Kriegsgefahr

Die Entwicklungen in Niger und die Stimmung in der Bevölkerung

Nachdem ich in den letzten Tagen im Newsticker viele Kurzmeldungen über die Entwicklungen in Niger veröffentlicht habe, fasse ich die Entwicklungen der letzten Tage hier zusammen.

Ich habe vor knapp einer Woche erklärt, warum ich der Meinung bin, dass Frankreich und die USA keine andere Wahl haben, als die Putschisten in Niger gewaltsam von der Macht zu verdrängen. Der Niger ist aufgrund seiner Bodenschätze, vor allem seines Urans, und seiner strategischen Lage geopolitisch zu wichtig, als dass Frankreich und die USA es zulassen könnten, dass das Land von einer Regierung geführt wird, die sie nicht kontrollieren.

Da Frankreich und die USA sich selbst nicht die Hände mit einem riskanten Krieg schmutzig machen wollen, unterstützen sie zusammen mit der EU die westafrikanische Organisation ECOWAS, die Niger mit Sanktionen belegt und mit einem militärischen Eingreifen gedroht hat.

Bevor ich die Ereignisse der letzten Woche, die ich bisher nur als aktuelle Kurzmeldungen im Newsticker veröffentlicht habe, zusammenfasse, will ich etwas zur Stimmung der Menschen in der Region sagen.

Die Putschisten haben den Rückhalt der Bevölkerung

Es ist bemerkenswert, dass sogar der Spiegel die Probleme, vor denen der Westen steht, offen benennt, denn dass die Länder des Westens irgendwo unbeliebt sind, erfährt man im Spiegel normalerweise nur selten. Meist meldet der Spiegel, dass die Menschen außerhalb des Westens den Westen mögen und das westliche System als Vorbild ansehen.

Das ist dieses Mal anders und der Spiegel berichtet ziemlich ehrlich darüber, dass die Putschisten den Rückhalt der Bevölkerung haben, was übrigens auch für andere Länder der Region gilt. Der Spiegel berichtet zwar nicht offen über die Gründe dafür, sondern spricht unter anderem von „Fehleinschätzungen des Westens“, aber immerhin erfährt der Spiegel-Leser zumindest einen Teil der Wahrheit.

Von „Fehleinschätzungen des Westens“ kann kaum die Rede sein, wenn es um die Gründe für die Beliebtheit der Putschisten geht. Vielmehr hat die Stimmung in der Region handfeste Gründe, denn obwohl die Länder der Region formal unabhängig und aus der französischen Kolonialherrschaft entlassen sind, geht die Ausbeutung der Länder durch Frankreich ungebremst weiter. Frankreich stützt sich dabei auf korrupte Regierungen, die Frankreichs Konzernen bei der Ausbeutung ihrer Bodenschätze freie Hand lassen und diese Regierungen werden im Westen als „demokratisch“ bezeichnet.

Im Spiegel erfährt man zwar nicht die ganze Wahrheit, aber trotzdem gab es im Spiegel einige bemerkenswerte Artikel mit Überschriften wie zum Beispiel „Umsturz in Niger – In Afrikas Putschgürtel wächst die Wut auf Frankreich“, „Ultimatum der westafrikanischen Staatengemeinschaft abgelaufen – Zehntausende feiern Putschisten“ oder „Putsch in Niger – »Europa ist in der Sahelzone wie ein Zug, der entgleist ist«“.

Ich erwähne das, um zu zeigen, dass es keine böse „russische Propaganda“ ist, wenn ich berichte und behaupte, dass bei den Menschen in der Region eine anti-französische Stimmung herrscht, sondern das ist eine Wahrheit, die sogar der Spiegel nicht ausblenden kann.

Die neokolonialistische Arroganz des Westens

Als Grund dafür nennt der Spiegel unter anderem die „russische Propaganda“, die in der Region sehr erfolgreich sei, aber für die anti-französische und pro-russische Stimmung in den Region braucht es gar keine russische Propaganda. Die Menschen dort sehen, wie sie leben und dass ihre Bodenschätze nach Europa gehen, während sie selbst in Armut leben, wofür pro-französische Regierungen verantwortlich sind. Niger zum Beispiel ist das fast ärmste Land der Welt, in dem die Mehrheit der Bevölkerung keinen Strom hat, obwohl es reich an Bodenschätzen ist und etwa ein Drittel des französischen Stroms aus nigrischem Uran gewonnen wird.

