Wagner-Putsch

Präsident Lukaschenko im Wortlaut über seine Verhandlungen mit Prigoschin

Die weißrussische staatliche Nachrichtenagentur BelTa hat über die Rede von Präsident Lukaschenko berichtet.

Die weißrussische staatliche Nachrichtenagentur BelTa hat ausführlich über die Rede von Präsident Lukaschenko. Ich werde Lukaschenkos Worte hier nicht interpretieren, sondern stattdessen den kompletten Bericht von BelTa veröffentlichen (wobei ich die deutsche Übersetzung des russischen Originals an einigen Stellen korrigiert habe).

Wie wurde „Wagner“-Marsch gen Moskau gestoppt. Lukaschenko enthüllt Details der Gespräche mit Prigoschin

Der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko hat heute bei einem Treffen mit ranghohen Offizieren im Palast der Unabhängigkeit einige Details seiner Gespräche mit Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin am 24. Juni enthüllt. Darüber hinaus erzählte er über seine Motive und seine Haltung in diesem Konflikt.

Zur geplanten Veranstaltung mit Militäroffizieren im Palast der Unabhängigkeit wurden heute zusätzlich Leiter weißrussischer Medien, Journalisten und Politologen eingeladen. Das Gespräch verlief in einer offenen Atmosphäre. Der Staatschef beantwortete alle aktuellen Fragen sachlich, detailliert und kommentierte jene Unterstellungen und Spekulationen, die in den letzten Tagen in den Medien kursierten.

Wir führen in diesem Bericht ungekürzt einige Zitate von Präsident Lukaschenko an.

Warum der Staatschef davon erzählen will

„Gestern Morgen habe ich beschlossen, dass es an der Zeit ist, etwas zu diesem Thema zu sagen (natürlich nicht alles), und zwar ehrlich, offen und ohne etwas zu verbergen.“

„Ich wurde dazu durch die Berichterstattung in den russischen Medien gezwungen… Die weißrussischen Medien muss ich loben. Ehrlich gesagt habe ich meine Pressesprecherin gebeten, die Leitung unserer wichtigsten Massenmedien anzurufen und sie zu bitten, dieses Thema nicht an die große Glocke zuhängen. Es gibt keinen Grund zur Freude. Sie werden gleich erfahren, warum. Aber in Russland sind, wie immer, sogenannte „Hurra-Patrioten“ aufgetaucht. Sie haben angefangen zu heulen und zu schreien, Putin zu verurteilen, zu fordern, dass er die Strafverfahren nicht einstellt, dass er weiter die Schuldigen festnimmt, niedermacht und ins Gefängnis einsperrt. Davor möchte ich uns und die russische Gesellschaft warnen.“

„Als in Russland die Unruhen begannen, wie Putin diesen Aufstand nannte, waren alle mucksmäuschenstill. Es gab ein paar mutige Menschen – Walentina Matwijenko, Wolodin, der Patriarch – und das war’s. Und was wir sehr gut können, ist, nach einem Kampf schlagen mit den Fäusten zu wedeln und Rache und Tod fordern. Sehen Sie mal – wir wissen, wer und wo den Tod verdient. Und wir wissen sehr gut, wer ins Gefängnis soll.“

„Das alles hat mich dazu veranlasst, ein paar Worte über die Situation zu sagen, die sich am Freitag und Samstag entwickelt hat, da ich, wie Sie wissen, völlig in diese Ereignisse eingeweiht bin.“

„Damit Sie verstehen, wissen und fühlen können, was passiert ist und was hätte passieren können. Ich möchte, dass Sie genau wissen und verstehen, was war und was hätte sein können.“

Die ersten Alarmsignale

„Also, es war Freitag. Das war ein glücklicher schöner Tag für Weißrussland, wir haben uns alle auf die Abschlussfeier vorbereitet. Natürlich war ich auch mit diesen Dingen ziemlich beschäftigt. Und ehrlich gesagt… als ich die spärlichen Informationen darüber erhielt, was in Russland, in Rostow, im Süden, passierte, habe ich irgendwie nicht besonders aufgepasst. Dort herrscht Krieg, man weiß ja nie, was dort vor sich geht.“

„Aber am Samstagmorgen erhielt ich um 8 Uhr bereits sehr beunruhigende Informationen über die Lage in Russland. Ich erhielt auch Informationen, die alle in diesen Telegram-Kanälen lesen können… Über den FSB und KGB erhielt ich die Meldung von General Tertel: Präsident Putin will Kontakt aufnehmen. Kein Problem. Wir haben vereinbart, dass wir zu einem für ihn günstigen Zeitpunkt ein Gespräch führen können. Um 10.00 Uhr hielt er seine Ansprache, um 10.10 Uhr rief er mich an und informierte mich sehr ausführlich über die Lage in Russland;“

„Ich habe Putin mehrere Fragen gestellt, auch über die Gegenmaßnahmen, und ich habe verstanden, dass die Situation kompliziert ist. Ich werde diesen Teil des Gesprächs nicht näher erläutern.“

Was schlug Lukaschenko Putin vor

„Das Gefährlichste an dieser Situation, wie ich es verstanden habe, war nicht sie selbst, sondern ihre weitere Eskalation und ihre Folgen. Das war das Gefährlichste. Ich habe auch verstanden: Putin hat die endgültige „harte“ Entscheidung getroffen. Er sagte das in seiner Ansprache indirekt: Kaltmachen. Ich schlug ihm vor, sich Zeit zu nehmen. Wollen wir zuerst mit Prigoschin reden, sagte ich, mit ihm und seinen Kommandeuren. Daraufhin sagte Putin zu mir: „Hör zu, Sascha, es hat keinen Sinn. Er nimmt nicht einmal den Hörer ab, er spricht mit niemandem.“

Wie Lukaschenko Prigoschin erreicht hat

Ich frage: „Wo ist er?“ – „In Rostow.“ Ich sage: „Gut. Ein schlechter Frieden ist besser als ein guter Streit. Nichts übereilen. Ich werde versuchen, mit ihm Kontakt aufzunehmen.“ Und wieder sagt er: „Es hat keinen Zweck.“ Ich darauf: „Warte ab!“

„Ich unterhielt mich mit Putin vielleicht eine halbe Stunde. Dann informierte er mich über die Lage an der Front. Er sagte: „Weißt du, an der Front ist die Lage seltsamerweise besser als je zuvor.“ Ich sagte: „Siehst du, es ist gar nicht so traurig.“ Um Uhr 1, ich musste noch diese Telefonnummer finden… Ich sagte: „Wie kann ich ihn erreichen? Gib mir seine Telefonnummer.“ Putin sagte: „Der FSB hat wahrscheinlich seine Nummer.“ Wir haben es überprüft. Bis Mittag haben wir drei Kanäle sichergestellt, über die wir Rostow erreichen konnten.“ Am Nachmittag führten wir vier Gesprächsrunden durch. Ich war in meiner Residenz, bei mir waren jene, die diese Kommunikation vermittelt haben.“

Über die Rolle von Jewkurow und Bortnikow

„In dieser Hinsicht muss ich besonders General Junus-Bek Jewkurow danken. Wir hatten Glück. Er und General Tertel warten eins Studienkollegen.

