Interview im russischen Fernsehen: Was weiß Assad über den Tod des Gründers der Weißhelme?

In der Türkei ist James Le Mesurier, der Gründer Weißhelme, unter mysteriösen Umständen gestorben. Wer war der Mann und welche Theorien gibt es über seinen Tod?

Die Sprecherin des russischen Außenministeriums hat James Le Mesurier einige Tage vor seinem Tod als ehemaligen Mitarbeiter des britischen Geheimdienstes MI6 bezeichnet. Eine Recherche ergab für diese russische Behauptung zwar keine unabhängigen Beweise, aber doch eine Reihe von Indizien.

James Le Mesurier hat die britische Militärakademie Sandhurst abgeschlossen und hat es bis zum Captain gebracht. Er war in verschiedenen heiklen Einsätzen tätig, so unter anderem in Nordirland, Bosnien und dem Kosovo. Im Jahr 2000 schied er aus der Armee aus und hat für das Foreign and Commonwealth Office eine Mission in Israel betreut. 2005 hat er zu einer privaten britischen Sicherheitsfirmen gewechselt, die später mit der aus dem Irak berüchtigten Firma Blackwater alias Acadamy fusioniert hat. Von 2008 bis 2012 hat er für eine im arabischen Raum aktive Sicherheitsfirma gearbeitet, die Richard Clarke gehörte. Clarke hatte vorher Karriere im Pentagon gemacht und war unter Bill Clinton für die Terrorismusabwehr verantwortlich. Unter Präsident Bush hat er gekündigt und seine Sicherheitsfirma gegründet.

Seine Tätigkeit für das britische Militär und vor allem seine folgenden Tätigkeiten müssen ihn zwangsläufig in Kontakt mit Geheimdiensten gebracht haben. All die genannten Sicherheitsfirmen und deren Gründer haben engen Kontakt zu Geheimdiensten. Ob Le Mesurier nun deshalb Mitarbeiter beim MI6 war, ist nicht bewiesen. Aber es es mehr als wahrscheinlich.

2013 hat er für eine Organisation aus den Vereinigten Arabischen Emiraten gearbeitet und in dieser Zeit hat er die Weißhelme mit gegründet.

In den westlichen Medien wird diese Organisation eine Vereinigung von Lebensrettern präsentiert, die im Syrienkrieg angeblich neutral sind und nur Menschen retten wollen. Das ist eine offensichtliche Lüge, denn sie werden ganz offen von den Nato-Staaten finanziert, die Assad stürzen wollten und wollen. Die Weißhelme sind ausschließlich in Gebieten aktiv, die von Islamisten und Terroristen von IS, Al-Qaida und so weiter kontrolliert werden und arbeiten mit den Terrororganisationen zusammen. Wenn es anders wäre, könnten sie nicht frei in von denen kontrollierten Gebieten tätig sein. Von Neutralität kann also keine Rede sein.

Auch der Westen hat indirekt zugegeben, dass sie keineswegs nette und freundliche Helfer sind. Wir erinnern uns: Letzten Sommer sind hunderte Weißhelme nach Jordanien evakuiert worden und die Medien berichteten über den bösen Assad, der diese Hilfsorganisation jagt. Was dann nicht mehr so groß berichtet wurde war, dass die Europäer Jordanien zugesagt hatten, die Weißhelme aufzunehmen, denn Jordanien hatte die Islamisten nur unter der Bedingung ins Land gelassen, dass sie von dort wieder verschwinden. Aber die Europäer haben sich dann sehr schwer getan, diese hochgefährlichen Terroristen in die EU zu lassen. Inzwischen sind sie in Europa angekommen und nach allem, was man hört, werden sie rund um die Uhr überwacht, damit sie ihre „humanitäre Mission“ nicht in Europa fortsetzen können.

Und ein Redakteur der BBC hat vor einiger Zeit eingestanden, dass ein angeblicher Giftgasangriff in Syrien, der der Regierung in die Schuhe geschoben wurde, in Wirklichkeit ein Fake war, den die Weißhelme organisiert haben.

