Was der Spiegel über den UNICEF-Bericht über die Lage der Kinder in Syrien verschweigt

UNICEF hat einen neuen Bericht über die Lage von Kindern in Syrien veröffentlicht. Der Spiegel hat darüber so berichtet, dass Spiegel-Lesern die wichtigsten Informationen nicht erfahren.

Für den Spiegel und die von ihm (des)informierten Leser ist die Sache klar: Assad ist der Schlächter von Damaskus und Putin deckt ihn. Natürlich bombardieren Assad und Putin mit Vorliebe Schulen und Krankenhäuser. Der Spiegel berichtet gemäß den Handbüchern für Kriegspropaganda, indem er „dem Feind“ alle Todsünden der Welt anlastet. Zur Kriegsproganda gehört auch, dass der Spiegel alles verschweigt, was nicht ins Bild passt, vor allem die Verbrechen der USA. Bevor wir zu dem aktuellen UNICEF-Bericht und dem, was der Spiegel verschwiegen hat, kommen, will ich ein weiteres Beispiel anführen.

CIA-Operation Timber Sycamore

In Deutschland haben die wenigsten von der CIA-Operation „Timber Sycamore“ gehört, weil die Medien darüber nicht berichten. Dabei ist diese CIA-Operation zur Bewaffnung und Unterstützung islamistischer Extremisten gegen Präsident Assad längst eine unbestrittene Tatsache.

Bei dieser Operation, die 2012 oder 2013 gestartet wurde (genaues ist noch geheim), hat die CIA Waffen aufgekauft, meist handelte es sich um alte sowjetische Waffen, von denen es in Syrien ohnehin reichlich gab, was es schwerer machte, ihre Spur zu den USA zurückzuverfolgen. Die Waffen wurden in Osteuropa und ehemaligen Sowjetrepubliken aufgekauft, das Geld dafür kam aus Saudi-Arabien, und dann wurden die Waffen über verschiedene Transportwege nach Syrien gebracht. Es gab einen Weg über Jordanien, einen über die Türkei und einen über Deutschland. Ich habe darüber im Detail mit allen Quellen berichtet, den Artikel finden Sie hier.

Ohne diese CIA-Operation zur Bewaffnung von Islamisten hätte es den Syrienkrieg mit einer halben Million Toten und Millionen von Flüchtlingen nie gegeben. Die USA und andere westliche Staaten, die im Zuge des arabischen Frühlings die „Opposition“ in Syrien unterstützt haben, haben mit den damals geheimen Waffenlieferungen an Islamisten den Krieg losgetreten.

Das aber erfährt man in deutschen „Qualitätsmedien“ nicht, eine Suchanfrage unter dem Begriff „Timber Sycamore“ ergibt im Archiv des Spiegel exakt 0 (in Worten Null) Treffer. Spiegel-Leser wissen nicht, wie es zu der humanitären Katastrophe in Syrien gekommen ist, die 2015 auch der Grund für die Flüchtlingskrise war. Spiegel-Leser werden dumm gehalten, oder um einen alten Werbeslogan des Spiegel zu gebrauchen: Spiegel-Leser wissen weniger!

Weil deutsche Medien darüber nicht berichten, war es mir wichtig, mal wieder explizit auf Timber-Sycamore hinzuweisen. Nun kommen wir zu der aktuellen Meldung von UNICEF und dazu, was Spiegel-Leser darüber nicht erfahren.

Was Spiegel-Leser über den aktuellen UNICEF-Bericht erfahren

Der Spiegel hat heute unter der Überschrift „Unicef-Bericht – Lage von Kindern in Syrien schlimmer als je zuvor“ über den aktuellen UNICEF-Bericht über die Lage von Kindern in Syrien berichtet:

„Eltern wissen nicht, wie sie ihre Mädchen und Jungen ernähren sollen, Schulen werden gezielt angegriffen – der Krieg in Syrien trifft Kinder besonders hart, sechs Millionen sind laut Unicef auf Hilfe angewiesen.“

