Die Nord-Stream-Show

Was der Spiegel über Polens Reaktion auf Medienberichte verschweigt

Der Spiegel suggeriert in einem Artikel, dass Polen die Geschichte über die "pro-ukrainische Gruppe" bestätigt. Das stimmt allerdings so nicht, denn der Spiegel hat das Wichtigste weggelassen.

Der Spiegel hat am 22. Juni einen Artikel mit der Überschrift „Anschlag auf Nord-Stream-Pipelines – Polnische Ermittler bestätigen Halt der »Andromeda« in Polen“ veröffentlicht, der die vom Westen propagierte Version der Nord-Stream-Sprengung durch die ominöse „pro-ukrainische Gruppe“ bestätigen soll, obwohl sie vollkommen unrealistisch ist und ganz offensichtlich nur dazu geschaffen wurde, von der Täterschaft der USA abzulenken. Das kann man in dem Spiegel-Artikel deutlich erfahren:

„Inzwischen verdichten sich die Hinweise, dass für den Anschlag ein ukrainisches Kommando verantwortlich zu machen sein könnte. (…) Inzwischen zeigt sich, dass der Anschlag nach fast exakt demselben Modus Operandi durchgeführt wurde, vor dem die Niederländer damals gewarnt hatten: Ein ukrainisches Kommando, das mit gefälschten Papieren ein Boot anmietete. Nur Details wie das Datum und der Hafen, von dem die Operation startete, wichen ab.“

Alles weglassen, was nicht ins Bild passt

Die Täterschaft der „pro-ukrainischen Gruppe“ wird von westlichen Medien bereits als regelrechte Tatsache hingestellt, es seien nur noch einige Details strittig. Und natürlich ist die die Frage, ob Selensky die Sprenung befohlen hat, oder ob der Generalstab der Ukraine hinter Selenskys Rücken gehandelt hat, auch noch offen. Da alle westlichen Medien weitgehend identisch berichten, glaubt der Großteil der westlichen Öffentlichkeit dieses Märchen, weil die westlichen Medien alle abweichenden Informationen verschweigen.

Das zeigt ein Blick in das Archiv des Spiegel sehr deutlich. Wer im Archiv des Spiegel nach dem Suchbegriff „Hersh“ sucht, der findet für Juni nur einen Treffer. Dabei handelt es sich um eine Zusammenfassung der Ereignisse des 7. Juni, in der Hersh als der „Verlierer des Tages“ bezeichnet wird, weil er – nach Meinung des Spiegel – die US-Regierung vollkommen zu Unrecht beschuldigt, die Nord Streams gesprengt zu haben, und damit seinen früher tadellosen Ruf als Journalist endgültig zerstört habe.

Wer im Spiegel-Archiv hingegen nach „Nord Stream“ sucht, der findet für Juni aktuell 43 Treffer. Das zeigt eindrücklich, wie bemüht die westliche Propaganda – in diesem Falle die Spiegel-Redaktion – ist, von den USA abzulenken und das Märchen über die „pro-ukrainische Gruppe“ zu propagieren: In 42 von 43 Artikeln über Nord Stream wird Seymour Hersh nicht erwähnt.

Was der Spiegel über Polens Reaktion berichtet

In seinem Artikel berichtet der Spiegel über die Reaktionen aus Polen über die Meldungen, dass die Basis der „pro-ukrainischen Gruppe“ möglicherweise in Polen lag:

„Laut Ermittlungen polnischer Behörden machte die Jacht »Andromeda« auch Halt in Polen. (…) Den polnischen Ermittlungen zufolge wurden während der Zeit in Polen keine Gegenstände an Bord gebracht; zudem sei die sechsköpfige Besatzung der Jacht von polnischen Grenzschutzmitarbeitern kontrolliert worden. (…) Die polnische Staatsanwaltschaft teilte dem SPIEGEL mit, es gebe keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass polnische Staatsbürger an der Sprengung beteiligt gewesen seien. Vor zwei Wochen hatte das »Wall Street Journal« berichtet, deutsche Ermittler prüften Beweise, wonach das Sabotageteam Polen als operative Basis genutzt haben könnte. Dem Bericht zufolge fuhr die »Andromeda« in polnische Hoheitsgewässer. Es gebe auch Hinweise, dass Polen bei dem Anschlag als logistisches und finanzielles Zentrum gedient habe. Von der Staatsanwaltschaft hieß es dazu, es gebe »keine direkten Beweise für eine Beteiligung der Personen auf der ›Andromeda‹-Jacht an der Beschädigung der Nord-Stream-Pipeline«. Die Behauptung, Polen sei eine logistische Drehscheibe für die Sprengung der Nord-Stream-Pipelines gewesen, werde durch die Beweise der Ermittlungen nicht gestützt.“

