Warum die Europäer Vasallen der USA sind und wie von dieser Tatsache abgelenkt wird

Die USA sehen Europa als ihre Kolonie an, als „tributpflichtige Vasallen“, wie es der US-Präsidentenberater Zbigniew Brzeziński in seinem Buch „Die einzige Weltmacht“ ganz offen formulierte. Warum fällt es den Menschen in Europa so schwer zu verstehen, dass das so ist und warum wehren sie sich nicht dagegen?

Um das zu verstehen, müssen wir einen Ausflug in die Geschichte machen. Wir lernen in der Schule und in den Medien, dass Europa, bzw der Westen, der Nabel der Welt ist. Die Zivilisation wurde hier geboren. Klar, es gab vorher das ägyptische Reich, aber das ist lange her. Und auch das chinesische Reich gab es zwar, aber das war weit weg und außerdem waren wir Europäer es doch, die die Welt entdeckt haben.

Heute, so lernen wir, sind wir immer noch führend. Sowohl bei der Wirtschaft, als auch technologisch. Und außerdem haben wir ja Demokratie, Pressefreiheit und überhaupt ist hier im Westen der Hort von Freiheit und Gerechtigkeit. Und diese Segnungen müssen wir den armen und unterdrückten Völkern der Welt bringen. Notfalls auch mal gewaltsam, so wie wir den Irak und Libyen von ihren Diktatoren befreit haben und es in Syrien versuchen. Auch Chinesen und Russen sind unterdrückte Völker, die erst glücklich werden, wenn sie ihre „Regime“ abgeschüttelt haben und in den Genuss unserer Segnungen kommen.

Und hier beginnt die historische Parallele, die man leicht sehen kann, wenn man sich mit der Geschichte beschäftigt. Jedes Imperium musste seinen Bürgern erklären, warum es die jungen Männer zu den Waffen rief. Da konnte und kann man nicht sagen, es geht um den Reichtum der Eliten, man musste sich etwas Edleres ausdenken, ein großes Ziel.

Im alten Rom wurden die Kriege damit begründet, man müsse den Barbaren helfen, die so rückständig seien. Dass es bei den Eroberungszügen um Geld und Macht ging, wurde auf dem Marktplätzen Roms nicht gesagt. Es ging um die römische Zivilisation, die den armen Barbaren gebracht werden musste.

Auch das spanische Imperium sagte nicht, dass es die neue Welt ausbeuten wollte. Es ging angeblich darum, den armen Heiden in der neuen Welt das Christentum zu bringen und ihre Seelen zu retten.

Und noch vor hundert Jahren „bedauerte“ das britische Imperium, dass es die Kolonien nicht in die Unabhängigkeit entlassen konnte, aber man hatte angeblich eine Verantwortung für die „unterentwickelten“ Völker, die ja gar nicht in der Lage seien, sich selbst zu regieren. Ohne die britische „Hilfe“ würden sie im Chaos versinken. Man war quasi verpflichtet, ihnen zu helfen und opferte sich auf, um ihnen die Zivilisation zu bringen.

All dies sind Fakten, die jeder geschichtlich interessierte Mensch in den Originalquellen der jeweiligen Zeit nachlesen kann. Immer wurde den Menschen ein edler Grund präsentiert, der als Vorwand für den Ausbau der Macht herhalten musste.

Wir wissen heute, dass es immer Lügen waren. Es ging um Geld und Macht. Römische Feldherren plünderten die eroberten Gebiete und kamen nach einem Sieg als reiche Männer zurück nach Hause. Die Spanier schlachteten die Indianer ab, um an das Gold zu kommen. Und die Briten plünderten ihre Kolonien aus, damit die Oberschicht in Saus und Braus leben konnte.

Heute sind das Imperium die USA, aber weil die Menschen ja das Wort Imperium negativ sehen, spricht man lieber von der Weltmacht. Aber das ist nur eine anderes Wort für „Imperium“.

