Putin antwortet auf Frage zum Navalny-Film

Heute hat Putin zum heutigen Tag der Studenten in Russland in einer Videokonferenz Fragen von Studenten beantwortet. Dabei wurde er auch nach dem Navalny-Film gefragt. Putins Antwort war banal und wäre nicht erwähnenswert gewesen, wenn der Spiegel nicht irreführend darüber berichtet hätte.

Weder Putin-Anhänger noch Putin-Gegner dürften überrascht sein, dass Putin alle in Navalnys Film genannten Vorwürfe zurückgewiesen hat. Der Spiegel hat unter der Überschrift „Korruptionsvorwürfe – Putin nennt Nawalnys Enthüllungsvideo Ergebnis von »Gehirnwäsche«“ darüber berichtet und da klang das so:

„Russlands Präsident Wladimir Putin hat während einer Online-Fragerunde überraschend auf neue Korruptionsvorwürfe in einem Enthüllungsvideo von Kremlkritiker Alexej Nawalny reagiert. In einer Onlinesitzung vor Studierenden behauptete Putin, den auf YouTube hochgeladenen Film noch nicht gesehen zu haben. Gleichzeitig bezeichnete er das Video als »langweilig« und Ergebnis von »Gehirnwäsche«, Szenen daraus würden nicht ihn zeigen. Die Vorwürfe aus dem Film wies Putin zurück.“

Der Spiegel arbeitet mal wieder sehr geschickt, denn er erweckt den Eindruck, dass Putin sich selbst widerspricht, wenn er einerseits „behauptet„, den Film nicht gesehen zu haben, ihn andererseits aber als „langweilig“ bezeichnet, was man ja nur beurteilen kann, wenn man den Film auch gesehen hat. Und ob die Spiegel-Behauptung, Putin habe gesagt, dass „Szenen daraus nicht ihn zeigen“ würden, der Wahrheit entspricht, können Sie gleich selbst überprüfen.

Aber genug der Vorrede, am besten macht sich jeder selbst ein Bild davon. Da Putins Antwort wie gesagt banal war, habe ich nur den Teil übersetzt, über den Spiegel in seinem Artikel berichtet hat.

Beginn der Übersetzung:

Schauen Sie, ich habe diesen Film nicht gesehen, einfach aus Zeitmangel für solche Informationen, aber ich habe mich durch die Videoauswahl durchgeblättert, die meine Assistenten mir gegeben haben. Ich möchte Ihre Frage beantworten: Nichts, was als mein Eigentum bezeichnet wird, gehört mir oder meinen nahen Verwandten und hat uns auch nie gehört. Nie. Das ist das erste.

Das zweite, was ich Ihnen und den anderen, die heute bei unserem Treffen sind, sagen möchte: Sie sind alle junge Leute, aber einige – es gibt ja auch welche hier, die vor dem Abschluss stehen – haben schon Familien oder wollen gerade Familien gründen, was ich jedem von Herzen wünsche, und ich wünsche Ihnen viele Kinder. Aber Sie wissen, dass es in der heutigen Welt – das kommt aus dem Westen zu uns – Eheverträge gibt. Übrigens glaube ich nicht, dass das eine gute Art und Weise ist, sein Familienleben zu organisieren, denn wenn Menschen heiraten und zusammenleben, einen gemeinsamen Haushalt haben, Kinder haben, dann sollten sie sich doch gegenseitig vertrauen. Aber gut, im Leben kann vieles passieren und Eheverträge werden immer häufiger. Selbst Menschen, die noch gar kein Eigentum haben, wollen ihre Beziehung zumindest irgendwie auf dem Papier fixieren.

In der heutigen Welt, wenn es um Objekte geht, die Millionen oder vielleicht Milliarden kosten, muss es doch in der langen Zeit irgendwo Papiere geben, auf denen etwas festgehalten wurde. Immerhin geistern diese Informationen ja schon seit mehr als 10 Jahren herum. Jetzt war einfach ein guter Zeitpunkt, alles zusammenzubasteln und unseren Bürgern die Gehirne zu waschen, und so wurde das im Internet gestartet, irgendwelche Filme und Videos. Aber innerhalb von 10 Jahren müsste doch irgendwas handfestes da sein: Katasterakten von Grundstücken, irgendwelche Finanztransaktionen, zumindest irgendwelche Registrierungen von Verträgen beim Notar, es müsste doch irgendeine Spur geben, zum Beispiel in elektrischen Notarbüchern.

Stattdessen sehen wir was? Mein Bild beim Schwimmen im Butterfly-Stil – dafür bin ich viel zu steif, aber manchmal schwimme so – in einem Pool, in dem ich noch nie gewesen bin. Ich weiß nicht, was das für ein Pool ist. Aber geschwommen bin ich so. Wann und wo? Im Fluss Jenissei im Jahr 2016. Das Bild wurde für viele Fotomontagen genutzt. In den Worten einer unserer Helden aus Kindertrickfilmen müsste man sagen: „Das ist langweilig, Mädels.“ Zumindest irgendwas Neues hätten die sich einfallen lassen können.

Die Leute, die dort erwähnt werden. Ich kenne einige, manche sind meine Bekannten oder ehemalige Kollegen, einige sind entfernte Verwandte und es werden da auch Leute erwähnt, die ich gar nicht kenne, die ich nie gesehen habe. Ich verstehe, dass viele sich nicht in meiner Nähe zeigen wollen, denn wer neben mir auftaucht, gegen den werden sofort Sanktionen verhängt. Und ja, einige der Leute, die ich gut kenne, machen schon lange Geschäfte, noch bevor sie mich kennengelernt haben.

