Putin im O-Ton über Klimaschutz und das Pariser Abkommen

Letzte Woche fand in Russland eine große Konferenz für Investoren statt, auf der auch Präsident Putin sich den Fragen der Teilnehmer gestellt hat.

Die Fragen der Teilnehmer und die Antworten des russischen Präsidenten zu einigen Themen werde ich übersetzen. Beginnen möchte ich mit dem Thema Klimawandel und was Russland über das Thema denkt und was es zum Klimaschutz beitragen möchte.

Beginn der Übersetzung:

Frage: Ich möchte Ihre Einschätzung der Energiewende verstehen, die wir jetzt erleben. Wir sind uns einig, dass wir uns an das Pariser Abkommen halten sollten: Wir reduzieren die Emissionen, wir investieren in erneuerbare Energien und neue Technologien. Aber wir glauben auch, dass Öl und Gas, insbesondere Gas, weiterhin eine wichtige Rolle spielen werden.

Wie Sie wissen, wird in Europa und in einer Reihe von NGOs gesagt, dass Gas in Zukunft nicht mehr gebraucht wird, aber ich glaube – und da sind wir uns hier einig -, dass das sicherlich nicht wahr ist und das Gas seine Bedeutung nicht verlieren wird. Ich möchte Wissen, wie Sie diese Frage beurteilen.

Wladimir Putin: Unsere Zivilisation entwickelt sich sehr aktiv und niemand will, dass wir in Folge dieser Entwicklung am Ende alle wieder in Höhlen leben – sei es als Folge eines ökologischen Kollapses oder als Folge anderer unvorhergesehener Umstände.

Deshalb müssen wir uns als verantwortungsbewusste Menschen – in Russland sehen wir uns als solche – bemühen sicherzustellen, dass unsere Energiebilanz, zumindest in Russland, so grün wie möglich ist. Tatsächlich ist die russische Energiebilanz heute eine der grünsten der Welt. Wenn wir uns die Struktur unserer Energiebilanz anschauen, dann besteht sie zu einem bedeutenden Teil aus Wasserkraft, aus Kernenergie und aus Gas.

Ich weise Sie darauf hin, dass die Umwelt in vielen Ländern der Welt heute zum größten Teil von Kohle beeinflusst wird, die heute Energieträger Nummer eins in der Welt ist. Mehr als alles andere wird Kohle verbrannt, um Energie zu erzeugen. In diesem Sinne ist die Vernachlässigung von Gas meiner Meinung nach absolut seltsam, weil es der sauberste aller fossilen Energieträger ist.

Wenn Ideen wie die Energiewende gefördert werden, scheint es mir, dass die Menschheit tatsächlich bald wieder in Höhlen leben könnte, wenn man den Energieverbrauch durch fossile Energieträger auf Null reduziert, denn sich auf die Sonnen- oder Windenergie oder die Kraft der Gezeiten zu verlassen, ist illusorisch. Heute ist der Stand der Technik so, dass die Menschheit ohne fossile Energieträger, ohne Atomkraft, ohne Wasserkraft nicht überleben kann, ihre Zivilisation nicht bewahren kann. Wir müssen über das Thema ernsthaft sprechen, oder – wie man bei uns sagt – „wie Erwachsene“ darüber sprechen.

Wenn Ideen dieser Art, die Sie gerade erwähnt haben, propagiert werden, geht es meiner Meinung nach nicht um die Interessen der großen Mehrheit der Menschheit beim Kampf für die Umwelt, sondern es geht um die Geschäftsinteressen derjenigen, die diese Ideen am internationalen Energiemarkt fördern. Diese Leute nutzen geschickt die heutigen Trends der öffentlichen Meinung und versuchen, uns alle in die Irre zu führen.

Ich wiederhole es noch einmal: wir müssen von den Realitäten ausgehen. Aber natürlich müssen wir uns auf die Entwicklung erneuerbarer Energien, wie Wasserstoff und anderer sauberer Energien, konzentrieren. Auf solche, die die Natur für viele, viele Jahrtausende für künftige Generationen erhalten können.

Frage: Ich bin Fondsmanagerin bei der Swedbank Robur in Stockholm.

Darf ich noch einmal auf die Klimafrage kommen? Das Thema ist sehr akut. Sie haben meine Frage teilweise schon beantwortet. Ich wollte aber noch mehr über die Beteiligung Russlands am Pariser Klimaabkommen hören, das Sie kürzlich ratifiziert haben.

