Schlusslicht bei Mindestlöhnen in Westeuropa – Ist Deutschland (noch) ein reiches Land?

Vor 30 Jahren prägte Bundeskanzler Kohl das Wort vom „Freizeitpark Deutschland“, weil Deutschland damals die höchsten Löhne und meisten Urlaubstage in Europa hatte. Lang, lang ist´s her…

Die Legende, Deutschland sei ein reiches Land, ist nicht zu halten. Deutschland steigt im internationalen Vergleich immer weiter ab. Auch wenn die Medien immer melden, wie gut es Deutschland geht, sehen das viele Menschen ganz anders. Und sie haben allen Grund dazu. Die Reallöhne sind in den letzten 30 Jahren in Deutschland praktisch nicht mehr gestiegen, bei unseren Nachbarn aber schon. Die von Politik und Medien vielgepriesene „Zurückhaltung“ der Gewerkschaften bei den Tarifverhandlungen hat den Unternehmen höhere Gewinne beschert, aber dazu geführt, dass Deutschland unter den wohlhabenden, westeuropäischen Ländern bei den Löhnen mittlerweile an letzter Stelle steht.

Das wird uns aber von den Medien und Politikern als Erfolg verkauft. Das schöne Schlagwort ist, dass die Wirtschaft wächst. Aber was interessiert das die Menschen, wenn ihre Löhne nicht mitwachsen? Nur die Frage stellen die Medien lieber gar nicht erst, der deutsche Michel könnte ja nachdenklich werden. Und dass die UNO Deutschland bereits 2018 wegen wachsender Kinderarmut, Niedriglöhnen, Lehrermangel, Pflegenotstand und so weiter kritisiert hat, wurde in Deutschland aus demselben Grund nie berichtet.

Stattdessen durfte zum Beispiel Wolfgang Schäuble im Januar mitteilen, dass hohe Sozialleistungen seiner Meinung nach schädlich wären:

„Zu üppige Sozialleistungen machen Menschen nach Ansicht von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble unglücklich. „Wir müssen die Balance zwischen Fordern und Fördern richtig einhalten“, mahnte er am Freitag beim Neujahrsempfang der Mittelstands- und Wirtschaftsunion Hamburg. „Denn wenn wir überfördern, zerstören wir die Motivation der Menschen (…) und machen sie unglücklicher.“ Schäuble sprach sich gegen ein bedingungsloses Grundeinkommen aus. Müssten die Leute nicht mehr arbeiten, nehme ihnen der Staat den Anreiz, ihre persönliche Lebenserfüllung zu finden.“

Für die meisten Menschen gilt, dass sie arbeiten wollen. Arbeit bringt uns Bestätigung und soziale Kontakte. Jeder Mensch möchte sich gebraucht fühlen und viele finden dieses Gefühl bei der Arbeit. Aber nichts desto trotz könnte ein bedingungsloses Grundeinkommen auch dazu führen, dass manche Menschen nicht mehr arbeiten wollen. Allerdings würde ich vermuten, dass viele von denen dann ihre Zeit nutzen würden, um sich woanders zu engagieren. Bestimmt würden sich viele Menschen gerne zum Beispiel für den Tierschutz einsetzen, können das aber heute nicht tun, weil sie einen Fulltime-Job haben und die Zeit einfach nicht da ist.

Das ist natürlich nur meine Meinung und ich kann falsch liegen, aber ich denke, dass die allermeisten Menschen ihre freie Zeit nutzen würden, um sich für die Dinge zu engagieren, die ihnen wichtig sind. Und auch das bringt die Gesellschaft weiter.

Dass aber zum Beispiel eine Kassiererin im Supermarkt in ihrem Job „ihre persönliche Lebenserfüllung“ findet, wie Schäuble meint, wage ich zu bezweifeln. Und sollten Firmen Schwierigkeiten haben, Positionen zu besetzen, die nicht einem Traumjob entsprechen, sollten die Firmen die Löhne erhöhen und die Arbeitsbedingungen verbessern, um diese Jobs attraktiver zu machen. Das zumindest ist meine bescheidene Meinung.

