Öl und Gas

Putin über Fragen der Energiemärkte und den Nahen Osten

Letzte Woche fand die Konferenz Russian Energyweek statt, auf der Präsident Putin traditionell an der Podiumsdiskussion teilnimmt. Hier ist eine Zusammenfassung seiner wichtigsten Erklärungen.

Ich habe die Russian Energyweek letzte Woche in einem Artikel erwähnt, bin aber nicht dazu gekommen, darüber mehr zu schreiben. Da die Konferenz auch Thema des wöchentlichen Nachrichtenrückblicks des russischen Fernsehens war, habe ich dessen Zusammenfassung übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Die Autos der hochrangigen Delegationen stehen vor den Toren des Forums in der Manege. Dieses ist aus Venezuela, und hier kommt Prinz Abdulaziz bin Salman, der Energieminister von Saudi-Arabien, an. Mehr als ein Drittel der weltweiten Öl- und Gasreserven sind im Nahen und Mittleren Osten konzentriert und die Risiken sind ebenfalls groß. Mit den jüngsten Ereignissen im Gazastreifen haben sie sich vervielfacht, und – was am wichtigsten ist – es fließt Blut, jeden Moment könnte die Situation endgültig außer Kontrolle geraten. Putin sagte dazu:

„Was geschieht, ist schrecklich. Wir wissen, dass die Verbitterung auf beiden Seiten sehr groß ist. Aber wie groß die Verbitterung auf beiden Seiten auch sein mag, man muss sich dennoch bemühen, die Verluste unter der Zivilbevölkerung, unter Frauen, Kindern und Alten so gering wie möglich zu halten oder auf Null zu reduzieren. Wenn Männer beschlossen haben, gegeneinander zu kämpfen, dann sollen sie miteinander kämpfen. Aber lasst Frauen und Kinder in Ruhe. Das gilt für beide Seiten.“

Der Gast des Forums ist der irakische Premierminister Mohammed Shia Al-Sudani. Der Irak ist ein Land, das alle Schrecken der amerikanischen Intervention erlebt hat. Und jetzt geht es in Gaza wieder einmal um Gewalt. Er sagte:

„Dies ist eine Beleidigung für die gesamte Menschheit. Heute muss die internationale Gemeinschaft offen sagen, ob es überhaupt Vereinbarungen und internationale Prinzipien gibt, die diese Situation und die Situation in der Welt regeln. Oder gibt es so etwas überhaupt nicht? Und jedes Land der Welt kann nach Belieben Maßnahmen ergreifen?“

Die Diplomatie sollte in der Region eigentlich vom so genannten „Nahost-Quartett“ aus Russland, der EU, den Vereinten Nationen und den USA übernommen werden, aber die USA haben beschlossen, alles allein zu entschieden, wie Putin erinnerte:

„In den letzten Jahren lag der Schwerpunkt auf der Befriedigung der materiellen Bedürfnisse der in den palästinensischen Gebieten lebenden Bevölkerung. Im Grunde hat man versucht, die Lösung grundlegender politischer Probleme durch materielle Zuwendungen zu ersetzen. Wir haben immer gesagt, dass das nicht ausreichen würde.“

Putins Antworten hören Vertreter mehrerer Länder der Region: Iran, Türkei und Syrien. Im Saal sitzt auch eine Nahost-Spezialistin, die ehemalige österreichische Außenministerin Karin Kneissl, die ihre Doktorarbeit über das heute äußerst relevante Thema verteidigt hat, „die Wechselbeziehung zwischen dem Völkerrecht und dem Konzept der Grenzen im Nahen Osten“.

„Es findet keine wirkliche Vermittlung statt. Die USA haben in den letzten 56 Jahren die Nahostpolitik bestimmt. Die Ergebnisse sehen wir, selbst wenn wir nicht einmal über den Krieg im Irak und in Libyen sprechen“, so Kneissl.

Alle Aufmerksamkeit richtet sich nun darauf, wie sich die Schlüsselländer des Ostens verhalten werden, darunter natürlich auch Saudi-Arabien. Moskau und Riad haben jedoch ihre eigene Agenda in Energiefragen. Die Delegation des Königreichs ist eine der repräsentativsten auf dem Forum. Auf die Klausurtagung folgt eine Sitzung des zwischenstaatlichen Ausschusses.

