Das russische Fernsehen über Bidens Interview: „Ausreden, Ungereimtheiten und offene Beleidigungen“

Das Interview von Joe Biden hat eingeschlagen wie eine Bombe. Das gilt nicht nur für die Medien im Westen, sondern auch in Russland. Daher will ich hier den Bericht des russischen Fernsehens über das Interview übersetzen.

Joe Biden hat alle Erwartungen erfüllt und in dem Interview zum Angriff auf Russland geblasen, ich habe darüber bereits berichtet. Dabei hat Biden sich persönliche Beleidigungen an die Adresse Putins in den Mund legen lassen, die man noch nicht einmal in den schlimmsten Zeiten des Kalten Krieges aus dem Weißen Haus gehört hat. Russland hat darauf reagiert, indem es seinen Botschafter aus Washington zu Konsultationen nach Moskau gerufen hat. Auch das hat es meines Wissens noch nicht gegeben (korrigieren Sie mich, sollte ich da eine Wissenslücke haben).

Da das Biden-Interview eine offene Provokation war, ist es für deutsche Leser sicher interessant, wie in Russland darüber berichtet wurde. Daher habe ich den Beitrag aus den Abendnachrichten des russischen Fernsehens vom Mittwoch übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Was ist schwieriger? Migranten aus den USA fernzuhalten oder US-Soldaten aus Afghanistan zurückzubringen? Trump zum Schweigen zu bringen oder Amerikaner zu impfen? Biden wurden heute in einer Live-Übertragung von ABC Fragen gestellt. Im Gegensatz zum gesprächigen Trump mussten ihm die Antworten aus der Nase gezogen werden. Darum wurde die Frage zum brisantesten Thema, dem russischen, so gestellt, dass Biden nur zustimmend zu murmeln brauchte.

Aus den USA berichtet unser Korrespondent Valentin Bogdanov.

Joe Biden kann als versteckter Präsident bezeichnet werden. Von der ewig neugierigen amerikanischen Presse mit ihren unbequemen Fragen wird er offen von einer unglaublich dicken Wand aus Beratern und Assistenten abgeschirmt. Das Ergebnis: 55 Tage ohne Pressekonferenzen und erst das zweite Interview seit der Amtseinführung. Offensichtlich um Überraschungen zu verhindern wurde es Tête-à-Tête geführt. Sogar der richtige Zeitpunkt für die Ausstrahlung wurde im Vorwege erraten.

„Die Direktorin der Nationalen Geheimdienste hat heute einen Bericht vorgelegt, in dem es heißt, dass Wladimir Putin während der Wahl Operationen genehmigt hat, um Sie zu verunglimpfen, Präsident Trump zu unterstützen, unsere Wahlen zu beschädigen und unsere Gesellschaft zu spalten. Welchen Preis soll er zahlen?“, fragte der Journalist.

„Er wird dafür bezahlen. Wir hatten ein langes Gespräch. Ich kenne ihn relativ gut. Am Anfang unseres Gespräches sagte ich: Ich kenne Sie, und Sie kennen mich. Wenn ich herausfinde, dass das so passiert ist, geben Sie sich selbst die Schuld daran“, antwortete Biden.

Die Passage darüber, dass Russland da für irgendetwas bezahlen muss, sieht doppelt seltsam aus. Immerhin hat die Leiterin der Geheimdienste Avril Haines in dem Bericht der US-Geheimdienste – er trägt den Titel „über ausländische Bedrohungen“ – schwarz auf weiß geschrieben, dass Russland sich nicht direkt in den Wahlprozess eingemischt hat. Unter dem Begriff „Einfluss“, der in dem Bericht benutzt wird, kann man alles mögliche verstehen. Seien es die Ukraine und Burisma, seien es Giuliani und Trump.

„Im Gegensatz zur Situation im Jahr 2016 haben wir keine hartnäckigen Versuche Russlands registriert, Zugang zu wahlbezogenen Websites zu erhalten“, heißt es in dem Bericht.

Allerdings hat Biden sich ein Schlupfloch gelassen: Der US-Präsident räumte ein, dass Moskau und Washington in Bereichen zusammenarbeiten können, in denen sie gemeinsame Interessen haben.

