Putin im O-Ton zum Konflikt zwischen Saudi-Arabien und dem Iran

Bei dem Interview, das Putin drei arabischen TV-Sendern vor seiner Reise nach Saudi-Arabien gegeben hat, ging es auch um die Krise rund um den Iran, zu dem Russland ein sehr gutes Verhältnis hat. Vor allem der saudische Journalist hatte dazu kritische Fragen.

Da die russische Sicht auf den Konflikt im Golf eine ganz andere ist, als die, die uns die deutschen Medien präsentieren, denke ich, dass es interessant ist, wie Putin zu dem Konflikt im Persischen Golf und zur ewigen Rivalität zwischen Saudi-Arabien und dem Iran steht. Daher habe ich diesen Teil des Interviews übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Journalist: Herr Präsident, es gibt Bedenken hinsichtlich der Rolle des Iran nicht nur bei den jüngsten Anschlägen auf die saudische Raffinerie, sondern auch in anderen Ländern: Libanon, Jemen, Irak, Syrien und anderen.

Sind Sie auch in Russland besorgt, dass diese Aktivitäten des Iran, wie wir denken, destabilisierend wirken? Glauben Sie, dass Russland Einfluss nehmen kann, um dieses Verhalten zu ändern?

Putin: Ich habe schon gesagt, dass wir mit Saudi-Arabien und den Arabischen Emiraten eine beispiellos herzliche Partnerschaft und sogar freundschaftliche Beziehungen entwickelt haben. Aber Russland befreundet sich nie mit jemandem gegen jemand anderen. Wir bauen bilaterale Beziehungen auf, die auf positiven Trends in unseren Kontakten basieren, anstatt eine Allianz im Kampf gegen jemanden zu bilden, das ist die erste These.

Zweitens denke ich, und ich glaube, dass es von Ihnen, Ihren Zuhörern und Ihrem Publikum verstanden wird: Russland und der Iran sind Nachbarn, diesen Faktor können wir nicht ignorieren.

Drittens ist der Iran eine große regionale Macht, eine alte Nation mit einer alten Kultur. Und wenn wir gute Beziehungen zu jemandem aufbauen wollen, und ich gehe davon aus, dass alle Länder der Region gute Beziehungen zueinander haben wollen, dann strebt niemand nach Konfrontation und, Gott bewahre, nach Zusammenstößen. Ich weiß, dass das in Saudi-Arabien niemand will und auch in den Emiraten will das niemand. Aber wenn wir eine positive Agenda wollen, müssen wir die legitimen Interessen unserer Partner anerkennen. Ich möchte das betonen, ich spreche jetzt nicht darüber, welche Interessen berechtigt sind, und welche nicht, aber eine so große Macht, wie der Iran, der seit Tausenden von Jahren in diesem Gebiet ist – die Iraner, die Perser, leben dort seit Jahrhunderten – kann nicht anders, als eigene Interessen zu haben und die muss man resprektieren.

Es ist klar, dass die Frage, welche Interessen berechtigt sind und welche nicht, natürlich Thema von Diskussionen ist. Aber um einander zu verstehen, um diese Nuancen, Feinheiten und problematischen Fragen zu verstehen, braucht man einen Dialog. Ohne Dialog lässt sich überhaupt kein Problem lösen. Daher kann ich mir vorstellen, dass ich die Bedenken sowohl der Arabischen Emirate als auch Saudi-Arabiens teilen kann, aber nur diese Staaten selbst können die Probleme zwischen den Staaten lösen.

