Afrika

Was über die Lage in Niger und Gabun nach den Staatsstreichen bekannt ist

In Gabun und Niger haben Putsche stattgefunden, wobei sich die internationalen Reaktionen unterscheiden. Hier zeige ich auf, wie die Lage in den Ländern ist und wie die internationalen Reaktionen ausfallen.

Die russische Nachrichtenagentur TASS hat eine Zusammenfassung über die Lage in Niger und Gabun nach den Putschen und über die unterschiedlichen internationalen Reaktionen veröffentlicht, die ich übersetzt habe.

Beginn der Übersetzung:

Was über die Situation in Niger und Gabun nach den Staatsstreichen bekannt ist

Der Staatsstreich in Gabun fand etwas mehr als einen Monat nach der Meuterei in Niger statt. Von einer militärischen Lösung der Situation in Gabun, wie in Niger, ist jedoch nicht die Rede.

Vor dem Hintergrund dieser Ereignisse sieht der Westen die Gefahr, den Kampf um Einfluss in Afrika an Russland und China zu verlieren.

Die TASS hat die wichtigsten Informationen über die Situation in Niger und Gabun nach den Putschen zusammengetragen.

Die Putsche in Niger und Gabun

  • Ende Juli meuterte eine Gruppe von Offizieren der Präsidentengarde in Niger und verkündete den Sturz von Präsident Mohamed Bazoum. Die Staats- und Regierungschefs der Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten (ECOWAS) verhängten harte Sanktionen gegen die Rebellen, verlangten die Freilassung Bazoums und drohten mit einer Intervention.
  • Der Aufstand in Gabun fand am 30. August kurz nach der Bekanntgabe der vorläufigen Wahlergebnisse statt, aus denen der Präsident Ali Ben Bongo Ondimba als Sieger hervorging. Die Putschisten erklärten die Ergebnisse für ungültig und verhafteten den abgesetzten Präsidenten, seinen Sohn und eine Reihe von Regierungsmitgliedern.
  • Der Leiter des Auswärtigen Dienstes der EU, Josep Borrell, erklärte, dass die EU beabsichtigt, mit den Putschisten in Gabun auf diplomatischem Wege zu verhandeln, eine gewaltsame Lösung wird nicht in Betracht gezogen, anders als in Niger, wo eine militärische Operation der ECOWAS nicht ausgeschlossen wird.

Die Lage in Niger

  • Die Lebensmittelpreise haben sich nach dem Putsch Ende Juli stabilisiert, bleiben aber auf einem relativ hohen Niveau. Die Auszahlung der Beamtengehälter, die durch den Aufstand unterbrochen wurde, soll am 4. September wieder aufgenommen werden.
  • In Niger sind 1.500 französische Soldaten stationiert, die jedoch das Gebiet der Militärbasen nicht mehr verlassen haben. Gleichzeitig befindet sich das Kontingent in höchster Alarmbereitschaft.

Die Reaktionen der UNO auf die Aktionen der Rebellen in Niger

  • Das Militär, das in Niger die Macht übernommen hat, verkündete, dass es die Aktivitäten internationaler Organisationen und NGOs sowie der UNO angegliederter Organisationen in den Einsatzgebieten der Streitkräfte des Landes aussetze. Es wurde nicht präzisiert, auf welche Regionen des Landes sich dies bezog.
  • Die UNO hat an die nigerianische Regierung appelliert, „besser zu verstehen“, was die Entscheidung bedeutet und welche Auswirkungen sie auf die humanitäre Arbeit hat.
  • Trotz der Entscheidung der Rebellen forderte die Internationale Organisation für Migration der UNO das nigerianische Militär auf, dringend einen humanitären Korridor einzurichten, der es Migranten aus anderen Ländern ermöglichen würde, die Republik sicher zu verlassen. Ein solcher Korridor würde auch die Lieferung von Hilfsgütern erleichtern.

