Kann es zu einem Zusammenbruch des Geldsystems kommen und was kommt danach?

In Expertenkreisen wird immer wieder ein drohendes Ende des heutigen Finanzsystems thematisiert. Viele Menschen machen sich Gedanken über alternative Währungen und hegen die Hoffnung, dass das Ende des bestehende FIAT-Geldsystems den Weg öffnen wird für andere Systeme. Diese Ideen uns Hoffnungen sind lobenswert, aber naiv.

Ich bin aus aktuellem Anlass bereits auf die Geschichte des heutigen Geldsystems eingegangen, wiederhole diesen Teil hier aber zum Verständnis als Einleitung noch einmal.

1944, der Zweite Weltkrieg war noch im vollen Gange, versammelten sich die Staaten der Welt im amerikanischen Bretton Woods. Dort gelang den USA etwas, was noch keinem Staat zuvor gelungen ist: Sie setzten ihren Dollar als Weltwährung durch. Sie koppelten den Dollar ans Gold und die meisten anderen Staaten koppelten ihre Währungen zu festen Wechselkursen an den Dollar. So gelang es den USA, dass auf der ganzen Welt eine große Nachfrage nach Dollar entstand und dass der weltweite Handel in Dollar abgewickelt wurde. Finanzielle Probleme haben die USA danach nicht mehr gekannt, sie konnten in den 1960er Jahren parallel zwei ruinös teure Projekte stemmen, den Vietnamkrieg und das Mondprogramm.

Jedoch kam dabei der Verdacht auf, dass die USA zur Finanzierung dieser Projekte mehr Dollar gedruckt hatten, als sie Gold in ihren Beständen hielten. Man vermutete also, dass es die Golddeckung des Dollars nicht mehr gäbe. Der französische Präsident zog daraus Konsequenzen und begann 1965 das französische Gold aus den USA abzuziehen und seine Dollar in den USA gegen Gold zu tauschen, während die meisten anderen Staaten dies nicht taten. Als dann später der Goldstandard nicht mehr zu halten war, waren im Grunde alle anderen Staaten von den USA betrogen und beraubt worden, denn sie hielten Dollar in dem Glauben, dafür jederzeit Gold bekommen zu können und plötzlich waren die Dollar nur bedrucktes Papier.

Über die Aktion von De Gaulle schrieb zum Beispiel die Zeit im September 1965:

„Gegenwärtig befinden sich rund 27 Milliarden Dollar in ausländischem Besitz – und jede Dollarnote ist, wie das Nachrichtenmagazin Time schrieb, „ein jederzeit einlösbarer Scheck auf den Goldhort in Fort Knox“. Wenn die USA alle diese „Schecks“ tatsächlich einlösen müßten (was praktisch nahezu ausgeschlossen ist), wären sie nicht zahlungsfähig: Die Goldreserven der USA sind nur noch halb so groß wie ihre Dollaraußenstände. Da aber niemand einen plötzlichen Zusammenbruch der internationalen Währungsordnung wünschen kann, nehmen alle Länder Rücksicht auf die USA – alle bis auf Frankreich.“

Die Rache der USA folgte 1968, als Spekulationen Frankreich in eine Währungskrise stürzten. Man sieht, die Instrumente der USA waren auch vor über 50 Jahren schon die gleichen, wie heute.

Aber trotzdem war klar, dass das System von Bretton Woods zusammenbrechen musste und die USA sorgten vor. Ziel war es, die Dominanz des Dollar zu erhalten und so wurde der Petro-Dollar geschaffen. Dazu machte Kissinger den Saudis ein Angebot, dass sie nicht ablehnen konnten. Er versprach ihnen den bedingungslosen Schutz der USA und das Recht, alle modernen US-Waffen unbegrenzt kaufen zu dürfen. Im Gegenzug sollte Saudi-Arabien dafür sorgen, dass Öl und Gas nur noch in US-Dollar gehandelt werden konnte. Für Saudi-Arabien war das die Chance, von einem unwichtigen Wüstenstaat zur Regionalmacht aufzusteigen. Und nebenbei garantierte es der US-Rüstungsindustrie Aufträge.