Was Russland betrifft, so werden wir alles tun, um die notwendigen Voraussetzungen für eine solche positive Dynamik zu schaffen. Ich denke, dass Russland gute Beziehungen zum Iran und sehr gute Beziehungen zu unseren arabischen Freunden hat. Mit Saudi-Arabien gab es unter der Sowjetunion kein hohes Niveau der Beziehungen, aber mit der arabischen Welt waren sie ausgezeichnet, mit fast allen Ländern. Die Sowjetunion hatte ein sehr gutes Verhältnis zur gesamten arabischen Welt. Deshalb kehren wir jetzt nicht erst zu guten Beziehungen zurück, wir hatten sie immer. Wenn wir unsere guten Beziehungen, sowohl zum Iran als auch zur arabischen Welt, zu Saudi-Arabien, zu den Vereinigten Arabischen Emiraten nutzen, können wir meiner Meinung nach etwas finden, das von gemeinsamem Interesse sein kann.

Ich habe über unsere positive Arbeit in Syrien gesprochen. Ja, wir – die Türkei, der Iran und Russland – sind im Rahmen dieser Troika sehr aktiv und erzielen Ergebnisse. Aber ohne die Unterstützung Saudi-Arabiens wäre das absolut unmöglich, dessen sind sich alle bewusst. Ohne die entsprechende Begleitung aus den Arabischen Emiraten ginge es auch nicht. Daher gibt es schon etwas, das uns alle trotz der akuten Gegensätze zwingt, unsere Kräfte zu bündeln, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Wir müssen solche Ziele finden und gemeinsam an ihnen arbeiten. Das wird die Voraussetzungen für eine Normalisierung der Beziehungen zwischen den Ländern in der Region schaffen.

Journalist: Was den Iran betrifft, Herr Präsident, so sprechen sie heute von der Notwendigkeit, die Verhandlungen im Rahmen der „Fünf plus Eins“ wiederzubeleben. (Anm. d. Übers.: Gemeint die das Format aus Deutschland, Frankreich, Russland, China, den USA plus Iran, bei dem das iranische Atomabkommen ausgehandelt worden ist) Und jetzt reden alle über die Notwendigkeit, das Abkommen mit dem iranischen Programm für ballistische Raketen zu verknüpfen. Wie steht die Russische Föderation zur Wiederbelebung dieses Formats, um vielleicht das Abkommen zu modellieren und andere Themen in dieses Abkommen einzubauen?

Putin: Es gibt den Vertrag über das iranische Atomprogramm, über die entsprechenden Beschränkungen. Der Iran hat festgelegte Zusagen gemacht. Lassen Sie mich ganz offen sprechen, sonst wird das Gespräch uninteressant, es wäre fade. Es gibt Gegensätze in den Ländern der Region, die Sie gerade erwähnt haben. Es gibt Gegensätze zwischen dem Iran und Israel, dem Iran und den Vereinigten Staaten. Ich glaube, dass wir uns bemühen sollten, diese Gegensätze zu lösen, nach Lösungen aus diesen schwierigen Situationen zu suchen. Aber wenn wir davon ausgehen, dass es Gegensätze zwischen den Ländern der Region mit dem Iran gibt, wer kann dann Schiedsrichter sein, wenn es darum geht, zu entscheiden, ob der Iran seinen Verpflichtungen aus dem Abkommen nachkommt oder nicht? Der Schiedsrichter muss neutral sein, richtig? Das ist das Erste. Und er muss professionell und qualifiziert sein, das ist das Zweite. Und er muss von der internationalen Gemeinschaft anerkannt sein, das ist das Dritte. Und es gibt einen solchen Schiedsrichter: die IAEO, die Internationale Atomenergiebehörde. Und sie sagt öffentlich, direkt und ohne jede Zurückhaltung ausdrücklich, dass der Iran alle seine Verpflichtungen vollständig erfüllt hat.

Es ist einfach nicht sehr zielführend, gar nicht davon zu reden, dass es unfair ist, dem Iran Vorwürfe für Dinge zu machen, die er gar nicht tut. Das ist nicht sehr zielführend. Denn wenn eine Person oder ein Land mit einer solchen Ungerechtigkeit konfrontiert wird, beginnt sie sich anders zu verhalten, nicht so, wie es in dem Papier geschrieben steht. Wenn die anderen ihre Verpflichtungen nicht erfüllen, warum sollte es sie dann selbst erfüllen? Dennoch bin ich der Meinung, dass es besser wäre, wenn der Iran sich an die Buchstaben und den Geist des Abkommens halten würde. Aber das ist eine andere Frage.