Für die Stimmung in der Region ist die fortgesetzte hemmungslose neokolonialistische Ausbeutung der afrikanischen Länder durch ihre ehemaligen Kolonialmächte verantwortlich, nicht die angebliche „russische Propaganda“.

Ein schönes Beispiel für die Arroganz des Westens gegenüber Afrika hat gerade erst EU-Chefdiplomat Borrell abgeliefert – der die EU erst kürzlich als „Garten“ und den Rest der Welt, gemeint war vor allem Afrika, als „Dschungel“ bezeichnet hat, „der in den Garten eindringen“ wolle -, indem er den vom Hunger bedrohten afrikanischen Staaten Briefe geschrieben hat, in denen er den Ländern mitgeteilt hat, dass die Tatsache, dass Russland ihnen sein Getreide mit großen Rabatten oder sogar kostenlos liefert, schlecht sei. Russland wolle die Länder von sich abhängig machen, so Borrell.

Die Briefe dürften in der Region nicht gut angekommen sein. Die Tatsache, dass Borrell diese Briefe geschrieben hat, anstatt den Ländern selbst kostenloses Getreide aus den übervollen Getreidesilos der EU zu liefern, zeigt die ganze Arroganz des Westens, denn nach der westlichen Logik sollen die vom Hunger bedrohten afrikanischen Länder gefälligst hungern, anstatt russisches Getreide anzunehmen. Selbst etwas gegen den Hunger zu tun und den Ländern zu helfen, auf die Idee ist Borrell hingegen nicht gekommen.

Das zeigt, dass die Politiker im Westen in den afrikanischen Ländern immer noch Kolonien sehen, die sich gefälligst den Interessen des Westens unterzuordnen haben – auch zum Preis einer Hungersnot.

Dass die Putschisten in Niger und anderen westafrikanischen Ländern sich gegen diese westliche Politik wehren und daher automatisch in Richtung Russland orientieren, das der Welt gerade zeigt, dass man dem Westen durchaus Widerstand leisten kann, ist daher nur logisch, aber keineswegs überraschend oder gar das Ergebnis „russischer Propaganda“.

Nach dieser Vorrede zum Verständnis kommen wir nun zu den Entwicklungen rund um die Situation in Niger der letzten Tage.

Militärischer Einmarsch oder nicht?

Am 7. August berichtete das Wall Street Journal, die Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten (ECOWAS) sei noch nicht ausreichend darauf vorbereitet, militärische Gewalt gegen Rebellen in Niger einzusetzen. Die ECOWAS hatte zuvor damit gedroht, in Niger einzumarschieren und die Putschisten zu stürzen.

Am gleichen Tag reiste die stellvertretende US-Außenministerin Victoria Nuland nach Niger, aber der amtierende Präsident hat sie nicht einmal empfangen und Erfolg im Interesse der US-Politik hatte sie nicht und reiste unverrichteter Dinge wieder ab.

Am 8. August erklärte die EU, sie würde jede ECOWAS-Aktion gegen Niger unterstützen. Am gleichen Tag haben die Rebellen in Niger Delegationen der ECOWAS, der UNO und der Afrikanischen Union die Einreise in das Land verweigert.

Dass die Stimmung in der Region gegen Frankreich ist, zeigte am gleichen Tag die Meldung, dass mehr als 60 Prozent der Nigrer Russland für den zuverlässigsten außenpolitischen Partner des Landes halten. Nur etwa fünf Prozent der Nigrer bezeichneten die USA als zuverlässigsten außenpolitischen Partner des Landes und noch weniger Befragte nannten China, Frankreich und die UNO. Großbritannien wurde von keinem Befragten als zuverlässigster außenpolitischer Partner des Landes bezeichnet.

Das haben auch 92 französische Senatoren in einem offenen Brief an Präsident Emmanuel Macron festgehalten, wobei sie sagten, dass das nicht nur für Niger, sondern für die Länder der Region gilt. Der offene Brief war natürlich Kritik an Macron, der ihrer Meinung nach daran Schuld sei. In Frankreich geht also bereits der Streit darüber los, wer für den französischen Machtverlust in der Region verantwortlich ist.

Am 9. August haben die Putschisten Frankreich, das im Niger angeblich gegen islamistische Terroristen kämpft, beschuldigt, es habe „absichtlich Terroristen freigelassen“, die „an einem Treffen zur Vorbereitung eines Angriffs auf militärische Stellungen im Bereich des Dreiländerecks zwischen Niger, Burkina Faso und Mali teilgenommen“ hätten. Schon einige Tage zuvor hatte Frankreich verkündet, seine Soldaten in Niger zu belassen, und am 9. August verkündeten auch die USA, dass sie ihre Soldaten nicht aus dem Land abziehen würden.

