Weimarer Verhältnisse: Satirikerin darf nach Drohungen von Radikalen nicht in Hamburg auftreten

Am Mittwoch wurde gemeldet, dass eine Satirikerin in Hamburg keine Buchlesung veranstalten darf, weil die Veranstaltung „gesprengt werden wird„. Auf Druck von Radikalen wurde die Lesung abgesagt, die Polizei tut nichts dagegen und der Spiegel findet das augenscheinlich gut.

Veranstaltungen zu „sprengen“ war in Deutschland in den Jahren vor Hitlers Machtergreifung ein regelmäßiges Mittel des „politischen Kampfes“. Damals hatte jede Partei ihre eigenen paramilitärischen Schlägertruppen, bei den Nazis war das die SA, bei den Kommunisten hießen sie „Roter Frontkämpferbund“ und sogar die SPD hatte mit dem „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“ eine ihr nahe stehende paramilitärische Gruppe zur Verfügung.

Weimarer Verhältnisse: Drohungen von radikalen Schlägertrupps haben Erfolg

In den Jahren vor 1933 waren es aber in erster Linie die SA und der „Rote Frontkämpferbund“, die sich Straßenschlachten und bei Veranstaltungen auch Saalschlachten geliefert haben. Die Polizei stand dem Treiben mehr und mehr machtlos gegenüber, in den Geschichtsbüchern ist dies der Beginn der dunkelsten Jahre der deutschen Geschichte, denn diese Schlägertruppen haben sich ja nicht nur gegenseitig bekämpft, sie sind auch zum Beispiel gegen Künstler vorgegangen, deren Programm ihnen aus politischen Gründen nicht gefallen hat. Die gebräuchliche Formulierung lautete, dass man eine Veranstaltung eines ungeliebten Künstlers „sprengen“ würde.

Und genau da sind wir heute wieder angekommen. Die preisgekrönte österreichische Satirikerin Lisa Eckhart sollte bei einem Hamburger Literaturwettbewerb mit einer Lesung auftreten. Dabei ging es noch nicht einmal um ihr kabarettistisches Programm, sondern darum, dass sie aus ihrem ersten Roman „Omama“ vorlesen sollte, für den sie für den mit 10.000 Euro dotierten „Klaus-Michael-Kühne-Preis“ für das beste deutschsprachige Romandebüt des Jahres nominiert ist.

Aber da Lisa Eckhart sich in ihren satirischen Programmen ausdrücklich gegen die Political Correctness stellt und diese auch offensiv vorführt und durch den Kakao zieht, war ihr Auftritt den Linksradikalen vom Schwarzen Block in Hamburg ein Dorn im Auge und es gab Drohungen gegen die Lesung.

Zur Erinnerung: Der Schwarze Block hat bei der Verwüstung von Hamburg beim G20-Treffen Schlagzeilen gemacht.

Meinungsfreiheit und Freiheit der Kunst – Fehlanzeige in Deutschland

Jetzt müsste man meinen, dass in Deutschland die freie Meinungsäußerung und auch die Freiheit der Kunst zu den höchsten Gütern gehören und dass der Staat – also die Polizei – gegen solche Drohungen vorgehen und eine solche Veranstaltung, die Künstlerin und die Besucher schützen sollte. Aber falsch gedacht, die Lesung wurde abgesagt. Der Spiegel schreibt dazu:

„Weiter heißt es in dem Schreiben: „Es ist unseres Erachtens sinnlos, eine Veranstaltung anzusetzen, bei der klar ist, dass sie gesprengt werden wird, und sogar Sach- und Personenschäden wahrscheinlich sind. Wir haben in den letzten Tagen bereits aus der Nachbarschaft gehört, dass sich der Protest schon formiert“.
Im „bekanntlich höchst linken Viertel“ werde eine solche Veranstaltung nicht geduldet, auch an Polizeischutz sei nicht zu denken, weil „die Situation dann sogar noch eskalieren und gar zu Straßenscharmützeln führen“ könne.“

Jetzt sollte man meinen, dass der Spiegel sich auf die Seite der Künstlerin schlägt und für die Freiheit der Kunst eintritt. Aber wieder falsch gedacht, der Spiegel bereitet stattdessen seinen Leser vorher darauf vor, dass die Eckhart eine „umstrittene“ Person sei:

„Als Kabarettistin ist Eckhart umstritten. Kritiker werfen ihr vor, rassistische und antisemitische Klischees zu bedienen. Zuletzt sorgten Zitate aus einem Auftritt für die Sendung „Mitternachtsspitzen“ (WDR) für heftige Proteste.“

Nochmal: Über Geschmack lässt sich streiten. Aber niemand wirft Frau Eckhart vor, irgendetwas Ungesetzliches getan zu haben. Und die Freiheit der Kunst ist angeblich ein hohes Gut in Deutschland. Aber anstatt diese Freiheit einzufordern und den Schwarzen Block zu kritisieren, schlägt sich der Spiegel regelrecht auf die Seite der Radikalen, indem er kein Wort der Kritik an ihrem Vorgehen findet, sondern stattdessen Frau Eckhart so darstellt, dass der Leser noch Verständnis für linksradikale Randalierer entwickeln soll.

