Spiel mit dem nuklearen Feuer

Kiew beschießt neuerdings fast täglich das AKW Saporoschje

Praktisch unbeachtet von den westlichen Medien ist Kiew dazu übergegangen, das AKW Saporoschje, das seit Anfang 2022 unter russischer Kontrolle steht, zu beschießen. Kiew spielt mit dem Feuer und riskiert einen Supergau schlimmer als bei Tschernobyl.

Russische Medien berichten täglich über die Lage beim AKW-Saporoschje, dem größten Kernkraftwerk Europas. Das ehemals ukrainische AKW ist seit Ende Februar 2022 unter russischer Kontrolle und wurde bereits 2022 von Kiew beschossen. Als im September 2022 endlich Experten der IAEO dort eintrafen, verlegte Kiew den Beschuss auf das Umland die naheliegende Stadt Energodar, die zu Sowjetzeiten extra für die Mitarbeiter des AKW gebaut wurde. Seit Anfang April wird das AKW selbst wieder fast täglich von der ukrainischen Armee beschossen.

Das war am Sonntag natürlich ein Thema im wöchentlichen Nachrichtenrückblick des russischen Fernsehens und ich habe die Reportage aus Energodar und dem AKW-Saporoschje übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Kiew versucht, die Einwohner von Energodar einzuschüchtern, indem es das Atomkraftwerk Saporoschje beschießt

In dieser Woche wurden fast täglich Drohnenangriffe auf das Kernkraftwerk Saporoschje durchgeführt. Was ist das anderes als ein direktes Ultimatum an Europa und die USA: Wenn ihr uns keine Waffen und Luftabwehrsysteme gebt, veranstalten wir ein zweites Tschernobyl!

Die IAEO verurteilte die Angriffe auf das Kraftwerk, weigerte sich aber erneut, die Verantwortlichen des Beschusses zu nennen. Das ukrainische Militär macht erneut Russland für alles verantwortlich, nach dem Motto, das seien Provokationen der Russen, eine Operation unter falscher Flagge.

Im Internet geht bereits ein Witz um: „Warum beschießt Russland nur das eine der vier Kernkraftwerke auf ukrainischem Gebiet, das unter seiner Kontrolle steht? Wo ist die Logik der Russen?“

Aus Energodar berichtet unsere Korrespondentin.

Fast eineinhalb Jahre lang galt das Gelände des Kernkraftwerks Saporoschje als der sicherste Ort an der gesamten Kontaktlinie. Die ukrainischen Soldaten vermieden es sorgfältig, dass Granaten und Drohnen hier einschlugen, und zielten stattdessen auf die Stadt Energodar und das Gebiet um das Kernkraftwerk Saporoschje.

Am 7. April änderte sich die Lage dramatisch. Nun ertönt auf dem Gelände des AKW fast täglich Luftalarm. Dann ist es strengstens verboten, sich ohne Schutzweste und Helm in der Nähe der Kraftwerksblöcke aufzuhalten.

Zum ersten Mal wurde am Kernkraftwerk Saporoschje im Sommer 2022 Luftalarm ausgerufen, im Herbst hörte der Beschuss praktisch auf. Statt Granaten kamen Drohnen, die am Himmel über dem Kernkraftwerk kreisten. Im April gingen die ukrainischen Drohnenbetreiber von der Beobachtung zum Kampfeinsatz über. Fünf Drohnen allein an einem Tag. Eine davon landete auf der Kuppel von Block 6 und explodierte nicht, die zweite explodierte, von der radioelektronischen Abwehr ausgeschaltet, bereits am Boden.

Jurij Tschernitschuk, der Direktor des AKW, zeigt mir die Stelle und erklärt: „Warum ist diese Stelle besonders schlecht? Direkt neben uns steht ein Tank. In diesem Tank, von denen es zwei gibt, befinden sich jeweils etwa 500 Kubikmeter destilliertes, chemisch entsalzenes Wasser, das für den technologischen Prozess verwendet wird. Glücklicherweise wurde bei diesem Einschlag nur die Verkleidung des Tanks beschädigt, der Tank selbst blieb unversehrt.“

Einen Tag zuvor gab es einen Angriffsversuch auf die Stickstoff-Sauerstoff-Station, ein paar Wochen zuvor schlug eine Drohne in der Nähe des Treibstofflagers für Dieselgeneratoren ein.