„Ich muss sagen, dass dieser General eine sehr wichtige Rolle gespielt hat. Ich sage es Ihnen zur Information: Er war es, der mit einem Bataillon auf den Flugplatz in Serbien eindrang. Er war Befehlshaber dieses Bataillons. Aber wie es immer so ist, endete alles irgendwie im Verrat. Selbst die russische Führung war sehr zurückhaltend, über diese Geschichte zu erzählen. Ich war einfach in diese Situation eingeweiht. Jewkurow ist ein sehr tapferer Mann. Er wurde schwer verwundet, als er in der Republik Inguschetien als Leiter tätig war. Sehr schwer verwundet. Ich erinnere mich, dass Putin mir sagte, sie hätten ihn beinahe aus dem Grab herausgezogen. Er ist ein Offizier wie er im Buche steht, ein verantwortungsbewusster Mann, und er hat während dieser Verhandlungen viel getan.“

„Ich erzähle das im Detail, denn es gibt Meldungen, da hätten so viele Menschen an diesen Gesprächen teilgenommen… Außer Jewkurow und FSB-Chef Bortnikow haben in der ersten Phase an den Gesprächen keine weiteren Personen teilgenommen.“

Über das erste Gespräch mit Prigoschin

„Um 11.00 Uhr nahm Prigoschin sofort den Hörer ab, obwohl Putin das Gegenteil vorhergesagt hat. Das war aber so: General Jewkurow rief ihn und gab ihm den Hörer mit der Bemerkung: „Hier ist der Präsident von Weißrussland. Willst Du mit ihm sprechen?“ „Mit Alexander Lukaschenko werde ich gewiss sprechen“.

Das Gespräch war reine Euphorie. Jewgeni war im Zustand der Euphorie. Die ersten 30 Minuten unterhielten wir uns ausschließlich in Vulgärsprache. Er entschuldigte sich natürlich dafür, aber als er mir alles erzählte… Ich musste feststellen, dass die Zahl der Schimpfwörter die Zahl des normalen Wortschatzes um das 10-fache übertraf.“

„Und ich dachte mir dabei: Wie komme ich an ihn ran? Wie beginne ich diese Verhandlungen? Die Kämpfer kommen gerade von der Front. Sie hatten Tausende ihrer Kameraden verloren. Die Männer sind sehr sauer, vor allem die Kommandeure. Und wie ich verstanden habe, haben sie auf Prigoschin einen starken Einfluss ausgeübt. Ja, er ist ein heldenhafter Kerl, aber er wurde von denjenigen, die die Angriffsgruppen anführten und den Tod von Kameraden miterleben mussten, unter Druck gesetzt und stark beeinflusst. Und in diesem Zustand war er nach Rostow gefahren. Er ist halb tollwütig und ich muss mit ihm Gespräche führen.“

Über den Aufenthalt der Wagner-Kämpfer in Rostow

„Ich habe über meinen Kanäle, Kanäle des KGB und des Militärs, die Information erhalten, dass sie in Rostow das Militärkommando besetzt haben“

„Die Medien reagierten sofort: Ohgott-Ohgott, die Zentrale wurde besetzt, geplündert oder sonst etwas. Die Ukrainer waren besonders scharf auf solche Schlagzeilen.“

„Ich wollte das klären und frage Prigoschin: „Habt Ihr Zivilisten oder Militärs getötet, die sich Euch nicht entgegengestellt haben?“ – „Aleksander Grigorjewitsch, ich schwöre Ihnen, wir haben keinen angefasst. Wir haben nur das Hauptquartier besetzt, in dem ich bin.“ Und das war die Wahrheit. Das war sehr wichtig. Es war sehr wichtig, dass sie in Rostow niemandem etwas angetan haben.“

Prigoschins Forderungen

„Ich fragte ihn: Was willst Du? Ich habe später im Gespräch mit Putin diese Forderungen genannt. Er antwortet: „Alexander Grigorjewitsch, ich verlange ja gar nichts. Sie sollen mir nur Schoigu und Gerassimow ausliefern. Und ich muss mich mit Putin treffen.“ Ich sagte darauf: „Schenja, niemand wird dir Schoigu oder Gerassimow ausliefern. Niemand. Und schon gar nicht angesichts der aktuellen Situation. Du kennst Putin genauso gut wie ich. Zweitens wird er in dieser Situation mit Dir nicht telefonieren, geschweige denn sich mit Dir treffen.“ Prigoschin bleibt stumm. Dann sagt er. „Aber wir wollen doch Gerechtigkeit! Man wollte uns erwürgen! Wir werden gen Moskau marschieren“. Ich erwidere darauf: „Man wird dich auf dem halben Weg zerquetschen wie eine Wanze. Und das, obwohl die Truppen (Putin hat mir schon lange davon erzählt) an der Front kämpfen. Überleg es Dir.“ Prigoschin antwortet: „Nein“. So groß war seine Euphorie.

Ich habe ihn lange überredet. Und zum Schluss sagte ich: „Weißt Du, Du kannst machen, was Du willst. Aber nimm es mir nicht übel. Eine Brigade steht zur Verlegung nach Moskau bereit. Und wir werden Moskau wie im Jahr 1941 Moskau wieder verteidigen müssen. Du bist doch klug, intelligent, belesen.“ Es ging nicht nur um Russland und um unser Vaterland. Gott weiß, die Unruhen könnten nicht nur auf ganz Russland überspringen, sondern auch auf Weißrussland. Wir wären die nächsten gewesen.“

„Der Siegeszug der Sowjetmacht war genauso. Etwa 100.000 Bolschewiken haben Russland auf den Kopf gestellt. Ohne Waffen. Ich frage mich: Ist heute in Russland alles in Ordnung? Nein. Es gibt mehr als genug Gründe dafür, dass sich der Aufruhr über Russland ausbreitet und uns erreicht. Man braucht nur einen Auslöser dafür. Und jetzt ist er da.“

Eine gewaltsame Lösung war unzulässig

„Wer ist Prigoschin? Er ist heute eine sehr einflussreiche Person in den Streitkräften. Egal, wie man zu ihm steht. Deshalb habe ich gedacht: Wir können ihn kaltmachen. Das habe ich auch Putin gesagt: Wir können ihn kaltmachen. Das ist kein Problem. Wenn nicht mit dem ersten Schuss, dann mit dem zweiten. Aber ich sagte auch: „Tu das nicht“. Denn dann wird es keine Verhandlungen mehr geben. Diese Männer, sie stehen füreinander, sie haben in Afrika, Asien, Lateinamerika gekämpft, sie sind zu allem bereit. Wir können auch sie töten, aber es werden Tausende, Tausende von Zivilisten sterben, ebenso wie diejenigen, die sich gegen die Wagner-Kämpfer stellen werden. Und Wagner ist die am besten ausgebildete Einheit in der Armee. Wer will das bestreiten? Mein Militär versteht das auch, und wir haben solche ausgebildeten Leute in Weißrussland nicht. Das sind Leute, die schon mehr als einen Krieg an verschiedenen Orten erlebt haben.“