Die erste Frage ist: Was sind die Vorteile für Ihr Land und die Welt davon, dass Russland Teil dieses Abkommens wurde, angesichts der Tatsache, dass die USA sich aus ihm zurückgezogen haben?

Und die zweite Frage lautet: Welche Voraussetzungen hat das Land, um die Normen und Bedingungen dieses Vertrags, insbesondere legislative, technologische und andere, einzuhalten? Danke.

Wladimir Putin: Russland hat sich nicht erst im Zusammenhang mit dem Pariser Abkommen an dem Prozess des Klimaschutzes beteiligt. Wir haben auch das Kyoto-Protokoll unterschrieben und alle unsere Verpflichtungen im Rahmen des Kyoto-Protokolls eingehalten.

Wir beabsichtigen auch, alle unsere Verpflichtungen aus dem Pariser Abkommen zu erfüllen. Und wir haben die entsprechende Entscheidung auf Regierungsebene bereits getroffen, das müssten Sie wissen.

Wovon gehen wir aus? Erstens gehen wir von den Realitäten aus, die mit dem Stand der Entwicklung unserer Wirtschaft zusammenhängen.

Gerade habe ich gesagt, dass wir erwarten, dass beispielsweise der Einsatz von künstlicher Intelligenz und Digitalisierung das Wirtschaftswachstum um einen Prozentpunkt steigern wird. Genau auf diese Weise werden wir unseren Verpflichtungen aus dem Pariser Abkommen nachkommen. Wir werden alles tun, um die Struktur unserer Wirtschaft so zu ändern, so dass sie umweltfreundlicher, „grüner“ wird. Wir werden unsere Mittel aus Sicht der Produktion und der territorialer Gegebenheiten, bei denen wir in unserem Land viele Möglichkeiten haben, in diese Richtung investieren.

Natürlich wissen Sie, dass zu Sowjetzeiten überhaupt nichts in dieser Richtung getan wurde, einfach gar nichts. Unsere großen Industriestandorte, sagen wir, in Sibirien, wurden ohne Berücksichtigung der Auswirkungen auf die Umwelt gebaut. Das gleiche gilt für die 1990er Jahre, als unsere Wirtschaft ins Bodenlose abgestürzt ist, und für die frühen 2000er Jahre, als wir das Land als Ganzes retten mussten.

Erst 2008 waren überhaupt in der Lage, in Russland zu modernen Technologien überzugehen. Hier sitzen Vertreter der russischen Wirtschaft, fragen sie die, alle kamen damals zur Regierung und sagten: Nein, jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, wir sind in der globalen Wirtschaftskrise, wenn wir jetzt diesen Übergang einleiten, müssen wir Tausende von Arbeitsplätzen abbauen. Wir waren erneut gezwungen, den Übergang zu verschieben.

Jetzt hoffe ich, ich bin sogar sicher, dass wir endlich die Möglichkeiten dafür haben. Wir werden in den größten Städten, in denen unsere wichtigsten Emittenten sitzen, die auf legislativer Ebene beschlossenen Entscheidungen anwenden, indem wir auch Sanktionen gegen diejenigen verhängen, die nicht auf diese modernen Technologien umsteigen. Es geht nicht nur um die Erfüllung unserer Verpflichtungen aus dem Pariser Abkommen, sondern wir haben auch Verpflichtungen gegenüber unseren Bürgern, die das Recht haben, unter besseren Umweltbedingungen zu leben. Wir beginnen mit den wichtigsten Städten und in den wichtigsten Industriezweigen, dann gehen wir weiter andere Bereiche. Dazu hat Regierung ein ganzes Programm beschlossen, das wir nun konsequent umsetzen.

In diesem Zusammenhang möchte ich Ihre Aufmerksamkeit auf einen wichtigen Punkt lenken: Wir sind in Bezug auf die Verringerung der Klimaemissionen größere Verpflichtungen eingegangen, als die EU-Länder. Und ich bin sicher, dass die Ziele erreicht werden.

Ende der Übersetzung


Wenn Sie sich dafür interessieren, wie Russland auf die Fragen der internationalen Politik blickt, dann sollten Sie sich die Beschreibung meines Buches ansehen, in dem ich Putin direkt und ungekürzt in langen Zitaten zu Wort kommen lasse.

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

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