Bekanntlich interpretiere ich die Meldungen über die „pro-ukrainische Gruppe“ als Zeichen dafür, dass die USA nach einen Notausgang aus dem Ukraine-Abenteuer suchen und dass man deshalb Kiew die Schuld zuschieben möchte. Über die Meldungen des Wall Street Journal, die Basis der „pro-ukrainischen Gruppe“ könne sich in Polen befunden haben, habe ich am 14. Juni berichtet und diese Meldungen wie folgt interpretiert:

„Auch den Polen wurde eine Brücke gebaut, indem gemeldet wurde, dass Kiew das polnische Staatsgebiet als Basis für den Angriff auf die für Deutschland so wichtige Pipeline genutzt hat, was Polen das „Argument“ in die Hand gibt, Kiew habe Warschaus Vertrauen missbraucht.“

Was der Spiegel über Polens Reaktion nicht berichtet

Vielleicht liege ich mit meiner Interpretation falsch. Vielleicht hat man in Polen auch noch nicht verstanden, dass die USA nach einem Vorwand suchen, um die Unterstützung für die Ukraine zurückzufahren. Vielleicht versteht man das in Polen aber auch, ist jedoch dagegen.

Fakt ist, dass die Reaktion in Polen lange nicht so freundlich war, wie der Spiegel es darstellt. Seine Informationen bezieht der Spiegel aus einem Artikel der polnischen Zeitung Rzeczpospolita von letzter Woche, über den auch die russische Nachrichtenagentur TASS berichtet hat. Dass beide sich dabei auf den gleichen Artikel beziehen, kann man sehr leicht daran erkennen, dass die Zitate der TASS und des Spiegel identisch sind, wenn man von leichten Ungenauigkeiten absieht, die sich bei Übersetzungen aus dem Polnischen ins Russische oder Deutsche nun mal ergeben.

Allerdings hat der Spiegel seinen Lesern ein sehr wichtiges Detail aus dem polnischen Artikel verschwiegen. Die TASS zitiert daraus:

„Der Zeitung zufolge schließen die polnischen Ermittler nicht aus, dass „die Andromeda wahrscheinlich einen anderen Zweck als Anschlag verfolgte – die Ermittlungen sollte in eine Sackgasse gelenkt werden“.“

Die polnischen Ermittler meinen demnach, dass die Andromeda-Geschichte „wahrscheinlich“ nur den Zweck hatte, die Ermittlungen „in eine Sackgasse“ zu lenken. Im Klartext halten die polnischen Ermittler die Geschichte um die Andromeda und die „pro-ukrainische Gruppe“ für ein Ablenkungsmanöver. Allerdings schweigt man in Polen offenbar dazu, wovon denn abgelenkt werden soll. Die Täterschaft der USA zu nennen, ist natürlich auch in Polen tabu.

Mal sehen, wie der Westen das Märchen um die „pro-ukrainische Gruppe“ weiterspinnt und wann Polen sich dem Unvermeidlichen fügt. Aber vielleicht liege ich mit meinen Vermutungen ja auch falsch, obwohl sich bisher fast alles so entwickelt, wie ich es seit März vermute, als die westlichen Medien die Geschichte über die „pro-ukrainische Gruppe“ aus dem Hut gezaubert haben.

Wir werden es in den nächsten Monaten erfahren.


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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

16 Antworten

        1. Die Chinesen wollen es wissen. Als Investoren und Betreiber großer internationaler Infrastrukturprojekte (Seidenstraßen) können sie diese Art Terrorismus nicht dulden. Sie machen keinen Lärm, aber sie sind beharrlich am Bohren und werden nicht nachlassen, bis der Doppelwumms aufgeklärt ist.

  1. > Allerdings schweigt man in Polen offenbar dazu, wovon denn abgelenkt werden soll. Vielleicht hat man in Polen auch noch nicht verstanden, dass die USA nach einem Vorwand suchen, um die Unterstützung für die Ukraine zurückzufahren. Vielleicht versteht man das in Polen aber auch, ist jedoch dagegen. <

    Dann wäre wohl die zweite Option wahrscheinlicher. Will Polen demnächst alleine Nazis füttern?

  2. So langsam wird das Thema zum Würger. Irgendwann werden sich wohl 6 Personen finden die sich eine baugleiche Yacht leihen … entsptrechende Ausrüstung … entsprechende Attrappen-Sprenstoffbehälter (wie immer die auch aussehen) mit eben dem gleichen Gewicht….

    Und die werden es dann nachspielen….

