Hoffnung in der Ukraine – Das russische Fernsehen über den Truppenabzug im Donbass

Im Krieg in der Ukraine gibt es Hoffnungsschimmer, so klein sie auch sein mögen. An der Front im Osten des Landes wurde – wenn auch mit über einem Monat Verspätung – an einer weiteren Stelle mit der Entflechtung der Truppen begonnen.

Ich habe über die schwierige Lage im Osten der Ukraine immer wieder berichtet und werde dazu in den nächsten Tagen auch noch ein eigenes Ukraine-Update veröffentlichen. Am Sonntag hat das russische Fernsehen einen Bericht über die aktuelle Situation vor Ort gebracht, den ich Ihnen nicht vorenthalten möchte und daher übersetzt habe.

Beginn der Übersetzung:

Der Rückzug der Kräfte von der Kontaktlinie im Donbass geht im Schneckentempo voran. Das bedeutet, dass das Ultimatum an Präsident Selensly, das ihm am 14. Oktober gestellt wurde, von ihm erhört und ausgeführt worden ist.

Wir erinnern uns, das Ultimatum wurde vom Kommandeur des nationalistischen Korps „Asow“, Andrej Biletski, gestellt, der das Minsker Abkommen prinzipiell ablehnt. Die Drohung hat also funktioniert. Selensky erzwingt nichts und über das Treffen ein Normandie-Format, ein Traum in Kiew, wird nicht mehr gesprochen. Alles bewegt sich sehr langsam.

Außer vielleicht das Parlament, das ein neues Gesetz über Referenden berät. Wenn das kommt, kann man davon ausgegangen, dass Selensky der einzige in der Kiewer Regierung ist, der überhaupt an Frieden mit dem Donbass interessiert ist.

Die Entscheidungen über den Donbass können dann theoretisch in einem Referendum zur Wahl gestellt werden und dann können die Nationalisten nicht mehr Selensky persönlich verantwortlich machen. Eine riskante, aber gute Idee.

Auch Biletsky wurde merklich ruhiger. Das ist wahrscheinlich auf die Tatsache zurückzuführen, dass im amerikanischen Kongress ein Antrag auf offizielle Anerkennung des Bataillons „Asow“ als terroristische Organisation gestellt wurde. Mit allen daraus folgenden Konsequenzen. Biletsky sollte also vorerst still halten. Zumal sich jeder an seine Unterstützung für weißen Rassismus erinnert.

Es war im Jahr 2006, als der derzeitige Innenminister Awakow Gouverneur von Charkiw war. Damals registrierte sein Freund Biletsky eine öffentliche Organisation namens „Patriot der Ukraine“. Im Auftrag dieser Organisation wurden in den Jahren 2009 und 2010 in Charkiw Flugblätter mit der Losung „Bleib weiß“ verteilt.

Es geht um den Kampf gegen Migration aus dem Ausland. Hier ist ein charakteristisches Zitat des Agitatoren Biletski von „Patriot der Ukraine“: „Alle ethnisch-rassischen Gruppen werden eingeschränkt und kontrolliert, damit sie in ihre historische Heimaten deportiert werden können. Wir, die ukrainischen Sozialnationalisten, betrachten solche sogenannten „menschlichen Rassen“ als eigene biologische Arten. Als intelligenten Menschen, also Homo Sapiens, betrachten wir im biologischen Sinne nur den weißen, europäischen Menschen. Dabei fallen unter diesen Begriff nicht die so genannten „Südeuropäer“, vom Mittelmeer, aus dem Kaukasus und andere Rassen, die biologisch auch eine von uns getrennte Art sind.“

Wenn wir zur Entflechtung der Truppen zurückkommen, läuft sie zwar im Schneckentempo, aber immerhin läuft sie. Am 9. November fand sie in der Gegend des Dorfes Petrowskoe statt. Vorher gab es den Truppenabzug im Dorf Solotoe und bei der Station Lugansk.

Aus der Ukraine berichtet unser Korrespondent

Die meisten Häuser im Dorf Petrowskoe sehen so aus: Die Fenster sind beschädigt, die Türen sind verschlossen. Niemand erntet die Walnüsse. Die Menschen sind von hier verschwunden, wie aus vielen Siedlungen an der Kontaktlinie. Der Hof wurde zurückgelassen, er lag zu nah am ukrainischen Militär, Beschuss war häufig. Jetzt können die Leute vielleicht wiederkommen.