„Deshalb müssen wir, bevor wir sie kaltmachen, darüber nachdenken, was morgen passieren wird. Man muss über den Tellerrand hinaus schauen. Das gilt insbesondere für jene Hurra-Patrioten, die heute dieses Thema auf das Banner hängen.“

Der persönliche Konflikt

„Wir gehen in Richtung Moskau, wir brauchen Gerechtigkeit. Wir haben gekämpft, wir haben ehrlich gekämpft. Sie wissen, wie wir gekämpft haben, nicht wahr, Alexander Grigorjewitsch?“ – „Ja, ich weiß das.“

Aber es kam zu einem ungesunden Wettbewerb zwischen der Armee und der Gruppe Wagner. Es kam zu einem persönlichen Konflikt zwischen hochkarätigen Leuten, und dieser Konflikt entwickelte sich zu einer Prügelei.

„Und hier möchte ich auch noch eine Bemerkung machen, warum ich meine Medien, meinen Pressesprecher angewiesen habe, aus mir, aus Putin und Prigoschin keinesfalls Helden zu machen. Denn wir haben diese Situation übersehen. Wir haben sie nicht in Griff bekommen. Wir dachten uns, dass sie sich von selbst auflösen würde. Ich und Putin, wir beide haben das gedacht. Aber es hat sich nicht aufgelöst. Und es kam zu einer Schlacht zwischen zwei Menschen, die an der Front gekämpft haben. Ich bin in dieses Thema völlig eingeweiht. Ich kenne Schoigu und seine Arbeit. Er wird manchmal kritisiert. Schoigu ist oft in Weißrussland gewesen. Natürlich kann ich vor der Presse nicht laut sagen, worüber wir unter vier Augen gesprochen haben. Wir haben sehr ernsthafte Gespräche mit ihm geführt. General Chrenin hat sich mehr als einmal mit ihm getroffen, und wir haben ihn in aller Ruhe unterstützt, so gut wir konnten (und wir konnten viel tun), und wir haben viel getan. Und Schoigu hat in dieser Hinsicht eine Menge getan. Das heißt, er hat sich eine Nische geschaffen, in der er etwas tun kann.“

„Und Jewgeni Prigoschin.. in dieser Hinsicht kann man ihn verstehen. Und wenn man dann noch hinzufügt, dass er vom Charakter her genauso impulsiv wie Schoigu ist… Und so fing alles an.“

„Ich habe ihn beim zweiten oder dritten Gespräch bereits gewarnt. Ich sah schon, dass er bereit war nachzugeben, aber ich warnte ihn: „Jewgeni, kein Blutvergießen. Sobald du absichtlich oder unabsichtlich auch nur einen Menschen tötest, vor allem einen Zivilisten – dann wird Schluss sein mit Verhandlungen. Auch ich werde mit dir nicht mehr reden.“ Das hat er mir geschworen. „Wir haben kein solches Ziel, sagte er, und ich schwöre Ihnen, dass das nicht passieren wird.““

„Die Verhandlungen dauerten einen Tag. Sechs oder sieben Verhandlungsrunden. Ich habe meinen Standpunkt klar gemacht. Ich habe ihn nicht mehr angerufen. Sechsmal, glaube ich, hat er sich bei mir gemeldet. Er beriet sich mit mir, machte Vorschläge und so weiter. Als er mir sagte: „Alexander Grigorjewitsch, ich werde den Präsidenten nicht auffordern, mir Schoigu und Gerassimow auszuliefern, ich werde ihn sogar nicht um ein persönliches Treffen bitten.“ sagte ich darauf: „Das ist ein sehr guter Schritt. In dieser Situation ist es nicht notwendig, Forderungen zu stellen, die nicht erfüllt werden können.“

„Ich fuhr fort: „Stellen wir uns mal vor, ich bin Präsident. Du bist mein Verteidigungsminister. Und irgendein Ganove…“ – „Ich bin kein Ganove“ – „Ich sage es als Beispiel: Irgendein Ganove verlangt von mir ihm, den Verteidigungsminister und den Armeechef auszuliefern. Darauf lasse ich mich nicht ein. Ich werde selbst sterben, aber ich werde niemanden ausliefern“ – „Ja, ich verstehe“ – „Wenn du verstehst, lass uns einen Deal aushandeln“ Er fragt: „Was soll ich jetzt tun?“ Ich sage: „Die Kolonne stoppen.“ Das war also der Zeitpunkt, wo er verhandlungsbereit war.“

Die Garantien des weißrussischen Präsidenten

„Das letzte Argument war, als er einige Zeit nach den ersten Verhandlungen sagte: „Lassen Sie mich meine Kommandeure versammeln und mit ihnen beraten.“ Ich sagte: „Natürlich tu das, damit Dich später niemand beschuldigt.““

Um 11 Uhr haben wir die Gespräche aufgenommen, um 17 Uhr rief er mich an und sagte: „Alexander Grigorjewitsch, ich akzeptiere alle Ihre Bedingungen. Aber… Was soll ich tun? Wenn die Kolonne stoppt, werden wir kaltgemacht“. Ich sagte: „Das wird nicht geschehen. Das garantiere ich Dir. Ich kümmere mich darum.““

„Wir hielten Kontakt mit der russischen Führung, der FSB befasste sich hauptsächlich mit dieser Frage. Ich habe FSB-Chef Bortnikow aufdringlich gebeten, so etwas nicht zu tun. Bortnikow ist ein kluger Mann. Er sagte: „Alexander Grigorjewitsch, ich bin doch nicht dumm, ich weiß, was passieren kann“.“

„Wenn sie irgendwo anhalten, wird die Kolonne kompakt sein. Und dann ist die Versuchung groß, sie zu vernichten. Russland hat versprochen: Das wird nicht passieren. Also sagte ich zu Prigoschin: „Das ist meine Garantie“ – „Was nun?“ – „Ich garantiere Dir einen sicheren Korridor nach Weißrussland. Dir und deinen Kämpfern aus der Kolonne“ – „Gut, ich glaube Ihnen. Ich glaube Ihnen.“ – „Abgemacht, so machen wir das.“

Ende der Verhandlungen und Putins Versprechen

„Am Abend waren die Verhandlungen zu Ende. Ich hatte es eilig, denn 200 Kilometer vor Moskau (ich wusste es, ich wurde von Bortnikow informiert) war die Verteidigungslinie bereits aufgestellt. Alles war wie im Krieg aufgebaut, das hat mir Putin am Abend erzählt. Alle waren dabei, Kadetten, die Polizei… 1500 Mann. Das heißt, sie versammelten sich im Kreml und auch in der Nähe des Kremls. Es waren, glaube ich, etwa zehntausend Verteidiger. Und ich hatte Angst, dass, wenn die Wagner-Kämpfer sie auf dieser Linie knapp 200 Kilometer vor Moskau treffen würden, würde es ein Blutbad geben. Und dann ist Schluss.“