Die Antwort auf die Frage, wer auf das AKW schießt, ist für den Direktor des Kraftwerks offensichtlich: „Natürlich das andere Ufer“, sagt Tschernitschuk.

Seit September 2022 sind ausländische Beobachter der Internationalen Atomenergiebehörde IAEO auf dem Gelände des AKW, ihr Besuch wurde vom Konzern Rosatom initiiert. Aber Kiew hat die Ankunft der Experten auf jede erdenkliche Weise behindert. Ob Zufall oder nicht, aber nachdem die ausländischen Inspektoren im AKW aufgetaucht waren, nahm die Intensität des Beschusses vom rechten Ufer aus ab. (Anm. d. Übers.: Die Anreise der ersten Experten im September 2022 war ein echter Nervenkrieg, den Sie hier nachlesen können.) https://anti-spiegel.com/2022/kiew-behindert-iaea-inspektion-des-akw-die-chronologie-des-tages/

„Die IAEO ist ein abschreckender Faktor“, stellt der Direktor des AKW Saporischschja fest.

Das ukrainische Militär hatte sich auf die Infrastruktur des Kernkraftwerks Saporoschje außerhalb seines Geländes verlegt. Das Kernkraftwerk stand neunmal „auf Null“, was bedeutet, dass es von der externen Stromversorgung abgetrennt war.

Dieser einzigartiger Simulator für die Ausbildung von Reparaturmannschaften, in dem Spezialisten für die Arbeit in der Reaktorhalle ausgebildet werden, befindet sich außerhalb des Kernkraftwerks Saporoschje. Valery Martinjuk, der stellvertretende Chefingenieur für Personalschulung und Leiter des Ausbildungszentrums, erzählte von dem Angriff auf das Zentrum, dessen Spuren in Form von Löchern im Dach noch zu sehen sind: „Ich verstehe den strategischen Zweck des Beschusses des Ausbildungszentrums nicht. Und dem Personal Angst zu machen, das funktioniert nicht.“

Anastasia Kislaja, Abgeordnete des Stadtrats von Energodar, arbeitet im AKW und war Augenzeugin von Angriffen mit Kamikaze-Drohnen auf die Infrastruktur des Kraftwerks. An der Fassade des Verwaltungsgebäudes zeigt sie die Spuren des Beschusses.

Und Eduard Senovos, der Leiter des Stadtbezirks Energodar, hat in seinem Büro eine Sammlung von Granatsplittern, Minenschäften und Drohnentrümmern, die auf die Verwaltung abgeschossen wurden.

In Energodar selbst gilt seit fast zwei Jahren das Regime des Luftalarms. Und auch wenn es im AKW lange Zeit ruhig war, erwartet die Stadt täglich Provokationen vom rechten Ufer.

Die Waffenruhe, die während der Rotation der IAEO-Experten gilt, wird von der ukrainischen Seite ignoriert. Während der Rotation im November, als die Experten Energodar passierten, griffen ukrainische Drohnen ein Wohnviertel an. Eine der Drohnen flog in einen Wohnblock und traf eine Wohnung. Wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt. Insgesamt waren es sieben Drohnen.

Die ukrainische Seite versucht, die Lage in der Stadt der AKW-Mitarbeiter zu destabilisieren und die nukleare Sicherheit zu gefährden, erklärt Andrej Korotky, der Vorsitzender des Abgeordnetenrats von Energodar: „Die ukrainische Seite verhält sich so, dass unsere Leute, unsere Bürger einfach wegfahren. Selbst aus militärischer Sicht hat das keinen Sinn. Es gibt nur einen Sinn: Angst machen.“

Doch trotz des ständigen Beschusses vom rechten Ufer und der Provokationen der Kiewer Regierung reiht sich Energodar in die Familie der russischen Atom-Mitarbeiter ein. In der Stadt wurde das Schwimmbad renoviert und eine einzigartige Boxschule eröffnet. Und für die Spezialausbildung der AKW-Mitarbeiter stehen Interessenten Schlange.