Le Mesurier hat dann 2014 die Mayday Rescue Foundation gegründet, eine NGO die angeblich Spenden für die Weißhelme sammelt und koordiniert. Interessant sind dabei die Angaben auf der Seite der Foundation. Es gibt dort gar keine Möglichkeit, etwas zu spenden, dafür aber findet man dort Stellenausschreibungen und auch Angaben über die Bezahlung von Mitarbeitern. Führungskräfte verdienen dort bis zu 18.000 Euro monatlich.

Ich bin ebenfalls von Spenden abhängig, aber ich kann von solchen Summen nur träumen. Auf der Seite der Foundation gibt es aber ohnehin keine Spendenmöglichkeit, die Foundation hat stattdessen im Laufe der Jahre dreistellige Millionenbeträge von Nato-Staaten bekommen. Gerade erst vor wenigen Tagen haben die USA weitere 4,5 Millionen Dollar überwiesen. Die Foundation schwimmt also im Geld und die Weißhelme haben sicherlich keine finanziellen Probleme, auch wenn die „Spendenkoordinatoren“ der Foundation sehr gute Gehälter einstreichen.

Man kann also nicht von einer neutralen Organisation reden, wenn sie von der Nato im großen Stil finanziert wird. Trotzdem schrieb der Spiegel in einem Artikel zum Tod von Le Mesurier:

„Die Weißhelme sind freiwillige Helfer, die in den Gebieten unter der Kontrolle der Opposition in Syrien den Opfern von Kämpfen und Luftangriffen zu Hilfe kommen. Die syrische Regierung und ihre russischen Verbündeten werfen ihnen vor, die Rebellen zu unterstützen. (…) Die Weißhelme finanzieren sich über Spenden und staatliche Hilfen.“

Das mit den „staatlichen Hilfen“ ist eine sehr zurückhaltende Formulierung. Da weder die Weißhelme, noch die Mayday Rescue Foundation ihre Finanzen offen legen, kann man nicht sagen, ob sie – abgesehen von den Geldern der Nato-Staaten – überhaupt Spenden erhalten.

Le Mesurier ist nun in Istambul unter ungeklärten Umständen gestorben. Er ist nachts vom Balkon seiner Wohnung in den Tod gestürzt. Medien berichten, er habe psychische Probleme gehabt und auch Medikamente genommen. Damit ist alles möglich. Offiziell wird bisher von einem Selbstmord gesprochen und ich vermute, das bleibt die offizielle Version. Aber auch Mord kann nicht ausgeschlossen werden.

In diesem Zusammenhang ist ein Interview interessant, dass das russische Fernsehen mit dem syrischen Präsidenten Assad geführt hat. Ich werde die entsprechende Passage hier übersetzen.

Beginn der Übersetzung:

Frage: Vor kurzem starb einer der Gründer der Organisation Weißhelme in Istanbul. Die Organisation wurde wiederholt beschuldigt, an groß inszenierten Aktionen beteiligt gewesen zu sein und gefälschte Videos über den angeblichen Einsatz chemischer Waffen in Syrien produziert zu haben. Es gibt bereits Versionen, die behaupten, dass der Gründer der Weißhelme ermordet wurde. Was ist Ihrer Meinung nach in Istanbul passiert?