„Ich sagte zu Prigozhin: „Bortnikow ist dran. Du musst ihn kontaktieren“ – „Er nimmt den Hörer nicht ab“ – „Keine Sorge, das wird er. Rufe in 20 Minuten an.“ Ich bat Tertel darum, dass er so schnell wie möglich Bortnikow findet und ihm sagt, er solle auf Prigoschins Anruf antworten. Bortnikow redete mit mir, und ich spürte, wie aufgebraust er war. Ich sagte ihm: „Hör zu, leg alles beiseite und tu, was wir mit Prigoschin vereinbart haben.“ Dann gab es ein Gespräch zwischen Bortnikow und Prigoschin. Die Kolonnen wurden umgedreht und begaben sich in ihre Lager im Gebiet Lugansk.“

Am Abend habe ich mit Putin gesprochen. Ich habe ihn noch einmal gebeten: „Um Gottes willen!“ – „Ja, gut. Ich werde alles tun, was ich versprochen habe“. Und er hielt sein Versprechen.

Der Revolte wurde also abgewendet. Die Gefahr wurde beseitigt. Prigoschin erhielt alle notwendigen und versprochenen Sicherheitsgarantien.


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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

47 Antworten

  1. Ich fand Herrn Lukaschenko schon immer symphatisch.
    Er besitzt menschliche Größe, Rückgrad und dazu noch ein großes Herz.
    Das gilt übrigens auch für Herrn Prigoschin.
    Lukaschenko durfte seine Lektion, was den Westen anbelangt auf bittere Art und Weise lernen.

    Ansonsten hat Herr Lawrow heute verlauten lassen:
    Die Beziehungen zum kollektiven Westen bestehen nicht mehr.

    1. Das gilt übrigens auch für Herrn Prigoschin.

      Au ha. Neeee…da stimme ich aber mal gar nicht zu. Der Mann will unbedingt Gerechtigkeit. Wenn er das wirklich ernst meint dann sollte er sich der Gerechtigkeit willen als Hochverräter ganz einfach erschießen. Dann hat er seine Gerechtigkeit.

      Wobei man die Zeit vor dem Putschversuch und nach Beginn der Umsetzung seiner Gedanken hierzu auch trennen kann.

      Ab dem Punkt, dass er seine RUSSEN und Ausländer GEGEN die russischen Soldaten in Russland befahl, ist die einzige Gerechtigkeit die er verlangen kann, sich selbst zu erschießen und nicht an die Wand gestellt zu werden.

      1. Die n.m.M. beste Zusammenfassung der Geschehnisse in Zielstellung

        Wie konnte man die Bewegung des Wagner-PMC-Konvois nach Moskau stoppen?

        GUTER „BULLE“- BÖSER „BULLE“ …funktioniert wohl meistens 🙁
        von unserem Freund Boris.
        https://colonelcassad.livejournal.com/8452563.html

        1. Prigoschin erklärte sich nach Verhandlungen mit Lukaschenka bereit, seine Hauptforderungen zurückzuziehen, und begann, über einen Ausweg aus der aktuellen Situation zu verhandeln.
        2. Lukaschenka gab Prigoschin persönliche Garantien, dass sie nicht auf sie schießen werden, wenn er die Kolonnen stoppt.
        3. Laut Lukaschenka waren bis zu 10.000 bewaffnete Sicherheitskräfte zur Verteidigung Moskaus im Einsatz.
        4. Die Konvois wurden gestoppt, nachdem Prigoschin auf Wunsch Lukaschenkas mit FSB-Direktor Bortnikow gesprochen hatte.

        Im Allgemeinen sieht das Schema zur Beendigung der Krise wie folgt aus.
        Im Einvernehmen mit Putin fungierte Lukaschenka als Hauptvermittler.
        Über Jewkurow konnte er mit Prigoschin in Kontakt treten und einen stabilen Kommunikationskanal aufbauen.
        Während der Gespräche überzeugte Lukaschenka Prigoschin, seine Forderungen aufzugeben.
        Nachdem Lukaschenka Prigoschin persönliche Sicherheitsgarantien gegeben hatte, erklärte er sich bereit, die Konvois zu stoppen.
        Lukaschenka war in der Lage, ein Telefongespräch zwischen Bortnikow und Prigoschin zu arrangieren, bei dem offenbar die Garantien bestätigt wurden.
        Danach stoppte Prigoschin die Bewegung der Kolonnen nach Moskau, und die Krise ging in die Phase der Beseitigung der Folgen über.

        Am Ende hat Putin in der Krise als böser Polizist gehandelt und Lukaschenka als guter Polizist.
        Prigoschin verstand alles und erkannte am Abend des 24. Juni, dass seine Rebellion keine politische Unterstützung erhalten würde, und zog seine Forderungen zurück, um derentwillen der gesamte Feldzug gegen Rostow und Moskau begonnen wurde.

        In Lukaschenkas Präsentation sind die Leute, die den Brudermord in der Nähe von Moskau gestoppt haben, Putin, Lukaschenka, Jewkurow, Bortnikow.

      2. Ein bisschen erinnert mich dieser Prigoschin an die historische Figur des Michael Kohlhaas, Prototyp eines eigentlich ehrenwerten Mannes, der für ein ihm widerfahrenes Unrecht keine Genugtuung erhält, und sich daraufhin zu einem Warlord entwickelt, sich in immer mehr Unrecht hinein eskaliert um am Schluss auf dem Schafott zu enden.
        Ich muss sagen, dass die gelungene Deeskalationsstrategie Lukaschenkos aber auch Putins Fähigkeit, sein Ego und seinen Unmut zurück zu stellen, wo es um das Staatswohl geht, mich sehr beeindrucken!
        Womöglich ist es aber auch normal, so ein Verhalten von Führungspersönlichkeiten zu erwarten, und wir hier in Schland mit unserer degenerierten Hampel-Regierung sind solch professionelles Verhalten nur nicht mehr gewöhnt.