Drohendes Eingreifen der ECOWAS

  • Die ECOWAS ist „entschlossen, in Niger militärisch zu intervenieren“, und wenn die Verhandlungen mit den Rebellen scheitern, sei das nur „eine Frage der Zeit“, erklärte der Außenminister der Regierung des abgesetzten Präsidenten von Niger, Asoumi Massoudou. Ihm zufolge ist eine Einigung mit den putschenden Militärs nur möglich, wenn sie den abgesetzten Präsidenten Mohamed Bazoum wieder in sein Amt einsetzen.
  • Der abgesetzte Präsident Bazoum selbst sowie seine Frau und sein Sohn seien an Malaria erkrankt, während sie in seiner Residenz inhaftiert waren, sagte Masoudou. Die Rebellen erklärten, Bazoum sei „bei guter Gesundheit“ und stehe in telefonischem Kontakt mit Führern und Regierungsvertretern aus anderen Ländern.

Die Folgen des Putsches in Niger

  • Die Kosten für Urankonzentrat sind aufgrund des Staatsstreichs in Niger auf ein 16-Monats-Hoch von 58,8 Dollar pro Pfund (0,45 Kilogramm) gestiegen. Es wird befürchtet, dass die Uranlieferungen unterbrochen werden könnten, da einige Mitarbeiter von Orano, einem Unternehmen, das auf die Herstellung von Kernbrennstoff für französische Kernkraftwerke und den Uranabbau in Niger spezialisiert ist, aus dem Land evakuiert wurden, schreibt die Financial Times unter Berufung auf das Analyseunternehmen Uranium Exchange Company.
  • Niger ist mit fünf Prozent der weltweiten Förderung der siebtgrößte Uranproduzent der Welt.

Die Lage in Gabun

  • Brice Clotaire Oligie Nguema, der zum Leiter der Übergangsregierung in Gabun ernannt wurde, traf sich mit 200 Leitern von nationalen Unternehmen und Betrieben. Er forderte von ihnen Patriotismus und drohte ihnen mit Strafverfolgung wegen Korruption.
  • Das französische Außenministerium erklärte, es habe nach dem Staatsstreich keine Drohungen gegen französische Staatsbürger in der afrikanischen Republik registriert. Zuvor war berichtet worden, dass die EU nicht beabsichtigt, Bürger ihrer Länder aus Gabun zu evakuieren, wie es in Niger der Fall war.

Die Reaktionen auf den Staatsstreich in Gabun

  • Die Afrikanische Union hat die Teilnahme Gabuns an der Organisation aufgrund des Staatsstreichs ausgesetzt. Die Wirtschaftsgemeinschaft der zentralafrikanischen Staaten (ECCAS) wird am 4. September eine Dringlichkeitssitzung zu Gabun abhalten. Zuvor hatte die ECCAS zur Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Ordnung im Land aufgerufen.
  • Mehrere Länder haben bereits ihre Besorgnis über das Vorgehen der Rebellen in Gabun zum Ausdruck gebracht und es verurteilt. Am Freitag gab die kamerunische Regierung eine entsprechende Erklärung ab und forderte außerdem Immunität für den abgesetzten Präsidenten Ondimba und seiner Familie.
  • Dabei hat der Putsch in Gabun keine Auswirkungen auf die Tätigkeit des internationalen Ölkonzerns Tullow Oil, der die Ölexploration, -entwicklung und -produktion umfasst. Insgesamt verfügt Tullow Oil über mehr als 20 Ölfelder in dem afrikanischen Land.
  • Gabun ist eines der ölreichsten Länder Afrikas (Öl macht 70,5 Prozent der Exporteinnahmen aus).

Schwächung des westlichen Einflusses in der Region

  • Der österreichische Außenminister Alexander Schallenberg wies darauf hin, dass der Westen Gefahr laufe, seinen Einfluss in Afrika zu verlieren, wo er sich „mit Russland in einem Kampf der Narrative und mit China einem Kampf der Angebote“ befinde. Er wies darauf hin, dass die afrikanische Region für die Stabilität und Sicherheit des Westens sehr wichtig sei, auch wegen des Migrationsfaktors, weshalb man lernen müsse, mit den afrikanischen Staaten zusammenzuarbeiten, „ohne arrogant zu sein“.

