Bundeswehreinsatz in Mali

Was es mit den Berichten über „russische Söldner“ in Mali auf sich hat

Berichte darüber, "russische Söldner" könnten sich in Mali engagieren, geistern derzeit durch die Schlagzeilen und deutsche Politiker fordern für den Fall, dass "russische Söldner" in Mali aktiv werden, bereits den Abzug der Bundeswehr. Worum es dabei tatsächlich geht.

Der Krieg in Mali ist ein kompliziertes Thema, das uns westliche Politiker wie immer mit den einfachen Losungen des „Kampfes für Demokratie“ oder des „Kampfes gegen den islamistischen Terror“ verkaufen. Der Krieg in Mali, an dem auch die Bundeswehr beteiligt ist, hat weder mit dem einen noch dem anderen etwas zu tun.

Der Krieg in Mali

Über die wahren Hintergründe des Krieges in Mali habe ich schon 2018 ausführlich berichtet, den Artikel finden Sie hier. Seitdem hat sich, außer zwei Militärputschen, auf die wir gleich kurz eingehen, nichts geändert. Der Krieg begann, nachdem der Westen völkerrechtswidrig Libyen zerstört hat und schwer bewaffnete Islamisten aus Libyen nach Mali gekommen sind.

Mali ist für seine ehemalige Kolonialmacht Frankreich sehr wichtig, denn die Kriegsgebiete in Mali grenzen an die Gebiete im Nachbarland Niger, in denen ein entscheidender Teil des Urans gefördert wird, das für Frankreichs Atomindustrie lebenswichtig ist. Es ging bei dem Krieg in Mali von Anfang an nur um die Sicherung der nigerianischen Uranminen für Frankreichs Atomindustrie.

Das ist insofern ironisch, weil ausgerechnet die deutsche Bundeswehr Frankreich zur Hilfe gekommen ist, obwohl Deutschland doch offiziell gegen Atomkraft ist. Während Merkel den deutschen Atomausstieg beschlossen hat, schickt sie gleichzeitig deutsche Soldaten nach Mali, wo sie ihr Leben für die französische Atomindustrie riskieren.

Auch um Demokratie ging es dort nie. Die Regierung in Mali, der Frankreich und Deutschland 2013 zur Hilfe gekommen sind, hat sich 2012 an die Macht geputscht, weil das Militär der Meinung war, die vorherige Regierung verliere den Kampf gegen die Islamisten. Es gab dann noch – weitgehend unbeachtet von den deutschen Medien – 2020 und 2021 weitere Putsche in Mali. Aber das musste der deutsche Michel ja nicht unbedingt erfahren, denn es wäre wohl nicht so leicht zu erklären gewesen, warum deutsche Soldaten in Mali für Militärregierungen kämpfen, die sich an die Macht geputscht haben.

„Russische Söldner“ und „amerikanische Sicherheitsfirmen“

Frankreich will als ehemalige Kolonialmacht in Mali weiterhin Einfluss ausüben und hat nach den letzten Putschen angefangen, seine Truppen zu reduzieren, um Druck auf die neuen Regierungen auszuüben, Frankreich gegenüber gehorsam zu bleiben.

Da der Krieg aber weitergeht, hat sich die aktuelle Regierung in Mali, die sich im Mai 2021 an die Macht geputscht hat, mit der Bitte um Hilfe an private Sicherheitsfirmen gewandt. Es gibt einige solcher Firmen und man kann formulieren, dass sie Söldner schicken, man kann sie aber auch „Sicherheitsfirmen“ bezeichnen. Mit diesen Formulierungen spielen die westlichen Medien gerne, denn damit kann man die Leser in die gewollte Richtung beeinflussen.

Wenn zum Beispiel die US-Firma Blackwater (heute academi) im Irak Kriegsverbrechen begangen hat, dann war in den „Qualitätsmedien“ von einer „Sicherheitsfirma“ die Rede, denn es würde den transatlantisch gebürsteten deutschen Medien nie einfallen, zu berichten, dass die USA Söldner einsetzen, die für das Pentagon die Drecksarbeit machen. Wenn aber die russische Firma Wagner von irgendwem gebucht wird, ist in den deutschen Medien sofort von „russischen Söldnern“ die Rede. Das klingt schön böse.