Am 10. August erklärte der neue Generalstabschef der nigrischen Streitkräfte, Brigadegeneral Moussa Salou Barmou, er sei bereit, um der Souveränität seines Landes willen auf Unterstützung der USA. zu verzichten. „Wenn das der Preis für unsere Souveränität ist, dann ist das so“, verkündete er in einer schriftlichen Antwort an das Wall Street Journal und beantwortete keine weiteren Fragen der Zeitung.

Am 11. August unterstützte die Afrikanische Union die Entscheidungen der ECOWAS zu Niger, inklusive einer möglichen militärischen Intervention.

Was im Falle eines Krieges droht

Im Falle einer Intervention der ECOWAS droht nicht „nur“ ein Flächenbrand in der Region, weil Mali und Burkina Faso verkündet haben, Niger in dem Fall militärisch beizustehen, es drohen auch weitere Putsche. Der Erfolg einer militärischen Intervention hängt von der Teilnahme Nigerias ab, das die größte Armee der Region hat. In Nigeria gibt es aber massiven Widerstand gegen ein militärisches Eingreifen. Sowohl das Parlament als auch viele Provinzgouverneure und ein einflussreicher religiöser Führer haben sich dagegen ausgesprochen.

Man kann daher nicht ausschließen, dass es im Falle eines Krieges auch in Nigeria oder anderen Ländern zu Putschen kommt, weil der Widerstand dagegen groß ist. Ein militärisches Eingreifen birgt für Frankreich und die USA also die Gefahr, noch mehr Einfluss in der Region zu verlieren.

Auf dem Papier sind die Staaten, die Niger angreifen wollen, um die Putschisten zu stürzen, den Armeen von Niger, Mali und Burkina Faso fast dreifach überlegen, aber das gilt nur auf dem Papier. Faktisch kann beispielsweise Nigeria nicht seine volle Kraft einsetzen, denn große Teile seiner Armee sind im Kampf gegen die Terroristen von „Boko Haram“ gebunden. Während die Länder der Putschisten ihre volle militärische Macht einsetzen könnten (und als Verteidiger auch müssten), können die pro-westlichen Angreifer nicht ihre volle Armeestärke einsetzen, erst recht nicht für einen im Volk unpopulären Krieg.

Ein russischer Analyst hat dazu eine Analyse des militärischen Kräfteverhältnisses in der Region geschrieben, die RT-DE übersetzt hat. Am Ende seiner ausführlichen Analyse kommt er zu folgendem Schluss:

„Somit bleibt als einzige Variante der Intervention in Niger die Aufstellung einer Art Expeditionskorps aus den verbliebenen Staaten – aus dem Senegal und der Elfenbeinküste mit ihren Armeen von jeweils etwa 20.000 Mann sowie aus Ghana und Liberia mit etwa 6.000 Mann.
Bei einem solchen Kräfteverhältnis würden die Chancen Nigers und der ECOWAS etwa gleich sein.“

Ob die ECOWAS sich darauf einlassen, wenn das Risiko besteht, dass es zu einem langen und ausgeglichenen Krieg kommen könnte, der in ihren Ländern hochgradig unpopulär wäre, ist die Frage. Andererseits dürfte es hinter den Kulissen aus Frankreich und den USA großen Druck geben, die Putschisten in Niger notfalls militärisch zu vertreiben.


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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

30 Antworten

    1. Ja eben. Finde ich auch . Saubere Arbeit.

      Doch gerade der letzte Satz des Artikels laesst unbedingt nach Moskau und nach Peking schauen. Viel hoert man von dort jedoch noch nicht.

      Muesste doch eigentlich eine Steilvorlage zum Handeln sein, gerade fuer die Russen.

