MH17: Geleakte Unterlagen aus Holland widersprechen der BUK-These

In den Niederlanden sind Unterlagen der Staatsanwaltschaft veröffentlicht worden, aus denen hervorgeht, dass die malaysische Boeing bei ihrem Absturz außerhalb der Reichweite aller BUK-Raketen gewesen sein soll. Das würde bedeuten, dass das Flugzeug nicht von einer Boden-Luft-Raketen abgeschossen worden sein kann.

Die Meldung habe ich zuerst bei der russischen Nachrichtenagentur TASS gefunden, die ihre Quellen immer sauber angibt, sodass man die Originalquellen überprüfen kann. Außerdem gab die TASS den Inhalt der auf einer holländischen Seite veröffentlichten Dokumente korrekt wieder. Da die Veröffentlichung auf Englisch erfolgte, war das leicht nachprüfbar.

Es geht um vier Dokumente, die bestreiten, dass BUK-Systeme in Reichweite der Boeing gewesen sein sollen, aber dafür aussagen, es seien zwei ukrainische Kampfflugzeuge in der Luft gewesen.

Das erste Dokument bezieht sich auf Untersuchungen des unabhängigen deutschen Journalisten Billy Six. Er hat vor Ort Menschen befragt, die ukrainische Kampfflugzeuge am Himmel gesehen haben wollen. Jeder, der mal mit Ermittlungen zu tun hatte, weiß, dass Zeugenaussagen oft problematisch sind. Jeder Polizist weiß, dass Zeugen bei einem Autounfall oft nicht einmal die korrekte Farbe der beteiligten Autos nennen können. Das bedeutet nicht, dass Angaben unwahr sein müssen, aber Zeugen sind als Quelle gerade bei Unglücken, bei denen die Zeugen auch emotional berührt sind, mit ein wenig Vorsicht zu genießen.

Das zweite Dokument beschäftigt sich mit den Fotos, die angeblich belegen, dass die BUK aus Russland gekommen sein soll. Diese Fotos sind demnach aller Wahrscheinlichkeit nach manipuliert worden, nicht einmal ihr genaues Datum ist gesichert.

Das dritte Dokument ist ein Vernehmungsprotokoll der holländischen Polizei. Ein nicht namentlich genannter ukrainischer Zeuge spricht darin ebenfalls von Kampfflugzeugen, die seiner Meinung nach die Boeing abgeschossen hätten.

All diese Dokumente sind also nicht neu. Die Arbeit von Billy Six ist längst bekannt, auch andere Zeugenaussagen gibt es reichlich (übrigens für jede mögliche These für das Unglück) und auch die Vorwürfe, dass die Fotos, die beweisen sollen, dass die BUK aus Russland gekommen sind, gefälscht sind, sind nicht neu. Auf diesen Fotos baut die Arbeit von Bellingcat auf, die die These der aus Russland ins Kampfgebiet gebrachten BUK in die Welt gesetzt haben.

Neu ist meines Wissens lediglich das vierte Dokument. Dabei handelt es sich um einen Bericht des holländischen Militärgeheimdienstes, der die Positionen aller BUK-Systeme in dem Großraum auflistet. Demnach war keine BUK – weder russische, noch ukrainische – in Reichweite der Boeing, als sie abgeschossen wurde.

Die ukrainische Staatsanwaltschaft hat die geleakten Unterlagen nicht kommentiert, sondern nur mitgeteilt, der Ort, die Beweismittel zu besprechen, sei der Gerichtssaal und nicht die Öffentlichkeit.

Kremlsprecher Peskow hat die veröffentlichten Dokumente wie folgt kommentiert:

„Dies zeigt einmal mehr, dass es immer noch viele Anzahl von Fragen gibt, die die bisher nachdrücklich geäußerte Position ernsthaft in Frage stellen. (…) Daher waren wir immer skeptisch und misstrauisch gegenüber der übereilten und nicht auf einem ernsthaften Ansatz beruhenden, übereilten Schlussfolgerungen. Diese Informationen zeigen einmal mehr, dass russische Seite damit recht hat.“

Das waren die aktuellen Neuigkeiten zu dem Thema MH17.

Da ich mich sehr intensiv mit MH17 beschäftigt habe, erlaube ich mir, noch eine kleine Einschätzung der geleakten Unterlagen zu geben. Eine Zusammenfassung meiner Recherchen zu MH17, die ich für mein Buch über die Ukraine-Krise 2014 gemacht habe, finden Sie hier. Das ganze, fast 70 Seiten lange Kapitel zu MH17 aus dem Buch, finden Sie als Leseprobe hier.

Wie gesagt handelt es sich bei den aktuellen Veröffentlichungen im Kern um nichts Neues, das meiste ist längst bekannt.