        1. Der fiktive Kohlhaas von Kleist mag radikal ehrenwert sein. Aber Prigoshin ist es ganz sicher nicht. Schon seine Vulgarität und Grobheit schließen das aus. Strelkow hat den Verrat lange gewittert und auch die Möglichkeit des Staatsstreiches in dem Moment gesehen, als Prigoshin sich um den Grenzschutz des Gebietes Belgorod gegen Ukro Übergriffe beworben hat.

          t.me/s/strelkovii/5254 – 5. Juni

          « Ja, ich kann es richtig sehen – wie das Wagner-Korps in Kolonnen in die Region Belgorod zieht und dabei die Befehle des RF-VM ignoriert … Unterwegs Lagerhäuser mit Granaten erobern (schließlich ist es ohne sie „sinnlos zu kommen“). Und von dort kann man auch nach Moskau weiter ziehen – um es vor Drohnen Angriffen zu schützen. »

          t.me/s/strelkovii/5461 – 15. Juni

          « Ich schließe nicht aus, dass diese Position von der Führung der Söldnerfirma in Erwartung einer verheerenden Niederlage der RF-Streitkräfte in der Schlacht an der Südfront gebildet wurde, nach welcher Wagner-Streitkräfte im Zuge der Verwirrung der Behörden und der allgemeinen Empörung der Bevölkerung einen direkten Militärputsch versuchen könnten. »

          t.me/s/strelkovii/5643 – 24. Juni

          « Der überstürzte Rückzug Wagners von der Front und Prigoschins aktiver Kampf um „einen Ort in der Nähe von Belgorod“ brachten mich auf die Idee, dass er einen „Marsch nach Moskau“ vorbereitete (von Belgorod nach Moskau ist es definitiv viel näher als von Lugansk). »

  2. hm…..irgendwie wird es nicht besser….

    Vielleicht liegt es ja hier an der Übersetzung….

    Aber erst heißt es , Putin kann Prigoshin nicht erreichen, der würde nicht ans Telefon gehen – dann heißt es Prigoshin kann Putin nicht anrufen, der würde nicht ans Telefon gehen….

    Manchmal ist es besser wenn man was „aussitzt“ & sich nicht von der keifenden (Medien) Meute drängen lässt…

    Wenn die Gespräche so mit Prigoshin abgelaufen sind, bleibt der Eindruck , das ist Kindergarten – Jungsgruppe 5

    1. Das würde ich so nicht sehen.
      Wir haben es hier mit Menschen mit den dazugehörigen Emotionen und Gefühlen zu tun. Vor allem stehen diese Menschen permanent unter extrem hoher Anspannung. Da menschelt es dann auch mal. Und genau das finde ich so
      sympathisch an Herrn Lukaschenko. Der sagt wie es war und das macht es sehr autentisch.
      Da würde ich schon eher den Wertewesten als Kindergarten bezeichnen. Aber mit ganz bösen durchtriebenen
      Kindern.

      1. Ich wollte hier weder Lukaschenko noch Prigoshin als Person „kritisieren“ – ich versuchen nur das „Corpus Delicti“ zu finden & zu betrachten – nur das ist nichts – außer den ‚Erzählungen nach eine Kindergarten-Gruppe.

        Das sind alles schon recht betagte Männer, die seit Jahrzehnten Stress ausgesetzt sind, es gewohnt sind, zu verhandeln & Verträge zu machen, sicher schon mit mehr oder weniger Misserfolgen konfrontiert waren……

        Ich habe immer noch nicht gefunden, welches Problem Prigoshin nun hatte, welchem er noch nie in seinem ( Berufs)Leben begenet sein sollte….
        Natürlich betrachte ich den Mann so, dass er eben KEIN Militär ist, der direkt an der Front kämpft….dafür hat er seine Offiziere…… & wenn es tatsächlich nur um Geld gehen sollte, war seine Aktion leider die, die man ihm nachsagt aus seiner ‚Jugendzeit’….

        1. Lukaschenko neigt zur Theatralik, ansonsten ist es für mich plausibel.
          Es gibt den Ansatz, dass Geopolitik rein ergebnisorientiert, ohne Patriotismus usw. Gemäß dem Grundsatz Just Business Not Personal funktioniert. Der Mensch mit seinen zwei Gehirnhälften, die eine ist das Bewusstsein u d die andere das Unterbewusstsein funktioniert aber wesentlich komplexer. Siehe die Pipelinesprengung durch Herrn Biden… Das hat er gemäß den Aussagen von Herrn Hersch regelrecht im Affekt angeordnet, also wie Jungs im Sandkasten…

        2. @GMT
          Ich stimme Ihnen da voll und ganz zu. Es klingt stark nach Kindergartengruppe. Vor allem, dass keiner ans Telefon gehen wollte.

          Was auch noch auffällt, ist die Tatsache, dass Moskau nicht gerade viele Verteidiger aufstellen konnte, dass Sie nicht in der Lage waren, die Schnellstraße gen Moskau unbefahrbar für Militärgerät zu machen, und natürlich war es nicht möglich, auf anderen Wegen Kontakt aufzunehmen… Gott bewahre, jemand hätte tatsächlich mal keinen Empfang, sein Telefon verlegt oder gar verloren.

          Riecht für mich also stark nach einer netten ‚Geschichte‘, mit der man vor allem Weißrussland stärken wollte. Lukaschenku scheint jetzt fast schon einen Gefallen bei Putin einfordern können.
          __

          Generell bin ich sogar geneigt, eher Prigoshin zuzustimmen (mal abgesehen von dieser Aktion)… vor allem wenn er äußert, dass Schoigu keinen echten Plan hat. Denn mal abgesehen von Bachmut, gibt es da nicht wirklich viel rühmliches vom russischen Militär zu berichten.

          Und die Behauptung, es sei geplant gewesen, Bachmut zu einem ‚meat grinder‘ zu machen, ist meiner Meinung nach purer Unsinn. Mit klarer Artillerie- und Luft-Überlegenheit, mit der man eine Stadt einebnen kann, ist sogar ein Verhältnis von 1:3 noch schlecht und eigentlich unnötig. D.h. es ging wohl eher darum, dass Russland zeigen musste, dass auch die Ukrainer verlieren können.

        3. Prigoschin ist ein Narzisst und braucht die Öffentlichkeit. Durch die Übernahme der Wagnerarmee in die russische Armee mit entsprechenden Verträgen hätte Prigoschin viel verloren, er wäre überflüssig geworden. Diese Aktion mit der Vertragsunterzeichnung hatte sicher auch mit dem unmöglichen Verhalten von Prigoschin zu tun, sie wollten ihn kaltstellen. Da wurde er wütend. Außerdem sollen seine Cateringverträge mit der Armee gekündigt worden sein. Prigoschin ist ein grober Klotz, Putin kann mit so einem nicht verhandeln, schon gar nicht nach diesem Putsch. Luka ist sehr bodenständig und kann auch sehr grob werden, das geht. Außerdem ist auch Luka sehr egozentrisch und gibt gern mal den Überlegenen. Aber egal, genug der Küchenpsychologie, es hat funktioniert. Und Prigoschin ist ein Gauner, das ist ja belegt. Wer weiß, was bei den Untersuchungen der Finanzen noch herauskommt. Al Capone sag ich nur.

          1. @Sabrina
            „Prigoschin ist ein Narzisst und braucht die Öffentlichkeit.“

            hm…. dem steht entgegen, dass Prigoshin seit 20 Jahren versuchte NICHT öffentlich in Erscheinung zu treten!
            Die Wagners soll es seit 2013/2014 geben & bis letztes Jahr Oktober waren sie fast „unsicht-& hörbar“….

