Dritter Verhandlungstag gegen Navalny und was der Spiegel daraus macht

Der Prozess gegen Navalny wegen Verleumdung ist erneut vertagt worden. Es gäbe also nichts zu berichten, wenn der Spiegel nicht mal wieder mit einem Artikel zugeschlagen hätte, für den die Bezeichnung „Desinformation“ noch ein Kompliment ist.

Am dritten Verhandlungstag ging es ohne die vorher üblichen Tiraden und Beschimpfungen von Seiten des Angeklagten ab. Die Verhandlung wurde auf Samstag vertagt und es wird dann ein Urteil erwartet. Eine schwere Strafe droht Navalny nicht, das russische Gesetz sieht nur Geldstrafen oder gemeinnützige Arbeit vor. Die Staatsanwältin hat eine Geldstrafe von ca. 10.500 Euro gefordert. Für Samstag ist vor einem anderen Gericht außerdem die Prüfung der Aufhebung von Navalnys Bewährung angesetzt, das wird also ein interessanter Tag für Navalny.

Spiegel-Leser wissen weniger

Spiegel-Leser haben nicht erfahren, wie Navalny sich bei den ersten beiden Verhandlungstagen des aktuellen Prozesses wegen Verleumdung eines Kriegsveteranen aufgeführt hat. Er hat den Veteranen so heftig unter anderem als „Arschkriecher“ beschimpft, dass der 94-jährige Mann einen Schwächeanfall bekommen hat und am zweiten Verhandlungstag nicht mehr teilnehmen konnte. Das hat Navalny aber nicht davon abgehalten, in gleicher Weise den Enkel des Mannes zu beschimpfen, der inzwischen von den Anhängern Navalnys bedroht wird. Zur Richterin sagte Navalny am zweiten Verhandlungstag unter anderem:

„Euer Ehren, ich bitte um Erlaubnis, Sie mit Obersturmbannführer anzusprechen. Ich schaue mir das hier an und habe gedacht, wenn man Ihnen ein deutsches Maschinengewehr auf den Tisch legt, würde das hervorragend aussehen!“

All das ist in Bild und Ton vorhanden, jeder der Russisch versteht, kann es sich anschauen, es ist keine russische Propaganda. Die Details über den ersten Verhandlungstag finden Sie hier, einen Bericht über den zweiten Verhandlungstag finden Sie hier.

Von all dem wissen Spiegel-Leser aber nichts. Der Spiegel verschweigt diese Dinge, denn wenn die deutschen Leser wüssten, was Navalny so von sich gibt, oder dass er Pistolen als Mittel gegen Migranten empfohlen hat, dann hätte der Spiegel ein Problem damit, Navalny als den liberalen und netten Oppositionsführer darzustellen. Also verschweigen der Spiegel und all die anderen deutschen „Qualitätsmedien“ diese Dinge lieber.

Was Spiegel-Leser stattdessen erfahren

Der Spiegel-Artikel über den dritten Verhandlungstag beginnt mit den üblichen Formulierungen, die es so erscheinen lassen, als sei der Prozess politisch bedingt. Das ist Unsinn, denn die Anzeige hat der Veteran erstattet, nachdem Navalny ihn und andere in einem Video öffentlich als „Verräter“ und „Arschkriecher“ bezeichnet hat. Der Grund: Sie haben sich in einem Video für die Verfassungsreform ausgesprochen.

Über Navalnys Verhalten bei den vorherigen Verhandlungstagen erfährt der Spiegel-Leser erst im letzten Absatz des Spiegel-Artikels etwas. Und zwar nur dies:

„Auch die jüngste Verhandlung könnte für Nawalny noch ein Nachspiel haben. Zu Beginn der Verhandlung wollte die Staatsanwaltschaft Nawalnys frühere Aussagen vor Gericht überprüfen lassen. Er hatte am vergangenen Freitag etwa zu der Richterin gesagt, sie habe wohl den Zuschlag bekommen, weil sie »die gewissenloseste Richterin der Welt« sei. »Wir waren gerade bei der Geburt eines neuen Strafverfahrens dabei«, meinte Nawalny den Journalisten zufolge nun. »Wenn Sie denken, dass etwas beleidigend war, sagen Sie mir, was die Beleidigung war.« Die Richterin wies den Antrag der Staatsanwaltschaft zunächst zurück.“

Warum wohl hat der Spiegel seinen Lesern vorenthalten, was Navalny wirklich gesagt hat? Wie hätten Spiegel-Leser wohl auf die Wahrheit reagiert?

