Gas aus Russland

Die Weltmarktpreise für Gas zeigen, warum Nord Stream 2 gut für Europa ist

Eines der Argumente gegen Nord Stream 2 ist die angebliche Abhängigkeit von Russland. Die aktuelle Entwicklung auf den Weltmärkten zeigt, dass das Unsinn ist und was ein Umstieg auf Flüssiggas für Europa bedeuten würde.

Der Vorteil einer Pipeline ist, dass sie Gas nicht mal eben woanders hin liefern kann, wenn dort mehr Geld geboten wird. Derzeit steigen die Gaspreise in Europa auf neue Rekordmarken. Darüber hat das russische Fernsehen berichtet und ich habe den Bericht übersetzt.

Nach der Übersetzung werde ich noch erklären, warum die Verträge mit Gazprom vor den hohen Preisschwankungen, die die Weltmärkte gerade erleben, schützen und dabei werden wir – quasi nebenbei – sehen, dass die Behauptung, Russland könne Gaslieferungen als Druckmittel gegen Europa einsetzen, Unsinn ist.

Beginn der Übersetzung:

Die Gaspreise in Europa haben die psychologisch wichtige 500-Dollar-Marke überschritten. In den Niederlanden kosten tausend Kubikmeter mit Lieferung an diesem Freitag 505 Dollar.

Der wichtigste Faktor ist nach wie vor der Anstieg der Preise für Flüssiggas (LNG) in Asien. Der Grund dafür ist der heiße Sommer, der dazu führt, dass die Klimaanlagen auf Hochtouren laufen, was den Stromverbrauch in die Höhe treibt. Außerdem wird längerfristig mit einem Anstieg der weltweiten Industrieproduktion gerechnet, da sich die Weltwirtschaft erholt.

Infolgedessen stieg der September-Future, der die LNG-Lieferungen nach China, Japan und Südkorea widerspiegelt, auf 544 Dollar. Der langfristigste Vertrag – für Februar 2022 – stieg auf 613 Dollar pro tausend Kubikmeter.

Angesichts dieser Preise ist es für wichtige Lieferanten aus dem Nahen Osten viel profitabler, mit Asien zusammenzuarbeiten als mit Europa. Gleichzeitig erinnert Fitch daran, dass der Markt sehr volatil ist. Vor nicht allzu langer Zeit – im Mai 2020 – kostete Gas in Europa aufgrund der Pandemiebeschränkungen nur 34 Dollar.

Ende der Übersetzung

Europa und die Energielieferungen

Europas Bedarf an Erdgas wächst. Das hat mehrere Gründe. Zum Einen gehen die europäischen Fördermengen in der Nordsee zurück, zum anderen wächst der Bedarf, weil der Ausstieg aus Kohle und Atomkraft nicht vollständig von alternativen Energiequellen kompensiert werden kann. Hinzu kommt, dass der Stromverbrauch in Europa in den nächsten Jahren stark ansteigen wird, denn der geplante Umstieg auf Elektroautos wird ihn in die Höhe treiben, wie auch die Bundesregierung gerade erst bemerkt hat.

Wer gegen Nord Stream 2 ist, der ist damit automatisch dafür, in Zukunft vermehrt Flüssiggas in die EU zu importieren. Diese Gas wird entweder in den USA durch Fracking gefördert, oder kommt aus dem Nahen Osten, der allerdings hauptsächlich Asien beliefert. Das Flüssiggas ist teurer als Pipelinegas, weshalb die wichtigsten Märkte für Flüssiggas die Regionen sind, die nicht mit Pipelines beliefert werden können.

Die aktuelle Preisentwicklung zeigt, dass ein Umstieg auf Flüssiggas automatisch nicht nur höhere Preise bedeutet, sondern auch größere Preisschwankungen und damit weniger Planungssicherheit. Die Liefermenge durch Pipelines kann bei Bedarf erhöht werden und so für stabilere Preise sorgen, mit Tankern ist das nicht möglich, denn die liefern immer die gleiche Menge Gas.