            Es stellt sich doch eher die Frage, warum Prigoshin, der bisher mit allerlei Firmen gut im Geschäft war nun alles aufs Spiel setzt – ja auch seinen „privaten Reichtum“ – wer sagt denn, dass die russ. Regierung das nicht einzieht? Und WER soll in Zukunft die Wagners bezahlen, ausstatten & Aufträge erteilen? Lukaschenko?

        4. Das Problem ist nach meiner Meinung ein Konflikt zwischen Wagner und dem Verteidigungsministerium. Für das Ministerium ist Wagner wären des Ukr.konfliktes zu stark geworden. Die Privatarmee ist auf über 50000 Mann angewachsen, hat die besser Ausgebildeten Kämpfer und Erfahrung in mehreren Kriegen auf der ganzen Welt. Dazu noch sehr beliebt in der Bevölkerung durch die Erfolge in Poposna und Bakhut, während die reg. Truppen in einem Stellungkrieg verharren.

          Dann hörte man von zu wenig Munition, ungeschützte Flanken und sogar Angriffe auf Wagnerlager. Was für diese Männer das Faß zum Überlaufen brachte

          1. @Mx NX

            Wie wir „erfahren“ haben, steht & fällt diese Firma mit der „Ausstattung, Bewaffnung & Bezahlung“ durch die russ. Regierung.
            Wer sollte dann da noch bei Wagner anheuern? Wie soll diese Firma weiter existieren wenn der einzige Auftraggeber wegfällt?

            1. wird Russland ohne weiteres auf Wagner verzichten können? Immerhin wurde Wagner ja unter Beteiligung der russ. Geheimdienstes gegründet um Interessen durchzusetzten ohne auf offizielle Truppen zurück greifen zu müssen, zB in Afrika

          2. « Was für diese Männer das Faß zum Überlaufen brachte »

            Nicht so naiv sein. Prigoshin hat seine eigenen Medien. Damit machte er Stimmung gegen das VM. Schoigu ist in der Tat vor allem bei den Offizieren unbeliebt. Es kann andere Kräfte im Land geben (Oligarchen), die an dieser Stelle ins Spiel kommen, um Wagner für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Diese Kräfte wollen möglicherweise in einem faulen Kompromiß zum Nachteil für das Land einknicken.

            Strelkow meint, das wird nichts, weil der Westen keine Teilkapitulation akzeptiert. Das wäre die gleiche Haltung wie nach Casablanca 1943, nur noch nicht offen verbalisiert. Natürlich ist das spekulativ, weil wir nicht wissen, bis zu welcher Schwelle der Westblock oder manche seiner Teile zu gehen bereit sind.

      2. Wenn diese Krisenbewältigung, wie sie hier dargelegt wird, auf „Kindergartenniveau“ stattfand, was für ein Niveau haben wir dann hier im Westen beim Umgang mit unseren multiplen Krisen?

        1. Es gibt bei uns keine derartigen Krisen um die Macht im Staate, weil wir überhaupt kein freies Land sind, sondern von einer Art Kolonialverwaltung regiert werden, was aber fast niemandem bewußt ist, weswegen fast niemand die Dinge beim Namen nennen und über sie sprechen kann.

          Wenn mal kinetisch durchgegriffen wird, wie zum Beispiel beim amerikanischen Terroranschlag auf GermanWings 9525 am 24. März 2015 oder am 26.9.22 (Nord Stream), dann wird dies selbstverständlich unter den Teppich gekehrt. Und viele verstehen gar nicht, daß wir überhaupt angegriffen wurden.

          Eine Schafherde thematisiert das Faktum ihrer Unfreiheit schließlich auch nicht.

    2. @GMT: Warum sollten die Gespräche nicht so gelaufen sein? Warum sollte sich Lukaschenko das aus den Fingern gesogen haben? Ihre Überheblichkeit überrascht immer wieder, ohne dass ich dahinter die nötige Substanz erkennen kann. Wenn Sie etwas haben, bringen Sie doch einfach Fakten dazu, statt eine Behauptung nach der anderen aufzublasen.
      Eines ist ja richtig: von der keifenden Meute sollte man sich nie drängen lassen.

      1. @karl.dalheimer

        Hier kann man keine Fakten bringen – das kann ja nicht mal Lukaschenko. Und das doch aus gutem Grund. Wie auch im „Artikel“ steht & auch von ihm gesagt wurde, das Corpus Delicti darf nicht benannt werden.
        Der wiedergegebene Inhalt – besonders die Stelle, dass Prigoshin „Angst“ hatte, die russ. Armee würde sie ‚kalt machen‘ usw. stand irgendwie ganz im Gegensatz zu den aufgetauchten Videos, wo er in Rostow gemeinsam mit hochrangigen Offizieren ( angeblich soll dabei ein stellv. VM gewesen sein – da bin ich nicht ganz sicher)zusammensitzt & freundlich plaudert. Da war von keiner Seite auch nur annähernd Aggressivität im Spiel…..

    3. Noch mal lesen GMT und schon klärt sich es auf 🙂

      „Ich sagte zu Prigozhin: „Bortnikow ist dran. Du musst ihn kontaktieren“ – „Er nimmt den Hörer nicht ab“ – „Keine Sorge, das wird er. Rufe in 20 Minuten an.“ Ich bat Tertel darum, dass er so schnell wie möglich Bortnikow findet und ihm sagt, er solle auf Prigoschins Anruf antworten. Bortnikow redete mit mir, und ich spürte, wie aufgebraust er war. Ich sagte ihm: „Hör zu, leg alles beiseite und tu, was wir mit Prigoschin vereinbart haben.“ Dann gab es ein Gespräch zwischen Bortnikow und Prigoschin. Die Kolonnen wurden umgedreht und begaben sich in ihre Lager im Gebiet Lugansk.“

  3. Dieser Lukaschenko in deiner Einfach- und Klarheit ist doch immer wieder erfrischend…. – sollte mehr solche Politiker geben, die sich auf’s Wesentliche konzentrieren und das ganze Trallalla rundum weglassen.

    Respekt – er hat eine ganze Menge Blutvergießen zu verhindern geholfen!

  4. Dienstag, 27. Juni 2023
    Lukaschenkos Erwartungen an die Wagner-Armee

    Der weißrussische Präsident Lukaschenko beim Treffen mit seinem Verteidigungsminister:
    „Es wird jetzt viel geredet und geschwätzt: Wagner! Wagner! Wagner! Wenn ihre Kommandeure zu uns kommen und uns helfen… Sie haben Erfahrung. Schau, die waren als Sturmtrupps an der Front! Sie werden uns sagen, worauf es ankommt! Das ist, was Putin mir das letzte Mal gesagt hat: Gegen-Batterie-Krieg, es geht nicht ohne. Drohnen. Sie haben doch all das schon erlebt. Sie werden uns von den Waffen erzählen: welche gut funktioniert haben, welche nicht. Taktiken und Waffen, wie man angreift und wie man sich verteidigt. Das ist von unschätzbarem Wert. Das ist es, was wir von den Wagner-Männern nehmen müssen!“

  5. Weil drei große Männer, sich vertrauen können! Das Wagner und Lugaschenko sich ergänzen werden, ist offensichtlich. Wagner wird nah an Kiew sein, nur seine Anwesenheit hat schon große Wirkung!