Eine der zentralen Veranstaltungen der Russian Energyweek sind die Verhandlungen zwischen Russland und Saudi-Arabien. Die beiden Länder sind auf dem Energiemarkt Konkurrenten und Partner und arbeiten im Rahmen der OPEC+ zusammen. Russland, Saudi-Arabien und 22 weitere Länder haben sich darauf geeinigt, die Förderung im nächsten Jahr um fast 1,5 Millionen Barrel pro Tag zu senken. Das Ergebnis ist ein stabiler Preis. Gegenwärtig liegt der Ölpreis bei rund 90 Dollar pro Barrel.

„Das stabile Funktionieren unserer Öl- und Gasindustrie ist wichtig. Und das ist das wichtigste Ergebnis: Die Einnahmen des Haushalts, die Sicherung der Verpflichtungen bei den Ausgaben, die Steuereinnahmen, Arbeitsplätze und Beschäftigung“, sagte der stellvertretende russische Ministerpräsident Alexander Novak.

Dabei hat der Präsident der Regierung die klare Aufgabe gestellt, einen starken Anstieg der Benzin- und Dieselpreise im Lande zu verhindern, wie Putin sagte:

„Die Regierung hat eine Reihe von Entscheidungen getroffen, die darauf abzielen, die Situation wieder zu normalisieren. Ich möchte noch einmal die Aufmerksamkeit unserer führenden Energieunternehmen auf sich ziehen. Vorrangig sollte die Lieferung von Treibstoff sein und zwar speziell an die heimischen Verbraucher. Ich bitte Sie, schneller zu handeln und Präventivmaßnahmen zu ergreifen“

(Anm. d. Übers.: Die Benzinpreise sind in Russland auf etwas über 60 Cent gestiegen, weshalb die Regierung eingegriffen hat, denn normalerweise liegen sie in Russland bei 50 Cent)

Das vorübergehende, aber vollständige Verbot der Ausfuhr von Benzin und Diesel aus dem Land hat eindeutig geholfen. Europa hat beschlossen, selbst russisches Gas abzulehnen, und hat Preiserhöhungen auf bis zu 2.000 Euro pro tausend Kubikmeter bekommen. Und schon vor der Sprengung verkündete es den Boykott von Nord Stream-2, aber gleichzeitig beziehen die EU-Länder weiterhin russisches Gas durch die Pipeline durch die Ukraine. Aber eine Röhre von Nord Stream funktioniert noch. Dazu sagte Putin:

„Europa könnte nun sagen: Gebt die Pipeline frei, wir brauchen sie, um unsere Wirtschaft zu unterstützen. Nein. Warum kann man Gas über die eine Route nach Europa transportieren, aber über die andere nicht?“

Und noch ein Paradoxon: Polen hat die Jamal-Europa-Gaspipeline geschlossen. Deutschland, der größte Geber für den europäischen Haushalt, hat darunter gelitten. Bis vor kurzem hat Warschau die meisten Subventionen aus dem Haushalt erhalten. Aber Berlin schweigt. Das Ergebnis ist, dass die Industrieproduktion in den entwickelten Ländern Europas ins Minus gerät. Das kommentierte Putin so:

„Warum muss man sich selbst Probleme schaffen, in der Hoffnung, dass wir zusammenbrechen? Aber wir brechen nicht zusammen, das ist ihnen allen schon klar. Wir haben ein Sprichwort: Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.“

Der Moderator sucht immer noch nach einer Logik in den Aktionen der Europäer: Vielleicht steht der moralische Imperativ im Weg?

Putin sieht das anders:

„Nein, ich stimme Ihnen nicht zu. Denn wenn es einen moralischen Imperativ gäbe, hätten sie sagen müssen: Wir nehmen nichts durch Turkish Stream, wir nehmen nichts über das Gebiet der Ukraine. Dann könnte man davon ausgehen, dass alles abgeschnitten ist und dass sie nichts von Russland nehmen werden, sie werden Gras fressen, aber Russland keinen einzigen Euro verdienen lassen.“

Jedenfalls hat sich Russland schnell umgestellt. Es hat die Ströme nach Süden gelenkt und verflüssigt selbst zunehmend Gas. Russlands LNG-Produktion soll sich in den nächsten 10 Jahren auf 100 Millionen Tonnen pro Jahr verdreifachen.