Aber es geschieht das Gegenteil. Aktuell konnte man im Spiegel lesen, dass Deutschland den geringsten Mindestlohn in Westeuropa hat. In Frankreich, den Niederlanden und sogar Irland liegt er über zehn Euro, einzig in Belgien liegt er mit 9,66 Euro darunter. Und selbst in Großbritannien, welches nicht als soziales Paradies bekannt ist, wird er im April auf 9,93 angehoben. Deutschland bildet mit 9,35 Euro das Schlusslicht in Westeuropa.

Damit liegt Deutschland zwar noch deutlich vor den Ländern Süd- und Osteuropas, aber mit denen sollte sich Deutschland nicht vergleichen, wenn es sich als führendes und reiches Land bezeichnen möchte.

Ganz schlimm findet Schäuble, dass es in Finnland nun Projekte und Diskussionen gibt, die in diese Richtung gehen:

„Schäuble äußerte sich betroffen über die Zustimmung, die der angebliche Plan Finnlands für eine Vier-Tage-Woche mit täglich nur sechs Arbeitsstunden in der deutschen Öffentlichkeit gefunden habe.“

Es ist nicht nur Finnland, das darüber diskutiert, die Produktivitätszuwächse an die Menschen weiterzugeben. Auch in Russland diskutiert die Regierung darüber, ob die Einführung einer Vier-Tage-Woche sinnvoll ist. Aber davon hat in Deutschland – den Medien sei Dank – sicher noch niemand etwas gehört.

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

5 Antworten

  1. Alles vollkommen richtig dargestellt, genau so sehe ich es auch. Nun kann man aber noch fragen, warum begann dieser soziale Kahlschlag genau vor 30. Jahren? Und weiter, warum hatte ausgerechnet die BRD bis zu diesem Zeitpunkt, ein für kapitalistische Verhältnisse, so gutes Sozialsystem? Warum konnte sich das Kapital solches leisten und seit 30. Jahren angeblich nicht mehr und trotzdem ist der Reichtum des Kapitals seit dem beständig gewachsen? Das könnte man noch in andere Bereiche beliebig so weiterführen, in der Beantwortung dieser Fragen liegt der Schlüssel zur Erkenntnis der dieser Welt.

  2. Dies kommt raus, wenn Stümper am Werk sind.

    Mit Agenda 2010 ne Arbeitsmarktreform und nen Rentenreform einführen wollen, die Tragweite aber nicht beachten, ist typisch für die SPD und Grüne.
    (Wenn ich es noch richtig wiedergebe, dann hat Schröder von der Industrie 5 Millarden gefordert, um den Arbeitsmarkt umstellen zu können.)

    Mit Agenda 2010 wurde jedoch der Arbeitsmarkt in das Jahr 1939 zurück befördert.

    Im NS gab es mit Kriegsbeginn ab 03.09.1939 befristet Arbeitslosengeld (Versicherung) und dann die „neue Arbeitslosenhilfe“ (unbefristet), denn man befürchtete, dass es erneut Millionen Arbeitslose gäbe, wie es nach Kriegsbeginn 1914 war (Reichsarbeitsblätter geben da hinreichend Auskunft).

    Arbeitslosenhilfe bekam nun jeder, der arbeitslos und hilfsbedürftig war.
    Der Nationalsozialist sah die „Arbeitsmarktreform“ jedoch nicht als Reform, sondern er sah sie als „Umschaltung der Arbeitslosenhilfe aus Friedens- in Kriegszeiten.“
    Jedoch blieben die befürchtete Millionen Arbeitslose aus (bei Einführung gab es gerade mal insgesamt 45.000 Arbeitslose+hilfe) und es wurden auch nicht mehr.
    Dass dieses neue Gesetz menschlich nicht gerecht war, wurde von dem NS recht schnell bemerkt, denn dies sollte nach dem Kriege sofort reformiert werden (RArBl 1940, Teil V)

    Auch die SPD wollte die hohe Arbeitslosigkeit bekämpfen und glaubte, es mit Bertelsmann´s Hilfe (in allen Gremien und Aussschüssen vertreten oder derren Vorsitz inne) zu können.
    Bertelsmann bediente sich jedoch der Gesetzgebung der Nazis von 1939, in Verbindung mit der „Fürsorge der Juden“ (siehe heutige Jobcenter!), und die SPD nahm es als „Arbeitsmarktreform“ treudoof auf.

    Leider wurden aber von der SPD und Grünen die Folgen aus dieser „Neueinführung“ nicht bedacht.