Als das System von Bretton Woods 1973 dann endgültig abgeschafft wurde, war zwar das Versprechen, jede Dollar in den USA in einem festen Verhältnis gegen Gold tauschen zu können, gebrochen, aber die USA hatten die Dominanz des Dollar durch die Schaffung des Petro-Dollars gerettet. Vor diesem Hintergrund ist die Ölkrise der 1970er Jahre ein interessantes Thema, aber das führt hier zu weit.

So bekam die OPEC, in der Saudi-Arabien eine wichtige Rolle spielte, plötzlich eine Menge Macht. Aufgrund der nun so engen Verbindungen zu den Saudis konnten die USA den Ölpreis über die OPEC beeinflussen, was sie seitdem immer wieder getan haben. In den 1980ern haben sie die Sowjetunion besiegt, indem sie sie mit einer Kombination aus Wettrüsten einerseits und niedrigem Ölpreis andererseits in den Ruin getrieben haben. Steigenden Ausgaben standen dort nun sinkende Einnahmen gegenüber. Auch 2014 haben die USA den Ölpreis so von fast 100 Dollar auf unter 30 Dollar gedrückt, um Russland in die Knie zu zwingen, aber Russland hatte aus der Geschichte gelernt und mit einem Sparprogramm die Sache ausgesessen, denn der niedrige Preis konnte nicht lange gehalten werden, weil das zum Bankrott der US-Frackingindustrie geführt hätte. Fracking ist teuer und nur rentabel, wenn Öl mindestens 50 Dollar kostet. So mussten die Russen nur einige Monate warten und der Ölpreis stieg erwartungsgemäß wieder an.

Aber der Dollar blieb die Weltwährung, weil alle Länder Öl brauchen. So waren alle Länder gezwungen, die Nachfrage nach Dollar aufrecht zu erhalten, denn sie brauchten Dollars, wenn sie Öl haben wollten.

Das Problem ist, dass wir heute ein Finanzsystem haben, in dem hinter den Währungen keinerlei Werte mehr stecken. Sie ziehen ihren Wert einzig aus der Tatsache, dass die Menschen weltweit an sie glauben. In diesen System entsteht Geld und damit Wert aus dem Nichts. Das lädt natürlich diejenigen, die das Geld erschaffen können, seien es Regierungen oder Banken, zum Missbrauch dieser Macht ein. Es ist einfach zu verlockend, jedes Problem durch das Erschaffen von neuem Geld zu lösen. Und man kann sogar richtig reich werden, wenn man einfach sein eigenes Geld drucken und so Werte aus dem Nichts erschaffen kann, für die man dann Immobilien und Firmenanteile kaufen kann.

Nun haben wir gelernt, dass man nicht einfach Geld erschaffen bzw. drucken kann, weil das dann zu einer Inflation führt. Und mit dieser These wird die Öffentlichkeit ruhig gehalten. Nach dem Motto „Wir haben keine Inflation, also gibt es auch keine ungesund große Geldmenge“.

Diese These ist falsch. Es gibt sehr wohl eine Inflation, nur findet sie dort statt, wo es Otto Normalverbraucher nicht bemerkt. Nehmen wir mal die geeigneteste Messlatte, das Gold. Der Dollar war über Jahrzehnte an Gold gebunden und so kann man daran, wie sich Dollar und Gold nach dieser Trennung entwickelt haben, vieles ablesen. Das Gold ist ja das gleiche geblieben, lediglich die Menge der Dollars hat sich verändert. Unter Bretton Woods war festgelegt, dass eine Feinunze Gold 35 Dollar entsprach. Der Chart zeigt, wie sich das danach auseinander entwickelt hat.

Wir sehen also, dass es sehr wohl eine Inflation gibt, denn der Preis für diese Feinunze ist in den letzten knapp 50 Jahren von 35 auf aktuell ca. 1.200 Dollar angestiegen. Der Goldpreis seit 1970 um mehr als das 30-fache gestiegen, die Löhne aber bei weitem nicht. Lediglich über eine steigende Produktivität konnten die Effekte versteckt werden, denn es gab eben auch immer mehr Waren, die man sich von seinem Gehalt kaufen konnte.

Aber eine verdeckte Inflation war von Anfang Teil des Systems von FIAT-Money oder Petro-Dollar.