Malis Regierung sucht Hilfe

Die Regierung von Mali hat sich nach den französischen Truppenreduzierungen an die russische Firma Wagner gewandt. Das klingt in einem aktuellen Spiegel-Artikel so:

„In Frankreich und anderen westlichen Ländern hatten zuletzt Berichte über einen möglichen Einsatz von Truppen der russischen Söldnerfirma Wagner in Mali große Besorgnis ausgelöst. In Deutschland mehrten sich die Stimmen, in einem solchen Fall den Bundeswehr-Einsatz in dem afrikanischen Krisenstaat zu überprüfen.“

In dem Spiegel-Artikel erfahren wir, dass der russische Außenminister bestätigt hat, dass die Regierung Malis bei einer russischen Sicherheitsfirma (das dürfte Wagner sein) um Hilfe angefragt hat. Dazu hat sich inzwischen auch die Regierung Malis geäußert, wie das russische Fernsehen berichtet hat. Daher habe ich den kurzen Artikel des russischen Fernsehens dazu übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Der malische Premierminister Shoguel Kokalla Maiga erklärte, sein Land fühle sich von Frankreich im Stich gelassen, weshalb die Regierung nach anderer militärischer Unterstützung sucht und sich an ein privates russisches Militärunternehmen gewandt haben.

„Die Situation nach dem Ende der Operation Barkhan hat gezeigt, dass wir in der Mitte des Weges im Stich gelassen wurden. Das zwingt uns dazu, andere Mittel in Betracht zu ziehen, um die Sicherheit allein oder mit anderen Partnern besser zu gewährleisten“, sagte der malische Kabinettschef in seiner Rede vor der UN-Vollversammlung.

Zuvor hatte der französische Präsident Emmanuel Macron das Ende der Operation in der afrikanischen Sahelzone angekündigt und darauf hingewiesen, dass die Aufgaben der Terrorismusbekämpfung in der Region von einer internationalen Truppe übernommen werden.

Auf einer Pressekonferenz in New York erklärte der russische Außenminister Sergej Lawrow, die malische Regierung habe sich an eine russische Sicherheitsfirma gewandt, um sie im Kampf gegen die Terroristen zu unterstützen, da Frankreich beschlossen habe, sein Militärkontingent erheblich zu reduzieren.

Der Minister stellte fest, dass das französische Militär „versagt hat und die Terroristen dort immer noch das Sagen haben“.

Wie der Leiter der europäischen Diplomatie, Josep Borrell, bereits erklärt hatte, teilte er Lawrow und seinem Kollegen aus Mali mit, dass der Einsatz des russischen Sicherheitsfirma „Wagner“ in Mali eine „rote Linie“ für die EU darstelle und „Konsequenzen für die Zusammenarbeit“ haben werde.

In seiner Antwort stellte Lawrow fest, dass die russische Regierung nichts mit einer Vereinbarung zwischen der Sicherheitsfirma und Mali zu tun habe.

Ende der Übersetzung

Man muss sich fragen, worum es dem Westen – in diesem Fall Frankreich und Deutschland – in Mali wirklich geht. Wenn es um den Kampf gegen den Terror geht, dann ist es unerklärlich, warum man einer Regierung in Mali mit dem Abzug der Truppen droht, was einen Sieg der Islamisten möglich machen würde. Um Demokratie ging es in Mali nie, denn Deutschland und Frankreich arbeiten in Mali traditionell mit Putschistenregierungen zusammen, was Berlin oder Paris nie gestört hat.

Mehr noch: Wenn es tatsächlich um den Kampf gegen den Terrorismus ginge, dann müsste man in Paris und Berlin doch froh sein, dass „russische Söldner“ kommen, denn wenn die dort ihr Leben riskieren und einen Teil der gefährlichen Einsätze übernehmen, ist das für deutsche Soldaten doch eine gute Nachricht.

