Afghanistan

Trotz gegenteiliger Erklärungen der Taliban wurden mehrere Frauen getötet

Die Lage in Afghanistan bleibt unübersichtlich. Nachdem die ersten Erklärungen der Taliban versöhnlich klangen, gibt es nun Meldungen, die an den Erklärungen zweifeln lassen.

Ich habe am Dienstag ausführlich über die verschiedenen Erklärungen der Taliban berichtet. Insgesamt klangen die Erklärungen hoffnungsvoll, denn die Taliban erklärten, alle afghanischen Kräfte an der Regierung beteiligen zu wollen und auch wenn sie einen islamischen Staat auf Basis der Scharia errichten wollen, haben sie angekündigt, dass Frauen weiterhin zur Schule dürfen und sogar an der Regierung beteiligt werden sollen. Wenn diese Erklärungen umgesetzt werden, dann dürfte Afghanistan liberaler werden als es Saudi-Arabien je war.

Aber man darf nicht vergessen, dass Afghanistan eine Stammesgesellschaft ist, die sich aus vielen verschiedenen Völkerschaften zusammensetzt und dass Afghanistan kaum ein wirklicher Zentralstaat wird, sondern dass sich die Regelungen regional in ihrer Strenge unterscheiden dürften. Dafür, dass Afghanistan auch unter der Kontrolle der Taliban noch kein einheitlicher Staat ist, sprechen neue Meldungen, über die das russische Fernsehen berichtet hat. Der Bericht zeigt, dass es trotz der versöhnlichen Ankündigungen der Taliban-Führung zumindest zu einzelnen Exzessen kommt. Daher habe ich den Bericht des russischen Fernsehens übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Die Taliban haben in Afghanistan mehrere Frauen getötet. Das Massaker wurde angeblich verübt, weil die Frauen ohne Burka auf die Straße gegangen waren, wie Journalisten des US-Fernsehsenders Fox News berichteten. Das Pentagon behauptet unterdessen, die Taliban hätten seit Monaten Kämpfer der Al-Qaida beherbergt.

Kaum hatten die Taliban eine Amnestie angekündigt und Frieden in ganz Afghanistan versprochen, begannen sie mit der Jagd auf Götzenbilder. Als erstes setzten sie einen Vergnügungspark in Brand, in dem sie sich kurz zuvor noch vergnügt hatten. Den Taliban gefielen wahrscheinlich die Pferde auf einem Karussell nicht. Für sie sind das Götzen, was im Islam verboten ist.

Auf den Straßen von Kabul umzingelten Dutzende von Taliban-Kämpfern mit Gewehren und sogar Granatenwerfern mutmaßliche Plünderer. Was dann geschah, will man besser nicht wissen.

Am Vortag waren nach US-Medienberichten bei Zusammenstößen in der Nähe des Flughafens mindestens fünfzig Menschen, darunter Frauen und Kinder, verletzt worden. Die Menschen versuchten verzweifelt, die Startbahn zu erreichen. Doch die Taliban eröffneten zeitweise das Feuer. Die Militanten hingegen behaupten, dass weitere 40 Menschen auf dem Flughafen durch das US-Militär, das jetzt auf dem Flugplatz patrouilliert, ums Leben gekommen sind.

Trotz der Risiken versuchen immer noch Tausende von Menschen, Afghanistan zu verlassen. Sie warten Tag und Nacht auf dem Flughafen. Vielleicht nicht umsonst.

Selbst die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, hat bereits erklärt, dass die Vereinigten Staaten nicht in der Lage sein werden, alle Amerikaner, geschweige denn Afghanen, aus dem Land zu bringen. Großbritannien ist bereit, 25.000 Flüchtlinge aufzunehmen, aber nicht alle auf einmal, sondern über mehrere Jahre verteilt. Chile ist bereit, nur 10 afghanische Familien aufzunehmen, die bescheidenste Quote hat Estland mit 10 Personen festgelegt. Wenn man bedenkt, dass zu diesem Zeitpunkt etwa 400.000 Afghanen schutzlos sind, ist das nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Bislang sind die westlichen Länder nur bereit, die humanitäre Hilfe aufzustocken. Aber die Situation ist bereits festgefahren.

Wie das Wall Street Journal erfahren hat, haben die USA außerdem die Lieferung von Dollar an Afghanistan gestoppt. Dies geschah bereits in der vergangenen Woche. Sie planen auch, den Taliban den Zugang zu den IWF-Reserven zu verwehren – es handelt sich um etwa 500 Millionen Dollar!

„Wir müssen aus den Ereignissen viele Lehren ziehen. Wir müssen zugeben, dass Fehler gemacht wurden, insbesondere bei der Einschätzung der militärischen Fähigkeiten der afghanischen Armee. Ich glaube, selbst die Taliban haben nicht mit einem so leichten Sieg gerechnet“, sagt Josep Borrell, der Hohe Vertreter der Europäischen Union für Außen- und Sicherheitspolitik.

Die einzige humanitäre Hilfe, die die Taliban bisher erhalten haben, sind amerikanische Waffen. Und zwar in Hülle und Fülle, von den neuesten Gewehren bis hin zu Black-Hawk-Hubschraubern.

„Wir haben kein vollständiges Bild davon, wohin die einzelnen Rüstungsgüter gegangen sind. Aber mit Sicherheit ist eine ganze Reihe von ihnen in den Händen der Taliban gelandet. Wir glauben natürlich nicht, dass sie sie für uns zum Flughafen bringen werden“, sagt Jake Sullivan, Nationaler Sicherheitsberater des US-Präsidenten.