Dieses System stand schon mehrmals kurz vor dem Zusammenbruch, so gab es Krisen in den 1980er Jahren, es gab die große Währungskrise 1998, die Krise des „Neuen Marktes“ Anfang der 2000er Jahre. Aber wirklich kritisch wurde es erst 2008. Da platzte in den USA eine Immobilienblase, die nur entstanden war, weil die Banken jedem erlaubten, ein Haus zu finanzieren, egal ob er es sich überhaupt leisten konnte. Ein Riesengeschäft für die Banken. Aber als die Blase platzte, da gerieten die Banken in Gefahr. Das Geld war verliehen, die Immobilien, die als Sicherheiten hinterlegt waren, waren aber nichts mehr wert. Das Geld war weg.

Was auf den ersten Blick wie eine Katastrophe für die Banken aussah, war in Wirklichkeit ein Segen für sie. Zwar gingen viele kleine Banken pleite, aber die großen wurden mit Steuergeldern in mindestens dreistelliger Milliardenhöhe gerettet und konnten die Marktanteile der pleite gegangenen Banken übernehmen. Sie hatten mit dem Geschäftsmodell jahrelang riesige Gewinne gemacht und ließen sich dann die Verluste, als die Blase platzte, vom Steuerzahler erstatten.

Lediglich eine große Bank, Lehmann Brothers, ging medienwirksam pleite. Das war aber kein Zufall, denn der US-Finanzminister hieß damals Henry Paulson und war vom Lehmann-Konkurrenten Goldman Sachs auf den Posten gekommen. Er hat also die Finanzkrise genutzt, um den wichtigsten Konkurrenten seines ehemaligen Arbeitgebers Goldman Sachs aus dem Spiel zu nehmen.

Auch die sogenannte Griechenlandkrise war eine Folge der Finanzkrise von 2008.

Die Zentralbanken begannen nun Geld zu drucken, oder besser, es einfach nur im Computer zu erschaffen. Dieses Geld pumpten sie in die Märkte, um „das Vertrauen der Märkte wiederherzustellen„, wie man in der Presse seit dem lesen kann. Ein Satz der gut klingt, aber was bedeutet er eigentlich?

Die Banken schwammen nun im Geld und sie mussten damit irgendetwas tun. Kredite waren in der wirtschaftlich schwierigen Situation riskant, also begannen sie damit, Aktien und Immobilien zu kaufen. Die Hedgefonds wurden nun endgültig zu den größten Aktionären so ziemlich aller westlichen Konzerne und die Börsen feierten Rekorde. Der Dax stieg zum Beispiel von unter 4.500 Punkten 2009 auf einen Rekord von 13.500 Punkten Anfang 2018, das ist ein Anstieg um 300%! Aber die Unternehmen haben ja nicht plötzliche solche Gewinne gemacht, dass dieser Wertzuwachs irgendeinen realen Grund haben könnte.

Der Grund ist einfach nur, dass so viel Geld im Finanzsystem war, dass es irgendwohin musste. Wir haben bei Aktien eine Inflation von 300% in neun Jahren beobachtet. Gleiches, wenn auch weniger stark, war bei Immobilien zu beobachten. In Hamburg zum Beispiel sind Neubauwohnungen seit 2009 um 70% teurer geworden und das sicher nicht, weil die Menschen in Hamburg auch 70% mehr verdienen, sondern weil auch hier die großen Finanzkonzerne mit ihren Immobilienfonds und ihrem Geld irgendwo hin müssen, dass sie so billig von den Zentralbanken bekommen.

Die Regeln der Wirtschaft funktionieren also noch und eine Geldschwemme führt zu Inflation. Nur hat sich die Finanzwirtschaft von der Realwirtschaft so weit abgekoppelt, dass die Inflation in der Realwirtschaft gar nicht mehr ankommt. Sie betrifft nur Geldanlagen wie Aktien, Immobilien und so weiter.

Da aus der Krise von 2008 keine Lehren gezogen wurden und die Finanzmärkte nicht strenger reguliert worden sind, sind die Spekulationen heute wieder auf dem Niveau von 2008 angekommen und es bilden sich überall Blasen, wie diese Preissteigerungen bei Immobilien und Aktien zeigen.

Daher ist es nicht die Frage, ob die nächste große Krise kommt, sondern nur wann es passiert, wie ich an weiteren Kriterien aufgezeigt habe. Und in diesem Zusammenhang muss man auch alle Schritte sehen, die Beschränkungen der Nutzung von Bargeld beinhalten.