Die Truppentflechtung hat begonnen. Bisher nur an drei Standorten. Beim Dorf Petrowskoe dauerten die Verhandlungen am längsten. Aber man konnte sich einigen. Das Signal für den Abzug wurde auf beiden Seiten gegeben. Ukrainische Einheiten begannen unter Aufsicht der OSZE mit dem Abzug gepanzerter Fahrzeuge. Sie verlassen die Pufferzone, die die ukrainische Armee 2016 entgegen getroffener Vereinbarungen besetzt hatte.

„Sie haben diesen Bereich zu fast 70 Prozent besetzt. Dementsprechend dauert es länger, drei Tage haben sie für den Abzug gefordert. Wir haben hier keine schwere Ausrüstung, die ukrainische Seite hat sie. Wir werden zuschauen und warten, bis sie vollständig abziehen“, sagte Rusla Yakubov, Leiter der DNR-Mission im Gemeinsamen Zentrum für Kontrolle und Koordinierung des Waffenstillstandsregimes.

Die Republik Donezk hat ihre Verpflichtungen innerhalb weniger Stunden erfüllt. Da die Haupttruppen der DNR vor drei Jahren abgezogen wurden, blieben nur noch kleine Abteilungen in den fernen Positionen. Jetzt sind auch sie abgerückt.

DNR-Kämpfer verlassen die Frontlinien und Beobachtungsposten, die so nah wie möglich an der „graue Zone“ lagen. Von dort ziehen sie ab. Nun muss die ukrainische Armee vollständig aus der „Grauen Zone“ abgezogen werden. Es dürfen dann keine bewaffneten Männer, keine Armee oder nationalistische Bataillone, mehr auf dieser Seite sein.

Die Pufferzone beginnt sich von ukrainischen Sicherheitskräften zu leeren. Obwohl viele Einheimische daran gewöhnt sind, dass die Ukraine auch betrügen kann.

Nach dem Rückzug der Parteien sollte sich Zahl der Zwischenfälle an der Kontaktlinie drastisch reduzieren, weil auf die Entfernung von mehr als zwei Kilometern Kleinwaffen weniger effektiv sind.

Jetzt ist es nur an drei Orten sicherer geworden. Das sind die ersten Schwalben, die eine vollständige Feuerpause ankündigen. Unmittelbar nach Beginn des Truppenabzugs wurde in Petrowskoe Kanonenfeuer gehört. Dies sind einzigartige Aufnahmen: die OSZE-Beobachter zählen die Explosionen. Sofort kam die Nachricht, dass das ukrainische Militär Stellungen der DNR in der Nähe von Dokuchaevsky beschossen hat. Und es ist bekannt, dass auch im Ausland hergestellte Munition eingesetzt wird.

Die Lieferungen tödlicher Waffen aus dem Westen in die Ukraine gehen weiter. Die DNR hat Beweise, diese Mine explodierte nach dem Einschlag nicht.

„Es ist das erste Mal, dass wir diese Art von Munition öffentlich zeigen. Dies ist eine Mine nach NATO-Standard. Man kann Zahlen, Buchstaben und sogar das Produktionsdatum sehen. Wenn Sie diese Markierung kennen, wissen Sie, wer sie hergestellt hat. Sie ist definitiv nicht aus der Ukraine. Soweit wir wissen, ist diese aus Polen“, sagte Eduard Basurin, ein Sprecher der Volkspolizei der DPR.

Der Truppenabzug in mehreren Gebieten ist sicherlich keine Garantie für den Frieden, sondern nur einer der Schritte auf dem Weg dorthin. Noch wird im Donbass weiterhin geschossen, aber die Chancen, wirklich eine Waffenruhe zu erreichen, sind jetzt größer, als je zuvor. Der Prozess der Entflechtung hat begonnen. Wenn er scheitert, wird die Situation wieder völlig unberechenbar.

Ende der Übersetzung


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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

3 Antworten

  1. Thomas, im Spiegel stand heute wieder so eine rührselige Geschichte über die Entflechtung! Und, die westliche „Berichterstattung“ ist ja nach US-Muster aufgebaut, wir hatten wieder eine handelnde Person, die ihre Sicht der Dinge darlegen und „die Russen“ verantwortlich machen durfte! Man wolle die Ukraine nicht hergeben und den Russen überlassen! Das es sich im Donbass um ukrainische Bürger handelt, die eben nur ethnische Russen sind, wurde ebensowenig erwähnt, wie man denn die Ukraine „verteidigen“ will, wenn man die eigene Bevölkerung beschießt! Natürlich durfte auch nicht fehlen, dass die ukrainischen Kräfte beschossen wurden. Die Vorgeschichte wurde natürlich erzählt, nämlich, ob die DNR-Kräfte nur zurückgeschossen haben! Meines Wissens nach haben sie strikte Befehle, nur im Notfall das Feuer zu erwidern. Tja, und ansonsten das übliche inhaltsleere Gesülze des Spiegel! Was tatsächlich passiert, muss man beim anti-spiegel lesen!