„Wir hatten Hilfe von Rosatom: Sportgeräte, Schreibwaren, Renovierungen und modulare Heizräume“, zählt Julia Bechterewa, die Direktorin der Schule Nr. 4 und Abgeordnete des Stadtrats, auf. Sie freute sich über die Rückkehr der Schüler in die Schule und erinnert daran, dass es 2022 keine einzige russischsprachige Schule mehr in der Stadt gab. Unter Tränen erzählt sie von den Gefühlen, als sie wieder in allen Sprachen, auch Russisch, unterrichten durften, was vor dem Maidan normal gewesen ist.

In Energodar wurde erneut Luftbalarm ausgerufen: Die radioelektronische Abwehr hat in der Nähe des AKW eine weitere Drohne abgeschossen.

„Sie versuchen, psychologisch, physisch und moralisch auf uns einzuwirken“, sagt der Direktor des Kernkraftwerks.

„Klappt das?“, frage ich.

„Nein, das klappt nicht“, betont Tschernitschuk.

Im Kernkraftwerk Saporoschja arbeiten mehr als 2.500 Mitarbeiter. Ihre Sicherheit und die Sicherheit der Anlage werden von Einheiten der Nationalgarde gewährleistet, und die Soldaten überwachen täglich die Umweltdaten. Sie sind auch für die Sicherheit der IAEO-Beobachter während der Rotation verantwortlich.

Die 17. Rotation der IAEO-Experten im AKW Saporoschje wird in den kommenden Tagen stattfinden. In den letzten anderthalb Jahren haben Rosatom und die IAEO konstruktive Beziehungen aufgebaut, und Rosatom ist stets offen für den Dialog. Die internationalen Beobachter registrieren die Verstöße, ohne eine Bewertung abzugeben, aber die Bewohner der russischen Stadt Energodar ziehen ihre eigenen Schlüsse. Sie wissen sehr genau, wer ihre Stadt zerstört und wer sie aufbaut.

Ende der Übersetzung


In meinem neuen Buch „Das Ukraine Kartell – Das Doppelspiel um einen Krieg und die Millionen-Geschäfte der Familie des US-Präsidenten Biden“ enthülle ich sachlich und neutral, basierend auf Hunderten von Quellen, bisher verschwiegene Fakten und Beweise über die millionenschweren Geschäfte der Familie des US-Präsidenten Joe Biden in der Ukraine. Angesichts der aktuellen Ereignisse stellt sich die Frage: Ist eine kleine Gruppe gieriger Geschäftemacher möglicherweise bereit, uns für ihren persönlichen Profit an den Rand eines Dritten Weltkriegs zu bringen?

Das Buch ist aktuell erschienen und ausschließlich direkt hier über den Verlag bestellbar.

Hier geht es zum neuen Buch

Werbung

Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

13 Antworten

  1. „Laut dem Argentinier Rafael Grossi, dem Chef der Internationalen Atomenergiebehörde, der drei Monate später, am 25. Mai, auf dem Forum in Davos sprach, hatte die Ukraine heimlich 30 Tonnen Plutonium und 40 Tonnen Uran in Saporischschja gelagert. Zu Marktpreisen war diese Ladung mindestens 150 Milliarden Dollar wert. Der russische Präsident Wladimir Putin sagte: „Das Einzige, was [der Ukraine] fehlt, ist ein Urananreicherungssystem. Aber das ist ein technisches Problem, und für die Ukraine ist es kein unlösbares Problem.“ Seine Armee hatte jedoch bereits einen Großteil dieser Vorräte aus der Anlage entfernt. Die Kämpfe dort dauerten monatelang an. Hätten die integralen Nationalisten sie noch gehabt, hätten sie dann das getan, was die „revisionistischen Zionisten“ heute tun: Sie hätten immer mehr Waffen gefordert und im Falle einer Weigerung gedroht, sie einzusetzen, d.h. Armageddon zu starten.”