        1. Es gibt da noch zwei Unwägbarkeiten, Algerien und den Tschad.
          Der Tschad ist selber Mitglied der ECOWAS, bemühte sich um Vermittlung und seine Streitkräfte sind in den verschiedenen Berechnungen nicht enthalten. Ob und wie der Tschad sich endgültig positioniert, bleibt abzuwarten.
          Algerien verfügt über die stärkste und schlagkräftigste Armee in der Region. Es gab ganz zu Anfang eine Meldung aus Algerien, dass es ein Beistandsabkommen mit dem Niger gibt. Danach reiste der Chef des algerischen Generalstabes nach Moskau ….
          Die putschenden Offiziere des Niger sind allesamt Ziehkinder der USA. Ich denke, dass sie die Illusion hatten, nationale Interessen vertreten zu können und nebenbei vernünftig mit den USA auszukommen. Wenn dieser Weg verbaut wird, gibt es ein Beispiel aus der geschichte, wo so etwas schon einmal schief gegangen ist. Castro hatte nie vor, sich so eng mit der SU zu verbünden. Nachdem er von den USA jedoch nach der Machtübernahme mit allen Mitteln bekämpft wurde, nahm er dankbar die helfende Hand der damaligen UdSSR an. Ich denke, im Niger wird es ähnlich laufen….

          1. Der Tschad ist gegen eine Intervention und nicht Mitglied in ECOWAS. Der Präsident Mahamat Idriss Déby Itno wurde von ECOWAS aber als Vermittler gewonnen und hat in Niamey den neuen und den abgesetzten Präsidenten getroffen.

            Bei der ECOWAS-Konferenz, die eine Intervention beschlossen hat, war Niger übrigens vertreten durch:
            · S.E. Hassoumi MASSAOUDOU, Ministre des Affaires étrangères de la République du Niger, représentant S.E. le Président Mohamed Bazoum (*)

            Das ist erstaunlich. Die Mitgliedschaft von Niger, wie auch die von Mali, Guinea und Burkina Faso, über die Hälfte des ECOWAS-Gebietes, har ECOWAS suspendiert. Massaoudou war trotzdem da, nachdem er vorher in Paris Gast des „bei allen Nigrern geliebten“ Macron war. Über 90% der Nigrer sind gegen eine ECOWAS-Intervention, weil die ihr Land in Scherben legen würde. Nicht nur die Freunde der neuen Regierung. Auch den anderen ist eine „illegitime“ Regierung lieber als Krieg.

            Massaoudou beschließt einen Krieg gegen sein eigenes Land, zusammen mit fremden Mächten, im Hintergrund Macron und die EU. Und dann erwartet der, daß die Nigrer seine Regoierung zurückhaben wollen? Außerdem ist es nach der nigrischen Verfassung strafbar, seine eigenen Machtinteressen über die Interessen des Landes zu stellen.

            (*) Conférence de la Cédéao sur le Niger: voici les principales décisions prises par les Chefs d’Etat à Abuja
            vendredi, 11 août 2023
            https://www.actuniger.com/politique/19418-conference-de-la-cedeao-sur-le-niger-voici-les-principales-decisions-prises-par-les-chefs-d-etat-a-abuja.html

            1. Der Tschad ist in meinen Augen ein failed state. Ich nehme ihn nicht ernst. Wahrscheinlich wollen da einige Leute an der Ausschlachtung des Niger profitieren.

        2. Mich würde sehr die Zugehörigkeit zu den verschiedenen Volksgruppen interessieren. Es gibt im Niger viele Touareg, die teilweise noch traditionell leben, ebenso in Südalgerien, Mali und Libyen. Muhammar Ghaddafi hat sich auf diese Volksgruppe als Soldaten gestützt. Ich vermute, dass auch im Niger gezielt bestimmte Volksgruppen zu „Eliten“ herangebildet wurden und dann die anderen, vor allem die Nomaden, unterdrücken. Die Subsahara-Afrikaner im Niger zeigen zum Beispiel wenig Respekt vor Bäumen, Wasserstellen und anderen Naturgegebenheiten, mit denen die Nomaden seit Generationen verbunden sind. Sind Ihnen Recherchen über dieses bekannt? Es scheint mir sehr, dass die Franzosen diese Gegebenheiten ausnutzen.

      1. Für die Russen ist es eine diffizile Situation. Ein Erfolg des Staatsstreichs in Niger wäre für sie überaus hilfreich. Sie wollen aber weder in den Ruch kommen, in Afrika Regime Change zu betreiben, noch es sich mit den alten „Hausnegern“ Frankreichs verderben, mit deren Ländern sie ja auch gute Beziehungen suchen.