Nun ist die Frage, was danach kommt. Wenn es noch eine große Krise gibt, dürfte das aktuelle Geldsystem nicht mehr zu retten sein. Die Zentralbanken haben ihre Instrumente zur Rettung des bestehenden Systems ausgereizt. Die Zinsen sind praktisch auf Null und sie pumpen weiterhin Milliarden in die Märkte. Es dürfte also tatsächlich zwangsläufig ein neues Geldsystem kommen.

Ich vermute, wir werden wieder zu gedeckten Währungen zurückkommen, also zum Beispiel am Gold orientiert. Aber es ist eigentlich völlig unwichtig, was danach kommt, denn die Verursacher und Profiteure der Krise, also die Banken und die Finanzwirtschaft insgesamt, haben ihr Spiel schon gewonnen.

Der Banker Rothschild soll vor ca 200 Jahren gesagt haben „Wenn ich das Geld kontrolliere, ist es mit egal, wer die Gesetze macht“.

Das stimmt, denn Politiker, die Gesetze machen, sind vom Geld abhängig. Zufall oder nicht, aber wir haben seit 1970 keine Gesetze mehr erlebt, die die Finanzwirtschaft eingeschränkt hätten, das Gegenteil ist passiert. Nicht einmal nach der Krise 2008 wurde den Spekulanten, die die Börsen von einem für die Realwirtschaft wichtigen Finanzierungsinstrument in ein unkontrolliertes Kasino verwandelt haben, irgendeine Regulierung vorgesetzt.

Die Steuerzahler haben die Party bezahlt und danach ging sie weiter, befeuert mit Zentralbankgeld. Und mit diesem Geld gingen die Fonds auf Einkaufstour und kauften die besten Immobilien und Konzerne weltweit auf. Ein Raubzug, wenn man es genau nimmt. Denn was passiert, wenn morgen das Finanzsystem zusammenbricht?

Selbst wenn es „nur“ eine massive weltweite Wirtschaftskrise bedeutet und keine großen Kriege ausbrechen, und selbst wenn das Geld plötzlich nichts mehr wert ist und wir mit einem neuen Geldsystem bei Null anfangen müssen. Selbst dann gehören die Werte dieser Welt einigen wenigen Investoren. Das wäre die Steigerung von Rothschild, die er sich so etwas gar nicht hätte kaum träumen können. Heute würde er wohl sagen „Wenn mir die Werte der Welt gehören, wozu brauche ich noch Geld? Und was sind eigentlich Gesetze?

So wie auch in den 1960er Jahren wissen alle Experten, dass das bestehende System an seine Grenzen gestoßen ist, es wird nur noch künstlich am Leben gehalten. Wie schrieb die „Zeit“ 1965 zu Bretton Woods:

„Da aber niemand einen plötzlichen Zusammenbruch der internationalen Währungsordnung wünschen kann, nehmen alle Länder Rücksicht auf die USA“

Das gleiche erleben wir gerade wieder. Damals dauerte es von diesem Artikel bis zum Zusammenbruch von Bretton Woods noch acht Jahre.

Was wir derzeit beobachten können, ist nichts weiter, als die Neuverteilung der Werte der Welt. Und die ist fast abgeschlossen. Danach kann die wirkliche Krise kommen, so wie die Öl-Krise der 1970er kam, nachdem die USA den Bretton-Woods-Dollar durch den Petro-Dollar ersetzt hatten. Nur wird es diesmal wohl um einiges schlimmer.

Das, was ich hier geschrieben habe, ist nur meine Meinung und ich kann falsch liegen. Ich hoffe sogar, dass ich falsch liege.

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

5 Antworten

  1. Ich musste/durfte Marx lesen. Der schrieb nicht von gutem Mut beflügelt Kreatives, sondern untersuchte wissenschaftlich, wie die Welt beschaffen war. Ein kleiner Blick hinter die Kulissen gestattet dabei eine Rede. http://www.mlwerke.de/me/me19/me19_335.htm
    Heute suchen viele kluge Leute herauszufinden, warum unsere Welt die doch möglichen Chancen für eigentlich alle so schlimm ungerecht an viel zu wenige verteilt. Und oft lässt sich das was diese klugen Leute als ihre mühsam gewonnenen Erkenntnisse offenlegen, auf das von Marx entdeckte reduzieren.