    Die Einführung des Mindestlohnes (wurde 1933 bereits auch von den Nazis gemacht- Lohn nach Ortsklassen und Fachkenntniss), war dann der Versuch, diesem abdrifftenden Arbeitsmarkt entgegen zu wirken. Ging jedoch auch nach hinten los!
    Denn Mindestlohn funktioniert nur, wenn die Sozialabsicherungen (Kranken- und Rentenversicherungspflicht für ALLE!) geklärt ist und dies hat die SPD und Grüne mit Agenda 2010 auch ruiniert.

    Die Rentenkürzungen, mit Agenda 2010, waren nur für das Volk.
    Nicht für Beamte oder dem öffentlichen Rundfunk!
    Dass es den öR aber auch treffen würde, wurde nicht bedacht.
    Massive Lücke in den tariflich zugesicherten Rentenzusagen drohten den öR wirtschaftlich Pleite zu machen.
    Laut Satzung kann aber ein öR nicht Pleite gehen.
    Daher hatten die Grünen schon 2006 (Achtung! Agenda 2010 setzte schon eher ein), den Rundfunkbeitrag als „Zwangsabgabe“ schon auf einer Tagung festgeschrieben.
    Dieser kam dann 2013 (der Rechenschaftsbericht vom Bayrischen Rundfunk sieht somit 2018 aus, als handele es sich um einen Pensionsfonds, mit angeschlossenem Rundfunk).
    Es war somit eine Korrektur der nicht bedachten Rentenkürzungen im öR.

    Und der Mindestlohn, ist nur der Versuch, die Pleite der „Arbeitsmarktreform“ ungeschehen zu machen.
    8,50 € Mindestlohen x 173,33 h (Arbeitsstunden eines Vollbeschäftigten/40 h-Woche) entsprechen 1473,31 € Bruttolohn, was als Single kein ALG2 Anspruch nach sich ziehen würde.

    Die Wahrheit ist jedoch erschreckender:
    Seit 2005 (Einführung ALG2) gibt es 3, 8 Millionen ALG2 Bezieher. Also Menschen, die mit ihrer Arbeit (oder ohne Arbeit- ca. 1 Milllion) ihr Leben fristen. Und dies konstant!
    Seit ALG2 Einführung gibt es somit 2,5 Millionen Arbeitslose (relativ konstant) plus 3,8 Million ALG2 Bezieher (konstant).

    Konstant können also 6,3 Millionen nicht durch ihre Hände Arbeit sich selbst finanzieren oder ernähren…dank SPD und Grüne und dank der CDU/CSU und FDP (mit der FDP in der Regierung hat diesen Abstieg angefangen!)

    1. Alles völlig richtig; jedoch die Frage sei erlaubt: Warum wählen die dummen Deutschen immer noch CDU, SPD und FDP? Ist das so eine Art Stockholm Syndrom? Ich begreif es nicht. Was bringt Menschen dazu so sehr gegen ihre ureigensten Interessen zu stimmen? Sind es wirklich nur die Medien, die Propaganda? Es ist doch so leicht durchschaubar. Glauben die Leute wirklich der Dauerberieselung im Sinne „Deutschland geht es gut, Es ging uns nie besser, das beste Deutschland….bla bla bla. Es muss doch letztlich jeder an seiner eigenen Geldbörse feststellen, dass dies nur Lügen sind. Ein Blick in deutsche Großstädte und auf die Menschen die Mülleimer nach Pfandflaschen durchsuchen kann hier auch sehr aufklärend wirken. Ist denn ein Großteil der Menschen in diesem Land derart geistig umnachtet, dass sie glauben, wer zu Lebzeiten brav dem Kaptial gedient hat, dem werde es auch im Alter an nichts fehlen? Es wird anders kommen als alle dachten.

  3. „Das ist natürlich nur meine Meinung…“

    Naja, es ist schon mehr, denn das was Menschen glücklich macht ist relativ gut wissenschaftlich untersucht worden:
    Wie beschrieben fühlen sich Menschen vor allem dann glücklich wenn sie eine Aufgabe und Verantwortung haben (denen sie gewachsen sind).
    Diese Aussage wurde also zu Unrecht runtergespielt, man kann das durchaus so behaupten und sich hinter die Wissenschaft stellen.
    https://www.deutschlandfunkkultur.de/gluecksforschung-was-uns-gluecklich-macht.1124.de.html?dram:article_id=392750

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