  6. Dann wissen wir ja jetzt wer den nächsten Friedensnobelpreis bekommt. Wir wissen natürlich alle, dass er ihn nicht bekommen wird, aber so wie es aussieht hätte er ihn verdient, zumindest hätte er ihn mehr als ein Obma verdient.

    1. Wenn er den Krieg zwischen Russland und Ukraine beiliegt, dann ist ihm der Nobelpreis sicher. Momentan hat er ein innerrussisches Scharmützel zwischen zwei Gernegroßen beigelegt. Das ist etwas dünne.

      1. „Dann wissen wir ja jetzt wer den nächsten Friedensnobelpreis bekommt.“
        „Wenn er den Krieg zwischen Russland und Ukraine beiliegt, dann ist ihm der Nobelpreis sicher.“

        Da kann ich nur hoffen, daß Herr Lukaschenko die Größe besitzt, diesen Preis abzulehnen.
        Denn wie allseits bekannt, bekommen Kriegsverbrecher diesen Preis.

  7. Das ist schon sensationell, wenn auch sicher nicht die ganze Wahrheit. Zunächst einmal bemerkenswert, wie Lukaschenko hier den höchsten Organen der RF Anweisungen erteilt und sich von ihnen berichten läßt, so mit Bortnikow. Kein Wunder, daß Lukaschenko selber eine Mitteilung in der Sache machen wollte, läßt sie ihn doch in bestem Lichte stehen, und aus der Art und Weise, wie er sehr volkstümlich das ganze wiedergibt, meine ich lesen zu können, daß er ganz in seinem Element war.

    Hat der Koch alleine gehandelt? Von patriotischen Kommandeuren getrieben? Spontan für Gerechtigkeit nach Rostow und Moskau ziehend? Das ist nicht glaubwürdig. Aber über etwaige Hintermänner haben wir noch nichts erfahren. Auch nur wenig über den genauen Hergang der Gespräche zwischen den Beteiligten.

    Es ist auch verständlich, daß der Kreml nicht gestern schon, nach der Rede Putins, diesen Auftritt von Lukaschenko über sich ergehen lassen wollte.

      1. Gut ist an dieser Sache allenfalls, daß es noch schlimmer hätte ausgehen können.

        Auch wenn ich für Rußland parteiisch bin, interessiert es mich deutlich weniger, für eine Seite zu jubeln, als vielmehr die Sache zu verstehen. Luka sagt selber, daß er nicht die ganze Wahrheit auftischen wird. Wer hat gesprochen, wer hat verhandelt? Da müssen mehr Leute als nur Prigoshin beteiligt gewesen sein. Ich glaube nicht, daß er nur von seinen Kommandeuren getrieben wurde, die Groll gegen Schoigu hegten. Es wird politische Hintermänner gegeben haben, über die niemand spricht – russische Oligarchen.

        Lumineszenz heißt übrigens Leuchten. Stänkern können andere.

  8. Ich habe hier viele gute, wertvolle Artikel gelesen, doch dieser übertrifft alle. Das ist sehr berührend, auch, weil man sieht, dass es bei der Bewältigung von Problemen immer darum geht, bodenständig, ruhig und sachlich zu bleiben und mit psychologischen Einfühlungsvermögen den oder die anderen in seinem (positiven) Sinne zu manipulieren.

    Wie es Lukaschenko gelang, Prigozhin zu überzeugen, ist großartig. Es ist auch deshalb überwältigend, weil es zeigt, wie einfach hinter den Kulissen gestrickt wird.

    Die Frage, warum dieser schwelende Konflikt dermaßen eskalieren konnte, wurde hier beantwortet:
    „Denn wir haben diese Situation übersehen. Wir haben sie nicht in Griff bekommen. Wir dachten uns, dass sie sich von selbst auflösen würde. Ich und Putin, wir beide haben das gedacht. Aber es hat sich nicht aufgelöst.“

    1. Die menschliche Ebene spielt sicher eine Rolle. Das will ich nicht abtun. Aber ich vermute, daß in diesem Fall mehr dahinter steckt als eine Fehde zwischen Prigoshin und Schoigu. Vielleicht hatte Prigoshin Hintermänner. Vielleicht spielte auch eine Geschichte vom Februar 2018 aus Syrien eine Rolle, bei der Wagner Verluste erlitt.

      Und da habe ich es schon falsch geschrieben, denn was soll es heißen, daß „Wagner Verluste erlitt“? Es sind immer Menschen, die sterben, mit persönlichen Bindungen, und ein abstrakter Wagner ist nur eine Rechengröße. Den Verlust dieser Kameraden lasten Utkin und weitere Kommandeure vielleicht bis heute jemandem an, der sie damals – aus ihrer Sicht, vielleicht auch objektiv – schutzlos ins Feuer geschickt hat …

      https://t.me/s/strelkovii/5773

      1. @Lumi

        Diese kolportierte Story aus 2018 jetzt aus dem Hut zu zaubern ist irgendwie schräg…….
        Keiner kann sich ehrlicherweise nachvollziehen, da dazu wenig bis nichts bekannt ist.
        WARUM sollte Wagner die ganzen Jahre im Auftrag der russ. Regierung weltweit operiert haben & nun in der Ukraine plötzlich „andere Erwartungen“ haben? Gerade unter dem Aspekt, dass angeblich damals absichtlich Wagner geschadet werden sollte?

        Und vor allem ist es eher unwahrscheinlich, dass Putin davon nichts gewußt haben sollte? Man muss den Putin doch wirklich für den Idioten halten, den der Westen immer beschreibt……

        Gerade wenn der damalige Vorfall so schlimm war, ist es unverständlich, dass man weiter als Auftragnehmer für den Auftraggeber arbeitet OHNE ‚Bedingungen“ zu stellen….

        Und mit Verlaub, Verträge werden nicht emotional ausgehandelt sondern rational.

        1. Diese „kolportierte Story“ hat einige Opfer gefordert. Ich mag mich irren, aber wie ich es sehe, behauptet niemand, daß irgendwer im VM die Wagner Einheiten mit Absicht in den Tod geschickt hat, sondern daß die Unterstützung fehlte. Utkin und die nachgeordneten Kommandeure haben damals vielleicht enge Freunde verloren, deren Tod sie nie verschmerzt haben. Meinen Sie, daß kann mit einem Vertrag rational ausgehandelt werden?

          Um Putin ging es hierbei überhaupt nicht.

          Woher wissen Sie, daß in der Folge keine Bedingungen gestellt wurden?