        Auf der anderen Seite wird von der EU ein ungeheurer Druck auf die Afrikaner ausgeübt, über ECOWAS und AU, die EU fährt alles auf, was sie hat. Besonders Berlin, das große Ambitionen in Niger hat, aber versteckt hinter Paris und Brüssel. In Frankreich gibt es bereits Widerstände gegen den brachialen Kurs Macrons, der eher Berlin-Brüsseler Interessen dient als französischen und dabei die Communauté von Françafrique in Scherben legt.

        Dann ist da noch der „Faktor Nuland“, die durch ihren Besuch in Niamey die neue nigrische Regierung faktisch anerkannt hat. Die USA versuchen anscheinend, in Russafrique (den „prorussischen“ Ländern Afrikas) Einfluß gegen die EU, aber neben Rußland aufzubauen. Gegen Rußland wäre nicht praktikabel, dafür ist es dort zu beliebt.

        Das „Neokolonialkartell“ der EU in Françafrique ist den Interessen der USA im Wege, die EU läßt die USA in ihre Pfründe nicht so recht hinein. So stehen Nuland und Lawrow in Niger faktisch auf einer Seite. Das kann aber jederzeit kippen, wenn die Russen in Niger zu offensiv auftreten, ein „rotes Tuch“ bieten. Für Lawrow ist es also ratsam, seine volle diplomatische Kunst einzusetzen und alle Beziehungen spielen zu lassen, aber unsichtbar im Hintergrund.

        1. ….stimmt… …Lawrow und Nuland, sind seit Kiew 2014, sozusagen „Busenfreunde“ ??..🙈😈

            1. …na ja.. …wenn man sich deren wenigen Begegnungen mit „Händeschütteln“ anschaut, …..😎

  1. Zu diesem Zeitpunkt eine Prognose abzugeben wie sich die Situation auch nur entwickeln koennte, faende ich als reine Kafeesatzleserei.

    Es wird wohl vielen so gehen wie mir selbst, der auf klare Worte – und Schritte- aus dem Aussenministerium in Moskau wartet. Was man von dort momentan hoert bringt niemand so recht weiter. Geduld ist wohl angesagt.

    11.08.2023 17:44 Uhr
    Update zu Niger

    BOTSCHAFT AN DIE MEDIEN
    https://www.mid.ru/ru/foreign_policy/news/1900319/

    (deepl-Uebersetzung)

    Wir verfolgen weiterhin aufmerksam die Entwicklungen in der Republik Niger, wo Präsident M. Bazoum am 26. Juli seines Amtes enthoben wurde und das Militär seine Machtübernahme ankündigte.

    Die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) unternimmt Schritte, um die verfassungsmäßige Ordnung in Niger durch einen politischen und diplomatischen Dialog mit den neuen nigerianischen Behörden wiederherzustellen. Russland unterstützt die Vermittlungsbemühungen der ECOWAS, um Wege aus der Krise zu finden.

    Gleichzeitig beschloss die Gemeinschaft nach eingehenden Informationen am 10. August auf einem außerordentlichen Gipfel in Abuja, die Entsendung von ECOWAS-Reservetruppen vorzubereiten, die eine bewaffnete Invasion in Niger mit dem Ziel der Befreiung von M. Bazoum durchführen könnten. Das nigrische Militär erklärte sich bereit, jede ausländische Einmischung abzuwehren. Darüber hinaus berichteten sie über die Einsetzung einer Übergangsregierung, die sich aus Vertretern der Zivilgesellschaft zusammensetzt.

    Wir gehen davon aus, dass eine militärische Lösung der Krise in Niger zu einer langwierigen Konfrontation in diesem afrikanischen Land sowie zu einer scharfen Destabilisierung der Situation in der gesamten Sahara-Sahel-Region führen könnte.

  2. Röper: „Auf dem Papier sind die Staaten, die Niger angreifen wollen, um die Putschisten zu stürzen, den Armeen von Niger, Mali und Burkina Faso fast dreifach überlegen, aber das gilt nur auf dem Papier. Faktisch kann beispielsweise Nigeria nicht seine volle Kraft einsetzen, denn große Teile seiner Armee sind im Kampf gegen die Terroristen von „Boko Haram“ gebunden. Während die Länder der Putschisten ihre volle militärische Macht einsetzen könnten (und als Verteidiger auch müssten), können die pro-westlichen Angreifer nicht ihre volle Armeestärke einsetzen, erst recht nicht für einen im Volk unpopulären Krieg.“

    Ich habe in den vergangenen anderthalb Jahren gelernt, daß eine angreifende Armee mindestens die dreifache Stärke der verteidigenden Armee haben muss, um erfolgreich sein zu können. So gesehen sieht die Lage ja nicht ganz so aussichtslos für Niger aus.