Und wenn es andersrum wäre?

Man stelle sich einmal vor, eine rechtsradikale Vereinigung würde ankündigen, eine Lesung von Jan Böhmermann oder Oliver Welke „zu sprengen“. Da würde der Spiegel vor Wut schäumen, die Politik wäre entsetzt, die Polizei würde Razzien durchführen und so weiter und so fort. Und es ist ja nicht nur ein Verdacht, dass der Schwarze Block damit gedroht hat, das kam ganz offen, wie man im letzten Satz des Spiegel-Artikels lesen kann:

„Nach den Drohungen vom „schwarzen Block“ sei aber auch diese Lösung hinfällig geworden.“

Aber die Polizei reagiert nicht, die Veranstalter ziehen den Schwanz ein und der Spiegel findet kein Wort der Kritik.

Die viel beschworenen und als Horroszenario in den Geschichtsbüchern verewigten „Weimarer Verhältnisse“ sind wieder da: Künstler werden bedroht, ihre Auftritte von Radikalen verhindert, die Polizei schaut tatenlos zu und die Medien haben nichts zu kritisieren. Zumindest dann nicht, wenn man politisch auf der falschen Seite steht.

Das erinnert stark an die unmittelbare Vorgeschichte 1933 und dazu fällt mir nur eins ein: Wehret den Anfängen!

Falls Sie noch nie von Lisa Eckhart gehört haben, habe ich hier den im Spiegel erwähnten Auftritt von Lisa Eckhart in der Sendung „Mitternachtsspitzen“ verlinkt, damit Sie sich ein Bild von Frau Eckharts Arbeit und davon machen können, warum sie laut Spiegel so umstritten ist, dass man den Schwarzen Block nicht zu kritisieren braucht, wenn er ihren Auftritt durch Androhung von Gewalt verhindert.

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

16 Antworten

  1. Der Faschismus kommt als Antifa zurück.

    Beim Kampf gegen rechts haben wir den Faschismus eingeführt. Merkel und Co. kämpfen gegen rechts, gegen Recht und richtig. Recht und richtig ist für Merkel das Übel. Deswegen wird rechts verteufelt. Links kommt von linkisch, linken, hinterhältig, falsch usw. Dort gehört der Faschismus hin. Der Faschismus ist ein Sozialismus, ein Nationalsozialismus und wahrscheinlich der Linkeste unter den Linken.

    1. Das ist – mir Verlaub – himmelschreiender Schwachsinn!
      Die Einordnung politischer Parteien in „links“ und „rechts“ hat absolut nichts mit „linkisch“ vs „Recht“ zu tun, sondern bürgerte sich mit der Sitzordnung der französischen Nationalversammlung nach der Französischen Revolution ein. Da saßen konservative Parteien aus Sicht des Präsidiums rechts und fortschrittliche Parteien links im Parlament.

      https://www.abendblatt.de/ratgeber/wissen/article130117531/Woher-kommt-die-Einteilung-der-politischen-Parteien-in-links-und-rechts.html

  2. In der Tat: „Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: ‹Ich bin der Faschismus›. Nein, er wird sagen: ‹Ich bin der Antifaschismus›.“ Ignacio Silone (1900-1978) 1944/45, italienische, sozialistischer (PSI) Schriftsteller (WP), der zur Zeit des Faschismus nur im Untergrund veröffentlichen konnte. Quellen: François Bondy (1915-2003), Schweizer Essayist, Literaturkritiker und Journalist: Pfade der Neugier: Portraits. Benziger, Einsiedeln 1988, S. 84.; Encounter 47, No. 2 (1976), August S. 51“
    Aber eigentlich ist diese Tradition noch viel älter: „… und die Nationalversammlung ist eine gegenrevolutionäre Festung, die gegen das revolutionäre Proletariat aufgerichtet wird. Es gilt also, diese Festung zu berennen und zu schleifen. … um die Bourgeoisie und ihre Schildträger zum Tempel hinaus zu jagen, um die Festung der Gegenrevolution zu erstürmen und die Fahne der Revolution siegreich zu hissen…“ Die Rote Fahne. Zentralorgan des Spartkausbundes (23.12.1918, schwer lesbar!). Es sei hier daran erinnert, daß zu den Gegnern schon 1918/19 die SPD und auch die der KPD recht nahestehende USDP verstanden wurde, wie man in anderen Ausgaben der Roten Fahne Online nachlesen kann.