    1. Die Notfälle häufen sich. Man schießt auch zurück. Doch die wesentlichen Kämpfe bestreiten die Nazis mit den regulären Truppen der Ukrainer selbst. Es liegt auch schon genügend (Drohnen) – Videomaterial vor, so ist das nicht. Nach neuesten Erkenntnissen (von heute nachmittag) sogar der OSZE von eigenen Drohnen-Aufnahmen.( Letzte Info allerdings vom Hörensagen ) Doch das alles ist momentan nicht so wichtig …. es sollte zum Treffen in Paris kommen.

      Denke, der Präsident von nun schon auch ca. 100.000 „Südost-Ukrainer“, die den russischen Pass schon in der Tasche haben, wird das schon regeln. Da bin ich mal ganz zuversichtlich.

      In 6 Monaten, wenn diese dann doch etwas lahmarschigen Beamten… (wie überall eben) dann mal in die Hufe kommen mit dem Stempeln… dann sind das Ruck-Zuck mehrere Hundertausende Russen, die dann auch offiziell zu beschützen sind, nach russischer Millitärdoktrin…

      Wird alles gut…. (Für den Nazifreien Teil des Donbass)

  2. Zukunftssuche aus Sicht der Donbass-Menschen auf beiden Seiten der Waffenstillstands-Front
    https://donbassstimme.wordpress.com/2019/11/11/sehen-um-zu-verstehen-vergangenheit-krieg-gegenwartwaffenstillstands-krieg-zukunft-natobefehls-frieden/

    Die Erklärung der Zukunftssuche in EMOTIONALER – und WIRTSCHAFTLICHER Hinsicht für den Einzelnen. – mit 2 in deutsche Sprache untertitelte Videos-
    ( Noch nicht ganz fertig, weil ich auf ein par Zahlen aus Moskau und Boris Roshin von der Krim warte…)

    Denke mal, jeder halbwegs klar denkender Mensch, insbesondere Putin selbst weiß es mehr als nur genau, dass Sämtliche Versuche der Ukraine nun die Minimalbedingungen zu erfüllen zum Treffen in Paris, nur darauf hinauszielen, dass die „Regie“ des Schauspielers, die nächste Folge der Serie “ Präsident in Aktion“ fertig bekommen. Es geht nicht mehr um Minsk2. Der Zug ist lange abgefahren. Der Ukraine -Berlin und Paris , geht es einzig nur noch darum, dass man persönlich mit Putin darüber sich austauschen kann, wie man die russische Sanktionspolitik gegen die Ukraine kann mildern. Die Großmäuler aus Berlin bekommen Muffesausen um ihr investiertes Geld… wegen der Ukraine, die so ganz und gar nicht nach IWF-Befehl funktionierte…

    Tja..und noch was…

    Da ich/wir (voicedonbass) auch durch das Informationsministerium, sowie weitere gute Quellen in Donezk und Lugansk , andere (wirkliche Journalisten 🙂 ) mir/uns da ganz gute Daten liefern, sowie nun mal über die verschiedensten privaten Quellen von Ärzten- Wissenschaftler- Millitär usw sehr wohl auf dem Laufenden gehalten wird, geht das Muffesausen des Wertewestens vor den Folgen, dass der Nazifreie Teil des Donbass wirtschaftlich wird die Ukraine sehr schnell überholen, trotz Dauerbeschuss in die Infrastruktur und Wohnhäuser der Menschen. Der Markt im Rücken ist riesig. Die Anschubfinanzierung läuft auch langsam an. Und so kommt es nun mal ganz dicke für die „Schwadlappen“ aus Berlin. Die schaffen das tatsächlich … OHNE DEN WESTEN. 🙂 Das wird auch nicht lange ( mehr) zu verheimlichen sein.

    Die Jungs und Mädels gehen ihren Weg…

    Tja… da ich mir auch aus der Ukraine aus allen nur möglichen Quellen Daten beschaffe, verstehe ich das Muffesausen in Berlin sehr gut. Mit einer gewissen Schadensfreude wohlgemerkt.

    Die Videos sollte man sich wirklich anschauen… Man wird verstehen.

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