    1. Mir ging es genauso, ich musste/durfte Marx lesen und es dauerte einige Jahre, bis ich es verstand. Ich reibe mir deshalb aber heute immer wieder verwundert die Augen bzw. kann nur über die neoliberalen Kaffeesatzleser, Quacksalber und Pseudowissenschaftler lachen, die uns in den Medien als Experten präsentiert werden und die Welt erklären sollen! Marx wird immer mit dem Kommunismus in Verbindung gebracht, dabei hat er erst einmal nichts anderes getan, als die bisherige gesellschaftliche und ökonomische Entwicklung zu analysieren. Und wer seine Methoden und die von ihm entdeckten gesellschaftlichen und ökonomischen Zusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten verstanden hat, der braucht nicht über die Ursachen diverser negativen Entwicklungen und Krisen herumrätseln, der weiß das einfach! Allgemeine und zyklische Krise des Kapitalismus hieß das!

      1. Herr Kutusow,

        Auch ich musste leider Marx „studieren“.
        Sie haben weitgehend Recht, was die Analyse der Verhältnisse des Kapitalismus wie Marx sie vorfand, betrifft. Obwohl seine Werttheorie einer kritischen Überprüfung nicht standhält.
        Wo er aber vollkommen versagt hat, ist daraus nützliche Schlussfolgerungen zu ziehen und zutreffende Prognosen abzugeben.

        1. Herr Wahrheitsfinder, Marx hat überhaupt nicht dabei versagt, „nützliche Schlussfolgerungen“ zu ziehen oder Prognosen abzugeben.
          Marx hat auch nicht nur den Kapitalismus analysiert, denn die von ihm „entdeckten“ ökonomischen und gesellschaftlichen Gesetzmäßigkeiten galten auch für die Gesellschaftsordnungen davor.
          Andererseits war es zu seiner Zeit, in der der Kapitalismus sich noch nicht einmal in allen Teilen der Welt durchgesetzt hatte, sehr schwer, zutreffende Prognosen zu treffen. Das gilt auch für die von Ihnen genannten „nützlichen Schlussfolgerungen“, denn das hat ja nicht einmal bis heute jemand vermocht. Ob die Betriebswirtschaft sozialistische Betriebswirtschaft heißt oder wie im jetzigen System einfach nur Betriebswirtschaft, so funktioniert sie in beiden gesellschaftlichen Systemen nach den gleichen Gesetzmäßigkeiten. Das gilt auch für die Inflation. Und somit steht auch ein sozialistisches System vor den gleichen Problemen, wie ein kapitalistisches System. Hinzu kommt der äußerst heterogene Faktor Mensch. Diesen Stein der Weisen hat bis heute noch niemand gefunden und das von Marx zu verlangen, ist wohl zuviel verlangt. Es wäre schon viel gewonnen, wenn sich seine dialektische Heransgehensweise und seine gewonnen Erkenntnisse in gesellschaftlichen und ökonomischen Fragen und Prozessen stärker durchsetzen würden!

  2. Hallo Herr Röper,

    ich lese gerne ihren Blog und bin meistens Ihrer Meinung. Im Fall diese Artikel muss ich Ihnen jedoch widersprechen:

    Das unten genannte sind überwiegend empirische Fakten (der letzten ca. 6000 Jahre) und keine Meinung.

    Unter „Goldbugs“, Libertäten (Max Keiser), wie auch manchen linken (Ernst Wolf) etc. hat der Begriff FIAT unverdientermaßen eine negative Konnotation.
    Man sollte Geldsystem nicht mit Wirtschafts- Bankensystem verwechseln!

    FIAT— (lat.) auf Erlass, gibt den Hinweis das ein Geldsystem nur in einem funktionierenden Staatswesen funktionieren kann. Dort wo der Staat kollabiert, Deutschland nach dem 2. Weltkrieg z.B., kollabiert auch die Währung.
    (Würden Sie mit einem Goldbarren auf einen Schwarzmarkt gehen? z.B. heute in Libyen?)

    Der echte Goldstandard seit Mitte 19. Jh. ist katostrophal im 1.Weltkrieg zusammengebrochen.
    Er ist als historische Anomalität zu sehen.
    Bretten Woods war der Versuch ihn als Quasi-Goldstandard wieder zu errichten.
    Er ist 1971 zusammengebrochen. Das wäre auch ohne den Vietnamkrieg passiert,
    es war ein Befreiungsschlag und es würde auch wieder passieren!