    Soweit sie dann kommen 🙂

    Irgendjemand wirds ja wohl tun. Ist doch interessantes Thema…

  3. Aus der Andromeda-Geschichte und wie sie sich jetzt weiterspinnt, kann man lernen, wie die US-Geheimdienste arbeiten. Nicht nur wurde die Sprengung heimlich organisiert (was angesichts zahlreicher, auch durch Satelliten gestützte Überwachungssysteme einige Verdeckungshandlungen erforderlich machte), sondern man hat auch die Reaktionen nach dem Anschlag im Voraus geplant und darauf wiederum die eigenen Reaktionen abgestimmt – wie beim Schachspiel. Man hat die Andromeda losgeschickt, Spuren gelegt, Sackgassen aufgemacht. Psychologen werden die Verlautbarungen verfasst („Argumente“ möchte man dazu nicht sagen), deren Massenwirksamkeit geprüft und möglicherweise sogar getestet haben.
    In Orwells 1984 gibt es die Szene mit den gezeigten 4 Fingern, die der Gefolterte für 5 Finger halten muss. Erst wenn er diese „Aufgabe“ zur Zufriedenheit erledigt, ist er erfolgreich umgedreht, wird er bereit sein, alle anderen Lügen auch zu fressen. Die vier Finger – oder sind es fünf? -, das ist die Andromeda-Geschichte.
    Wieviele Züge haben die CIA-Leute noch geplant? Ein sehr guter Schachspieler kommt auf mindestens sieben.

  4. ….ach was, die Agentur vermeldete:
    Der Olmeke Radek Volodymir Høsflot Trump, ein Gelegenheitsmariachi aus Veracruz und naher Verwandter
    des russischen Präsidenten, machte im Golf von Mexiko ein kurzes Nickerchen auf seiner Luftmatratze.
    Etwas später, in der Ostsee, weckte ihn ein seltsames Blubbern. Er nahm seine Taucherbrille, sah hinab,
    sah dickes Rohr mit kleinem Loch, tauchte ab und steckte seine Badehose in das Loch.
    Die Druckzunahme beim Tauchen verursachte aber leider bei den zuvor in Pepes Bodega verzehrten Chillis
    eine Kompression und so passierte das Malheur. Er fand ein unverdientes jähes Ende.

    Wir schwören, so wars !
    Ihre Central Intelligence Agency

    1. Unter dem Link lese ich:

      „… Sie nannte in der Vergangenheit die Ukraine bereits „Kokaine“ …“

      Ähnliches habe ich bereits in vielen Kommentaren hier gelesen. Viele Leute scheinen zu denken, der Bandera-Führer Schnorrlensky wäre ständig auf Drogen – ich hätte bisher nicht vermutet, dass Baerbock ähnlich regierungskritisch ist.

  5. Zeigten, „… dass die Besatzungsmitglieder bulgarische Pässe hatten“.

    Das sind nicht einfach nur keine „polnische[n] Staatsbürger”, sondern eben ganz klar auch keine ukrainischen.
    Man fragt sich, wen oder was Polen damit torpediert.

  6. Für mich ergeben sich in Anbetracht der artikel von Hersh mehrere Fragen.
    Ich bin kein Kenner von Segelbooten an sich. Ist es überhaupt möglich, daß ein solches Segelboot wie die „Andomeda“ rund 1350 Kg Sprengstoff, Taucherausrüstung, medizinische Ausrüstung und 6 erwachsene Personen mit Lebensmitteln überhaupt transportieren kann. Nicht zu vergessen, die nötigen Anker, um das Boot über der Stelle der Sprengung zu stabilisieren.
    Wie sicher ist es, daß die Pipeline auch an der richtigen Stelle sofort gefunden wurde, denn die Taucher werden doch keinen Unterwasserspaziergang unternommen haben, um die Stelle zu finden, wo die Röhren sich nächsten sind.
    Aus Gründen der Zeit an sich und der Tauchzeit muß doch der Sprengstoff ziemlich kompakt und zügig über Bord gebracht worden sein. Auch unter Wasser hat er wohl noch ein ziemliches Gewicht, was 2 (?) Taucher allein transportiert haben wollen.
    Bevor das alles passierte, muß doch das Segelboot am Fleck gehalten werden. Es wird doch wohl vorher nicht bekannt gewesen sein, welche Strömungen oder keine in 80 m Tiefe dort vorherrschen.
    Wie lange soll das denn alles gedauert haben? Wie lange brauche die Taucher wieder zur Normalisierung?
    Und dann noch eine ganz wichtige Frage. Der eine Pipelinstrang von NS1, der gesprengt wurde, befindet sich ja meiner angelesenen Kenntnis nach an der Nordostspitze von Bornholm, 17 KM oder auch Sm, genau habe ich mir das nicht gemerkt, vom anderen Anschlagsort entfernt. Dort das gleiche Spiel nochmals.
    Wie soll das alles zusammen passen?
    Wieviele Stunden an dieser Stelle? Kein Satellit der Nato will das „Schiffchen“ über der interessanten Stelle der verlegten Röhren gesehen haben? Sonst meinen diese Leute doch, daß sie mit ihrer Technik die Schuhgröße der Matrosen auf Deck bestimmen könnten.
    Hier paßt wohl so vieles nicht zusammen.

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