Trump will Militär gegen Demonstranten einsetzen, laut Spiegel könnte Putin schuld sein

Wie sehr die westlichen Medien mit zweierlei Maß messen, wird deutlich, wenn man sich die Berichterstattung über die Unruhen in den USA anschaut. Dafür will ich hier Beispiele zeigen.

Wenn in Hongkong Demonstranten die Stadt verwüsten, dann wird in Deutschland über Polizeigewalt berichtet. Dass die angeblich so friedlichen Demonstranten Andersdenkende schon mal mit Benzin übergießen und anzünden, wird in Deutschland eher nicht erwähnt. Auch nicht, wie die friedlichen Demonstranten U-Bahnstationen verwüsten und Geschäfte plündern. Und wenn die Polizei in Hongkong dagegen – nach deutlichen Warnungen über Lautsprecher – schließlich Tränengas einsetzt, beherrschen in Deutschland Schlagzeilen über die „brutale Polizei“ die Schlagzeilen.

Wenn in Moskau Demonstranten auf der Straße sind und sich allen Anweisungen der Polizei widersetzen, wird in Deutschland über angebliche Polizeigewalt in Russland berichtet. Im letzten Sommer haben diese Schlagzeilen wochenlang die deutsche Presse beherrscht. Dabei hat die Polizei in Moskau kein Tränengas eingesetzt, die meisten Polizisten waren sogar in ihren normalen Uniformen im Einsatz und nicht – wie westliche Polizisten – in Kampfanzügen, die an die Sturmtruppen aus Star Wars erinnern. Bei den wochenlangen Protesten in Moskau gab es nur einen Fall, in dem eine Demonstrantin von einem Polizisten geschlagen wurde. Aber darüber wurde in Deutschland dann nicht berichtet, weil die Leser sich hätten fragen können, warum es trotz wochenlanger Schlagzeilen über Polizeigewalt „nur“ einen echten Fall gegeben hat.

In den USA ist Polizeigewalt an der Tagesordnung. Sie trifft meistens Schwarze, die in den USA weniger als 15 Prozent der Bevölkerung ausmachen, aber fast 50 Prozent der Gefängnisinsassen. Das Problem ist also nicht allein die Polizeigewalt, es ist auch der Rassismus in den USA. Die Schwarzen leben mehrheitlich in Armenvierteln mit schlechten Schulen und haben daher auch weniger Chancen, aus dem Teufelskreis aus mangelnder Bildung und daraus folgender Armut herauszukommen.

Anstatt diese Probleme anzugehen und den Schwarzen gleiche Bildungschancen zu geben, wird die Sprache geändert. Zuerst durfte man nicht mehr „Neger“ sagen, sondern es waren dann „Schwarze“. Dann war auch das doof und man musste „Farbiger“ sagen. Heute ist auch das verpönt und es muss „Afroamerikaner“ heißen. Diese Sprachregelungen mögen gut oder schlecht sein, nur eines ist sicher: Sie lösen kein Problem. Der Rassismus und die ungleichen Chancen in den USA sind geblieben, egal, ob man „Neger“ oder „Afroamerikaner“ sagen muss.

Die Medien verschweigen das auch nicht wirklich, sie lenken aber davon ab. Vor allem die Polizeigewalt gegen Schwarze, die in den USA Alltag ist, wird in den Medien relativiert. Das wird deutlich, wenn man die Bericht über die USA mit den Berichten über Hongkong oder Moskau vergleicht. Bei Protesten dort wird in deutschen Medien über Polizeigewalt berichtet, die es zumindest in Moskau gar nicht gegeben hat. Und ob Tränengas gegen Demonstranten, die in Hongkong die Innenstadt verwüsten, „Polizeigewalt“ ist, kann man zumindest diskutieren.

Die Polizeigewalt in den USA wird in den Medien hingegen weitgehend als „Einzelfälle“ und „Ausrutscher“ einzelner Polizisten abgetan. Ein rassistischer Polizist ist schuld, oder eine Situation ist aus dem Ruder gelaufen. Dass das in den USA System hat, lesen wir in Deutschland praktisch nicht. Und erst recht finden wir keine solch emotionalen Artikel über Polizeigewalt, wie wir sie in Berichten über Moskau oder Hongkong finden. Wenn es in den USA passiert, wird möglichst sachlich berichtet. Kritik feht weitgehend in den deutschen Medien und wenn es Kritik gibt, dann ist plötzlich Trump die Wurzel allen Übels, das es in den USA aber schon Jahrzehnte vor Trump gab.