Ende der Übersetzung


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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

14 Antworten

  1. Bockbaerin zu Niger: „Schauen nicht weg wenn eine andere Demokratie weggeputscht wird“.
    Gabun dürfte ihr noch nicht gesagt worden sein.

    Es dürften tatsächlich verschiedene westliche Interessensgruppen hinter diesen beiden Putschen stehen.

      1. Vieles in der EU gehört US-Konzernen und Anlegern wie BlackRock. Für die ist es einer ihrer Standorte. Keine Konkurrenz, sondern schlimmer: Nicht mehr konkurrenzfähig. Schlechte Kostenstruktur. Enorme Steuern und Abgaben, sinkende Reallöhne (Kaufkraft), Energiepreise rund 1000% höher als in günstigen Ländern. Geschäfte lassen sich hier kaum noch machen, außer durch Schlachten und Auslagern. Auch Inder und Chinesen machen hier ihre Betriebe dicht, oder verkaufen sie für Demontage und Wiederaufbau an Bangladesch.

    1. Als nach dem II. Weltkrieg eine neue Serie von Kolonialkriegen durch die Europäer einsetzte, waren die USA auf Seiten der Kolonien und ihrer Unabhängigkeit. Sofern es keine Kommunisten waren jedenfalls.

      Frankreichs Communauté in Afrika hat meist immer noch die alte Kolonialwährung CFA-Franc, und die Länder mußten bei ihrer (Pseudo)-Unabhängigkeit „Freundschaftsverträge“ unterzeichnen, die den Kolonialkartellen feudale Rechte und Pfründen festschrieben. Innerhalb der EU wurden die Kolonien „europäisiert“, so daß auch Berlin und Brüssel Interesse an der Erhaltung dieser neokolonialen Pfründenwirtschaft haben.

      Die USA sehen diese als Benachteiligung. Sie kommen in die Beutewirtschaft der EU nicht so recht herein. Viele der Kriege, die Afrika in den 90er Jahren heimgesucht haben, waren (laut Scholl-Latour) im Kern Stellvertreterkriege Frankreichs gegen die USA.

      Die Panafrikaner stehen oft Rußland nahe und werfen Franzosen und Deutsche mit Hilfe von „Wagnern“ heraus, was von gewissen Kräften in den USA („Pro-Europäer“/“Atlantiker“) heftig bekämpft wird. Aber sie beenden auch den EU-Kolonialfeudalismus und öffnen Nicht-EU-Akteuren neue Geschäftsmöglichkeiten.

      Victoria Nuland, als Vize-Außenministern für die Gegend zuständig, setzt auf Kooperation mit den Panafrikanern, Ausbau des US-Einflusses, kombiniert mit einem gewissen Druck wegen der Russen. Das ist pragmatisch. Die denkbare Alternative, mit der EU gegen die Panafrikaner und die Russen, würde ihnen viel Ärger und wenig Nutzen bringen.

        1. Verworren, weil zu wenige Medien umfassend berichten.
          Die ECOWAS-„Intervention“ schwebt ja zur Zeit wie eine Höllendrohung über dem Niger-Putsch. Getreu dem Motto: schaut dass ihr wieder Vernunft annehmt, sonst…“.

          Ich bin sicherlich kein Afrika-Experte, aber was ich so in den letzten Wochen gelesen habe, ist es eben keineswegs so, dass die ECOWAS-Länder total empört sind und nur auf die Erlaubnis des großen globalen Arschlochs (USA) warten, um endlich Waffengewalt gegen die Putschisten anzuwenden zu dürfen.