Und auch heute werden den Menschen die Kriege mit edlen Zielen begründet. Man führt Kriege und tötet Menschen, um ihnen Freiheit, Wohlstand und Demokratie zu bringen. Allerdings hat das in den letzten 60 Jahren eher schlecht funktioniert. Egal, wo die USA in den letzten Jahrzehnten für Freiheit und Menschenrechte gekämpft haben, es hat nie funktioniert. Egal ob wir uns Vietnam ansehen, oder den Irak, Afghanistan, Kosovo, Libyen, Syrien und so weiter. Es gibt nicht ein Beispiel, wo diese Kriege Frieden, Freiheit, Wohlstand und Menschenrechte gebracht hätten.

Dafür brachten die Kriege den USA Ölquellen, Absatzmärkte und der Rüstungsindustrie gute Geschäfte, die aus den Steuergeldern der US-Bürger bezahlt wurden, die der Meinung waren, damit ihren Beitrag zu Freiheit und zum Frieden auf der Welt zu leisten. Das hat jedes Mal funktioniert, die Eliten wurden mit jedem Krieg reicher und mächtiger.

Und schon die alten Imperien konnten ihre Gebiete nicht erobern, sie machten vielmehr regionale Herrscher von sich abhängig und sorgten für Rivalitäten unter diesen regionalen Herrschern. So gelang es den Römer über hunderte von Jahren ihr Imperium zu erhalten und auch die Briten haben auf diese Weise mit wenigen tausend Soldaten ganz Indien beherrscht. Das alte Erfolgsrezept haben schon die Römer erfunden und nannten es „divide et impera“, „teile und herrsche“.

Die USA haben dieses Prinzip weiter perfektioniert. Sie haben internationale Organisationen geschaffen, die sie dominieren. Den Vasallen wird dabei das Gefühl gegeben, selbst auch etwas entscheiden zu können. Aber die wirtschaftliche Macht von IWF oder Weltbank, mit denen kleine Länder unter Druck gesetzt werden, wird von den USA kontrolliert. Und sie können mit diesen Instrumenten jedem Land ihren Willen aufzwingen.

Nur ein Beispiel: Griechenland musste unter dem Druck des IWF sparen und Sozialleistungen senken. Überall musste gespart werden, nur beim Militär nicht. Waffen durfte und musste Griechenland weiterhin kaufen. Und zwar zum größten Teil bei US-Herstellern. Gleichzeitig musste Griechenland seine Filetstücke wie Flugplätze und Häfen privatisieren, die so zu lächerlichen Preisen von westlichen Firmen, meist US-dominierten, übernommen wurden.

Auch die Nato ist so ein Herrschaftsinstrument. Auch hier dominieren die USA und können bei Kriegen sogar ihre Vasallen zu den Waffen rufen oder sich die Kriege, an denen die USA gut verdienen, sogar zum Teil bezahlen lassen.

Aber die Europäer sehen sich selbst als „Verbündete“ oder „Partner“ der USA, während Geopolitiker in Washington sie als „tributpflichtige Vasallen“ bezeichnen.

Auch dafür gibt es aktuelle Beispiele. So zahlt Deutschland immer noch die Besatzungskosten der USA. Heute nennt man es „Kosten für die Stationierung von Nato-Truppen“, aber es ist das gleiche. Die neue Bezeichnung wurde in den 1950er Jahren eingeführt, weil die Deutschen gegen das Wort „Besatzung“ aufbegehrten und die Kosten nicht tragen wollten.

In Deutschland weiß angeblich niemand, wie viel Deutschland eigentlich für die US-Truppen im eigenen Land bezahlt, weil die Kosten auf Bund, Länder und Gemeinden verteilt werden und angeblich niemand sie mal zusammenrechnen kann.

Aber das ist keineswegs etwas Neues. Schon seit Kriegsende trägt Deutschland diese Kosten.