Wie sehr sich die deutschen Medien dabei verbiegen, will ich nun an konkreten Beispielen aus dem Spiegel aufzeigen.

Am 1. Juni brachte der Spiegel eine ganze Reihe von Artikeln. In einem Artikel hat er Spiegel auf seine eigenen Artikel zu den Hintergründen der Proteste verwiesen. Dort konnte man zum Beispiel lesen:

„Coronakrise, Massenarbeitslosigkeit, Polizeigewalt: Eine Analyse der Zusammenhänge finden Sie hier: Der Krisenverschärfer

Und in dem Spiegel-Artikel mit der Überschrift „Der Krisenverschärfer“ ging es natürlich um Trump. Es wird so getan, als gäbe es all die Probleme nur wegen Trump. Dass es in den USA immer wieder zu Rassenunruhen kommt (siehe z.B. Ferguson vor einigen Jahren unter Obama), hat der Spiegel nicht erwähnt.

Was Trump derzeit macht, ist eine Katastrophe, keine Frage. Das Militär gegen Demonstranten zu rufen und ein besonders hartes Vorgehen zu fordern, ist nicht entschuldbar. Aber die deutschen Medien berichten darüber, als seien alle Probleme mit Polizeigewalt die Schuld von Trump. Die USA haben ein Problem mit ihrem System, das aber liest man nur im Kleingedruckten in Deutschland. Die Überschriften beherrscht Trump, der nun an allem Schuld sein soll.

Besonders besorgt scheint der Spiegel zu sein, nachdem Trump Linksradikale und die Antifa für die Proteste verantwortlich gemacht hat. Das sind ja laut Spiegel (und trotz der Zustände in Hamburg beim G20-Treffen) die netten Jungs. Also hat der Spiegel nach Trumps Schuldzuweisungen sofort mit einem Artikel geantwortet. Überschrift: „Proteste in den USA – Heizen Rechtsextremisten in Minnesota die Stimmung an?“ Der Spiegel-Leser soll um Gottes Willen nicht vergessen, wer die wirklich bösen Jungs sind!

Diese ganze „rechts/links-Diskussion“ bringt niemanden weiter. Dass es bei jeder Demo und jedem Protest Idioten gibt, ist kein Geheimnis. Dass radikale Gruppen gerne Demos nutzen, um Randale zu veranstalten, ist auch nichts Neues. Ob sie Linksextrem oder Rechtsextrem ist, ist mir dabei egal. Die Diskussion darüber soll uns von den wirklichen Problemen ablenken, auch davon, wogegen eigentlich protestiert wird. Der Grund eines Protestes verschwindet aus dem Blickfeld und alle reden nur noch von „rechts und links“.

So auch hier. Die Schlagzeilen in Deutschland werden nicht von den Ungerechtigkeiten in den USA dominiert, nicht von der permanenten Polizeigewalt gegen Schwarze in den USA, nicht von dem alltäglichen Rassismus in den USA, an dem sich nichts geändert hat, auch wenn man heute „Afroamerikaner“ sagen muss. Wenn man es bei den deutschen „Qualitätsmedien“ mit der Wahrheit etwas genauer nehmen würde, müssten die Schlagzeilen die systematische Polizeigewalt in den USA ins Zentrum rücken. Gerade jetzt, wo wir sie bei den Demonstranten täglich sehen.

Stellen Sie sich vor, in Moskau würde die Polizei auf Journalisten schießen und sie verhaften. Was wäre wohl in den deutschen Medien los?

In den USA, dem angeblichen Vorbild in Sachen Freiheit und Pressefreiheit, dem Vorbild der „freien Welt“, ist das normal. Sogar der Spiegel hat über eine Reihe solcher Vorfälle berichtet. Spannend ist, wie er es getan hat. Die Überschrift lautete „Proteste gegen Polizeigewalt in den USA – Journalisten zwischen den Fronten“ und in der Einleitung konnte man lesen:

„Bei den Protesten in den USA sind zwei Reporter mit Gummigeschossen verletzt worden. Es ist nicht der erste Vorfall dieser Art. Journalisten werden zunehmend zur Zielscheibe – für Polizei und Demonstranten.“

Schon in der Einleitung hat der Spiegel davon abgelenkt, dass die Polizei in den USA auf Journalisten schießt und sie verhaftet. Das sind keine Einzelfälle, das kommt so regelmäßig vor, dass es System hat.