Übrigens hängen die auch in Europa schwankenden Gaspreise nicht mit Russland zusammen, denn der Preis für russisches Gas wird in langfristigen Lieferverträgen geregelt, wobei die möglichen Preisschwankungen begrenzt sind. Die Preise innerhalb des europäischen Marktes werden von externen Faktoren bestimmt, wie zum Beispiel der derzeitigen hohen Nachfrage in Asien.

Die Lieferverträge mit Gazprom

Gazprom schreibt über die Gaslieferungen an die EU und die Preisfindung:

„Gazprom exportiert Gas hauptsächlich im Rahmen langfristiger Verträge nach Mittel-, West- und Südosteuropa.
Langfristige Verträge unter der Bedingung „Take-or-pay“ sind die Grundlage für stabile und zuverlässige Gaslieferungen. Nur solche Verträge können dem Produzenten und Exporteur eine Rendite für die milliardenschweren Investitionen garantieren, die für große Gasexportprojekte erforderlich sind, und dem Importeur eine zuverlässige und ununterbrochene Gasversorgung über einen längeren Zeitraum.
Zu den wichtigsten Merkmalen von langfristigen Verträgen gehören:

  • Eine Preisformel, die die Preisänderungen des Referenzwarenkorbs in den vorangegangenen 6-9 Monaten berücksichtigt;
  • Bedingungen, die eine einseitige Beendigung von Verträgen ausschließen, außer in Fällen von anhaltender höherer Gewalt;
  • Die Take-or-pay-Klausel für bedeutende Vertragsmengen, die vorsieht, dass der Käufer für die im Laufe des Jahres nicht abgenommenen Mengen zahlt und sie später nach Abnahme der in dem betreffenden Jahr die vertraglich vereinbarten Mindestmengen mit einem angemessenen Aufschlag abnehmen kann;
  • Bei den langfristigen Verträgen handelt es sich im Wesentlichen um Dienstleistungsverträge, die dem Käufer eine tägliche und jährliche Flexibilität einräumen und den Verkäufer verpflichten, spätere Mengen, die der Käufer zuvor im Rahmen von Take-or-pay-Vereinbarungen bezahlt hat, auszugleichen. Darüber hinaus bieten langfristige Verträge den Abnehmern Sicherheit für die Gasversorgung über einen längeren Zeitraum. Spotgas ist in der Tat ein völlig anderes Produkt, und ein direkter Vergleich zwischen Vertrags- und Spotpreisen ist unzulässig.

Dabei bleibt die teilweise Ölindexierung in den Verträgen relevant. Die Erdölindexierung ist ein langfristiges Instrument der Unternehmensplanung, das die Kontinuität und Nachhaltigkeit des Investitionszyklus in der Branche gewährleistet.“

Die Preise für Pipelinegas schwanken also nicht aufgrund kurzfristiger Ausschläge an den Börsen, sondern werden nach längerfristigen Durchschnittswerten berechnet. Gleichzeitig sind Lieferungen durch Pipelines flexibler und können gedrosselt werden, wenn der Bedarf unerwartet niedrig ist, sie können aber auch erhöht werden, wenn der Bedarf unerwartet steigt. Versuchen Sie das mal mit einem Flüssiggas-Tanker.

Und nebenbei zeigt das auch, dass die Behauptung, Russland könne Europa mit Gas unter Druck setzen, Unsinn ist: Die Gaspreise werden nach einer vertraglich festgelegten Formel berechnet und die Liefermengen sind in langfristigen Verträgen auf Jahre hinaus festgeschrieben.

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

14 Antworten

  1. Die Behauptung, Russland könne Europa mit Gas unter Druck setzen, kann doch nur von Leuten kommen, die Druck auf Russland ausüben wollen. Was könnte Russland denn von uns wollen, was es mit Druck erreichen könnte? Alles was Russland und eigentlich jedes Land braucht sind faire Handelspartner.