Da Spiegel-Leser immer von den „Qualitätsmedien“ hören, Assad und Putin würden Schulen bombardieren, ist es nicht schwer zu erraten, welche Schlüsse der Spiegel-Leser daraus zieht. Der Spiegel fügt an anderer Stelle in dem Artikel hinzu:

„Trotz eines Rückgangs der Gewalt hätten die Vereinten Nationen im Jahr 2020 weiterhin 61 Angriffe auf Schulen und 29 Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen dokumentiert.“

Das klingt so, als habe UNICEF das gemeldet, dabei steht davon nichts in der Pressemeldung von UNICEF. Dem Spiegel-Leser wird das aber suggeriert.

Ansonsten fasst der Spiegel-Artikel die Pressemeldung der UNICEF – bis auf die Auslassungen – recht ordentlich zusammen. Und zu den Auslassungen kommen wir jetzt.

Was Spiegel-Leser nicht über den aktuellen UNICEF-Bericht erfahren

Der Spiegel vermeidet es sorgsam, darüber zu berichten, wo in Syrien laut UNICEF die größte Not herrscht. Die Pressemeldung der UNICEF sagt es jedoch sehr deutlich:

„Die Lage in Nordsyrien ist besonders alarmierend. Im Nordwesten sind Millionen vertriebener Kinder, und viele Familien mussten auf der Suche nach Sicherheit mehrfach vor der Gewalt fliehen, einige von ihnen sieben Mal. Sie haben in einem weiteren langen Winter – im Kampf gegen Unwetter, einschließlich sintflutartiger Regenfälle und Schnee – in Zelten, Unterkünften und zerstörten oder unfertigen Gebäuden gelitten. Mehr als 75 Prozent der im Jahr 2020 registrierten schweren Gewalt ereignete sich im Nordwesten.
Im Lager Al-Hol und im Nordosten Syriens schmachten 27.500 Kinder von mindestens 60 Nationalitäten und Tausende syrische Kinder in Lagern und Haftanstalten. Die Gewalt in Al-Hol hat in letzter Zeit zugenommen, wodurch Leben gefährdet wurden und die Notwendigkeit langfristiger Lösungen hervorgehoben wird, einschließlich der Wiedereingliederung in lokale Gemeinschaften oder der sicheren Rückführung von Kindern in ihre Herkunftsländer.“

Das dürfte nur wenigen etwas sagen, denn wer kennt sich schon in Syrien aus und weiß, was Al-Hol ist? Über das Lager hört man in Deutschland nichts.

Al-Hol ist ein Lager, in dem tausende von radikalen Islamisten leben, Gewalt ist dort an der Tagesordnung. Das Problem dabei: Es liegt im Verantwortungsbereich der USA, die den Nordosten Syriens völkerrechtswidrig besetzt halten. Und da Al-Hol im von ihnen besetzten Gebiet liegt, sind die USA gemäß Völkerrecht für das Lager verantwortlich – inklusive Sicherheit und Versorgung der Menschen.

In Russland wird darüber immer wieder berichtet. Das russische Außenministerium spricht die Lage in Al-Hol immer wieder an und in russischen Fernsehberichten aus Syrien wird ebenfalls über das Lager und die Zustände dort berichtet. Deutsche Medien und Ministerien sind jedoch nicht der Meinung, dass die Deutschen davon erfahren sollten. Und daher verschweigt der Spiegel seinen Lesern, dass die Lage der Kinder laut UICEF ausgerechnet im von den USA besetzten Teil Syriens am schlimmsten ist.

Der Westen lässt die syrischen Kinder leiden

In Syrien ist – bis auf den von den USA besetzten Nordosten und das von Al-Qaida besetzte Idlib im Nordwesten Syriens – Frieden eingekehrt. Aber die Versorgungslage der Menschen im Land ist schwierig, weil westliche Sanktionen die Lieferung vieler dringend benötigter Waren (inklusive Medikamente) verbieten. Und die Hilfsprogramme des Westens kommen den Menschen in Syrien auch nicht zu Gute. Dem Westen ist es wichtiger, Assad zu stürzen. Ob dabei tausende Kinder (oder eine halbe Million Menschen in dem Bürgerkrieg) sterben, ist den Regierungen des Westens gleichgültig.