In der Schule lernen wir, wie die USA uns großzügig mit dem Marshallplan geholfen haben. Was wir nicht lernen, ist folgendes: Im Zuge des Marshall-Plans bekamen die westlichen deutschen Besatzungszonen 1948 bzw. die Bundesrepublik Deutschland von 1949 bis 1952 insgesamt 1, 4 Mrd. Dollar. Nach heutiger Kaufkraft wären das ca. 14 Mrd. Dollar. Nur ist das Problem, dass Deutschland gleichzeitig den USA die Kosten für die Besetzung Deutschlands erstatten musste. Zahlen dazu sind nicht leicht zu finden, aber allein 1950 waren das 4,5 Mrd. DM oder nach damaligem Kurs etwa 1,1 Mrd. Dollar. Das bedeutet, dass Deutschland den USA an Besatzungskosten schon in der Zeit des Marshall-Plans weit mehr für die Besetzung des eigenen Landes bezahlt hat, als es gleichzeitig im Zuge des Marshall-Planes aus den USA bekommen hat. Die Deutschen haben den Marshall-Plan also praktisch selbst bezahlt.

So haben es auch die Imperien der Geschichte getan, sie haben ihre Kolonien ausgebeutet, sie dafür noch bezahlen lassen und ihnen erklärt, es geschehe nur zu ihrem Besten.

In diesem Kontext muss man auch das Zwei-Prozent-Ziel der Nato sehen, auf dem die USA bestehen. Es geht ja darum, dass die Nato-Vasallen der USA zwei Prozent ihres BIP in Waffen investieren sollen. Und diese Waffen kommen fast komplett aus den USA.

Es geht also dabei nicht darum, die Europäer durch den Kauf von Waffen zu schützen, sondern nur darum, die Vasallen der USA auszubeuten und ihnen Geld aus der Tasche zu ziehen. Das sieht man aktuell an der Türkei, die zwar Waffen kauft, aber die falschen. Weil sich die Türkei erdreistet, ein Flugabwehrsystem in Russland zu kaufen, drohen die USA einen „Nato-Partner“ und angeblichen Verbündeten sogar mit Sanktionen. So, wie es auch eine Kolonialmacht mit einer ungehorsamen Kolonie gemacht hat.

Aber man kann auch die tagesaktuellen Meldungen nehmen, um zu verstehen, dass es so ist. Die EU hat einen Verteidigungsfond in Höhe von 13 Milliarden aufgelegt, mit dem sie die eigene Waffenindustrie entwickeln will. Das müsste die USA im Zuge des Zwei-Prozent-Ziels eigentlich freuen, tut es aber nicht, denn der Fond soll nur europäischen Firmen zu Gute kommen. Die US-Firmen würden leer ausgehen. Und schon drohen die „Verbündeten“ aus Washington der EU ganz offen Sanktionen an.

Im Spiegel kann man dazu heute lesen:

„Die gewünschte Unabhängigkeit schmeckt den Amerikanern ganz und gar nicht. So mahnen die beiden Staatssekretärinnen, die geplante Europäische Verteidigungszusammenarbeit (PESCO) und der gemeinsame Fonds würden „leider“ den Anforderungen „der gemeinsamen rüstungsindustriellen Kooperation innerhalb der EU und über den Atlantik“ nicht gerecht.“

Das ist hübsch formuliert, bedeutet im Klartext aber: „Wenn wir nichts verdienen, dürft Ihr keinen Fond auflegen!“ Und das wird dann auch deutlich gesagt:

„Konkret moniert Washington, dass US-Firmen von den geförderten Entwicklungsprojekten durch „Giftpillen“ in den entsprechenden Verträgen ausgeschlossen seien. So seien die Projekte zwar für Nicht-EU-Staaten offen, die Teilnahme müsse aber einstimmig beschlossen werden. (…) Die USA fordern in dem Brief direkt die Streichung der entsprechenden Regel (…) Man sei besorgt über die „restriktive Sprache und Regelungen“, warnt der Brief. Danach fordert Washington konkrete Änderungen. „Bevor diese Verträge sich weiterentwickeln, raten wir Ihnen, sie noch einmal mit einem Augenmerk auf unsere langfristigen Ziele für die transatlantische Sicherheitspartnerschaft zu überprüfen“, schreiben die beiden Staatssekretärinnen.“

Deutlicher kann man gar nicht formulieren, dass die USA von den Europäern gefälligst mehr Geld haben wollen. Und auch Strafe wird den ungehorsamen europäischen Vasallen in dem offiziellen Schreiben aus Washington bereits angedroht:

„Die Heftigkeit des Briefs hat viele Diplomaten bei der EU überrascht. Zwar kannte man die Vorbehalte gegen den Versuch, sich im Rüstungsbereich unabhängiger zu machen. Nun aber droht Washington mit Strafmaßnahmen, wenn die EU nicht einlenkt. „Umgekehrt verhängte Einschränkungen wären in Europa nicht willkommen, und wir würden es nicht genießen, diese zu erwägen“, heißt es in dem Brief.“

Im Klartext: „Wir würden es nicht genießen, Euch zu betrafen.

