moment war der direkte Appell Selenskys an Putin auf Russisch, in dem er die Freilassung der ukrainischen Seeleute forderte. Also die, die Poroschenko geschickt hat, um die russische Grenze an der Straße von Kertsch zu verletzen. „Ich möchte an den Präsidenten der Russischen Föderation Wladimir Putin appellieren: Wir alle haben Kinder, geben Sie die Kinder an ihre Eltern zurück“ sagte der ukrainische Präsident.

Da sah er ziemlich dumm aus, weil das russische Außenministerium bereits eine Note an die Ukraine geschickt hatte, in der die Freilassung der Matrosen angeboten wurde. Von Kiew wurden nur schriftliche Garantien über die Teilnahme der Matrosen an der weiteren Untersuchung gefordert, sowie die ukrainischen Schiffe nicht zu verändern. Außenminister Klimkin verheimlichte Präsident Selensky nicht nur diese Note, sondern auch seine Absage an Russland. Es stellt sich also heraus, dass Selensky offene Türen eintreten wollte und Klimkin bringt ihn in eine dumme Situation, weil der Präsident der Ukraine gezwungen ist, sich öffentlich über den Außenminister der Ukraine zu beschweren.

„Warum erfahre ich als Präsident der Ukraine von unseren internationalen Schritten aus den Nachrichten im Internet? Ich, der Präsident der Ukraine, habe nicht einmal die Antwort auf die Mitteilung der Russischen Föderation gesehen. Und das alles, weil Herr Klimkin solche Fragen nicht mit dem Präsidenten der Ukraine besprechen will“ empörte sich Selensky.

Es ist irgendwie lustig. Aber wenn wir ernsthaft darüber reden wollen, wird Selensky erst dann das moralische Recht haben, zu verlangen, dass die Kinder an ihre Eltern zurückgegeben werden, nachdem er Poroschenkos kriminellen Befehl, die Matrosen zur Verletzung der russischen Grenze zu entsenden, öffentlich verurteilt hat. Aber Selensky schweigt zu dieser Gelegenheit und Schweigen wird als Zeichen der Zustimmung wahrgenommen. Aber dann sollte er auch nicht so über Kinder und Eltern reden.

Putin hörte jedoch das Bedauern des neu ernannten Chefs des ukrainischen Generalstabs. Obwohl, wer weiß, ob die Aussagen des Generalstabschefs dem Präsident Selensky bekannt sind? Egal.

„So weit ich weiß, hat der neu ernannte Generalstabschef der ukrainischen Armee bestätigt, dass es sich um eine Provokation gehandelt hat, die Poroschenko während des Wahlkampfes organisiert hat. Das geht auf keine Kuhhaut. Es ist empörend. Beginnen wir damit. Wenn dem so ist, hat die ukrainische Seite tatsächlich zugegeben, dass es sich um eine Provokation ihrerseits handelte. Wir werden dieses Problem in aller Ruhe lösen. Wir haben Fragen zu einigen Personen, die in der Ukraine inhaftiert sind. Die Seeleute haben nur Befehle ausgeführt, das ist alles. Dessen sind wir uns bewusst, aber sie haben gegen russisches Recht verstoßen. Daher müssen wir das ganz in Ruhe untersuchen. Aber es gibt ja auch Gefangenenaustausch. Gerade wurde mir mitgeteilt, dass unter Vermittlung von Herrn Medwedtschuk vier Personen von Donezk und Luganks entlassen wurden. Das ist ein gutes Beispiel für gute Arbeit, direkter Kontakt mit denen, mit denen man einen Dialog führen muss. Und das Ergebnis liegt auf der Hand. Wenn die jetzige Regierung ihre Arbeit in diese Richtung richten wird, können wir natürlich viel erreichen“ ist sich Wladimir Putin sicher.

Das heißt, Putin bietet Auswege, zum Beispiel den Austausch von Gefangenen. Und es gibt sogar einen Kanal dafür: Medwedtschuk. Aber die Ukraine ist uneinig und launisch. Offenbar braucht die derzeitige Regierung in Kiew die in Kertsch festgenommenen Matrosen mehr in Russland als in der Ukraine. Um Skandale zu erzeugen. Alles in den besten Traditionen Poroschenkos.

Der junge Präsident Selensky ging in einigen Dingen jedoch noch weiter, als Poroschenko selbst. So unterzeichnete er ein Dekret, das 14 Ausländern, Kämpfern der nationalistischen Bataillone „Donbass“ und „Aidar“, die ukrainische Staatsbürgerschaft gewährte, im Rahmen eines vereinfachten Verfahrens. Dies wurde vor kurzem von den Veteranen des Asow-Bataillons gefordert, das heute das „Nationale Korps“ von Biletsky heißt. Das heißt, ohne dass ausländische Teilnehmer des Krieges ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen müssen. Selensky gab der ersten Gruppe von Veteranen der Bataillone ukrainische Pässe, die die brutalsten Kriegsverbrechen im Donbass verübten.

Nach dem Rückzug von „Aidar“ wurden die Leichen von Einheimischen gefunden, die gefoltert und hingerichtet wurden. Das Donbass-Bataillon wurde berühmt für raffinierte Folter, für Entführung und Lösegelderpressungen, Plünderungen und Vergewaltigungen, auch Minderjähriger. Bereits im September 2014 wurden Daten über die Gräueltaten des Aidar-Bataillons von Amnesty International, einer internationalen Menschenrechtsorganisation, veröffentlicht. Und jetzt erhalten die ersten vierzehn Kämpfer aus diesen Formationen, darunter Georgier, Weißrussen und Russen, ukrainische Pässe.

Ende der Übersetzung


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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

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