    Die Antiken Edelmetall Geldsysteme waren keine Währungen mit Edelmetalldeckung;
    der Wert auf den Münzen war immer höher als der Metallwert.
    Es gab wie heute auch „Buchgeld“. Das wissen wir seit der Entdeckung der ersten Schriftrollen die keine
    Poesie aufzeichneten, sondern Schuldverhältnisse, Buchhaltung!
    Es kommt auf die Politik an, auch unter einem Goldstandard.

    Alle Regierungen haben die Höhe ihre Goldreserven i.d.R. höher als tatsächlich angegeben bzw. ganz verschwiegen.
    Nebenbei würde ein neuer Goldstandard sicherlich wieder ein Verbot von Gold in Privatbesitz bedeuten.

    Der Goldpreis ist rein spekulativ, Gold selbst ist ein relativ nutzloses Metall, spielt in der Industrie kaum noch eine Rolle, man kann es nicht essen, ist letztendlich nur Schmuck.
    Da Goldbesitz und Handel verboten waren, war sein Preis auch niedriger weil es nichts zu spekulieren gab.

    Der Umweg über den Dollar, und dadurch die Dominanz dessen ist der militärischen Stärke der der USA geschuldet (Kanonenboot…), aber auch dessen wirtschaftlicher Stärke (nach wie vor).
    Solange die Welt bzw. große Teile davon bereit sind Waren gegen Dollar zu tauschen und nach USA zu schicken, wird das auch Bestand haben.

    Wenn die Welt US-Doller akkumulieren will, müssen die USA logischerweise ein Handelsbilanzdefizit fahren.
    Eine wachsende Wirtschaft braucht eine wachsende Geldmenge, Bindung an Gold ist deflationär, weil Gold begrenzt ist.

    Der wirtschaftlicher Erfolg der Nachkriegsjahre (Bretten Woods) ist nicht der Goldbindung zu verdanken, sondern der Wirtschaftspolitik:
    Vollbeschäftigungspolitik, Trennbankensystem, Kapitalverkehrskontrollen,
    progressive anstelle regressiver Besteuerung etc.
    Massenwohlstand.

    Ohne Schulden kein Vermögen, und umgekehrt.
    Die Verteilung von beidem ist der springende Punkt!
    Das kann nur vom Staat organiesiert werden.

    Wozu soll man Gold in irgendwelchen Kellern stapeln, wenn wir Währungen zum Bezahlen nutzen.
    Sololange ein funktionierendes Staatswesen die Begleichung von Steuern und Abgaben in ihrer Währung akzeptiert, hat eine Währung auch „Wert“.

    Die Geldmenge hat nichts mit Inflation zu tun, das nennt man Monetarismus und ist längst als falsche Theorie widerlegt.
    Wir kämpfen, vor allem in der EWU, eher mit Deflation.

    Schauen Sie sich beispielsweise den „Staatsschuldenstand“ und das Zinsniveau der USA in den 80er Jahren an: Schulden niedriger, Zinsen höher, Inflation höher.

    Die US „Staatsschulden“ sind das Vermögen des US Privatsektors. Denn was sind Staatsschulden?
    Papiere mit einem Nennwert, einer Laufzeit und einem Coupon, eingetauscht mit einem Dollarschein
    der von der selben Stelle emittiert wurde wie die Anleihe, also ein Tausch.

    Die Vermögenspreisinflation (Aktien, Immobilien) ist der Politik der letzten Jahrzehnte zu verdanken—Neoliberalismus:
    Umverteilung von unten nach oben, schwache Realwirtschaft, stagnierende, bzw. sogar sinkende Löhne.
    Große Vermögensakkumulation bei wenigen, das dann Anlagemöglichkeiten sucht die nicht in der Realwirtschaft liegen.

    Die EWU (Eurozone) ist nicht mit Währungssouveränen Staaten wie USA, GB, Japan etc. zu vergleichen.
    Sie ist deflationär als virtueller Goldstandard konstruiert (Maastricht…)
    Den „Erfolg“ können wir heute besichtigen.
    Hier können Staaten tatsächlich pleite gehen, was o.g. nicht können.
    Argentinien, Venezuela, Türkei z.B. haben bzw. hatten hohe Dollarschulden (Staat und Priv.), sind dadurch angreifbar.

    Beste Grüße,
    Thomas

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