„Unsere Projekte liegen in der arktischen Zone. Einerseits ist es schwierig, sie zu bauen, andererseits verschafft uns die durchschnittliche Jahrestemperatur zusätzliche Produktionskapazitäten. Wir arbeiten jetzt mit einem Plus von 20 Prozent. Ich glaube, dass unser Gas überall auf der Welt wettbewerbsfähig sein kann“, sagte Leonid Michelson, der CEO von NOVATEK.

Das gilt auch für die russischen Kernkraftwerke. Der Weltmarktführer Rosatom baut überall auf der Welt, und das, obwohl der Westen seine Partner buchstäblich einzuschüchtern versucht, wie Rosatom-Chef Alexej Lichatschow erklärte: „Wir verteidigen weiterhin unsere Linie der Ausweitung der Exporte und der Vertiefung der Zusammenarbeit mit befreundeten Ländern. Solche charismatischen Staatsoberhäupter, wie die Staatsoberhäupter Ägyptens, der Türkei, Bangladeschs, Chinas und Indiens, genießen die Unterstützung und das Vertrauen des Volkes und sie lassen sich nicht einschüchtern.“

Hat der irakische Premierminister keine Angst, zu Gesprächen nach Moskau zu kommen, fragte der Moderator, denn das würde den USA offensichtlich nicht gefallen? Seine Antwort war:

„Nein, ich habe keine Angst. Wir erlauben nicht, dass jemand dem Irak vorschreibt, wer unsere Freunde und Partner sind.“

Russland baut die Zusammenarbeit mit allen Ländern aus, die dazu bereit sind, und das sind die meisten. Und es behauptet seine führende Position auf den weltweiten Energiemärkten.

Ende der Übersetzung


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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

6 Antworten

  1. Was haben die Hirntoten in den Regierungen Europas der USA,Frankreichs und England denn gedacht was geschieht?
    Russland ist nicht nur riesig,67% Sibiriens sind selbst jetzt noch unerforscht,es ist bei Rückbesinnung auch Autark.
    Eas fehlt sind Arbeitskräfte zur Erschließung der Gebiete Sibiriens und zwar Massen.
    China würde gerne mehr Investieren,macht aber auf den Mangel an Arbeitskräften aufmerksam die bei weitem nicht reichen um das was man will umzusetzen.
    Kann sich irgend ein Dödel vorstellen was an Rohstoffen in den 67% unerforschtem Gebiet schlummern?
    Ich glaube nicht.
    Es wird schwer das alles zu erschließen,aber Russland,China und auch Nordkorea werden das stemmen.
    Klar,auch in Russland herrscht in bestimmten Gebieten Unmut auf die Arbeitsmigranten,was deren Verhalten geschuldet ist.Ich glaube nicht das man die Armenier,Kasachen braucht,ich sehe da eher Chinesen,Norkoreaner für die Zukunft.
    Russland ist der zukünftige Globale Player,wirtschaftlich und militärisch,da geht kein Weg drann vorbei!
    Also,wer Jung genug ist und von seinem Handwerk etwas versteht,Russisch lernen will der sollte hier abhauen.
    Ihr habt alle Möglichkeiten richtig Dick Kohle in allen Branchen zu machen,ohne das Euch diverse Institutionen
    vor Arbeitsbeginn abzocken.

    1. Auf der einen Seite haben Sie ja recht, nur ich empfinde das als unpatriotisch. Warum sollen wir unser Land aufgeben und den Angelockten „kampflos“ überlassen?

      Klar, dann würden die Parasitären unter den Angelockten in dem Fall endlich verstehen müssen, das man sich nicht einfach so in eine „Hängematte“ legen kann.

      Was die von Ihnen angesprochenen „Hirntoten“ betrifft, diese werden von einer kleinen aber überschaubaren Grupe von amerikanischen Kuhbubenoligarchen dirigiert und diese haben sehr wohl eine gewisse Vorstellung von den Bodenschätzen, welche in jenen bisher unerforschten Gebieten Sibiriens liegen. Genau deshalb wollten sie Russland schwächen und in viele kleine Verwaltungseinheiten zerstückeln. Nur geht deren Plan gerade nicht auf. Ob dieser jemals aufgehen wird, bleibt abzuwarten.