    1. Was Russland jetzt will ?

      Sein in den letzten Jahren verlorenes Geld zurück , welches durch Lieferungen unter Herstellungspreis verloren wurde. Spät- jedoch nicht zu spät- haben sie begonnen, sich in der Ausgestaltung „des fairen Handels“ des Wertewesten nicht nur anzupassen, sondern wird ihn überholen.

  2. Naja, theoretisch könnte Rußland das Gas schon als Druckmittel nutzen, es geht europaweit aber alleine bei Gas um ein Volumen von 100 Milliarden Dollar pro Jahr, relativ leicht verdientes Geld, auf das Rußland im Konfliktfall verzichten müsste. Vom Öl, das nach Europa geliefert wird, ganz zu schweigen, das würde ja auch in Mitleidenschaft gezogen werden, Europa würde sein Öl im Konfliktfall aus anderen Quellen beziehen, entweder von sich aus oder weil auch dort der Hahn abgedreht werden würde.

    100 Milliarden Dollar klingt nicht nach besonders viel in Verschwendistan, wo die Politiker mit dreistelligen Milliardenbeträgen rumspinnen, aber in Rußland hängt direkt und indirekt eine Mio. gutbezahlter russischer Arbeitsplätze dran, inklusive Ölförderung.

  3. und dabei werden wir – quasi nebenbei – sehen, dass die Behauptung, Russland könne Gaslieferungen als Druckmittel gegen Europa einsetzen, Unsinn ist.

    nu ja, lieber Thomas Röper … soooo kann man das oooch nich seh’n…

    Um den Ist-Stand darzustellen, spielen dermaßen viel Faktoren eine Rolle, dass die oben gemachte Aussage wird nicht in letzter Konsequenz wird haltbar bleiben können.

    Natürlich (NATÜRLICH ) besitzen die Russen den Joker, den man einmal aus dem linken- dann aus dem rechten – mal aus der Fußsohle, oder aus der Unterhose ziehen kann, bei dem Börsen-Poker… Letztes Jahr habe ich persönlich für meine Verhältnisse viel Geld verloren. Ich konnte mir im letzten Jahr ganz einfach nicht vorstellen, dass sie weiter zum Minus10-Preis immer weiter und weiter..weiter liefern, bis dann solche Preise entstehen konnten.

    Ok.. sagte ich zu mir selbst… So rundum bescheuert, können sie ja nicht sein um das ewig so weiter zu führen und führte eigene Strategie in 2021 fort… Im Ergebnis konnte ich nicht nur die Verluste wettmachen aus 20- sondern mein polnisches Träumchen vom Häuschen ohne jegliche Finanzierung umsetzen…

    Die Russen brauchen keine politischen Ambitionen – in Bezug auf Gas- um das zu machen, was notwendig ist. Sie müssen nur selbst denken. Und genau das haben sie 2021 gemacht. Im Ergebnis werden sie schon in diesem Jahr die „Mankos“ aus mehreren Jahren kompensieren.

    Fast… ist es mir zu blöd erklären zu wollen….

    Doch schon mal die Reaktionen aus den seit 2 Jahren bekannten notwendigen Wartungsintervallen der Pipelines Jamal & Nordstream I … https://www.facebook.com/frankingo.gottschlich.1/posts/853859932225294 … die nur ganz wenige überhaupt kennen… ersieht man mal, was für ein politischer Idiotenhaufen dort am Werke ist, um dann noch solche RÖttgen-Sprüche loszulassen, die dann auch noch vom dem Millionenvolk von Tagesschau-Sesselfurzer dann beklatscht werden.

    Die Alternative… Tanker-Flüssiggas….

    Hat sich mal jemand nur die theoretische Mühe gemacht um mal auszurechen, wieviel Tanker notwendig wären, um die Masse Norstream I & II zu transportieren. Nur mal im Hinblick auf die Maximale Kapazität aller derzeit auf den Wetmeeren rumschippernden Tanker ?