Die Wahrheit ist: Navalny hat einen alten Mann beleidigt, der als Partisan gegen die Nazis gekämpft hat, nachdem er als 15-jähriger Zeuge von Naziverbrechen geworden war. Das ist der Gegenstand des Prozesses und Navalny fällt nichts besseres ein, als die Richterin mit „Obersturmbannführer“ anzusprechen oder sie als „Papagei“ zu bezeichnen. Auch die Staatsanwältin, die nach Drohungen von Navalny-Anhängern unter Polizeischutz steht, hat er verbal angegriffen.

Auch dass Navalny Juden früher öffentlich als „жид“ (übersetzt etwa „Drecksjuden“) bezeichnet hat, weiß der Spiegel-Leser nicht. Von Navalnys Empfehlung, gegen muslimische Einwanderer helfe nur eine Pistole, hat der Spiegel auch nie berichtet. Bei all dem handelt es nicht „Jugendsünden“, Navalny hat sich von all dem nie distanziert und auf seinem Blog nach der Flüchtlingskrise von 2015 empfohlen, Migranten an den europäischen Grenzen zu erschießen. Wörtlich schrieb Navalny, den die Kanzlerin sogar im Krankenhaus besucht hat, im November 2015 über Merkels Flüchtlingspolitik:

„Europa ist gezwungen, muslimische Migranten aufzunehmen. Sie dringen zu Tausenden über die See- u Landgrenzen ein. Sie sind nicht anders zu stoppen als nur durch Erschießungen“

Gut, dass Spiegel-Leser all das nicht wissen…

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

10 Antworten

  1. Es hat den Anschein, dass Herr Navalny seine Möglichkeiten zur Ankurbelung der zweiten russischen Revolution gnadenlos überschätzt hat. Ach ja; irgendjemand sollte ihm dringend seine Medikamente bringen. Diesmal aber in der richtigen Dosierung.

  2. Nun ja, Herr Röper…

    Dann geben Sie mal richtig Gas, damit die Spiegel-Leser erfahren, wie sie verarscht werden.
    (Nicht mehr nur die Fingerspitzen in die Wunde(n) legen, sondern den ganzen Arm… ) – Den unangreifbaren Server installieren- und dann Provokation PUR.
    Mal so ein richtiges Suchmaschinen-Projekt starten mit Leuten, die richtig was davon verstehen. Die findet man bestimmt, ohne das es Geld kostet. Man muss sich halt was einfallen lassen…..

    Mein Beitrag wäre mal ein Slogan wie :
    „Spiegel-Leser wissen mehr“ wenn sie den ANTI-SPIEGEL lesen“
    „DER SPIEGEL“ -LESER “ weiß mehr, liest er den ANTI-SPIEGEL….

    So in der Art…. Starten, verfeinern …und dann auf die bösen Reaktionen warten… Und dann..Provoktion PUR.

    Ausweiten auf die wirklichen Rattenfänger der Nation(en) in Deutsch auf die Leitmedien….

    Beitragsbezogen:

    Die Narren des Scheißblattes ( ohne Anführungszeichen) werden den Lauf der Dinge nicht aufhalten.
    https://www.anti-spiegel.ru/2021/kleine-anfragen-im-fall-navalny-die-bundesregierung-stellt-sich-dumm/#comment-15107

    Und der Lauf der Dinge, der sieht so gut für Deutschland (als EU-Führungsstaat ) nach den Ausführungen Russlands über das Aussenministerium (Kann man ja im Detail hier nachlesen nicht mehr soooo gut aus, wie das vor dem „Mammut-Interview des Chefs, des A-Ministeriums der Russen noch war. Als Teil des Europas, dass sie auch weiterhin (die Russen) vorrangig dann werden bearbeiten , gehört Deutschland DANN nicht mehr dazu..

