Der Nawalny Fake

Deutschland spricht von einem „Fehler“ im OPCW-Bericht über Nawalnys angebliche Vergiftung

Letzte Woche hat die OPCW ihren Jahresbericht vorgestellt, in dem ungewollt belegt wurde, dass Deutschland schon vor der angeblichen Vergiftung von Nawalny die Hilfe der OPCW angefordert hat. Nun versucht sich die Bundesregierung herauszureden und schwingt sich zum Pressesprecher der OPCW auf.

Am 12. Juli hat der Anti-Spiegel darüber berichtet, dass die OPCW in ihrem Jahresbericht zugegeben hat, dass sie schon am 20. August, dem Tag von Nawalnys angeblicher Vergiftung, auf Bitte der Bundesregierung ein Team nach Berlin geschickt hat, um „im Zusammenhang mit der vermuteten Vergiftung eines russischen Staatsbürgers“ zu leisten. Das bedeutet, dass die Bundesregierung das Team bereits vor der Vergiftung von Nawalny angefordert haben muss, denn solche Teams stehen bei der OPCW nicht „auf Abruf“ bereit. Über Bitten um Unterstützung muss die OPCW entscheiden und dann ein entsprechendes Team zusammenstellen, das ist ein Prozess der im besten Fall einige Tage dauert, aber nicht innerhalb von Stunden erledigt werden kann.

Maria Sacharova, die Sprecherin des russischen Außenministeriums, hat den Vorgang in ihrer gewohnt bissigen Art und Weise auf Telegram kommentiert und auch berichtet, dass der Chef des zuständigen Technischen Sekretariates der OPCW auf Nachfragen der anwesenden Diplomaten nicht beantworten konnte, wie es sein kann, dass die OPCW Experten nach Berlin schickt, um eine Vergiftung mit einem chemischen Kampfstoff zu untersuchen, die erst Tage später gemeldet wurde. Laut Sacharova war es – Überraschung – ausgerechnet die deutsche Vertreterin, die ihm zur Hilfe kam. Zuerst meinte sie, das sei ein Druckfehler, aber als der Chef des Technischen Sekretariates weiterhin schwieg, fiel der deutschen Vertreterin plötzlich ein, wie alles gewesen sei: Der Grund sei eine Pressekonferenz von Merkel und Macron am Abend des 20. August gewesen, bei der Merkel Nawalny medizinische Hilfe angeboten habe.

Wie erwartet wurde die Bundesregierung bei der Regierungspressekonferenz zu der Sache befragt. Dabei äußerte sich der Sprecher des Außenministeriums Rainer Breul laut der russischen Nachrichtenagentur TASS dazu folgendermaßen:

„“Im ersten Entwurf gab es in der Tat einen Fehler beim Datum – er bezog sich auf den 20. August als Datum der Anfrage durch Deutschland statt auf den korrekten 4. September. Das Sekretariat hat diesen Fehler gesehen und ihn im zweiten Entwurf korrigiert, damit es keine Missverständnisse gibt“, behauptete er. Laut Breul handelte es sich bei dem ersten Bericht um einen Entwurf.
„Ich kann schon jetzt widerlegen, dass die OPCW eine Mission angeblich auf Wunsch eines einzelnen Mitgliedsstaates entsenden kann. Das entspricht nicht den Tatsachen“, sagte Breul.“

Sollte die russische Übersetzung korrekt sein, dann ist die Aussage von Breul durchaus anzuzweifeln, denn selbstverständlich kann jeder einzelne Mitgliedsstaat der OPCW um die Entsendung einer OPCW-Mission bitten, schließlich hat Deutschland nach der offiziellen deutschen Version über die angebliche Vergiftung von Nawalny ja genau das getan. Die Streitfrage ist das Datum, denn offiziell hat Deutschland am 4. September um die Entsendung der Mission gebeten, aber nach dem präsentierten Jahresbericht der OPCW muss das früher geschehen sein, wenn die Mission schon am 20. August nach Berlin geschickt wurde.

Nachtrag: Inzwischen ist das Video der Pressekonferenz verfügbar.

Auch Maria Sacharova hat sich auf Telegram zu der Antwort der Bundesregierung geäußert. Sie schrieb dazu:

„Vorübergehende Widersprüche im Berichtsentwurf der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) zum angeblichen Giftanschlag auf den Blogger Alexej Nawalny sind auf einen Datumsfehler zurückzuführen; er wurde in einer zweiten Version korrigiert. Das sagte der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Rainer Breul, am Mittwoch bei einer Pressekonferenz.
So wird alles auf die Schnelle gemacht, korrigiert, umgebaut, Fakten verändert und Fakes platziert. Das ist genau der Grund, warum sie nicht auf Anfragen der Generalstaatsanwaltschaft Russlands reagieren – weil alles mit heißer Nadel gestrickt ist.
Das Fantastischste ist, dass Deutschland ständig für die OPCW spricht.“

Nachtrag: Nachdem ich diesen Artikel veröffentlicht hatte, wurde auch das Video der deutschen Pressekonferenz veröffentlicht.