    Im Ergebnis lachhaftes Politgesabbel auch nur theoretisch, eine Versorgung zum Dreifachen Pipeline-Gas aus Russland realisieren zu KÖNNEN. Wer weiß, welche Tanker bestellt sind ? Wie lange ein solchen braucht, um gebaut zu werden.

    Fazit:
    Ohne Russland „säuft“ die EU ab…

    1. Was für ein öder, wirrer und sinnloser Kommentar – nein, einen Sinn hatte er schon: uns aufs Brot zu schmieren, daß der gute Mann nun ein 50 Quadratmeter – Häusle im Nirgendwo in Polen sein eigen nennt; schön, daß das nun einige Menschen wissen, anscheinend hat er sonst niemanden, dem er es erzählen kann.

  4. Jawoll, GENAU SO, wird des Grünen Annalenchen das schwarze Schlachtross beerben… Jawoll. Weitermachen.

    Ich tus ja ungern, die Voksverarsche Nr.1 auch noch zu verlinken.

    https://www.tagesschau.de/wirtschaft/weltwirtschaft/gazprom-gaspreise-nord-stream-101.html

    Rasanter Preisanstieg
    Liefert Gazprom zu wenig Gas?
    Stand: 30.07.2021 15:14 Uhr

    Europas Gasspeicher leeren sich, die Preise steigen stark. Experten vermuten, dass der russische Gazprom-Konzern mit geringeren Lieferungen Druck machen will – damit die Pipeline Nord Stream 2 fertiggestellt wird.

    (..) Die Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock hat sich gegen eine Fertigstellung der Pipeline ausgesprochen.

    Die Übereinkunft zwischen Deutschland und der US-Regierung sei „keine Lösung, insbesondere nicht für die Sicherheit der Ukraine“, kritisierte Baerbock in einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Washington habe die Sanktionen gegen Unternehmen, die am Bau der Pipeline beteiligt sind, zwar aufgehoben, betone aber, dass die Pipeline noch nicht voll genehmigt sei, so die Co-Vorsitzende der Grünen. Der Betrieb sei also noch lange nicht gesichert. „Es liegt nach wie vor in deutscher Hand“, sagte Baerbock.

    Experten gehen indes nicht davon aus, dass es in den Wintermonaten zu einer Angebotslücke auf dem Gasmarkt kommen wird. Schließlich habe Russland immer seine Lieferverpflichtungen eingehalten – auch in den heikelsten Momenten des Kalten Krieges.(..)

    Tipp:
    4.Welle und Bundestagswahl verschieben .. !

    Hoffnung:

    Bitte bitte lieber Klimawandel, beginne den Winter ab Mitte August.

  5. Völlig unerwähnt bleibt leider der schwankende Wechselkurs.
    Seit Herbst 2013 hat sich der Wert des Rubels gegenüber Euro und Dollar etwa halbiert (gut für den Käufer), während der Kurs Euro zum Dollar fast stabil geblieben ist.

    1. Bezahlt der Deutsche – oder Österreichische- der Ungar oder polnische Käufer russisches Gas in Rubel ? Noch ist es nicht so weit.. Oder ?

      Der russische Verkäufer bekommt $ oder € , bezahlt aber im Inland für notwendige Dienstleitungen in Rubel…

      Darum die Frage Susanne M. >> Was will man sagen ?

  6. Fossile Brennstoffe, Öl, Gas, Kohle, sind Auslaufmodelle.
    Das ist auch gut so.
    Gas mag noch für eine Überganzeit als Regulationsenergie eine gewisse Bedeutung zukommen. Eine mittelfristige Bedeutung.
    Länder, deren ökonomisches Wohl und Wehe von dieser Art Energietransfer abhängt, sollten sich zeitnah nach Alternativen umschauen.

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