    Ist die Möglichkeit eines Weltkrieges real?
    https://www.voltairenet.org/article220707.html

    1. Oh man benötigt nicht wirklich eine Anreicherungs Anlage… Schon mal was von „schmutzigen A Waffen gehört“..
      Sind von der Sprengkraft nicht ansatzweise so effektiv aber dafür sorgen sie um einen sehr viel höheren Rest Strahlung usw. Oder Strahlen Verseuchung..
      Das Problem bei A Waffen ist nicht so sehr die Reinheit des Verwendeten Materials sondern das Zeug richtet zum reagieren zubringen.. Die theoretischen Technik von A Waffen ist nicht wirklich kompliziert die praktische Umsetzung oder Anwendung ist es aber schon..

    1. mit handy aus dem auto…
      es sind selbstmord-attentats-terroristen. sollte putin die gesamte regierung mit dem gesamten noch vorhandenem parlament. mit der gesamten militär-befehlsstruktur nicht überall wo sie sind inklusive dem schauspieler nicht eleminieren lassen… dann muss er sich selbst fragen, ob er der richtige präsident für russland ist.

    2. @Vlad
      Was hat man denn von „Extremisten“ erwartet? Wenn die nicht ihren Willen bekommen, machen sie lieber alles kaputt, bevor sie ihre Niederlage anerkennen.

      Gibt ’ne schöne Redensart: „Wer sich mit Hunden ins Bett legt, darf sich nicht wundern wenn er am nächsten Morgen Flöhe hat“.

      1. Bääh – Kopfkino…

        Mit den Flöhen könnte man leben – doch Darmschwanger ginge gar nicht, drum hab’sch ’ne Gabel verschluckt – jetzt ist mit Gitter geschützt… 😁😝😎

  2. Nehmen wir an, durch den Beschuss entsteht ein zweites Tschernobyl oder Fukushima mit Kernschmelze und Explosion. Zieht sich dann Russland zurück, wer räumt dann dort auf? Die fehlenden Männer? Steht die Atomruine dann in der Ukraine oder in Russland? Wer zahlt dann die Sanierung? Den Sarkophag für Tschernobyl hat nicht die Ukraine finanziert. Die Tschernobylwolke hat sich über ganz Europa ausgebreitet. Wird Zeit, dass die Europäer da mitreden.

  3. Das Ganze ist nicht mehr nachvollziehbar, wir sind wir da ausserhalb des normal-Menschlichen geraten. Man fragt sich was für Soldaten und Vorgesetzte das Vorort sind, die solche Befehle ausführen. Es ist wohl die ohnmächtige Angst davor, was mit einem geschieht, wenn man Befehle verweigert. Die IAEO nimmt ihre Aufgabe nicht wahr, das an Hand der Informationen die wir bekommen, es kann natürlich auch anderes sein. Aber auch da fragt man sich was für Menschen das sind, die all das geschehen lassen. Die hätten viel mehr Macht.

  4. … jetzt geht mir auch ein Licht auf was die TAURUS Diskussion betrifft…
    – um den größten Erfolg zu erzielen was den Beschuss des AKW betrifft, wäre der TAURUS die magische Komponente…

    „Der MEPHISTO-Gefechtskopf des Taurus KEPD-350 durchschlägt im Zusammenwirken mit der Vor-Hohlladung selbst stark gehärtete Zielstrukturen, beispielsweise Bunkeranlagen oder Führungsgefechtsstände.“

    https://www.bundeswehr.de/de/ausruestung-technik-bundeswehr/ausruestung-bewaffnung/marschflugkoerper-taurus-kepd-350

    Ich weiß zwar nicht wie viel die Reaktoren verkraften können, aber denkbar wäre definitiv, dass sich mit dem TAURUS die Reaktorwände knacken lassen… den Rest kann sich jeder zusammen reimen…

Schreibe einen Kommentar