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

29 Antworten

  1. Es ist mir fast peinlich dieser Stotterei meiner Regierung zu zu sehen.
    So brechen Lügen zusammen.

    Ganz abgesehen von den harten Fakten, ignorieren der Anfragen der russischen Staatsanwaltschaft,
    völlig dubiose Aussagen zu den tatsächlichen Abläufen, Stichwort Flasche, Unterhose, Charité, Video, Erholungsurlaub….

    Was für eine Story.
    Ich denke man kann unumwunden sagen, kompletter Bullshit.

    Eine immer gleiche Geschichte, Georgien, Ukraine, Belarus, Moldawien.
    Die immer gleichen Protagonisten, Ausbildung in den USA, finanziert von den immer gleichen Institutionen.

    Das Muster ist jedesmal das gleiche, die Protagonisten ändern sich.
    Belarus, der Fall Protasewitsch, die Aktivisten Litauen und Polen.

    Furchtbar, für den Westen.

    1. Alles nur der Übergang zum wirklich FURCHTBAREN , sofern es militärisch ausgetragen wird.

      Ja, man muss sogar Russland die Schuld dafür geben, wenns zur militärischen Auseinandersetzung kommt. Ja, leider muss man es.

      Russland kennt die Medienlandschaft im Westen (speziell in Deutschland) und legt die roten Linien dermaßen verschwommen fest, dass eben dem Vasallen-Journalismus die Deutungshoheit der Worte überlassen wird.

      Die Basis weiß NICHTS. Und sogar der deutschsprechende russische Journalismus, werkelt so vor sich her….

  2. Und weiter wird, kaum überraschend, einfach verschwiegen, dass seitens OPCW agesehen von dieser 8-zeiligen Zusammenfassung im Jahrebericht ab Oktober 2020 diverse, weit ausführlichere Dokumente veröffentlicht wurden, mit den korrekten Daten (ab 4. September).

    Darum hier nochmals:
    1. Ja, in der kurzen Zusammenfassung im Entwurf des Jahresbericht steht ein falsches Datum.
    2. Aber: In allen anderen Dokumenten der OPCW, Monate vor dem Jahresbericht publiziert, stehen die korrekten Daten.

    Es gilt: Was nicht zur gewünschten Geschichte passt wird geflissentlich „übersehen“.

    1. Dann wünsche ich der OPWC mal bestes Gelingen mit Daten und Fakten.
      Und unseren Regierungsvertretern wünsche ich das sie bei unangenehmen Fragen mal die Contenance bewahren und sich daran erinnern wie oft in diesem Land die Pressefreiheit bemüht wird.
      Und die gilt ja erst recht bei Fragen die das Narrativ hinterfragen.

      Altmeier: Die Pressefreiheit ist ein hohes Gut.

      Also, quasi Regierungsamtlich.

      1. Ach Jessens…. der Krawalny ist doch nur ein einziges Blatt von der beschissenen Kloorolle. Wahrscheinlich klar, dass es eine Unachtsamkeit in den Übersetzungen gab. Ist doch Wurscht. Das Thema an sich ist mal wieder aktuell.

        Und da müssen die Russen nun mal mehr draus machen. Und das werden sie auch. Das russische Strafgesetzbuch hält nun nach den vielen Änderungen genügend Reserve bereit, um den Nasenbär weiter anzuklagen.

        Im Endeffekt werden es 12-15 Jahre Straflager. Und keine Sau wird mehr drüber reden im Westen, weil sie ihn selbst haben hängen lassen in der Strafsache. Nur der Westen könnte ihn entlasten …. Er ist ein Terrorist. Sonst nix.

        1. Unsinn.
          Er ist eine Marionette der westlichen Politik und Geheimdienste, ein verurteilter Steuerhinterzieher, ein Betrüger, ein Rechtsextremer und ein gescheiterter Politiker.
          Kann man alles hier nachlesen, inklusive Quellen.

    2. Gute Zusammenfassung, aber das wird Dr. Röper nicht interessieren, er verbreitet lieber seine Verschwörunggeschichte, die gefällt auch seinen Lesern besser als die langweilige Realität

  3. „Letzte Woche hat die OPCW ihren Jahresbericht vorgestellt, in dem ungewollt belegt wurde, dass Deutschland schon vor der angeblichen Vergiftung von Nawalny die Hilfe der OPCW angefordert hat. “

    Nein Dr. Röper, der Datumstippfehler war nur im 1. Entwurf des Jahresberichts vorhanden, der nicht offiziell veröffentlicht wurde. Wie Sie in Ihrem Screenshot an der Webadresse DRAFT.Pdf erkennen, ist es nicht die gleiche Version, die später veröffentlicht wurde. Interessant ist, wie Sie aus einem Datumstippfehler in einem Entwurf eine Verschwörungsgeschichte aus den Fingern saugen. Das schafft man auch nur in den „alternativen Medien“.

    1. Sie glauben auch die gesamte Menschheit ist mit dem Klammersack gepudert. Dann erklären sie Mal bitte wie die, nach ihrer Meinung falsche Variante des Berichtes überhaupt an die Öffentlichkeit Geräten konnte. Aber kommen sie mir nicht mit, es war ein bedauerlicher Fehler. Das Ding ist unterdessen so abgetroschen wie ein alter Hut.