Da es Zeugenaussagen für jede mögliche These gibt, halte ich Zeugenaussagen in diesem Fall für nicht entscheidend. Für mich ist das Schadensbild an dem abgeschossenen Flugzeug entscheidend. Und das zeigt erstens, dass die Boeing in großer Höhe auseinandergebrochen ist, sonst wären die Wrackteile nicht über ein so großes Gebiet verteilt gewesen. Zweitens zeigt das Schadensbild, dass das Flugzeug seitlich von tausenden Projektilen durchlöchert wurde. Der dadurch strukturell geschwächte Rumpf ist dann auseinandergebrochen.

Die Frage ist also, was ein solches Schadensbild verursachen kann.

Anti-Flugueug-Raketen, die von den in Frage kommenden Kampfflugzeugen getragen werden, treffen das Triebwerk ihre Ziels und zerstören es. Eine solche Rakete hätte die Boeing wohl abschießen können, aber wir hätten ein anderes Schadensbild: Die tausenden Löcher würden fehlen.

Auch die These, die Boeing sei mit der Bordkanone eine Kampfflugzeuges abgeschossen worden, ist nicht haltbar. Im Luftkampf nähern sich Kampfflugzeuge ihrem Gegner von hinten, weil nur dadurch das Ziel lange genug im Schussfeld bleibt, um es zu treffen und ernsthaft zu beschädigen. Die Boeing wurde aber von der Seite durchlöchert.

Das würde bedeuten, dass das schießende Kampfflugzeug in einem mehr oder weniger genauen 90-Grad-Winkel zur Boeing gestanden haben müsste. Jeder, der etwas von Luftkampf versteht, weiß, dass es praktisch unmöglich ist, einen Gegner von der Seite zu treffen. Das ist leicht erklärbar: Das Ziel würde mit 800 Kilometer pro Stunde an einem vorbeirauschen. Dabei einen Treffer zu landen, ist unmöglich. Und erst recht wäre der Sekundenbruchteil, den die Boeing bei einem solchen Manöver im Schussfeld gewesen wäre, viel zu kurz, als dass sie von tausenden Projektilen hätte getroffen werden können. Wer das bezweifelt, kann sich mal an eine Schnellstraße stellen und sich anschauen, wie schnell ein nur 100 km/h schnelles Auto an einem vorbeirauscht. Selbst das wäre aus einer Maschinenkanone nicht mit tausenden Projektilen zu treffen. Und die Boeing war acht Mal so schnell.

Das einzige System, dass vor Ort war und ein Schadensbild verursachen kann, wie wir es bei MH17 sehen, ist eine BUK. Diese Rakete fliegt neben ihr Ziel und dann explodiert ein Sprengkopf, der tausende Schrapnelle freisetzt, die das Ziel durchlöchern.

Neu an den veröffentlichten Unterlagen ist allerdings der Bericht des holländischen Geheimdienstes. Ob der Geheimdienst sich geirrt hat oder ob der Bericht gefälscht ist, wissen wir nicht.

In drei Wochen beginnt in den Niederlanden der Prozess um MH17, vielleicht erfahren wir dann mehr.


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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

12 Antworten

  1. Dass es keine Boden-Luft-Rakete gewesen sein kann, belegt zudem, dass keine Augen- und Ohrenzeugen existieren. Eine solche Rakete macht viel Lärm. Des Weiteren wären die „Kondensstreifen“ des Triebwerkes unübersehbar. Eine typische Ente, um einerseits von Jagdflugzeugen abzulenken und um andererseits den Abschuss den „bösen“ Russen in die Schuhe zu schieben.

    1. Ich habe in den 80er Jahren als Angehöriger einer Einheit gedient, die in der UdSSR den Abschuss von Boden-Boden-Raketen geübt hat. Beim letzten Start waren wir ca. 1 km entfernt. Ich erinnere mich in der Steppe nur noch an den Feuerstrahl beim Start, nicht aber an großen Lärm. Das JIT hat im Mai 2018 Raketentrümmer mit der Nr. der Rakete präsentiert. (s. RT) und wenn ich mich recht erinnere, war im Abschlussbericht des JIT von zahlreichen Schrapnells die Rede, die im Wrack gefunden worden. Das deutet wiederum auf eine (ukrainische) BUK, zumal die russische Armee im September 2018 die Originalherstellungsdaten eben dieser vom JIT angegebenen Raketennummer veröffentlicht hat, die in der Ukraine verblieb. Tja, will da wieder jemand neue Spuren legen?

      1. Wenn im Abschlussbericht des JIT von zahlreichen Schrapnellen die Rede ist, warum legt man diese Schrapnellen nicht vor und ordnet diese Schrapnellen den Löchern in der MH17 zu? So wäre zu beweisen, ob die MH17 von einer BUK oder doch von einer anderen Rakete, zB. von einem Kriegsschiff im Schwarzen Meer abgeschossen wurde. Waren ja genug Kriegsschiffe da.

        Der intakte Metallkörper, den das JIT in seiner Pressekonferenz vorgestellt hat, kann durchaus von einer BUK stammen, deren Seriennummer in die Ukraine zurück zu verfolgen ist. Aber dieser Metallkörper hat mit den Löchern in der MH17 nichts zu tun. Wer diesen intakten Metallkörper im Zusammenhang mit dem Abschuss vorstellt, will was verschweigen.