„Übrigens müssen wir in der Lage sein, um diesen abgedroschenen Ausdruck zu gebrauchen, gleichzeitig zu gehen und Kaugummi zu kauen. Es gibt Aspekte, bei denen es in unserem gemeinsamen Interesse liegt, zusammenzuarbeiten. Deshalb habe ich zugestimmt, den NEW START-Vertrag mit ihm zu verlängern. Dies geschah, als er all das bereits tat, aber die Verlängerung des Vertrags war in erster Linie im Interesse der Menschheit“, sagte Biden.

Aber selbst dabei geriet Biden aus dem Takt: Bei Zusammenarbeit geht es in der Regel um dringende Angelegenheiten. Wie im Fall von Russland und den Vereinigten Staaten. Um Liebe oder Sympathie geht es dabei nicht. Aber ohne die Einhaltung eines äußeren Anstands ist keine Zusammenarbeit möglich. Der Präsident der Vereinigten Staaten hat aber zu Beleidigungen gegriffen.

Der Journalist fragte:

„Also, Sie kennen Wladimir Putin, glauben Sie, dass er ein Mörder ist?“

„Das denke ich“, antwortete Biden.

Bidens Gemurmel sieht eloquent aus, aber in so einem Fall geht es nicht nur darum, wer antwortet, sondern auch darum, wer fragt. George Robert Stephanopoulos war nicht immer ABC-Moderator. Er ist von Kopf bis Fuß ein Mann der Clintons, er war ein führendes Mitglied von Bill Clintons Wahlkampf 1992. Dann arbeitete er als Clintons Pressesprecher und setzte sich bald darauf auf den Sessel von Clintons politischem Chefberater. Er war immer bereit, seinen Chef und dessen Frau zu decken.

Das heißt, Stephanopoulos fühlt sich in beiden Rollen von Interviews gleichermaßen zu Hause. Er ist einer von denen, die nicht nur den Ball derer, die an weiteren Angriffen auf Russland interessiert sind, aufnehmen und geschickt weitergeben können, sondern er kann auch einen filigranen Pass auf den nicht allzu beweglichen Biden spielen. Schließlich darf der Präsident der Vereinigten Staaten nicht umsonst nicht mit anderen Journalisten sprechen, weshalb er bereits den Rekord im Schweigen im Amt aufgestellt hat. Doch auch ohne die Presse kann der derzeitige Herr des Weißen Hauses in Schwierigkeiten geraten. So vergisst er zum Beispiel den Namen des Pentagon-Chefs Lloyd Austin, der nur ein paar Schritte neben ihm steht. (Anm. d. Übers.: Die Aufnahmen dieser und anderer gleich kommender Aussetzer Bidens werden in dem Beitrag gezeigt und übersetzt, ich habe darüber vor einer Woche inklusive der Videos berichtet)

Ein weiterer unangenehmer Moment passierte Biden kürzlich, als er mit Kongressabgeordneten darüber diskutierte, wie Amerika mit COVID-19 und den Folgen der Epidemie zu kämpfen hat. Seine Gesprächspartnerin war die Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi. Und Biden verplapperte sich schließlich so sehr, dass er offen zugab: Er sei bereit, alles zu tun, was sie verlangt. An der Stelle wurde die Übertragung sofort abgebrochen.

Fox News hat eine ganze Sammlung von Bidens peinlichen Aussetzern zusammengestellt. (Anm. d. Übers.: An dieser Stelle folgen in dem Beitrag weitere Aufnahmen von Bidens Aussetzern)

Sean Hannity, der Moderator dieser Nachrichtensendung und einer der beliebtesten US-Moderatoren, meint, dass Biden alarmierende Symptome zeigt.

„Ich bin kein Arzt und ich versuche nicht, einer zu sein, aber jeder, der Augen und Ohren hat, sieht, dass Joe Biden mit seinen öffentlichen Auftritten überfordert ist. Und leider wird es immer schlimmer“, sagte Hannity.

Biden hat in dem Interview mit ABC die Erwartungen und die Ängste voll und ganz erfüllt. Selbst in den eisigsten Jahren des Kalten Krieges hat sich kein amerikanischer Führer erlaubt, was der amtierende amerikanische Präsident sich herausgenommen hat.

Der nächste Schritt ist auch allzu vorhersehbar. Amerika greift in solchen Situationen immer zu anti-russischen Sanktionen. Das Weiße Haus hat die nächsten bereits für die Wahleinmischung versprochen, von der selbst die US-Geheimdienste sich weigern, sie als solche zu bezeichnen.

Ende der Übersetzung

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

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