      Wir hier in Deutschland sollten, nein müssen, zusehen, daß wir unser Land wieder zurück bekommen. Das müssen wir schon selber machen. Gerade deshalb ist ein solcher Ratschlag für unser Land, für unsere Familien, kontraproduktiv.

  2. Putin im O-Ton: „Wenn Männer beschlossen haben, gegeneinander zu kämpfen, dann sollen sie miteinander kämpfen. Aber lasst Frauen und Kinder in Ruhe.“

    Endlich sagt es mal einer direkt und klar. Ja, so ist es.
    Ich würde aber noch einen Schritt weitergehen: die zuständigen Frauen (manchmal sind es die Ehefrauen, manchmal die Mütter oder Großmütter) sollten endlich diesen Männern endlich einmal den Kopf waschen, damit sie wieder zu klarem Verstand kommen, und den Blödsinn einstellen.

  3. Eines der besten Beispiele das es den USA und seinen Spießgesellen nicht um Demokratie sondern um Märkte geht ist Russland der 1990ziger Jahre selbst. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde das Land sehr schnell zerschlagen, „teile und herrsche“! Und besonders in Russland die westlichen Oligarchen mit russischen Pass installiert. Diese rissen sich das wirtschaftliche Erbe der Sowjetunion unter den Nagel und ließen das Volk in bitterster Armut leben. Verhökerten den Reichtum des Landes durch die PSA-Verträge an den Wertewesten und machten sich damit ein schönes Leben. Damals konnte der Wertewesten noch mit den Fingern nach Russland zeigen, auch wenn das nicht so berechtigt war, denn die angeblichen russischen Oligarchen waren in Wahrheit westliche Oligarchen hatten aber einen russischen Pass. Heute muss der Wertewesten ganz leise sein, denn die Oligarchen gehören zu seinem Überlebenskonzept.
    Na, ja Russland hatte man fast in der Tasche bis dann 2000. dieser Putin auftauchte und begann die schon sicher geglaubte russische Kolonie dem Westen wieder aus den Klauen zu ziehen. Deshalb auch der ganze Hass auf diesen Mann!!! Durch ihn ist es der „Goldenen Milliarde“ nun auch im dritten Anlauf nicht gelungen sich den Reichtum der russischen Erde unter den Nagel zu reißen. Es wird noch schlimmer kommen, die Welt ist im Wandel zu einer multipolaren Welt und die „Goldene Milliarde“ muss sich was neues einfallen lassen für ihren Machterhalt. Das für sie das Einfachste der Krieg ist, zeigen die letzten zwei Jahre und die jüngsten Ereignisse um Israel. Nur wird auch das nichts bringen außer wieder viele unschuldige Opfer.

  4. Der Anfang deckt das ganze Übel auf!

    Es geht bei den internationalen Vereinbarungen, wie z. B. Menschenrecht, Völkerrecht, Resolutionen…, nicht darum die Welt zu verbessern, sondern nur darum das der zionistische Westen einen Anklage-, Subventions- und Kriegsgrund hervorbringen kann, um der Unterdrückung Nachdruck zu verleihen. Dabei scheren sie sich selbst nicht darum diese, ihre, Rechte einzuhalten, wie die Art und Weise des herbeiführen der Konflikte in jüngster Vergangenheit beweist.

    Sämtliche Partner Russlands – BRICS, OPEC, etc. – sind die Vorgehensweise der Zionisten bekannt. Russland als Übeltäter, Auslöser, eines dritten Weltkrieges zu machen ist in der Ukraine gescheitert. Das Gegenteil ist eingetroffen, Russland hat die Zionisten, vertreten durch die Ukraine, fest im Griff. Das hat in vielen Teile der Welt Sympathien geweckt und für eine „Aufbruchstimmung“ gesorgt, die dem kollektiven Westen, vorrangig Frankreich, nicht gefällt.

    Wir können uns glücklich schätzen, das die BRICS, OPC, usw. wesentlich mehr Anstand und Respekt haben als die Zionisten in Washington.

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