    1. @Grobmotoriker

      Es dürfte dem Westen egal sein, dass eine angreifende Armee mindestens die dreifache Stärke der verteidigenden Armee haben muss, der Westen wird liebend gerne – wie im Falle der Ukraine – versuchen seine afrikanischen Vasallen zu benutzen, im Niger für den Westen die Kastanien aus dem Feuer zu holen.

  3. Nuland wurde natürlich nicht vom nigrischen Übergangspräsidenten empfangen. Sie ist keine Präsidentin, sondern Unterstaatssekretärin, das wäre protokollarisch unangemessen. Immerhin wird sie im Sahel höherrangig empfangen, in Niger vom Generalstabschef Brigadegeneral Moussa Salou Barmou, in Mali vom Premierminister. Da es Nuland um den Status ihrer Truppen in Niger ging, war der Generalstabschef ein geeigneter Ansprechpartner. Anders als Nuland wäre niemand in der EU bereit, mit einem Vertreter der von der EU „nicht anerkannten“ nigrischen Regierung zu reden.

    In Afrika haben die USA oft gegnerische Interessen zur EU. Die EU hat in ihren alten Kolonien eine Art fest etabliertes Neokolonialkartell, das den Geschäftsinteressen der USA im Wege ist. Schon vor etwa 70 Jahren, als die (späteren) EU-Länder eine Serie von Kolonialkriegen führten, um die Unabhängigkeit der Kolonien zu verhindern, waren die USA für die Unabhängigkeit, auf einer Seite mit der UdSSR übrigens. Das ist in Afrika nicht vergessen.

    Nuland ist den panafrikanischen Regierungen des Sahel vertraut, fast schon eine Freundin. Die USA und Mali „verfolgen die gleichen Ziele“, laut Nuland. Hier ein Bericht nach Sicht der malischen Regierung:

    — Hamadou Ouedraogo, 19/10/2022, Source : CCRP/Primature Mali:

    Der amtierende Premierminister, Oberst Abdoulaye Maïga, empfing am Dienstag, den 18. Oktober 2022, eine US-amerikanische Delegation unter der Leitung von S.E. Frau Botschafterin Victoria Nuland, US-Unterstaatssekretärin für Politische Angelegenheiten. Dies teilte die Kommunikationsabteilung des Premierministers von Mali (CCRP/Primature) mit.
    […]
    „Die Rückkehr zur verfassungsmäßigen Ordnung bleibt das wichtigste Ziel der Übergangsbehörden, weshalb wir vor der Durchführung von Wahlen vorrangige Reformen eingeleitet haben. Dazu gehören die Verabschiedung eines neuen Wahlgesetzes, die Schaffung der Unabhängigen Wahlbehörde und die Ausarbeitung des Vorentwurfs der Verfassung“, erklärte der amtierende Premierminister.

    Die US-Unterstaatssekretärin für politische Angelegenheiten kündigte an, daß ihr Land und Mali die gleichen Ziele verfolgen. „Wir wollen ein souveränes, wohlhabendes, sicheres und demokratisches Mali“, sagte sie. Die Diplomatin begrüßte die Verabschiedung des Wahlgesetzes und meinte, die Vereinigten Staaten von Amerika seien stolz darauf, ein großer Partner Malis zu sein, das sie in vielen Bereichen (militärische Ausbildung, Gesundheit, Bildung…) unterstützten.“

    Coopération Mali/États-Unis : La Sous-Secrétaire d’Etat aux Affaires Politiques américaine reçue par le Chef du Gouvernement par intérim
    https://burkina24.com/2022/10/19/cooperation-mali-etats-unis-la-sous-secretaire-detat-aux-affaires-politiques-americaine-recue-par-le-chef-du-gouvernement-par-interim/

  4. Wenn der Westen die korrupten Regierungen, die Frankreichs Konzernen bei der Ausbeutung ihrer Bodenschätze freie Hand lassen, als demokratisch bezeichnet, dann kann der Wetsen ebenso behaupten, dass es der Wunsch der Bevölkerungen dieser Regierungen ist, von Frankreichs Konzernen ausgebeutet zu werden. Soviel zum Einsatz des Westens für Demokratie.