Im angeblich freien Westen müsste es ein Skandal sein, wenn die Polizei mit Gummigeschossen gezielt auf die Presse schießt. Der Spiegel beschreibt die Vorfälle jedoch sachlich, ohne Kritik an den USA und ihrer Polizei zu üben. Würde in Moskau ein Polizist einen Journalist auch nur aus Versehen mit einem Gummiknüppel treffen, wäre das Geschrei darüber, dass die Polizei Journalisten angreift, hingegen groß. Und auch völlig zu Recht. Aber wenn es in den USA absichtlich passiert, gibt es bestenfalls einen sachlichen Bericht, aber keine emotional aufgeladene Kritik an den USA.

In den USA beherrschen die Unruhen dutzende Städte, viele haben Ausgangssperren verhängt. Jeden Tag werden hunderte Menschen festgenommen, auch Schießereien gibt es. Der Grund ist die Polizeigewalt. Davon versucht der Spiegel abzulenken, oder wie soll man den Artikel mit der Überschrift „Demos in den USA – Polizisten auf Knien“ verstehen? In dem Artikel wird berichtet, wie Polizisten vor den Demonstranten aus Solidarität niederknien. Das mag es gegeben haben, Bilder zeigen es, aber ist das einen eigenen Artikel wert? Oder soll mit dem Artikel von der Polizeigewalt abgelenkt werden?

Besonders abstrus wird es, wenn der Spiegel durch die Blume auch gleich noch Putin für Trumps Verhalten die Schuld gibt. In einem Artikel mit der Überschrift „Möglicher Militäreinsatz gegen Demonstranten – Trump spielt Diktator“ hat der Spiegel – zu Recht – auf Trump und seine Drohungen, das Militär gegen die Demonstranten einzusetzen, geschimpft. Über mögliche Gründe, warum Trump damit droht, schrieb der Spiegel allen Ernstes:

„Eine andere mögliche Quelle für Trumps plötzlichen Mut: Am Morgen hatte er mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin telefoniert, den er – wie viele Diktatoren – bewundert, weil er so „große Kontrolle über sein Land“ habe.“

Den westlichen Medien ist offensichtlich nichts dumm. Auf CNN wurde Russland bereits die Schuld an den Demos gegeben und nun streut der Spiegel, dass Putin daran Schuld sein könnte, wie Trump sich verhält.


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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

5 Antworten

  1. Werter Autor, vielleicht sollten Sie einmal das übersetzten:
    http://kremlin.ru/events/president/news/63288
    Совещание с руководителями субъектов Федерации по вопросам противодействия распространению коронавирусной инфекции
    28 апреля 2020 года

    und zwar ab dem – geschätzt – letzten Achtel, beginnend mit:
    „…
    И в этой связи хочу ещё раз сказать о том, что лежит в основе принятых мною решений.
    …“
    bis zum Ende.
    Das ist geradezu ein Lehrbeispiel dafür, wie perfide so ein russischer Diktator denkt.
    (Ich habe hier zwar eine hinreichend verständliche „Automatenübersetzung“ gefertigt, fühle mich nun allerdings weder berufen noch berechtigt, Ihnen die „Schau zu stehlen“.)

      1. Ehrlich gesagt, ich weiß nicht mehr, wie ich das überhaupt gefunden habe. Da war wohl mal ein Artikel auf Sputnik Dtl. Nur die Truppe verlinkt ja nicht.
        Und nebenbei, mit der „Überwachung“ der Seiten von TACC , der Präsidialverwaltung und dem Außenministerium ist man eigentlich voll ausgelastet.

  2. Hongkong:

    Am Rande der anhaltenden Anti-Regierungsproteste in Hongkong hat es ein weiteres Todesopfer gegeben. Wie die Behörden am Donnerstagabend mitteilten, erlag ein 70-jähriger Mann seiner schweren Verletzung.

    Lokale Medien hatten zuvor berichtet, dass der Mann am Mittwoch (13. November 2019) in einer Auseinandersetzung zwischen Anti-Regierungsdemonstranten und Anwohnern von einem Pflasterstein am Kopf getroffen worden war.

    Der Mann hatte demnach mit anderen versucht, von Demonstranten zur Blockade ausgelegte Steine von der Straße zu räumen. In anderen Berichten hieß es, er habe auch Videos und Fotos gemacht.

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