Was das Raketenprogramm betrifft, so ist es wahrscheinlich auch möglich und notwendig, darüber zu sprechen. Ich denke, dass die Vertreter des Islam diese russische Redensart auch verstehen werden, in Russland sagt man: „Verwechseln Sie Gottes Geschenke nicht mit Rührei“. (Anm. d. Übers.: Das deutsche Äquivalent zu der russischen Formulierung ist „Äpfel mit Birnen vergleichen“) Das sind völlig verschiedene Themen. Das Raketenprogramm ist das eine, das Atomprogramm das andere. Das bedeutet nicht, dass es nicht notwendig ist, über dieses Thema zu sprechen, vor allem, wenn es Sorgen hervorruft. Natürlich ist das notwendig, aber man darf das eine nicht mit dem anderen vermischen. Damit würde man die bereits erzielte Errungenschaft mit der Wurzel ausreißen und sie töten.

Daher glaube ich, dass solche Gespräche möglich sind, aber sie sollten nicht zur Zerstörung der Ergebnisse führen, die bereits beim ersten wichtigen Thema – der Begrenzung der nuklearen Aktivitäten des Iran – erzielt wurden.

Ende der Übersetzung


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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

2 Antworten

  1. „Ich habe über unsere positive Arbeit in Syrien gesprochen. Ja, wir – die Türkei, der Iran und Russland – sind im Rahmen dieser Troika sehr aktiv und erzielen Ergebnisse. Aber ohne die Unterstützung Saudi-Arabiens wäre das absolut unmöglich, dessen sind sich alle bewusst. Ohne die entsprechende Begleitung aus den Arabischen Emiraten ginge es auch nicht. Daher gibt es schon etwas, das uns alle trotz der akuten Gegensätze zwingt, unsere Kräfte zu bündeln, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Wir müssen solche Ziele finden und gemeinsam an ihnen arbeiten.“…

    Russland gefällt sich anscheinend auch in der Rolle des Regisseurs….ich hab aber irgendwie Probleme dabei irgendwelche Sachen zu finden wo Saudi Arabien und die Türkei in Syrien einen positiven Einfluss hätten.(?stimmt, ohne das negative ISIS und co. wäre es auch „unmöglich“dort das zu tun was sie grad tun)

    Was er da sagt ist, denke ich, auch schon so eine (aus russischer Sicht)ideale Weichenstellung für die diplomatischen und handelstechnischen Beziehungen in der näheren Zukunft. Russland hat bis vor kurzem von den 3Ländern nur den Iran offiziell mit Rüstungsgüter versorgt…dann, nach dem gescheiterten Erdogan-Putsch, in der Türkei einen neuen interessanten Markt gefunden…und dem Hause Saud nach dem Raffenerieanschlag gleich ein offenes Angebot für S500 Flugabwehr hinterhergeschoben…!
    Was war das für eine Pressekonferenz, wo er meinte mit russischen S500 wär das (der Anschlag) nicht passiert…? und dem iranischen General? an dem anderen Rednerpult die Kinnlade runtergefallen ist und er Putin verbessern wollte ,“sie meinen bestimmt S400,oder..???“ nein meinte er nicht !

  2. Also ich musste den Artikel 2 mal lesen um sicher zu sein das ich alles richtig verstanden habe.

    Grundsätzlich kann ich nachvollziehen das der Vielvölkerstaat Russland durch Terrorgefahr großflächig bedroht werden kann und man dagegen auch vorbeugend tätig wird.

    Aber bei dir klingt es als müsse man Emirate und SA auf einen Friedenssockel heben. Die größten Terrorunterstützer als Friedensengel? Nicht dein Ernst oder?
    Wo wurden den die größten uns bekannten Terroristen „sozialisiert? Richtig, in SA. Am 9.11., woher kamen die überwiegende Zahl der Terroristen? In wessen Botschaft wurde gemordet?