    2. «………. wie Sie aus einem Datumstippfehler in einem Entwurf eine Verschwörungsgeschichte aus den Fingern saugen. Das schafft man auch nur in den „alternativen Medien“.»

      Sie haben gewiss recht. Nur, was viele der Leser stört sind die vielen Zufälle. Nicht nur bei Nawalny. Und genau darüber schreibt Herr Röper ja, über die vielen Ungereimtheiten. Er sieht die Wiedersprüche und macht uns darauf aufmerksam. Er sagt nicht, dass er die Wahrheit hat. Er macht sich lediglich Gedanken was in der Welt vor sich geht und schreibt sie denen die sie lesen wollen. Und bitte lassen Sie doch das alberne Dr.

    1. Ja, das ist der Lauf der Dinge, wenn ein Blogger Einfluss gewinnt und daraufhin von Trollen überlaufen wird. Achten Sie mal darauf, wie die nur zu bestimmten Themen stänkern, an Diskussionen hat keiner von denen Interesse. Ekelhaft.

  4. Das kann ich ihnen leider nicht glauben. War selber Mal Betriebsleiter und wir haben auch Dokumente gehabt die im Intranet durch verschiedene Personen bearbeitet wurden. Da hatte kein anderer Mitarbeiter einen Zugriff und es konnte auch nicht von irgendjemand einfach so ins Netz gestellt werden, es ging die Freigabe nur durch den leitenden Mitarbeiter, der hatte ja auch die Gesamtverantwortung. Wenn das heute nicht mehr Standart ist, habe ich keine Fragen mehr, zumal bei so einer internationalen Organisation die für so einen sensiblen Bereich verantwortlich ist.

  5. Ich denke man kann festhalten, die Nawalny Geschichte ist ein einziger Fake.
    Daran stimmt rein gar nichts.

    An Belarus, und der erzwungenen Landung stimmt auch nichts.

    Der Wertewesten, wieder einmal.
    Was für ein Lügenverein.

    1. Das Thema „Navalny“ ist für mich eigentlich schon seit Ende September 2020 durch – mit „Nowytschok die zweite“ hat sich dieser deutsche Staat, Bundestag und Bundesregierung, völlig desavoiert .
      Und nur weil man eine derartig perfide, plumpe, widerwärtige, geradezu bodenlose Unverfrorenheit dieses deutschen Staatswesen, das für sich in Anspruch nimmt, als „zivilisiert“ zu gelten, einfach nicht glauben will, dauert es halt etwas, bis das Unerträgliche, für unmöglich Gehaltene im Kopf zur unumstößlichen Wirklichkeit kondensiert.

      Und was Maria anbelangt … na, ja nach dieser jahrelangen Sintflut an Widerwärtigkeiten, die dieser sog. Staat BRD der RF vor die Tatzen gekippt hat, darf sie schon mal giften, zumal sie über die Jahre geradezu Übermenschliches zu leisten hatte …

      Man muß das, was da jetzt noch kommt, zu Kenntnis nehmen, vielleicht eine Bemerkung verlieren, aber im Übrigen zur Tagesordnung übergehen, weil – es ist einfach bedeutungslos…

      1. Maria Sacharova ist die Beste!

        Wenn die deutsche Regierungs-Russophobie nicht so schlimm und brandgefährlich wäre könnte man sich bei den Bundespressekonferenz zum Thema Popcorn bereitlegen.

        „Man muß das, was da jetzt noch kommt, zu Kenntnis nehmen, vielleicht eine Bemerkung verlieren, aber im Übrigen zur Tagesordnung übergehen, weil – es ist einfach bedeutungslos…“

        Sehr gut formuliert, volle Zustimmung!

  6. Auf einem ähnlichen Datumsfehler – in dem Fall bei einem Email-Anbieter aus der Schweiz – basiert die Beweiskette des Westens gegen Weisrussland, im Falle des umgeleiteten Ryanair-Flugzeugs.

  7. Also es ist doch wohl herauszubekommen sein, wann die OPCW Inspekteure nach Berlin geschickt haben. Gibt es keine Reiseunterlagen oder andere offizielle Nachweise, Hotelaufenthalte, persönliche Aussagen von Inspekteuren?

    Dieser potentielle Besuch an diesem (potentiellen) Datum wird sich ja nicht so einfach (potentiell) fälschen lassen wie die der jetzt erwähnte Bericht. Oder wie oder was? Also ich stimme Herrn Seibert zu, wenn er sagt, dass eine deutsche Anfrage noch vor dem Navalny-Gift-wie auch immer-Vorfall etwas unglaubliches wäre. Das wäre nämlich der komplette Zusammenbruch der westlichen Glaubwürdigkeit und der Nachweis für ein konstruiertes Geheimdienstmanöver zur Diskreditierung Russlands.

    Also lieber Herr Röpers: Wenn Sie mir die Reiseunterlagen oder ähnliches vom 20. August 2020 zeigen, haben Sie den Pulitzer Preis verdient.

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