Ende der Übersetzung

In einem hat Putin übrigens tatsächlich recht, denn die von Navalny in dem Film „enthüllten“ Informationen und Vorwürfe sind seit zehn Jahren öffentlich bekannt. Im Kern dreht sich der Film um einen offenen Brief, der 2010 an den damaligen russischen Präsidenten Medwedjew geschrieben wurde und in dem über Korruptionsvorwürfe im Zusammenhang mit dem Bau berichtet wurde. Der Verfasser des zehn Jahre alten Briefes ist in dem Video quasi Navalnys Kronzeuge und er kommt immer wieder zu Wort.

Navalny hat den Film anscheinend während seines Urlaubs auf deutsche Staatskosten im Schwarzwald hergestellt und er ist von der deutschen Polizei (und Geheimdiensten?) nach Dresden begleitet worden, um dort die Einstellungen zu drehen, mit denen der Film beginnt. Es gibt in dem Film Hinweise darauf, dass das Skript und die Unterlagen ursprünglich auf Englisch verfasst wurden, wie merkwürdige Fehler zeigen, die auf Übersetzungsfehler hindeuten. Darüber habe ich heute bereits folgendes aus einem Beitrag des russischen Fernsehens zitiert:

„Offenbar wurde Navalny dort, in der Berghütte, der Text für seine angebliche Untersuchung über den angeblichen „Putinpalast“ in der Nähe von Gelendschik gegeben. Ursprünglich war der Text offensichtlich auf Englisch geschrieben und er wurde so schräg ins Russische übersetzt, dass einige Fehler nur lautes Lachen provozieren. Hier haben die NATO-Geheimdienste eine Schwäche. Zum Beispiel der „Mudrum“, was aus dem Englischen übersetzt ein „Eingangsbereich“ ist, bei Navalny war es aus irgendeinem Grund „Raum für Schmutz.“ Einfach deshalb, weil die Worte auf Englisch getrennt „Mud“ – „Schmutz“ – und Room – „Raum“ bedeuten. So kam in das Gebäude also der seltsame „Raum für Schmutz“ mit seinen 18 Quadratmetern.“

Ich habe das Navalny-Video gesehen und tatsächlich spricht Navalny darin über den „Raum für Schmutz“ und er macht sich darüber lustig, wozu Putin einen 18-Quadratmeter-Raum für Schmutz braucht. Wenn man das Wort „mudroom“ beim Google-Übersetzer eingibt, dann spuckt der übrigens auch auf Deutsch die Übersetzung „Schlammraum“ aus, wer aber „mudroom“ googelt, der findet eine ganze Liste von Seiten auf Englisch mit Design-Ideen für Eingangsbereiche.

Die englische Bezeichnung „mudroom“ („Schlammraum“ oder „Raum für Schmutz“) für Eingangsbereiche kommt daher, dass man dort früher die dreckigen Schuhe ausgezogen hat, um keinen Schlamm und Schmutz ins Haus zu bringen.

Da Navalny diese Bezeichnung in dem Film vorgeblich aus dem Lageplan des Gebäudes abliest, fragt man sich, wie eine offensichtlich englische Bezeichnung in einen russischen Bauplan gekommen ist. Ob da wirklich westliche Geheimdienste Material auf Englisch geliefert haben, das Navalnys Team dann falsch ins Russische übersetzt hat?

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

4 Antworten

  1. In dem Fall der einfache Beweis des „Lückenjournalismus“ des Schmierblattes ( Das andere Wort darf ich ja nicht mehr… obwohl es besser passt.

    Nun ja….
    passend zum Titelbild der Tass-Artikel

    https://tass.ru/politika/10539441

    „Я не смотрел этого фильма, просто за отсутствием свободного времени для просмотра такой информации, но листал видео-подборки, которые мне помощники принесли, – сказал он на онлайн-встрече со студентами вузов.

    „Ich habe diesen Film nicht gesehen, weil ich keine freie Zeit hatte, um solche Informationen anzusehen, aber ich habe die Videoauswahl durchgesehen, die mir die Assistenten gebracht haben“, sagte er bei einem Online-Treffen mit Universitätsstudenten.

    .

  2. Oh Gott. Der ehemalige Verschwörungsblogger Fefe halluziniert im Moment wirklich was vonwegen Putin stünde mit dem Rücken zur Wand und überspezifischen Dementis.

    „Nicht nur dass sie überhaupt antworten! Sie antworten mit gleich zweimal mit überspezifischem Dementi: … Das lässt ja noch diverse andere Gestaltungsmöglichkeiten offen, wie eine Stiftung dazwischen oder lebenslanges exklusives Nutzungsrecht oder sowas. Oder nicht so enge Familie. …
    ‚Putin habe keinen Palast in dem benannten Schwarzmeerort Gelendschik, hieß es.‘
    Das Dementi ist noch schlimmer. Hoffentlich ist das bloß eine Fehlübersetzung, denn das schockiert mich ja jetzt doch, die handwerkliche Inkompetenz hier. Das klingt als wenn sie argumentieren, das sei bloß eine große Dadscha und laut Grundbuchamt gehöre das Grundstück zum Nachbardorf.“

    https://blog.fefe.de/?ts=9ef1e445

    Was sollen sie auch sonst sagen, wenn aus dem Westen im Moment mit allem geschossen wird (außer Raketen)? Wenn die nächste Generation im Land sich von Westmedien anstacheln und am Nasenring durch die Manege führen läßt?

    Soll die Regierung in einer Lose-Lose-Situation durch Schweigen ein „Schuldeingeständnis“ liefern?

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