    Was hatten Iran, Irak, Afghanistan und Syrien gemeinsam? Sie besaßen die Fähigkeit allen Religionen ein zu Hause zu geben. Sie galten nicht als streng muslimisch. Und siehe da es ging langsam aber stetig vorwärts in den Ländern. Auch weil damals die UdSSR ihren Einfluss nutzte.

    Dort liegt die Ausgangsbasis für den dann uns als „Terrorismus der Anderen“ verkauften CIA Aktionen. Und bis heute ist SA großzügiger Spender für Terroristen. Daher wurde SA ja so wertvoll für die NATO. Der saudische König muss Niemanden beantworten wohin sein Geld fließt.

    Das Russland bestimmte taktische Waffen in die Regionen bringt kann ich nachvollziehen. Der sichere Himmel um Russland trägt natürlich auch zur eigenen Sicherheit bei. Soweit meine Einschätzung dazu.
    Was ich über den Iran als Nation denke habe ich bereits gesagt. Je mehr man ein Volk in die Zange nimmt um so enger umringt es den vermeintlichen Beschützer, in dem Fall den obersten Glaubenshüter. Wenn der Glaube nicht zur Waffe greift führt er Krieg mit Worten. Das siehst auch du so, denn du verweist ja selbst darauf das der Iran Verträge eingehalten hat. Also müsste jeder Angriff auf Einrichtungen des Iran ja ein Misstrauensvotum der eigenen Kontrollmächte darstellen.
    Wenn solche Aktivitäten ausgerechnet von solchen Mächten ausgeführt werden die sich selbst jeder Kontrolle entziehen sollte man diese Aktionen als das benennen was sie sind. Terror.

    Langsam verwischen die Grenzen zwischen Abwehr und Unterstützung.
    Was glauben denn die großen Strategen welche Auswirkungen der Verrat an den kurdischen Kämpfern an Spuren hinterlassen wird? Welche Spuren es bei den Vertriebenen hinterlassen wird? Für so dumm halte ich Russland nun nicht also frage ich was Russland damit bezweckt. Denn kein Geringer als der große Führer der Kämpfer hatte Diese zu einem friedlichen Weg aufgerufen. Kaum Ausgerufen passierte was in den kurdischen Gebieten der Türkei?
    Wer kann heute noch sicher sein das das was uns erzählt auch stimmt.

    „Als er andeutete, dass diese „Abwehreinheiten“ auch in Terroranschläge auf türkischem Boden verwickelt sein könnten, reagierte der Verteidigungsminister Giray (wütend) darauf mit den Worten:

    „Ecevit sollte besser seinen Mund halten …!““

    https://medienschafe.wordpress.com/2015/11/28/unter-woelfen-gladio-cia-is-und-die-tuerkei/

    Und ich konnte lange Zeit noch Einige dieser Wölfe auf Twitter lesen bis nach und nach die Konten nur noch Eingeweihten zugänglich waren.
    Zu spät habe ich gestern erst realisiert was ein anderer Nutzer in Kleinstarbeit über so einen IS Medienprofi zusammengetragen hatte. Wie tief er als Medienmann in Anschlagspläne steckte. Bis ich auf Anmerkungen zum Terrorist Amri kam. Just als ich die Sachen sichern wollte war das Konto weg.
    Eines weis ich sicher, der Mann kann niemals unter dem Radar gewesen sein wie man uns glauben machen möchte.
    Genau wie der Tod der Politikerin gestern. Es gab in dem Gebiet gestern morgen sehr viele Meldungen von türkischen Verbündeten, Videoaufzeichnungen die später dann einem IS Angriff zugeschoben wurden. Meldungen wurden Gelöscht und den Käpfern verboten ihre „Heldentaten“ zu filmen.

    Und mittendrin die Friedensbemühungen von Russland. Für meinen Geschmack hat Russland eine Menge Minuspunkte gesammelt.

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