In meinem neuen Buch „Das Ukraine Kartell – Das Doppelspiel um einen Krieg und die Millionen-Geschäfte der Familie des US-Präsidenten Biden“ enthülle ich sachlich und neutral, basierend auf Hunderten von Quellen, bisher verschwiegene Fakten und Beweise über die millionenschweren Geschäfte der Familie des US-Präsidenten Joe Biden in der Ukraine. Angesichts der aktuellen Ereignisse stellt sich die Frage: Ist eine kleine Gruppe gieriger Geschäftemacher möglicherweise bereit, uns für ihren persönlichen Profit an den Rand eines Dritten Weltkriegs zu bringen?

Das Buch ist aktuell erschienen und ausschließlich direkt hier über den Verlag bestellbar.

Hier geht es zum neuen Buch

Werbung

Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

6 Antworten

  1. Sehr geehrter Herr Röper Ihnen ist ein Leichtssinnsfehler im Abschnitt, in welchem die Rede ist von der Notwendigkeit der Befriedung Malis zur Sicherstellung der Stabilität des Nachbarstaates Niger mit dessen für Frankreichs Atomindustrie unerlässlichen Uranerzvorkommen, der darin besteht, dass Sie nigerianische anstatt nigerische Uranminen geschrieben haben.

    Nigeria und Niger sind zwei verschiedene Länder und nur das letztere der beiden Länder wurde von Frankreich kolonialisiert.

  2. Klasse. Rein faktenbasierte Berichterstattung- Nimmt man den Buchstabensalat vom NIGER und NIGERIA mal einfach als das was mir oft in einem Satz 3 mal passiert… (Den verlinkten Bericht aus 2018 habe ich heute erstmals gelesen)

    Tip für die Deutschen: Einfach „verziehen ..und gut ist“ Wenn die „Wagneritten“ einen Ruf zu verlieren haben, fragen die NICHT nach dem Pass… oder kucken auf die Schulterklappen. Die machen ihren Job. Sonst nichts.

    Das Gesabbel von Annegret Kramp-Karrenbauer ( ohhh je…. ich lasse es ) .

    Einpacken… verschwinden und gut ist.

    .

  3. Frankreich sieht einn „Rote Linie“ überschritten?

    Seit wann entscheidet Frankreich, mit wem die Regierung Malis zusammenarbeitet? Und mit welchem Recht will man Russland oder russischen Söldnern verbieten, was man selber tut?

    Bei einigen Ländern hat sich eine bedenkliche Interpretation von Völkerrecht und von der eigenen Rolle in der Welt etabliert. Frankreich hat das Recht, zu entscheiden, wer regiert, und was gemacht wird. Das Recht endet an der Grenze! Was Mali, oder China, oder Russland, oder Deutschland tun, ist deren Angelegenheit Frankreich hat sich da heraus zu halten!

  4. Die Offiziere, die im Mai geputscht haben, wurden in Russland ausgebildet und wollten schon unter der letzten Regierung von Bah N’Daw mit den Russen zusammenarbeiten. Bah N’Daw hat diesbezüglich einen Rüffel von Macron bekommen und sollte die Offiziere aus der Regierung entfernen, daraufhin haben sie im Mai geputscht. Der Ruf nach russischer Hilfe ist in Mali schon lange laut. Die Malier haben die Nase voll von den Franzosen und NATO, hauptsächlich, weil sich in den ganzen Jahren nichts zum Besseren gewendet hat. Im Gegenteil. In der Bevölkerung wurde die Aussicht auf russische Hilfe sehr gut aufgenommen. Sollen die Franzosen doch abziehen, denen weint keiner eine Träne nach.

  5. Frankreich hat eben die falschen Reaktoren. Dual Fluid Reaktoren könnten das Uran vollständig verbrennen und Thorium noch dazu, außerdem den Großteil der gefährlichen „Endlager“ Stoffe. Die Mengen dazu kann man kaufen und in Frankreich für die nächsten 300 Jahre einlagern.

Schreibe einen Kommentar