Wenn man das weiß, dann ist folgendes Zitat aus dem Spiegel-Artikel reiner Zynismus:

„Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) beklagte, eine ganze Generation syrischer Kinder kenne »nichts als Angst und Not«. Hinzu komme nun noch die Coronapandemie. Dennoch hätten im vergangenen Jahr Hilfsgelder in Höhe von 5,4 Milliarden Dollar gefehlt, um die wichtigsten Bedürfnisse zu decken. »Das ist ein unglaublicher Skandal.« Auf der Syrien-Konferenz Ende März müssten »alle Geber ihre Anstrengungen verstärken«, forderte Müller.“

Aber bei den Syrien-Konferenzen wird nur Geld für Flüchtlinge in Lagern gesammelt, die nicht in von der syrischen Regierung kontrollierten Gebieten liegen. Die Menschen in Syrien selbst sind von jeder westlichen Hilfe ausgenommen. Aber das ist für Bundesentwicklungsminister Müller anscheinend kein „unglaublicher Skandal.“

Da Spiegel-Leser von all dem aber nichts wissen, können sie sich über den tatsächlichen Skandal auch nicht aufregen. Spiegel-Leser wissen eben weniger.


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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

10 Antworten

  1. Was ist das nur für ein Dreckspack, das so ein Drecksblatt betreibt? Diese Bösartigkeit, die hinter so einem Artikel steckt, müsste doch in einer normalen Gesellschaft unangenehme Folgen für den Schreiberling haben.

    1. …müsste, sollte, könnte….Ja!!
      Aber wir leben in einer chaotischen Welt und das “Scheißblatt“ verdient gutes Geld damit Vorurteile und Narrative zu bedienen. Das fällt im Chaos der Gegenwart nicht weiter auf.
      Das ist viel einfacher als die differenzielle Analyse die hier z. B. T. Röper macht.

    1. Diese moderaten Rebellen sollen da ja auch Krankenhäuser und Schulen einer zweckentsprechenden revolutionär-demokratischen Umnutzung zugeführt haben – aus schierer Not selbstverständlich, unter strikter Einhaltung der Hager Landkriegsordnung bzw. diverser diesbezüglicher humanistischer Neuerungen.

  2. Wie passt es zu der Sache mit „Dänemark entzieht 94 Syrern den Aufenthaltsstatus: Region Damaskus ist sicher“?
    https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/aus-aller-welt/daenemark-entzieht-94-syrern-den-aufenthaltsstatus-region-damaskus-ist-sicher/
    Damaskus befindet sich doch, in Gegensatz zum al–Haul, im von der Regierung kontrollierten Südwesten. Dort sollen doch andauernd auf die Kindergärten und die Spitäler die russischen Bomben vom Himmel fallen.

    1. Damaskus ist sicher, relativ. Schwieriger kann es werden, wenn eine IMHO durchgeknallte „Journalistin“(*) der BBC (IMHO ein politisches MI6 outlet)das durchaus auffällige von Dir dort benutzte Auto „outed“!
      https://twitter.com/VanessaBeeley/status/1366659804660457472

      Die zurückgeschickten Flüchtlinge sollte aber sicher sein! Vielleicht die nördlichen Bezirke meiden, da knallen die moderaten Halsabschneider und Leberesser ab und zu rein.

      (*)Chloe Hadjimatheou https://twitter.com/chloehadj

      1. „Schwieriger kann es werden, wenn eine IMHO durchgeknallte „Journalistin“(*) der BBC (IMHO ein politisches MI6 outlet)das durchaus auffällige von Dir dort benutzte Auto „outed“!“

        Die Beeley hat es doch vorher selbst auf ihrer öffentlichen Facebook-Seite und auf Instagram gepostet, wie man aus der Antwort der „durchgeknallten Journalistin“ erfährt. So what?

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