    Wenn Aussenkasper mit seinen Selbstmörderischen Ideen sich durchsetzt in der EU…. (Der Obernarr aller Narren…. GRRRR

  3. Letzter Absatz, Google übersetzt weniger drastisch als Thomas. Bzgl. der Schüsse eher Frauke-Petry-Niveau (was bei uns bekanntermaßen immer noch für Empörung ausreichte).

    „Jetzt ist es sehr angebracht, alle daran zu erinnern, dass Europa gezwungen ist , muslimische Migranten aufzunehmen – sie platzen zu Tausenden über See- und Landgrenzen hinweg und es ist unmöglich, sie anders als durch Schüsse aufzuhalten.“

    So übersetzt klingt die Aussage eher nüchtern-realistisch.

  4. Herr Röper hat richtig übersetzt. Das letzte Wort allein, „расстрелами“ wird auch bei Google-Übersetzer mit Erschießungen übersetzt.
    „Gebrauch von Schusswaffen“ ist dabei doch harmloser oder zumindest weniger radikal interpretierbar.

  5. Betrifft eine Diskussion vom 14. 2.

    Zu bedenken:
    So ungeheuer wichtig sind unsere Beiträge meist auch nicht. Es ist eine Dienstleistung von Anti-Spiegel, dass wir hier unsere Beiträge schreiben dürfen. Das ist prima. Es kann zur Meinungsvielfalt beitragen und tut es in manchen Fällen auch, sollte aber nicht als selbstverständlich hingenommen werden.
    Wie wir alle wissen arbeitet Herr Röper alleine. Anti-Spiegel wird mit nur einer einzigen Person betrieben. Hat aber weit über 500 000 Leser. Das beinhaltet, dass wir uns auch gut überlegen sollten, ob wir ihm ein Mail schreiben (ist mein Anliegen auch wirklich wichtig), denn nebenher ist er auch noch für unsere Kommentare verantwortlich. Es ist seine Seite, vor allem braucht er Zeit um über wichtige Gegebenheiten zu regegieren und das dann für uns alle verständlich zu schreiben. Daneben sollten wir ihm auch noch ein klein wenig Freizeit zugestehen. Also bitte.

  6. Navalny wird bald seine Strafe absitzen und dann wird es ruhig um ihn. Mit der Provokation vor Gericht will er doch nur erreichen, dass es zu weiteren Prozessen kommt. Ich weiß nicht, wie hoch die Strafen ausfallen können bei Missachtung des Gerichtes, aber wenn es wieder nur um Geld geht würde Navalny mehr geschadet werden, wenn die Justiz nicht über jedes Stöckchen hüpft, was ihm hingehalten wird. Gebt den Mann für seine Unverschämtheiten keine Plattform mehr, damit ist ihm mehr geschadet als durch irgendwelche Geldstrafen, die eh vom Westen übernommen werden. 2,5 Jahre ohne etwas von Navalny zu hören bedeutet auch, dass er in Vergessenheit geraten ist.

    1. Integrity Initiative

      https://www.heise.de/tp/features/Integrity-Initiative-taucht-ab-4286004.html

      inzwischen hat man sich gut aufgestellt zumindest wirken aktuelle Überschriften so.
      Dazu schon ein Bericht hier

      https://www.nachdenkseiten.de/?p=69883

      und heute lese ich solche Überschriften
      „RKI-Pressekonferenz in Berlin: Bezirksamt verbietet „Tagesschau“ Liveübertragung“ – im Focus
      „Brandenburg will Polizisten früher impfen“ – ntv
      „Australien: Facebook blockiert Nachrichten -Ein Mediengesetz in Australien soll Werbeeinnahmen gerechter verteilen. Facebook kontert und blockiert Inhalte von Nachrichtenseiten – auch die von Behörden. Katastrophenwarnungen werden stumm geschaltet. Während Facebook eskaliert….“ – ntv
      „“Zu viel nackte Haut“ Altkanzler Schröder hat Ärger mit Linkedin – ntv
      „Umstrittenes NGO-Gesetz EU-Kommission setzt Ungarn Ultimatum“ -Spiegel

      Hat man von diesem neuen Medienrecht vorher was gelesenn? Ist für den Blockbetreiber vielleicht nicht unwichtig denn es bleibt wenig Zeit zur Anpassung.

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