Assad: Um über diesen Vorfall zu sprechen, ist es besser, ihn in Verbindung mit ähnlichen Ereignissen zu betrachten. Der amerikanische Milliardär Jeffrey Epstein wurde vor einigen Wochen getötet. Es heißt, er habe im Gefängnis Selbstmord begangen. Aber er wurde getötet, weil er viele sehr wichtige Geheimnisse kannte, die mit wichtigen Menschen in den britischen und amerikanischen Regimes und möglicherweise in anderen Ländern zusammenhängen. Eine Schlüsselfigur der Weißhelme war in Deutschland und wurde im Gefängnis getötet. Es heißt, er habe Selbstmord begangen. Jetzt ist der Gründer der Weißhelme getötet worden. Und er war Offizier und hat sein ganzes Leben lang mit der NATO in Afghanistan, Kosovo, Irak und Libanon gearbeitet. Und dann gründete er die Weißhelme in Syrien. Was ist also die Verbindung dieser Person zu den humanitären Aktivitäten, für die er sich nach eigenen Worten mit den Weißhelmen engagiert hat? Wir und Sie wissen, dass er natürlich Teil von Al-Qaida war.

Ich glaube, dass diese Menschen, wie auch die zuvor eliminierten bin Laden und al-Baghdadi, dass sie alle vor allem aus einem Grund getötet wurden: Weil sie wichtige Geheimnisse kannten. Sie wurden zu einer Gefahr, nachdem sie ihre Aufgaben erfüllt hatten. Nachdem sie ihre Rollen gespielt hatten, wurde es nötig, sie loszuwerden. Wenn wir also alle diese Episoden zusammen als Ganzes betrachten, können wir nicht glauben, dass sie Selbstmord begangen haben oder eines natürlichen Todes gestorben sind. Alle diese Namen und vielleicht noch andere, die ich nicht erwähnt habe, sind getötet worden, nachdem sie ihre zugedachten Missionen erfüllt hatten, damit die Wahrheit mit ihnen stirbt. Warum wurden Baghdadi und bin Laden getötet? Vielleicht, weil sie, wenn sie am Leben geblieben wären, unter bestimmten Umständen hätten die Wahrheit sagen können? Vielleicht hat der Gründer der Weißhelme ein Buch mit seinen Memoiren geschrieben, was nicht zugelassen werden konnte. Das sind nur Annahmen, aber sehr ernsthafte Annahmen. Denn andere Versionen überzeugen mich derzeit nicht.

Frage: Sie glauben also, dass westliche Geheimdienste hinter dem Tod des ehemaligen britischen Geheimdienstoffiziers stehen?

Assad: Natürlich ist dies die Arbeit der Geheimdienste. Aber welche Geheimdienste? Wenn wir über westliche Geheimdienste im Allgemeinen sprechen, über die Türken und einige andere in unserer Region, das sind nicht die Geheimdienste souveräner Staaten, das sind Abteilungen des wichtigsten Nachrichtendienstes, der CIA. Das ist die Wahrheit. Und sie alle arbeiten gut koordiniert unter dem Kommando ihres Herrn und Meisters. Vielleicht – und das ist sehr wahrscheinlich – haben die türkischen Geheimdienste diese Arbeit auf Anweisung ausländischer Geheimdienste durchgeführt. Ich wiederhole, dies ist eine Annahme, aber das ist das übliche Muster der Zusammenarbeit zwischen westlichen Nachrichtendiensten oder denen, die für sie arbeiten.

Ende der Übersetzung

Das war – Assad hat es mehrmals betont – nur eine Annahme. Aber sie entbehrt nicht einer gewissen Logik. Die Operationen in Syrien laufen schlecht für den Westen, die Reste der islamistischen Rebellen und mit ihnen die Reste der Weißhelme sind in Idlib eingeschlossen und es ist absehbar, dass die syrische Regierung den Zirkus dort irgendwann beenden wird. Auf welche Ideen ein psychisch angeschlagener und entsprechende Medikamente einnehmender Mann in einer solchen Situation kommen kann, weiß wohl nur er selbst.

Selbstmord ist daher gut möglich. Möglich ist aber auch, dass er für die Geheimdienste zu einer unberechenbaren Gefahr geworden ist.

Wir werden die Wahrheit wahrscheinlich nicht erfahren. Die Türkei spricht nach der Obduktion der Leiche von Selbstmord und die Leiche ist inzwischen nach Großbritannien gebracht worden. Eine unabhängige Untersuchung wird es also nicht geben.

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

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