    Der Westen, insbesondere die USA, sehen es anscheinend als selbstverständlich an, ihre Truppen in fremden Ländern nach Herzenslust stationieren zu dürfen, diese »Selbstverständlichkeit« muss aufhören, wozu Artikel wie dieser beitragen und im Westen zur Pflichtlektüre gehören sollten.

  5. Letzte Pariser Mode:

    RTdeutsch gibt Washington Nachhilfe in ‚spontanem nigrischen Kapitalismus‘: „Viele russische Flaggen, wie verdächtig!!“ – RT geht zur Aufklärung dieses ‚demokratischen‘ US-Welträtsels tief unter die Stiche nigrisch-dramatischer Nähmaschinen, die sich über unschuldigen trikoloren Fahnenstoff hermachen und interviewt glückliche Besitzer nigrischer Schneiderläden – GEIL!

    Meine Niamey-Mailbox läuft voll: die haben dort spekulativ auch schwarz-rot-gold gekauft. Jetzt fragen die händeringend nach goldenen Grabkränzen mit Hammer und Zirkel drin. Ich habe genug zu tun, denen dort zu erklären: Freunde!, das sind/waren keine Grabkränze …

    1. Freunde!, das sind keine Grabkränze … das hat auch wenig mit der aktuellen Flucht (Abzug!) von schwarz-rot-gold zu tun. Also macht Euch wieder ein, liebe Freunde in Niamey …

    2. Sprecher im US-Außenministerium Math Miller „Viele russische Flaggen, wie verdächtig!!“ – „DEPPEN!“,
      absender: Karl Lagerfeld (mit 800 schnieke eingekleideten Jungfrauen aus Himmel-6)

    3. Da bei den russischen Fahnen teils noch nicht einmal die Streifen alle gleich breit sind, sehen sie aus wie eilig selbst genäht.

      1. Mein Widerspruch: das sieht in der gefilmten Schneiderei sehr professionell aus …
        Bitte diffamiere uns die uns zufällig zugefallenen neuen ‚Verbündeten gegen das NICHTS‘ nicht!

  6. RT englisch hat heute den offenbar weiblichen Homo Sapiens mit dem Namen Nuland als „Regime Change Karen“ bezeichnet.

    „Karen“ für die es nicht wissen, ist ein stehender Witz in den USA schon seit einigen Jahren, der eine von sich selbst über-überzeugte Person meist weiblichen Geschlechts bezeichnet, die Ihre überzeugt absolut richtigen Ansichten der Welt mitteilen muß.

    Ein typisches Verhalten einer Karen ist der Zwang, in irgendeinem Laden sofort nach dem Boss (Manager) zu fragen, damit sie ihm mitteilen kann wie falsch dessen Mitarbeiter liegen und wie richtig Sie selbst.

    Das hat schon dazu geführt, dass der Name „Karen“ in den Geburtsstatistiken der Amis kaum noch auftaucht.

    Warum erzähle ich diesen Blödsinn?
    „Karen“ Nuland im Niger ist meiner Ansicht nach das Paradebeispiel um das Verhältnis Afrika / Westliche Welt darzustellen.

    Verschiedenste afrikanische Staaten haben eine Vision der Zukunft – die Kolionalmächte abschütteln, selbstbestimmt werden – die mit der Realität der Korruption vieler Regierungen, historischer Rivalität gegeneinander, der Sklaverei der Entwicklungshilfe, Nuland und dem fernen Licht der Hoffnung, das von China und Russland ausstrahlt kollidiert.

    Was tun sprach Zeus?
    Ein Balanceakt wie von einem meiner Lieblinge Erdogan vorgeführt kommt nicht in Frage, zu deutlich ist die notwendige Entscheidung: Ausbeutung oder Widerstand?

    Ein Miteinander kommt daher eigentlich nicht in Frage, reicht aber „der Feind meines Feindes ist mein Freund“?
    Laut ECOWAS scheint die vorläufige Antwort ein Ja zu sein. Zuerst militärisches Eingreifen (eine Kriegserklärung!), dann nach dem witzigen Wagnerchaos Diplomatie, und jetzt doch wieder Militär, aber nicht so schnell, wir müssen noch…

    Mir scheint, dass das schwarze Herz der Welt einerseits stolpert und andererseits den Weg kennt, den man schon vom Großvater in jungen Jahren gelernt hat.

    Und der Westen? Wird es nicht richten, zu sehr Fettnäppchenszenario.
    Meine Meinung: Wenn Afrika agiert wird der Kontinent gewinnen, wenn er reagiert verlieren. Popcorn bitte. Oder vielleicht Couscous?