Ist das die Sprache, die Verbündete, Partner und Freunde untereinander benutzen? Oder ist es die Sprache, die eine Kolonialmacht gegenüber einem Vasallen-Staat benutzt, der gerade ein wenig ungehorsam werden könnte?

Es gibt noch mehr Beispiele, es geht ja keineswegs nur um Geld für Rüstung. Auch Nord-Stream 2 ist den USA ein Dorn im Auge, weil sie ihr teures Fracking-Gas in Europa verkaufen wollen. Die Kapriolen des US-Botschafters in Berlin, der wie ein Stadthalter böse Briefe an deutsche Firmen schreibt und ihnen darin unverholen droht, sind bekannt.

Heute wird gemeldet, dass in den USA ein Gesetz ausgearbeitet wird, dass europäischen Firmen und Einzelpersonen, die an Nord-Stream 2 mitarbeiten, massive US-Sanktionen androht. Die USA verhalten sich gegenüber ihren Verbündeten genauso, wie gegenüber ihren Gegnern, wie zum Beispiel Russland. Und man muss sich fragen, warum Politik und Medien die USA immer noch als „Partner“, „Freund“ und „Verbündeten“ bezeichnen, wenn sie eine so offen feindliche Politik gegen den europäischen Staaten betreiben und sich auch nicht zu schade sind, diese wie ungehorsame Kinder zu bestrafen.

Aber offensichtlich fällt es Medien, Politikern und vor allen den Mensche in Europa schwer, sich mit dem Gedanken vertraut zu machen, dass sie nicht mehr der Nabel der Welt, sondern nur noch „tributpflichtige Vasallen“ sind. Dabei ließe sich das ändern, denn Russland bietet eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe an und Russland hat auch nicht die Macht, Europa als Vasallen zu behandeln, selbst wenn es das tun wollte. Eine Zusammenarbeit mit Russland würde die Europäer aus dem Vasallentum befreien.

Aber das ist nicht denkbar, solange – ganz wie im alten Rom die Vasallenkönige – unsere Politiker ganz persönlich von dieser „Zusammenarbeit“ mit den USA profitieren, indem sie mit guten Beraterverträgen und Honoraren in fünfstelliger Höhe für einen kleinen Vortrag bei Laune gehalten werden.

Die Vorschläge Russlands für eine Zusammenarbeit mit Europa sind unterdessen auf dem Tisch. Vor 15 Jahren, als Schröder und Chirac noch an der Macht waren, wurde ein „gemeinsamer Raum von Lissabon bis Wladiwostok“ ernsthaft besprochen.

In meinem Buch über Vladimir Putin ist das ein wichtiges Thema, weil Russland diese Vorschläge nun seit 18 Jahren macht, aber die Europäer darüber nicht einmal mehr reden wollen. Es lohnt sich, Putins Vorschläge, über die in deutschen Medien kein Wort berichtet wird, einmal O-Ton zu lesen, wenn man sich ein vollständiges Bild machen möchte.

In meinem neuen Buch „Das Ukraine Kartell – Das Doppelspiel um einen Krieg und die Millionen-Geschäfte der Familie des US-Präsidenten Biden“ enthülle ich sachlich und neutral, basierend auf Hunderten von Quellen, bisher verschwiegene Fakten und Beweise über die millionenschweren Geschäfte der Familie des US-Präsidenten Joe Biden in der Ukraine. Angesichts der aktuellen Ereignisse stellt sich die Frage: Ist eine kleine Gruppe gieriger Geschäftemacher möglicherweise bereit, uns für ihren persönlichen Profit an den Rand eines Dritten Weltkriegs zu bringen?

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

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