  9. jedenfalls wird durch das was Lukaschenko über die Gespräche mit den Konfliktparteien offenlegt, dreierlei deutlich:
    1. Prigoshins Aufstand wird verständlicher (nicht! akzeptabler). Er handelte nicht aus politischem oder finanziellem Kalkül, sondern aus Verantwortungsgefühl für seine Leute und aus dem eignen Umfeld weiß wohl jeder, dass diejenigen die einem innerlich am nächsten stehen es sind, die große Wut, Verzweiflung, Enttäuschung, Verletzung auslösen können.
    2. Auch in der großen Politik, die Otto Normalbürger sonst nur gut zurechtgemacht von weitem auf der Bühne zu sehen bekommt, menschelt es – und das empfinde ich durchaus nicht als Schwäche sondern wirkt sympathisch. Jedoch frage ich mich, ob es auch bei unseren deutschen Politikern, die nicht nur ihre politischen Entscheidungen an Lobbyisten outsourcen, sondern gleich komplett die Arbeitsabläufe des Denkens aus dem Betrieb ausgliedern und von Externen erledigen lassen, noch irgendwie menschliche Regungen gibt ausser Konkurrenzkampf und dieses widerwärtige Rumgenöhle, wenn Abgeordnete aus unliebsamen Parteien andere Positionen ausleuchten. Gibt es sie? Haben sie ab und an Selbstzweifel oder schlafen sie manchmal wenigstens schlecht?
    3. Lukaschenko zeigt ein gelungenes Beispiel von Deeskalation. Er hört erstmal zu, beiden Seiten! Bis jedem Beteiligten klar ist verstanden zu werden. Erst dann werden Konsequenzen aufgezeigt. Nicht Drohungen – solche hätten wohl eher eskaliert, sondern einfach die Folgen des eigenen Handelns verdeutlicht für Andere( drohender Bürgerkrieg) und auch, wie die Regierung dies nötigenfalls verhindern muss. Schließlich Auswegsmöglichkeiten.
    Jeder Psychologe kann das, bei der Polizei lernt man Deeskalationsstrategien, im Pflegebereich lernte man zumindest früher Wege zu vermitteln, Lehrer auch, Putin kann es und ich denke mal, es gehört auch mit zur Diplomatenausbildung. Warum macht dann unsere deutsche Regierung das Gegenteil?

    1. Ich weiß nicht, an welche deutschen Regierungsmitglieder und welche konkreten Handlungen Sie denken. Aber mir fällt von der derzeitigen Mannschaft niemand ein, der auch nur annähernd das Format von Lukaschenko hätte. Ihr Handeln wird von entsetzlicher Dummheit (Baerbock) und beschämender Feigheit (Scholz) bestimmt. In manchen Visagen (Lauterbach) kommt die schiere Angst unverhüllt zum Ausdruck.

      Es sind korrupte und in der einen oder anderen Weise fremdbestimmte Existenzen. Unter Druck knicken sie ein. Niemand hat einen Arsch in der Hose. Niemand formuliert die deutschen Interessen. Manche können sich darunter nicht mal etwas vorstellen. Es sind qua Erziehung psychisch konditionierte Knechte, die sich willig den Herren in Übersee fügen, die quasi um den höchsten Grad der Korruption wetteifern. Denn die Korruption ist die Karriere.

      Vielleicht schreiben Sie noch, woran konkret Sie denken, wenn Sie sagen, daß „unsere deutsche Regierung“ das Gegenteil von Deeskalation betreibe?

      1. konkret meine ich den allgemeinen Umgang der deutschen Regierung mit Russland (und anderen Ländern), nicht etwa speziell den Fall Wagneraufstand betreffend.
        – noch weiterer Abbau von diplomatischen Chancen:
        https://www.sueddeutsche.de/politik/russland-geheimdienst-spionage-ausweisung-auswaertiges-amt-annalena-baerbock-1.5815302
        – Einstellung des Petersburgers Dialog:
        https://petersburger-dialog.de/petersburger-dialog-liquidation-beschlossen/
        – Hinausekeln aus dem Europarat. Beim Lesen der gestrigen Pressemitteilung wurde mir schlecht https://www.coe.int/de/web/portal/-/the-conference-of-participants-of-the-register-of-damage-caused-by-russia-s-aggression-against-ukraine-holds-its-first-meeting
        – Ausweitung der Sanktionen
        – Sogar der Tod Gorbatschows, dem wir eine unblutige Wiedervereinigung Deutschlands mitverdanken, wurde ignoriert. Sosehr man sein politisches Wirken für Russland auch kritisieren mag, wer die Wiedervereinigung gutheisst, ist auch Gorbatschow zu Dank verpflichtet.

        Die Aussage des russischen Aussenministers Lawrow, dass die Beziehungen zum kollektiven Westen nicht mehr existieren, glaube ich aufs Wort. Und ich bin darüber sehr traurig und wütend.
        https://test.rtde.tech/kurzclips/video/173777-lawrow-beziehungen-zum-kollektiven-westen/

        Ich sehe gerade, dass meine Bemerkung zu den allgemeinen Deeskalationsschritten evtl. missverständlich ist. Ich wollte nicht die großartige Leistung der Beteiligten schmälern; selbstverständlich hätte dieses Problem nicht von Hinz und Kunz gelöst werden können, ich wollte nur sagen, dass Hinz und Kunz das Prinzip bei Konfliktgesprächen kennen. Ansonsten, Hut ab vor diesem gelungenen Zusammenspiel wahrer Anführer.

        1. Es ist alles lange abgekartet. Niemand hat Mut, niemand riskiert Karriere und Bezüge. Nur Alice Weidel von der AfD tat sich in der Sondersitzung des Bundestages am 27. Januar ’22 hervor. Außer ihr nur Duckmäuser. Linientreuer kann es in der DDR auch nicht gewesen sein.

          Auch die Kanzlerschaft des Scholzomaten ist abgekartet. Warum hat Merz nicht kandidiert? Warum dieser Laschet, den man dann medial in die Pfanne gehauen hat, weil er an der Ahr seine rheinische Frohnatur nicht im Griff hatte? Es stand lange fest, daß der Krieg kommt, und die Maßnahmen waren lange vorbereitet worden. Die Bonzen in Berlin nicken nur ab und kassieren. Sie gestalten nichts.

  10. Eine weitere Figur, der verschiedentlich in Verbindung mit den Ereignissen gebracht wurde, ist Alexej Djumin, der Gouverneur der Region Tula. Er gilt offenbar als Neubegründer der russischen Spezialkräfte.

    Nun sind diese Spezialkräfte infolge der hochriskanten Planung des Generalstabes gleich zu Beginn der Sonderoperation am 24. Februar in Gostomel und dann direkt südlich in Butscha und Irpen böse unter die Räder geraten (wobei Kiew dann zynischerweise so tat, als hätten dort russische Truppen ein Massaker verübt).

    https://t.me/s/strelkovii/4049 + 4067

    Daher vielleicht gewisse Vorbehalte dieser Corps gegenüber dem Generalstab.

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