  7. Es scheint so, als sind alle Blicke auf den 22. August nach Südafrika gerichtet. Auch die militärische Intervention Nigers wird wahrscheinlich nicht vorher beginnen. Je nachdem, welche strategischen Entscheidungen die BRICS-Staaten treffen, es wird geostrategische Veränderungen geben. Sollte der Horrorfall für den Westen eintreten (was ich persönlich aber nicht glaube) und man beschließt eine eigene Handelswährung (gedeckt, womit auch immer), dann werden die Karten auch in Afrika neu gemischt. Schon eine mögliche zeitnahe BRICS Aufnahmeperspektive für die beitrittswilligen Länder würde zu einer Menge Unruhe im westlichen Lager führen. Russland wird sich zum Niger offiziell bedeckt halten und die USA haben mit China ganz andere Sorgen. Es werden spannende Tage in diesem Monat.

  8. Man wird seine afrikanischen und islamischen Brüder höchstens mit sehr geringer Motivation angreifen. Es ist dort schließlich fast jedem klar, für welche Interessen man verheizt werden soll.

  9. „Boko Haram“ macht auf mich immer den Eindruck, dass es — ähnlich wie IS und Al Qaeda — eine aus den USA gesteuerte Organisation ist, die immer dann einen Terroranschlag begeht, wenn wieder einmal Nachrichten über böse Islamisten gebraucht werden, oder man einen westlichen Militäreinsatz irgendwo rechtfertigen muss.
    Würde mich also leider nicht überraschen, wenn Boko Haram plötzlich mit der reGIERung von Nigeria Frieden schliessen würde, um das ganze nigerianische Militär für einen Überfall auf Niger freizugeben.

  10. Na ist das süß! Ein korrupter Herrscher wird abgesetzt, und schon sind sämtliche Interessenten an allen möglichen Wertgegenständen im Land mit allen möglichen Aktionen zur Stelle. Was ich sehe: eine Ansammlung von Lügen von verschiedenen Delegationen von korruptem Gesindel. Denen allen ist doch die Bevölkerung egal. Ich denke, man muss schon sehr verzweifelt sein, wenn man hier irgendwie Hoffnung schöpfen könnte.

  11. Irgendwie passt das alles aus meiner Sicht nicht zusammen, warum

    Siehe Ecowas auf Wiki
    Zitatauszug:“Die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft wurde am 28. Mai 1975 mit der Unterzeichnung des Vertrages von Lagos gegründet und trat 1976 in Kraft. 1978 folgte ein Nichtangriffsprotokoll und am 29. Mai 1981 ein Abkommen über gemeinsame Verteidigung durch die ECOWAS Monitoring Group (ECOMOG). “

    1978 folgte ein Nichtangriffsprotokoll, das heißt kein Mitglied der Ecowas fällt in ein anderes Land der ECOWAS ein, oder habe ich da was flasch verstanden?

    Noch eins passt nicht wirklich, die „Rebellen“ fordern Frankreich auf das Land zu verlassen, bis jetzt hörte ich nicht das die USA das Land verlassen sollen.

    Erst wird Nordstream zerstört und jetzt wird die Versorgung über die Pipeline durch einen „Putsch“ in Niger behindert. Das ist nur eine einfache Überlegung.
    Erinnern wir uns die USA haben keine Freunde sie haben Interessen.
    Da sie in der Ukraine auf der Suche nach einer Exitstrategie sind, wen kann man es ambesten anhängen ohne in aller Welt als Verlierer dazustehen. Erst mal der Ukraine und dann der EU bzw. noch besser einer Schoßhundregierung wie die Ampel. Damit vollendet man letztendlich die Herausnahme der EU Länder aus dem geopolitischen Spiel. Deutschland mit seiner Ampel ist bereits am sinken und wenn Frankreich noch den Zugang zum Uran verliert, werden die Energiepreise in der EU explodieren, denn ohne Uran kein Strom aus den AKW aus Frankreich.

    Warum wird denn Uran bisher nicht sanktioniert?

    1. „Deutschland mit seiner Ampel ist bereits am sinken und wenn Frankreich noch den Zugang zum Uran verliert, werden die Energiepreise in der EU explodieren, denn ohne Uran kein Strom aus den AKW aus Frankreich.“

      Im Bereich Energie und Ernährung sollte jedes Land weitgehend autark sein.
      Das stärkt immer die Verhandlungsbasis.

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