  2. Der BUK These widersprechen auch die bisher nicht vorgelegten Schrapnellen. Vom Schadensbild her scheint, dass eine Rakete zum Einsatz kam. Aber wo sind die Schrapnellen? Es muss hunderte im Rumpf der MH17, im Gepäck und den Leichen gegeben haben. Aber die Ermittlungsbehörden stellen uns im vergangenem April lediglich einen intakten Stahlkörper vor, der möglicherweise Teil einer BUK sein kann. Nur hatte dieser intakte Stahlkörper nichts mit den Löschern in der MH17 zu tun.
    Wenn das Schadensbild von einer Rakete kommen müsste, muss es keine BUK gewesen sein. Es gibt auch andere Raketen. Da uns die Schrapnellen und die Schriftzeichen darauf fehlen, könnten es auch englische Schriftzeichen sein. Es muss ja einen Grund geben, warum die Schrapnellen nicht vorgelegt werden.
    Genau so fehlen die Ermittlungen zur Flugroute. Die Flugroute war die Ursache für den Abschuss. Warum klärt das keiner auf? Warum fragt danach keiner und warum fragt keiner, warum danach keiner fragt? Beides zusammen ergibt ein ganz anderes Bild über die Schuldigen.

    1. Ich hatte schon auf die Schrapnellfunde im Abschlussbericht des JIT verwiesen. Es gab welche. Die Flugroute ist doch auch bekannt. Kann man auch im Bericht sehen. Lies mal den Bericht des JIT, dann werden schon einige Dinge klarer.

      1. Schrapnellen muss es wohl gegeben haben. So sei wohl das Schadbild. Streitig scheint aber weiterhin, ob es von einer BUK stammt oder von einer anderen Rakete. Es kommt nicht darauf an, dass es Schrapnellen gab, sondern von welchem Raketentyp sie stammen. Wenn nun tatsächlich eine BUK ausfällt, wird klar, warum wir die Schrapnellen nicht gesehen haben und der JIT in seiner Pressekonferenz vor ca. einem Jahr einen intakten Metallkörper vorgestellt hat. So ist zumindest der Hinweis der niederländischen Staatsanwaltschaft zu verstehen.

        Die Flugroute ist natürlich bekannt. Die MH17 war ja dort. Das ist unstrittig. Aber wer hat die MH17 über den umkämpften Luftraum geschickt? Warum wird das nicht aufgeklärt? Warum fragt danach keiner und warum fragt keiner, warum danach keiner fragt? Es gab immerhin tags zuvor einen Abschuss einer Militärmaschine auf 6.000 Meter. Die Laufbänder der Nachrichtensender waren auch in Amsterdam voll davon. Hier kann es eine böse Absicht gegeben haben. Hierzu hat man von der Staatsanwaltschaft noch nichts gehört.

        1. Die Flugroute verlief über das Kampfgebiet, allerdings hätte der Luftraum spätestens nach dem Abschuss eines Flugzeuges in 6.000 m Höhe kurz zuvor gesperrt werden müssen, was die Ukraine allerdings nicht tat, weil sie die Überfluggebühren kassieren wollte. Oder eben auch einen solchen Abschuss eines Zivilflugzeuges in Kauf nehmen wollte. Da sind zahlreiche Fragen offen. Ob die Antworten der Öffentlichkeit bekannt werden, wage ich zu bezweifeln. Mich würde natürlich auch mal interessieren, was es mit dem Bericht des niederländischen Militärgeheimdienstes auf sich hat. Woher stammen die Daten, wie korrekt sind sie, warum kam dieser Bericht überhaupt an die Öffentlichkeit? Ich gehe davon aus, dass wir ab 9. März einen Schauprozess erleben werden, der jeder Rechtsstaatlichkeit Hohn spricht! Aber das ist nichts Neues!

  3. Zuallererst geht ein großes Danke an Herrn Röper und seine recht erfrischende Arbeit!

    Hier kommentarlos einige interessante, weiterführende Links:

    – KenFM im Gespräch mit: Peter Haisenko (Wie stürzte die MH17 ab?)
    https://www.youtube.com/watch?v=sJaF_QIdjsM

    – Schockierende Analyse zum Abschuss der Malaysian MH 017
    https://www.anderweltonline.com/autoren/haisenko-peter/luftfahrt-und-technik-haisenko/
    https://www.anderweltonline.com/wissenschaft-und-technik/luftfahrt-2014/schockierende-analyse-zum-abschuss-der-malaysian-mh-017/

  4. Innerhalb kürzester Zeit wurde eine Tonaufnahme von angeblich jubilierenden Russen vertrieben die den Abschuss feierten. Diese erwies sich alsbald als falsch, was auch im Westen anerkannt wurde, setzte aber den Tenor für die sich darauf anschließende Berichterstattung. Man sollte dabei beachten, dass auch die Herstellung eines solchen „Fakes“ recht zeitaufwändig ist.

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