    1. Nun die SPD hatte sich ja auch erwiesenermaßen um die „deutsche Arbeiterschaft“ doch recht „verdient“ gemacht – mit der Bewilligung von Kriegsanleihen z.B. – 1914 war das wohl. Da ist auch eine gewisse Kontinuität erkennbar. Gut in den 60igern, 70igern und vielleicht auch noch den 80igern „schwächelte“ sie da etwas – ab heute ist sie doch wieder ganz auf „Linie“.

  3. Tja wir sind wirklich wieder soweit. Die Antifa ist ja schließlich wie die NSU und diverse andere Gruppen vom Verfassungschutz gesteuert. Das ist quasi die SA der Bundesregierung. Auch wenn die einzelnen Mitglieder der Antifa noch glauben , dass sie fürs Gute kämpfen. Das tun die Mitglieder der Grünen auch und merken in ihrer Filterblase nicht, wie verlogen diese Partei ist. Aber nicht, dass jetzt einer denkt ich fände die AFD gut. Die tun auch nichts für die Bürger. Die tun nur geschickt so. Gab es in der Weimarer Republik auch schon eine Partei, die sich als Retter des Volkes zu inzenieren wußte. Nicht die NSDAP sondern die DNVP.

      1. Nur mal was für die, die dieses Zitat noch nicht kennen und selbst die AfD scheint es noch nicht begriffen zu haben:
        Dr. Joseph Goebbels 1930:

        „Der Idee der NSDAP entsprechend sind wir die deutsche Linke. Nichts
        ist uns verhasster als der rechtsstehende nationale Bürgerblock.“

        Nazis sind und waren niemals rechts. Sie standen zwischen SPD und KPD.
        Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei.

        Verdammt sozialistische Arbeiter sind Rechte? Na man lernt nie aus. Es muss die Linken wirklich kratzen, dass die NSDAP links war.
        Deshalb wurde die NSDAP (Nazis) nach rechts verortet.

        1. Noch ein kleiner Geschichtsexkurs:

          Da es die SPD so sehr nervte, dass sie immer „Sozis“ genannt wurden von den NSDAP’lern, erfand die SPD den Begriff „Nazis“ (nachzulesen in Victor Klemperer – Tagebücher).

        2. Der künftige Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda, erwiesenermaßen ein geradezu militanter Apologet von Wahrheit, sprach, und es ward Licht in unser aller geistigen Düsternis. („Darauf trinken wir einen.“)

          Aber um das Thema „abzuschließen“: Selbstverständlich gab es in der NSDAP auch „linke“, besser sozialistische Vorstellungen, die gab es sogar – man glaubt es kaum – einst in einer CDU, man schaue sich da die frühen 50iger an, und vielleicht gibt es so etwas sogar vereinzelt noch heute, nur wir erfahren davon nix.
          Und da z.B. ein gewisser Herr Röhm doch recht „revolutionäre“ Ambitionen mittels seiner zur „Braunen Armee“ formierten SA verfolgte, machte sich nach der „Machtergreifung“ auch ein zeitnahe und nachhaltige Lösung des Problems erforderlich.

          Es ist recht interessant, wie jeder ideologische Quark, der da immer wieder auf gärt – gerade in wirren Zeiten – meist seine Wurzeln in diesem freiheitlich-demokratischen, doch recht utilitaristischen Geschichtsverständnis hat, dafür herhalten muß, das einfache Welt- und Menschenbild der „Liberalen“ aufrecht zu erhalten.

          Auch wenn vereinzelt Hellsichtige da z.B. mittels dieses Begriffes „Transatlatifa“ des Pudels Kern doch recht nahe kommen, weil „vulgärkommunistische“ oder linksradikale „staatsfreie“ Zukunftsvisionen doch ganz hervorragend in die Agenda von Davos oder diesen „Europäern“, die da von der (Welt-)Macht träumen, passen.
          (Solche Sätze wie „Kein Friede mit Russland“ lösen dort richtige Begeisterungsstürme aus – mit solchen „Linken“ können die – da ist „Regierungsfähigkeit“ überhaupt keine Frage mehr.)
          „Black Lives Matter“ oder der „Schwarze Block“ erfüllen zudem noch weitere Wünsche, sie legitimieren den Ausbau des verbleibenden, aber auch unverzichtbaren, repressiven Teils des i.Ü „privatisierten“ Staates.
          Inwieweit da, in hinlänglich bekannter Art, diese „Bewegungen“ bereits „verfassungsschützend“ strukturiert wurden, darüber kann man nur – allerdings nicht völlig abwegige – Vermutungen anstellen.
          Man kann da auch eine Begründung für das Ausbleiben dieser völlige absurde Verheißung der Liberalen auf eine „staatsferne“ weil „privatisierte“ Zukunft geschickt umgehen, daran sind diese sog. „Linken“ schuld, und man hat damit noch nicht einmal völlig unrecht.

          Jedoch alle, aber auch wirklich alle, blöken „Freiheit“.
          Eine Diskussion darum ist praktisch tot.

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