          Die ganze Sache hat nämlich mehrere Haken: einerseits ist den besagten West-Arschkriecher-Ländern (ECOWAS) durchaus bewusst, dass nicht nur der Großteil der nigrischen Bevölkerung hinter den Putschisten steht, sondern auch dass ein militärisches Eingreifen von Ländern wie Mali, Burkina Faso und Algerien sofort als militärischen Angriff auf deren eigene Souveränität gewertet werden würde. Und schlussendlich ist es eben auch nicht so, dass bei den ECOWAS-Regierungschefs die Aussicht, demnächst Krieg gegen den Nachbar Niger zu führen, Begeisterungsstürme auslöst, einfach weil die Situation in deren Ländern momentan auch nicht sooo arg anders ist, sprich, die Bevölkerung ist in Punkto West-Hörigkeit etwas geteilter Meinung.

          Sprich, egal wie viel Knatter die besagten Staaten vom Mafia-IWF kriegen, besonders scharf sind die auf einen heißen Krieg mit Niger deswegen nicht, weil sie genau wissen, dass es in deren Ländern plötzlich genauso umschwenken könnte.

          Was in vielen Medien nicht oder zu wenig thematisiert wird, ist, dass die Afrikaner

          ENDGÜLTIG DIE SCHNAUZE VOLL VOM KOLONIALISMUS HABEN !!!

          Offenbar ist es ihnen wichtiger geworden, die französischen Neokolonialisten rauszuwerfen, als sich mit dem IWF gut zu stellen.

          1. Es sind tatsächlich überwiegend die Afrikaner, die bei den Umstürzen die Akteure sind. Es geht ihnen um die Beendigung des Neokolonialismus, die Folgen der „Inervention“ in Libyen und den seither von der EU in der Gegend Sahel-Tschadsee-Westafrika betriebenen Terrorismus.

            Tinubu ist explodiert, weil der Putsch in Niger kam, nachdem er zwei Wochen vorher nach seinem Amtsantritt erklärt hatte, keine weiteren Putsche mehr hinnehmen zu wollen. Inzwischen kann man die Lage und die möglichen Folgen einschätzen und kaum noch einer bei ECOWAS ist für eine „Intervention“.

            Die EU ist für die „Intervention“. Gewisse Kreise in Frankreich, die ihre Interessen bedroht sehen (während andere sehen, daß Françafrique durch Macron und seine Methoden dem Totalverlust entgegengeht). Und besonders die Deutschen, die große Ambitionen im Sahel haben, sich bei ihren Kriegstreibereien aber wie üblich hinter anderen verstecken. Die USA haben nichts damit zu tun, und die Türkei ist gegen eine „Intervention“.

            Die Medien berichten sehr viel und schon seit Jahren über die Lage und die Entwicklungen. In den Sahel-Ländern und in Algerien haben sie erstklassige Analysten, wie auch in West- und Zentralafrika. Auch in der Türkei, in Nordamerika und Frankreich gibt es viele gute Artikel.

            Hier einer über die Vorgeschichte:

            Ousmane Mariko, Mamadou Makadji, 23 septembre 2020
            Mali : Mali, 60 années après : Toujours dans les griffes impérialistes de la France
            https://maliactu.net/mali-mali-60-annees-apres-toujours-dans-les-griffes-imperialistes-de-la-france/

  2. Was sonst noch bekannt ist ?
    Im Haus von ex Präsident Bongo hat man haufenweise Taschen voller Geld in verschiedenen Währungen gefunden , Betonung liegt auf haufenweise und Politiker haben sich auch mit vollen Taschen aus dem Staub gemacht , den Vogel samt Handlanger hat man wohl besonders gut geschmiert .

  3. Vielleicht solltest du mal die Rolle und die Interessen der USA in der Region mal etwas mehr in den Fokus nehmen Thomas?
    Wenn das was Jochen Mischka über den Karriereweg einiger der Putsch-Offiziere und den unbehelligt Status der US-Basen und -Truppenkontingente berichtet stimmt, ergibt sich möglicherweise ein ganz anderes schlüssiges Bild als das, was sich aus deinen Ausführungen und Quellen ergibt.
    https://apolut.net/revolution-in-niger-und-die-folgen-von-jochen-mitschka

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