Die Taliban verfügen jetzt über ein US-Militärtransportflugzeug vom Typ C-17, der gleiche Flugzeugtyp, den die USA jetzt einsetzen, um Flüchtlinge aus Afghanistan herauszubringen. Dutzende von Menschen versuchen an Bord zu kommen. Die Überreste von einem von ihnen wurden in den USA im Fahrwerksschacht eines Transportflugzeuges gefunden. Militante Mitglieder der in Russland verbotenen Bewegung reisen nun in der C-17. Die politische Führung der Taliban wurde nach einem Besuch in Katar in Kandahar jubelnd empfangen, als sie das Flugzeug verließ.

Afghanistan steht nun am Rande eines neuen Bürgerkriegs. Die Armee des afghanischen Vizepräsidenten rückt vom Norden des Landes aus gegen die Taliban vor. Es ist ihnen bereits gelungen, eine Stadt in der Provinz Parwan zurückzuerobern. Der Luftwaffenstützpunkt Bagram liegt in der Nähe, und wenn es ihnen gelingt, ihn einzunehmen, wird sich das Kräfteverhältnis erheblich ändern.

Die Staats- und Regierungschefs der G7-Staaten werden nächste Woche per Videoschaltung über die Lage in Afghanistan und ihre Vorgehensweise beraten. Inzwischen erwägt das Weiße Haus die Verhängung von Sanktionen. Joe Biden versucht irgendwie, die Situation wieder in den Griff zu bekommen.

Aber Bidens Umfragewerte sind vor dem Hintergrund der Machtübernahme der Taliban bereits auf 46 Prozent gefallen. Und alle seine Behauptungen, ein solches Szenario sei nicht vorhersehbar gewesen, werden von den US-Geheimdiensten widerlegt, die zugegeben haben, dass sie den amerikanischen Staatschef zu Beginn des Sommers gewarnt haben, dass die afghanische Armee bald besiegt sein würde.

Ende der Übersetzung

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

7 Antworten

  1. Habe ich das falsch verstanden oder geht es hier nur um einen Stille-Post-Beitrag von US-Medien, die die russischen Medien als Kaffeeklatsch weitertragen?
    Persönlich mag ich solche Stories vom Pferd nicht – die ständigen Konjunktive erinnern mich sehr an Leute, die nichts zu tun haben & ständig klatschen & tratschen…..

    Gab es dazu auch in dt. Medien Berichte? Das wäre genau der Stoff aus denen die Träuem der dt. Schreiberlinge sind…

  2. Nach ihrer Afghanischen Söldnertruppe, jubelt das Imperium, nun Scheich Massoud jun. hoch. Und das im schwarzen Herz von Mordor / USA, die Meister der Kriegs Propaganda sitzen, wird bei diesem PR Bericht, mal wieder deutlich. Nur warum Russland, die Drecks PR, auch weiter verbreitet, ist nur damit zu Erklähren , das viel zu viele, die von der Siegermacht, auf die Positionen in Russland gesetzt wurden, immer noch da sitzen und ihren Herren dienen.

    1. Kommt wohl darauf an wer gefragt wurde und wie.
      Diese typische Aussage „von Allen die …stimmten zu“ .
      Wer wurde gefragt? M/W/D gleichsam oder waren es mehr Männer als Frauen? Wie war der Bildungsstand, denn mit mehr Bildung werden mehr Fragen gestellt?

      Scharia mit dem in islamisch geprägten Ländern die Menschen Recht und Ordnung verbinden steht mal über mal unter bestimmten Strukturen. Das mag in gewachsenen Strukturen gut funktionieren aber nur so lange es von der Mehrheitsgesellschaft auch getragen wird.
      Lebt man nach den Regeln des Islam dann bedarf es nicht der Scharia.
      In den westlichen Ländern nennen wir Scharia eben Strafgesetzbuch denn es erfüllt den selben Zweck, Einhaltung einer Ordnung.

  3. Warum wohl sind haufenweise Waffen in Afghanistan geblieben? Der Bericht des Geheimdienstes war sicherlich auch der Militärführung bekannt. Ein Rückzug hätte besser geplant werden können. Es war halt nicht gewollt.
    Billionen sind in Afghanistan versenkt worden. Es war ein Eldorado für den Drogenanbau und auch für Waffenschieber. Und eben letztere haben kein Interesse an einem geordneten Rückzug der Armee. Jetzt werden alle fehlenden Waffen abgeschrieben, weil diesen den Taliban zugefallen sind. Ich denke aber der größte Teil ist in alle Welt verkauft worden. Hier haben sich einige so richtig die Taschen gefüllt.

  4. «Wir müssen aus den Ereignissen viele Lehren ziehen» sagt Josep Borrell, der Hohe Vertreter der Europäischen Union für Außen- und Sicherheitspolitik.
    Die Kompetenz die der Westen 20 Jahre lang in Afghanistan aufgewendet tat, hätte er besser in die Untersuchung investiert, warum die drei WTC Gebäude zusammengefallen sind. Aber leider liessen sie sich damals keine Zeit zum Nachdenken was passiert ist. Und warum. Und auf dieses damalige Unvermögen baut sich alles auf.

    «Großbritannien ist bereit, 25.000 Flüchtlinge aufzunehmen, aber nicht alle auf einmal, sondern über mehrere Jahre verteilt».
    Der Iran und Pakistan haben ca. 2 ½ Millionen Flüchtlinge aufgenommen, in der Türkei sind fast 4 Millionen Syrische Flüchtlinge plus viele Afrikaner und Afghanen, der Libanon hatte auch schon weit über 2 Millionen zu beherbergen. Als ob Menschen die flüchten 10 Jahre lang warten können ….

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